|| Alt || Kapitel 6
Ich hab es dir gesagt. Niemals wird irgendjemand jemand wie dich lieben! Du wirst sterben! Einsam und alleine!
Ein Wall Tränen überrollt mich und ich spüre wie sich alles dreht. Mir ist schwindlig und mein Magen dreht sich. Mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen und ein lautes Schluchzen entweicht mir.
Ich hätte niemals herkommen sollen. Ich hätte zuhause bleiben sollen. Warum er?! Warum jetzt?! War das alles umsonst? Hab ich mich umsonst durch all die Therapien gequält? Hat er auch nur eine Sekunde an mich gedacht, während er Tag für Tag mein Gedanken und mein Herz besetzte? Hab ich ihm jemals etwas bedeutet?
Durch mein Schluchzen lösen sie sich erschrocken voneinander und schauen in keine Richtung.
Jimin schaut mich erschrocken an und jede Farbe weicht aus seinen Gesicht. ,,Y-yoongi"
Jungkook senkt beschämt den Kopf und Jimin hat seine Hände noch immer auf der Hüfte des Jüngeren zu liegen.
Verletzt schaue ich zwischen den Jungen hin und her. Erst als ich die erste Träne auf meiner Wange spüre, Laufe ich wieder weg. Weg von diesem Ort, weg von dem eben geschehen. Ich hoffe durch das laufen auch die Erinnerung abschütteln zu können, doch das Bild hat sich zu fest in meinen Kopf gegraben.
,,Yoongi!" ich höre Schritte hinter mir und verzweifelt drängel ich mich durch die Masse der Schüler um Jimin abhängen zu können.
Mit dem Arm wische ich mir die Tränen weg und Stürme in eine Kabine auf den Jungentoiletten. Schnell verschließe ich die Tür und lasse mich schluchzend auf den Deckel fallen.
Das Bild verschwindet einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Jimin und Jungkook ... Jimin Hände auf seiner Hüfte und seine Arme um seinem Nacken. Ihre Lippen bewegen sich verlangend aufeinandern und Jimins Grinsen, als seine Hände sich langsam auf Jungkooks Po zu bewegten.
Verzweifelt kralle ich meine Finger in meine Haare und ziehe die Knie fest an meinen Körper.
Er hat dich niemals geliebt. Er war nur bei dir, weil er Mitleid mit dir hatte! Er hat dich nicht einmal besucht oder versucht dich zu erreichen. Er hat sich nicht mal erkundigt wie es dir geht! Du bist unbedeutend! Unnötiger Dreck unter den Schuhen der anderen! Bring es endlich zu Ende!
,,Nein, nein geh weg!" zitternd öffne ich schnell meinen Rucksack und suche nach einem Stein, den Yewon mir kaufte.
Es ist ein gelber Stein, mit einigen dunkleren lila Stellen. Ich wollte diese Stein, da gelb die Hoffnung und Lila für die dunklen Momente im symbolisieren. Es war Bestandteil der Behandlung und immer wenn es mir schlecht geht, soll ich den Stein nehmen und einen bestimmten Spruch sagen. Doch ich kann ihn nicht finden.
Mit einem leisen klappern fällt eine kleine Schachtel aus meinem Rucksack und schluckend starre ich sie an.
Nimm sie
Vorsichtig stelle ich meinen Rucksack zur Seite und nehme die Packung mit den Klingen in meine Hand.
Ich habe sie noch nie benutzt. Sie gaben mir Sicherheit, als ich noch in der Schule war. Für mich waren sie ein Symbol. Sie symbolisierten meine eigene Stärke, da ich es schaffte ihnen zu widerstehen und ihnen nicht verfiel.
Doch heute wird meine Stärke fallen. Heute ist der Tag. Heute werde ich, Min Yoongi, aufgeben. Ich habe alles verloren, was man verlieren kann. Das einzige was mir blieb ist meine Schwester.
Tu es endlich. Du wirst merken, es wird dich befreien. Befreien von all der Last und all dem Schmerz.
Ich will es nicht, aber mein Körper wehrt sich gegen meinen Verstand und lässt sich von der Stimme in meinem Kopf leiten.
Die kleine, kalte Klinge halte ich in meiner Hand und mit Tränen in den Augen schiebe ich den Ärmel meines Pullovers etwas nach oben.
Ich habe nichts mehr was mich hält. Meine "Freunde" interessieren sich nicht für mich, meine Eltern sind nie da und an der Schule hatte man mich schon fast vergessen. Ich fühle nichts mehr. Nur noch Trauer. Ich will ihr Ausdruck verleihen. Ich will es testen.
Vorsichtig setze ich die Klinge an meinem Arm an und lecke mir über die trockenen Lippen.
Ich schließe die Augen und ohne nachzudenken ziehe ich die Klinge über meinen Arm. Schmerzhaft keuchend lasse ich das Metallstück fallen und spüre wie mein Körper sich verkrampft.
Blut. Rotes Blut fließt über meinen Arm. Große Mengen fließen aus der tiefen Wunde und zitternd presse ich einige Taschentücher auf die brennende Wunde. Keuchend lege ich den Kopf in den Nacken und spüre, wie der Schmerz und auch das Brennen langsam verschwinden. Es blutet nur noch. Viel zu viel Blut läuft aus der Wunde, doch es fühlt sich nicht falsch an.
Ich habe es verdient, bestraft zu werden. Ich habe es verdient zu leiden und ich habe es verdient zu bluten. Ich verdiene kein Lächeln, keine Liebe, keine Wärme einer anderen Person.
Ich spüre wie mir kälter wird und mein gesamter Körper anfängt zu zittern, doch das ist mir egal. Ich verdiene es nicht, dass mir warm ist. Ich verdiene nur die Dunkelheit, Kälte und Einsamkeit.
Weg.
Meine einziger Gedanke. Ich muss hier weg.
Schnell werfe ich die Taschentücher weg und drücke mir neue, auf die noch immer stark blutende Wunde.
So unauffällig wie möglich schleiche ich mich aus den Toiletten über die leeren Fluren.
In den Unterricht kann ich so nicht gehen, weshalb ich mich langsam zu Hauptausgang begebe und versuche so schnell es geht diesen Ort zu verlassen.
Auch im letzten Schuljahr bedeutete dieser Ort nie etwas Gutes für mich und das hat sich schon am ersten Tag wieder bestätigt.
,,Yoongi ..."
Ich ziehe scharf die Luft ein, als sich von hinten zögernd zwei Arme um mich legen.
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