|| Alt || Kapitel 5

"Yoongi, was machst du da?"
Erschrocken schaue ich von der Klinge in meiner Hand auf und blicke in das verwirrte Gesicht meiner Schwester.

"N-Noona" stottere ich und schlucken den Kloß in meinem Hals herunter. "I-ich dachte du wolltest erst in zwei Wochen wieder hier sein"
Schnell kommt sie auf mich zu und reißt mir die Klinge aus der Hand. Wütend schaut sie mich an. "Na glücklicherweise bin ich heute schon zurück gekommen! Was soll das werden und wie siehst du bitte aus?! Du bist ja dünner als ein Blatt Papier!" Wut zeichnet sich in ihren Augen und auch wenn ich weiß, dass sie nicht sauer auf mich sondern auf sich selbst ist, fühle ich mich schuldig und wende den Blick von ihr ab.
Ihre wütender und zugleich enttäuschter Blick durchbohren mich und beschämt verstecke ich meinen Körper unter meiner Decke.

Als Yewon vor knapp vier Monaten nach Deutschland ging, war ich noch vollkommen normal. Ich war viel draußen, aß eigentlich viel zu viel und ging regelmäßig mit Jimin ins Fitnesscenter. Ich war schon immer der ruhige Typ, allerdings hatte ich nie eine negative Ausstrahlung auf andere Menschen. In der Zeit, wie Yewon weg war, hat sich so einiges geändert.

"Na schön" sie beginnt in ihrer Tasche zu wühlen und bei dem Entsperrton ihres Handy's reiße ich mir die Decke vom Kopf. "Nein!!!"
"Doch! Yoongi, doch! Du bist krank und ich hole dir jetzt Hilfe!"
"Ich brauche keine Hilfe!!"
"Oh doch! Yoongi, wenn du dir nicht helfen lässt, dann stirbst du bald! ... Und das könnte ich mir niemals verzeihen" Tränen bilden sich in ihren Augen und ich spüre ein schmerzhaften ziehen in meiner Brust. Ohne etwas zu sagen schlinge ich meine dünnen Arme um ihren Körper und lege meinen Kopf auf ihre Schulter. Sie umarmt mich zurück und zum ersten mal, seit Jimin fort ist, fühle ich mich wieder geborgen und sicher.

Der Gedanke an Jimin schmerzt noch immer sehr. Ich hasse mich dafür, das ich ihn weggeschickt habe, das ich ihn verletzt habe, das ich so gemein zu ihm war. Doch jetzt muss ich mich um meine Noona kümmern. Sie braucht mich und ich werde sie glücklich machen. Ich MUSS sie glücklich machen! Ich will das sie wieder lachen kann, das wir wieder lachend durch den Park laufen und sie mir alles erzählt hat, was sie erlebt hat. Ich will, dass alles wieder so wird wie früher und diesmal wird mein Wille nicht versagen! Ich werde es schaffen! Ich werde Noona wieder glücklich machen und ich werde Jimin wieder sehen!

Ich spüre, wie die Entschlossenheit mich durchzieht und mit einem entschlossenen Nicken schaue ich Yewon an. "Lass es uns machen"
Ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen und sie hält mir ihre Hand für ein High Five hoch. Ich schlage ein und sofort beginnen wir uns zu Informieren.

-- 8 Monate später --

Yewon hat mich in den letzten Monate von Therapie zu Therapie geschleppt, und auch wenn es sehr anstrengend war, habe ich nun das Größte hinter mir. Mein Körper hat sich erholt und ich habe nun wieder ein normales Gewicht. Körperlich geht es mir besser, meine Depression habe ich jedoch nicht behandeln lassen. Noch immer quält mich die Stimme in meinem Kopf, doch ich schaffe es relativ gut sie zu ignorieren. Auch wenn das nicht immer einfach ist.
Über die ganze Zeit habe ich Shin, Jungkook oder Jimin nicht einmal gesehen. Shin und Jungkook waren einpaar mal da, aber Yewon hat sie nicht zu mir gelassen. Sie hatte Angst, das ich wieder ein Lochen fallen würde, solange ich nicht stabil genug bin. Jimin war nicht einmal da, doch heute ist mein erster Schultag und ich bin bereit ihm wieder zu begegnen.
Mit den Kopfhören im Ohr sitze ich im Bus und trommel mit meinen Zeigefinger auf meinem Knie umher. Ein neues Schuljahr hat begonnen, und wegen meiner langen Fehlzeit, bin ich nun ein Jahrgang unter meinen Freunden.

Der Bus hält und das Klopfen meines Herzens wird immer schneller und angespannt atme ich tief durch.
Die ersten Schüler aus meinem alten Jahrgang schauen mich verblüfft an, doch ich ignoriere ihre Blicke und gehe zielstrebig auf den Platz zu, an dem Jimin, Jungkook, Shin und ich uns immer getroffen haben.
Shin's Bus dürfte noch nicht da sein, weshalb ich hoffe auf die beiden Jungs zu treffen.
Voller Vorfreude werden meine Schritte immer schneller und das Grinsen auf meinen Gesicht immer breiter.

Jimin!

Meine einziger Gedanke. Ich laufe schon fast und alles in mir macht sich bereit, ihn zu sehen, ihm in den Arm zu fallen und ihm zu sagen wie sehr mir alles leid tut, was ich zu ihm sagte. Alles in mir schreit nach seiner Näher und die Freudentränen steigen mir in die Augen.
Mein Herz rast, mein Puls steigt und zum ersten mal seit Monaten laufe ich. Ich laufe so schnell mich meine Beine tragen können und laufe direkt auf unserem Treffpunkt zu. Doch als ich um die Ecke biege, erstarrt alles in mir und ich spüre, wie mein Herz gewaltsam in zwei Teile gerissen wird.

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