|| Alt || Kapitel 4
Einige Minuten später kommt Jimin mit 6 belegten Brötchenhälften zurück und stellt einen der Teller auf der Matratze ab. Auf seinem Teller befindet sich exakt das gleiche. 3 Brötchenhälften, einige Apfelstücke, etwas Gurke und, ebenfalls auf dem Tablett, für jeden ein Glas Orangensaft.
Lächelnd setzt er sich vor mir und wartet, doch ich schaue nur zwischen ihm und dem Teller hin und her.
Er zwingt mich zu essen. Durch seine Handlungen versucht er mich zum essen zu bringen und tut sich damit selber nichts Gutes. Er weiß, das ich nur das beste für ihn will und legt seine Gesundheit in meine Hände. Doch ich bin nicht stark genug um die Leine zu halten, an die er hängt. Sie rutscht Stück für Stück in den Abgrund und ich kann nicht verhindern, das Jimin alles riskiert was er hat. Das er seine Gesundheit aufs Spiel setzt um mich aus meinem tiefen Gefängnis zu holen. Ein Gefängnis, das ich in meinem Inneren errichtet habe, ohne Fenster, ohne Licht und Wänden so hoch und glatt das eine alleinige Flucht unmöglich ist. Einem Gefängnis, das mich zwingt, alleine zu sein, das mich verrückt werden lässt und mein Gehirn manipuliert. Ein Gefängnis, das jeden Tag zu einem Alptraum macht und meinem Spiegelbild einen eigenen Charakter verleiht.
Das Knurren von Jimins Magen holt mich aus meinen Gedankengängen und beherzt greife ich zu einem Stück Apfel. Jimin tut es mit gleich und nach kurzem Zögern beiße ich vorsichtig hinein. Jimin grinst und macht nun das selbe.
Nach dem Apfel versuche ich mich an eine der Brötchenhälften, doch ich schaffe es nicht.
Aber ich muss! Jimin hat noch lange nicht genug gegessen. Ich muss es schaffen. Ich muss ihn retten!
Keuchend zwinge ich mich, diese Hälfte auf zu essen und Jimin schaut mich stolz grinsend an.
,,Na bitte, geht doch" doch ich rappel mich so schnell es geht auf
,,B-bad" stottere ich und kurzerhand hebt Jimin mich hoch und trägt mich ins Bad.
Dort setze ich mich auf die kalten Fliesen und entleere meinen überfüllten Magen in der Toilette.
Seufzend lehnt Jimin sich gegen die Tür und schaut schuldig auf den Boden.
,,E-Es tut mir leid" wimmere ich unter Tränen und spüre eine Hand auf meinem knöchrigen Rücken.
,,Dir muss nichts leid tun" flüstert er und ich lasse meinen Kopf hängen.
Er ist enttäuscht von mir. Ja, er ist ganz sicher enttäuscht von mir, das ich das Essen nicht behalten habe. Er ist sauer auf mich! Ich hasse mich! Ich hasse meinen Magen, meinen Körper! Ich will hier weg, ich will hier raus. Ich will alleine sein und Jimin all das ersparen.
,,Geh weg" befehle ich flüsternd und spüre Jimins verwirrten Blick auf mir liegen.
,,Was? Warum?"
,,Ich hab gesagt du sollst gehen!!" drehe ich mich schreiend zu ihm um.
,,Hau ab! Lass mich alleine und verschwinde aus meinem Leben!!"
Nein! Nein, er darf nicht gehen! Jimin ich meinte es nicht so!
Entsetzt schaut er mich an. Sein Blick wird traurig und auf seinen Augen bildet sich eine glasige Schicht. Er nickt.
,,Wenn du das so willst, dann gehe ich eben" er steht auf und verlässt langsam das Zimmer.
Ich spüre wie die Wut mich beherrscht. Aber es ist keine Wut auf Jimin, oder das was er tut. Es ist die reine Wut auf mich selbst, welche ich an dem einzigen Menschen ausgelassen habe der mir helfen wollte.
Ich will nach seiner Hand greifen, ich will ihn festhalten, ihn in meinen Arm nehmen und ich will ihm sagen das es mir leid tut. Dass das nicht ich war, der ihm sowas sagte, ich will endlich seine so weich aussehende Lippen auf meinen spüren, doch mein Wille versagt.
Jimin schließt die Tür hinter sich und es wird still in der Wohnung.
Vorsichtig rappel ich mich auf und spüle mein Erbrochenes die Toilette herunter. Ganz langsam verlasse ich das Bad und gehe wieder zurück in mein Zimmer. Dort fällt mein Blick wieder auf den großen Spiegel und darin sehe ich einen Körper.
Einen mageren und knochigen Körper. Ein Skelett mit Haut. Einen Körper der mich anekelt, ein Körper dem ich entfliehen will.
Ich spüre die Tränen in meine Augen steigen und meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich werfe den Spiegel um und beim Aufprall zerspringt das Glas in viele Scherben.
Ich taumel zurück, bis mein Rücken die kalte Wand berührt und mein Blick hängt an dem zerbrochenen Spiegel. Wimmernd sinke ich der Wand hinab und setze mich auf den harten Boden.
Yoongi. Yoongi warum weinst du?
Lass die Tränen weg.
Du bist doch selbst Schuld an all dem.
Du warst es doch, der Jimin und damit deine wahre Liebe weggeschickt hat.
Es ist deine Schuld das du alleine bist.
,,LASS MICH ALLEINE!!!" schreie ich und kralle meine Finger in meinen Haaren fest. Ich rolle mich zusammen und die Tränen laufen in Strömen meine Wangen hinab. Ich erinnere mich, an ein Lied das Jimin früher oft summte und unter Tränen fange ich an zu singen, um diese Stimme in meinem Kopf zu verdrängen.
Aber du bist allein.
Die Dunkelheit schließt sich immer weiter um dich, bis sie dich schließlich vollständig verschluckt und mit sich in den Abgrund der Hölle zieht.
Ja, und dann, Yoongi, dann bist du wirklich alleine.
Was hält dich noch?
Jimin hat dich verlassen
Jungkook und Shin waren lange nicht mehr da. Vermutlich haben sie dich vergessen.
Was hält dich noch auf der Welt?
Du kannst deinem Leiden ein Ende setzen, wenn du es willst.
Befrei dich von all dem Schmerz und diesem erbärmlichen Körper.
Du hast JETZT die Chance dein Leben ein für alle mal zu beenden und dem Leid zu entkommen.
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