Ich bin auch eine Frau

"Sehr gut und jetzt langsam aufstehen"
Den Anweisungen nachkommend, rutschte ich langsam vom Bett und stellte mich, so gut wie es mir möglich war, aufrecht hin. Dabei wurde ich von Law gestützt. Klar, eigentlich sollte ich ihm dankbar sein dass er mir das Leben gerettet hat und mich jetzt so unterstützt mit der Genesung und das Wiederfinden meiner Freunde und meines Bruders, aber seine ständig unbegründete schlechte Laune, nervte mich extrem und das ließ ich ihn auch spüren.
"Das machst du sehr gut" kam es in einem ruhigen Ton von ihm.
"Ich weiß dass ich das gut mache..."
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nervte ich ihn, dennoch verlor er nicht die Geduld und machte mit mir die täglichen Übungen. Es waren nun schon 8 Tage vergangen seitdem ich aufgewacht war, aber es fühlten sich für mich wie Jahre an. Ich machte nur kleine Fortschritte und es nervte mich ungemein dass ich in dieser Situation war. Auf der Polar Tang, so hieß Laws U-Boot, hatte ich niemanden den ich kannte beziehungsweise niemanden mit dem ich über das Geschehene reden konnte. Natürlich hätte ich Law, aber mit ihm zu reden ist beinahe schier unmöglich, da er ständig irgendwas zu tun und zu erledigen hatte. Und wenn er dann doch mal Zeit hatte, verkroch er sich in seine Kajüte zurück. Zum Schlafen jedoch nicht, denn seine tiefen und dunklen Augenringe klärten auf, dass er nicht besonders viel schlief. Ich vermisste die Crew so sehr. Ich vermisste es wie Ruffy zusammen mit Lysop und Chopper irgendwelchen Blödsinn anstellten. Ich vermisste es wie Nami die 3 dann immer anschrie, vor allem Ruffy. Zorro der entweder trainierte, schlief oder sich mit Sanji stritt. Sanji der uns immer das beste Essen kochte, dass es überhaupt gab. Ich vermisste alle so sehr dass man es gar nicht in Worte fassen konnte. Traurig von der Tatsache, dass ich nun hier lebte, niemanden von meinen Freunden bei mir hatte um überhaupt auch nur den Hauch einer mir bekannten Situation zu erleben, ließ ich mich einfach in Laws Armen fallen, so als hätte ich keine Kraft mehr in den Beinen. Dieser fing mich jedoch auf und bemerkte meine Bedrücktheit, setzte mich auf das Bett und sah mich eindringlich an.
"Ich kann dir zwar kein Ersatz für deine Freunde oder für deinen Bruder sein, aber du weißt dass du mit mir über alles reden kannst wenn du es möchtest"
In seine grauen Augen starrend, nickte ich und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Seufzend unterbrach er den Augenkontakt, ging um das Bett herum, den Schreibtisch ansteuernd, setzte sich auf den Stuhl und schrieb etwas in meine Krankenakte. Es war seltsam eine Krankenakte zu besitzen, obwohl ich eine gesuchte Piratin war. Die nächsten Tage und Wochen vergingen mit hartem Training bis ich es endlich geschafft hatte. Ich konnte wieder selbstständig, ohne Laws stützenden Armen, laufen. Das Gefühl war fantastisch. Law war auch zufrieden. Vor mir an der Wand angelehnt , lächelte er mich an.
"Sehr gut. Dann darfst du heute duschen gehen"
"Was? Wirklich?"
Überglücklich mir endlich wieder die Haare waschen zu können, strahlte ich über das ganze Gesicht.
"Natürlich nur unter meiner Aufsicht. Ich werde dich ins Bad bringen und auch dort mit warten, falls dich die Kraft verlassen sollte." Seine Worte jagten mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken.
"Aber keine Sorge. Die Dusche ist abgegrenzt. Du kannst allein duschen ohne dass ich etwas sehe und dennoch kann ich im Bad warten, im Falle dass du meine Hilfe brauchst"
"Na gut"
Er sah mich an. Der Blick, der nun auf mir lag war eindringlich, fordernd, drohend.
"Zur Abwechslung könntest du mal danke sagen. Es ist nicht selbstverständlich dass ich dir helfe. Normalerweise hätte ich dich einfach am Ufer liegen und sterben lassen können"
"Ich werde mich erst bedanken wenn ich lebend bei Ruffy angekommen bin. Vorher bist und bleibst du ein feindlicher Pirat. Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten, du hast sie mir angeboten ohne mich zu fragen. Du hättest mich sterben lassen können, du hast dich dagegen entschieden und bist daher selbst Schuld. Ich werde jetzt nicht vor dir auf die Knie fallen und dir die Füße küssen"
Schweigend kam er auf mich zu und hielt nur wenige Millimeter mit seinem Gesicht vor meinem an. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren und es fühlte sich an, als würde sich ein Blitz durch meine Adern bahnen.
"Fein. Irgendwann wirst du dich bei mir bedanken. Immerhin habe ich deinem Bruder…"
Bewusst brach er den Satz ab. Von der Neugier geweckt, hakte ich nach.
"Was ist mit meinem Bruder?"
"Nichts. Ich habe mich versprochen, ich meinte jemand anderes. Komm, ich bringe dich jetzt ins Badezimmer"
Mir den Arm hinhaltend, umklammerte ich seinen Oberarm und lief langsam mit ihm aus der Tür auf den Gang. Der Gang war dunkel und kalt. Es war gefühlte 6 Grad kalt. Wir bogen links ab und liefen den langen metallischen Gang entlang. Es war schon irgendwie gruselig. Irgendwann hielt er mit mir vor einer Tür an, an der ein Schild hing. Auf der einen Seite stand "frei" und auf der anderen Seite war "besetzt" zu lesen. Law öffnete die Tür und wir betraten den Raum. Langsam umsehend, musterte ich das Badezimmer welches hell eingerichtet war. Links von uns waren 3 Waschbecken mit unzählig vielen Zahnbürsten ausgestattet. Darüber hing ein langer schmaler Spiegel an der Wand, welcher perfekt geputzt war. Uns gegenüber an der Wand war eine Toilette, die genau wie die Waschbecken, aus weißer Keramik gemacht worden war. In der Ecke neben der Toilette war eine große Badewanne mit viel Platz für mindestens 3 Leute. Auf dem Wannenrand lag eine Seife in zartem hellrosa, daneben ein Waschlappen. An der Seite der Badewanne war ein Handtuchhalter angebracht, der von einer Unmenge an Handtüchern überlagert worden war. Rechts neben uns an der Ecke war, durch zwei Wände abgetrennt vom Rest des Raumes, die von mir langersehnte Dusche. An der Wand der Dusche stand ein Hocker, nicht groß aber auch nicht klein.
"Ich gehe kurz vor die Tür damit du dich ausziehen und unter die Dusche stellen kannst. Wenn du in der Dusche stehst und den Vorhang zugezogen hast, rufst du mich"
Nickend, lief ich zu dem Hocker, während Law den Raum verließ. Schnell entledigte ich mich meiner Klamotten, die nur aus Slip und Hemd bestanden, und legte diese auf den Hocker. Mit den Füßen vorantastend und an der Wand abstützend, stellte ich mich in die Dusche, zog den Vorhang zu und rief dann nach Law. Es dauerte keine Sekunde bis ich hörte, wie sich die Tür öffnete, Law den Raum betrat und sich die Tür wieder schloss.
"Keine Sorge, ich setze mich auf den Hocker und warte bis du etwas brauchst"
"Ok"
Ich zog den Hebel an der Wand auf und sofort rieselte es angenehm warmes Wasser. Ich seufzte wohlig auf und genoss den Moment, bis Law mich in die Realität zurückholte.
"Du hast die Seife vergessen"
Durch den Vorhang schob sich seine tätowierte Hand mit der rosanen Seife hindurch. Ich konnte jedoch durch den kleinen Schlitz ,der dadurch entstand, sehen, dass er höflich geradeaus schaute und nicht zu mir schielte. Ich nahm ihm die Seife aus der Hand, die daraufhin sich wieder ihren Weg auf den Schoß ihres Besitzers zurück bahnte. Ich wusch mich extrem gründlich. Jeder Millimeter meines Körpers wurde mehrere Male eingeseift und abgespült, letztlich auch meine Haare. Als ich das Wasser wieder abstellte schob ich das Stück Seife, das inzwischen nur noch halb so groß war wie vorher, zwischen dem Vorhang hindurch und rief ihn. Ich spürte wie er mir sanft das Stück aus der Hand nahm und hörte wie er es am Badewannenrand wieder ablegte.
"Soll ich wieder rausgehen oder brauchst du Hilfe?"
"Kannst du mir erstmal nur ein Handtuch reichen und dann rausgehen?"
Kaum hatte ich die Frage beendet, schob sich wieder seine Hand durch den Vorhang hindurch, ein Handtuch haltend. Ich nahm es ihm ab und kurz darauf hörte ich, wie sich Schritte von mir entfernten, die Tür aufging und sich schloss und draußen vor der Tür die Schritte verstummten. Schnell ging ich aus der Dusche, trocknete mich ab und wickelte dann das Handtuch um mich.
"Law? Hast du Wechselsachen für mich?"
Ich hörte ein kurzes "Warte" und wie er sich vom Badezimmer entfernte. Geschätzte 5 Minuten später kam er wieder, kam ins Bad und überreichte mir ein weißes langärmliges Hemd und einen Slip. Ich nahm es und sah ihn an.
"Woher hast du das? Von deinen unzähligen Frauen die ihre Klamotten hier ließen?"
"Nein von Ikkaku, die bisher einzigste Frau hier an Board"
Ich drehte mich so um dass ich mit dem Rücken zu ihm stand, ließ das Handtuch fallen und zog eilig die Sachen an.
"Ich bin auch eine Frau, also ist sie nicht die Einzigste hier"
"Nenn dich nicht gleich Frau"
In dem Glauben mich verhört zu haben, sah ich zu ihm und starrte ihn kurz an.
"Was hast du gesagt? Ist das jetzt dein scheiß Ernst!?"
Ich wurde so wütend dass mein Blut in Wallungen geriet. Er hingegen zuckte nur mit den Schultern und kam auf mich zu.
"Zeig mir doch was dich zur Frau macht. Du bist nur eine 16 jährige Göre mit großem Mundwerk. Eine Frau bist du noch lange nicht."
Ich knirschte mit den Zähnen und holte mit der Hand aus, um ihm eine Ohrfeige zu geben, jedoch hielt er meine Hand mit Leichtigkeit fest. Nur eine Millisekunde später hob er mich über seine Schulter und trug mich aus dem Badezimmer zurück zu meinem Bett. Vorsichtig legte er mich dort ab, jedoch merkte ich den Ärger in ihm.
"Bepo wird dir gleich dein Essen bringen. Gute Nacht"
Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten, verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Fassungslos über seine Worte im Badezimmer, legte ich mich auf den Bauch und starrte grübelnd die Wand vor mir an.

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