Besessenheit

Meine Augen öffneten sich. Ich sah mich um und erkannte mein Zimmer auf der Polar Tang. War das etwa alles nur ein Traum? Ich setzte mich auf und versuchte klar im Kopf zu werden. Mir war schwindelig und ich litt an Migräne. Als ich versuchte aufzustehen, bereute ich es sofort, denn in meinem Kopf drehte sich alles, ich fiel um und riss das kleine Nachtschränkchen mit mir. Ein stumpfes Keuchen glitt mir von den Lippen und ich rappelte mich langsam auf. In dem Augenblick wurde die Zimmertür aufgerissen und Law kam herein gestürmt. Schnell hockte er sich zu mir herunter und begutachtete mich.
"Alles in Ordnung mit dir, Yue?" fragte er mich besorgter Stimme, die auch etwas kratzig klang. Hatte er etwa viel geredet? Oder gar geschrien? Zur Zustimmung nickte ich nur und sah zu ihm hoch. Obwohl ich überlegt hatte, war mir immer noch nicht eingefallen, was passiert war. Ich musste jetzt einfach Law fragen, um mir endlich erklären zu können, was geschehen war. Wieso ich diese Erinnerungslücke hatte von dem Zeitpunkt, als Kid Law mit sich nahm, bis zu meinem Erwachen in meinem Zimmer. 
"Law? Kannst du mir bitte erklären was passiert ist? Wie konnten wir Kid entkommen?", mit einem flehenden Blick starrte ich Law an und versuchte innerlich meine Gedanken zu sortieren und mich vielleicht doch noch erinnern zu können.
"Als Kid mich gerade an die Wand fesselte kamst du rein. Aber du warst nicht du. Du hattest schneeweißes Haar und rote Augen in denen sich Mordlust spiegelte. Du hast Kid gnadenlos außer Gefecht gesetzt und mich befreit. Danach bist du bewusstlos geworden und deine Haare färbten sich wieder rot. Es war...als wärst du besessen gewesen" erzählte Law mir mit ruhiger Stimme. "Hätte ich nicht immer geschrien, dass du aufhören sollst, hättest du ihn wahrscheinlich getötet. Deshalb bin ich auch so heiser" fügte er noch hinzu. Als wäre ich besessen gewesen und ich war nicht mehr ich? Wie? Von was? Das ist doch gar nicht möglich. Zumindest konnte ich mir so meine Kopfschmerzen und die Erinnerungslücke erklären. 
"Was machen wir jetzt? Solange ich nicht weiß was das war, ist es zu gefährlich bei euch zu bleiben" spielte ich mit dem Gedanken für eine Weile Law und die Crew zu verlassen.
"Vergiss es. Du bleibst hier. Wir finden gemeinsam heraus was das war, verstanden" mahnte Law mich und sah mich dabei eindringlich an. Seine grauen Irden durchbohrten mich förmlich und warteten auf eine Antwort meinerseits. Ohne etwas zu sagen nickte ich und sah betrübt auf den Boden. Nur wenige Augenblicke später bemerkte ich Laws Finger an meinem Kinn, die es sanft nach oben drückten und ich ihn ansehen musste.
"Ich muss einfach noch scharfsinniger auf dich aufpassen als vorher" schmunzelte er mich an. Anstatt wieder positiv zu denken, schüttelte ich unwillkürlich meinen Kopf.
"Aber ich habe doch nicht umsonst das Training auf Yeshina absolviert. Ich wollte doch kein Klotz mehr am Bein sein" gab ich deprimiert von mir. In meinen Augen sammelten sich Tränen, sodass sie meine Sicht erheblich behinderten und meine Lippen bebten. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, gefühlt groß genug um mir die Luft abzuschnüren.
"Du bist kein Klotz am Bein. Du bist selbstständig und stark genug um dich selbst verteidigen zu können, wenn ich es nicht kann. Du bist mir sehr wichtig geworden und dich zu beschützen, ist meine Pflicht" entwichen Laws Worte seine Lippen und wurden von einem liebevollen Lächeln umspielt. Ich konnte nicht anders als ihm um den Hals zu fallen und ein "Danke" gegen seine Schulter zu flüstern. 
"Du bist doch meine Eisblume. Wenn ich nicht auf dich aufpasse, schmilzt du. Und das muss ich verhindern" hauchte er mir heiß ans Ohr was mir einen Schauer über den Rücken jagte.
"Eisblume?" fragte ich verwundert, denn es erschloss sich mir nicht, wieso er mich so nannte.
"Erinnerst du dich daran, als wir auf Laval waren und die Bullaugen frühs von dem Raureif nur so geblüht haben? Du warst so begeistert von den Eiskristallen an den Fenstern und fandest sie so wunderschön, dass es mir die Sprache verschlagen hatte. Du erfreust dich an den kleinsten und einfachsten Dingen und siehst die Welt mit ganz anderen Augen. Deswegen bist du meine Eisblume, weil du mich genauso begeisterst und du so schön bist wie die Eiskristalle" begründete er seinen Kosenamen für mich. Ich spürte wie die Hitze in meine Wangen stieg und sie sich dadurch rot färbten. Dass er sich das gemerkt hatte, deutete darauf hin, wie oft er mich schon in meinem Tun beobachtet hatte. Ich war von seinen Worten so gerührt, dass ich nicht anders konnte, als meine Lippen auf die seine zu legen. Sofort legte er seine Arme um meine Hüfte und zog mich eng an sich heran. Ich konnte kaum glauben, dass ich nun mit dem Mann liiert war, den ich überhaupt nicht ausstehen konnte, als ich ihm das erste Mal auf dem Sabaody Archipel begegnet bin. Er kam mir damals so arrogant und eingebildet rüber, Eigenschaften die ich überhaupt nicht leiden konnte. Und nun konnte ich nicht genug von ihm kriegen und war ihm hoffnungslos verfallen. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher und intensiver. Wir lösten kurz den Ringkampf unserer Zungen um Luft zu holen und zu Atem zu kommen. Dabei sahen wir uns tief in die Augen. Seine grauen Augen in denen mich mich immer so leicht verlieren konnte. Noch nie habe ich für einen Mann so empfunden wie für ihn. Es war einfach atemberaubend.
"Du hast bestimmt Hunger. Lass uns was essen gehen" bestimmte Law unser weiteres Vorgehen, was mich nur nicken ließ, da ich zum Sprechen nicht in der Lage war. Auf dem Weg zur Kombüse kreisten meine Gedanken nur um Law. Ja, ich war mir sicher, er war der Mann dem ich bis zu meinem letzten Atemzug zur Seite stehen wollte und ihm bis ans Ende der Welt und noch viel weiter folgen würde. Und so legte ich meine Hand in seine und verschränkte meine Finger mit seinen.

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