Kapitel 14
Es war der Montag nach meinem Geburtstag.
Herr Dumond begrüßte uns strahlend.
"Good morning, ladies and gentlemen. Today is the last lesson before our class test. I'm not at school tomorrow. You know Lehrerausbilder and so on."
Es war amüsant, wenn Herr Dumond zwischendurch ins deutsche wechselte.
"We will repeat everything we did in the last weeks.", sein zurückhaltendes Lächeln wurde zu einem Grinsen.
"Does anybody remember what we did?"
"We talked about roses.", warf Frederick in den Raum.
"Yes, but that was a little extra lesson. I didn't want to start a new theme before the class test. Anybody else?", Herr Dumonds forschender Blick wanderte über die Klasse, doch niemand meldete sich. Ein enttäuschtes Seufzen verließ seine Lippen. Er fing an eine Mindmap an die Tafel zu malen. Ich war zu müde um mitzumachen und stützte meinen Kopf auf meinem Arm ab. Gelangweilt gähnte ich, woraufhin Lasse neben mir auch gähnen musste. Dieser zog kurz darauf seinen rosafarbenen Pullover aus, welcher zu meinem Nagellack passte, dabei kam ein weißes T-Shirt zum Vorschein. Ich selbst trug ein rosafarbenes T-Shirt mit dem Aufdruck 'Good Girls Club', verbarg es jedoch unter meinem grauen Hoodie. In Gedanken versunken malte ich an den Rand meines Blattes. Rosen und Dornenranken schlängelten sich die Seite hinauf. Dass Marc mir Rosen geschenkt hatte war unfassbar süß gewesen. Aber ich war mir unsicher bezüglich meiner Gefühle. Fühlte ich mich zu ihm angezogen, weil ich frisch getrennt war und mich nach menschlicher Nähe sehnte und Leon eins auswischen wollte oder weil ich wirklich noch etwas für ihn empfand? Er gab sich Mühe, doch es reichte nicht aus um mich vollständig zurückzugewinnen. So eine Lehrer-Schülerin-Beziehung war schrecklich kompliziert. Wollte ich mir die Heimlichtuerei wirklich wieder antun? Ich konnte nicht einmal ein gemeinsames Bild von uns posten oder jemanden erzählen, dass ich in einer Beziehung, geschweige denn in einer mit ihm, war. Rechtlich gesehen war es falsch, das war mir bewusst. Und legal war es anscheinend erst fünf Jahre nach dem der Schüler seinen Abschluss hatte.
Mein Blick fiel auf den Mann, den ich solange geliebt hatte. Wie er vorne stand, den Rücken der Klasse zugedreht und einen Pfeil zeichnete. Vielleicht sollte ich ihm doch noch eine Chance geben? Die Zeit mit ihm war schön. Ich konnte Forderungen aufstellen und schauen was er alles tun würde um mich zurückzubekommen. Ich würde ihn wie einen Welpen an der Leine halten. Ob der dominante Marc die dominante Everly ertragen könnte? Oder es mir zur Liebe tun würde? Ein böses Lächeln trat auf meine Lippen. Ich würde ihn wie einen Babyboy behandeln und meine dominante Seite an ihm ausleben, immerhin hatte ich auch Bedürfnisse.
Leon war anfangs bereit gewesen mir gelegentlich die Kontrolle zu übergeben und ihm gefiel es, aber schnell wendete sich das Blatt und ich wurde komplett devot. Nicht dass es mir nicht gefiel, ganz im Gegenteil. Aber manchmal wollte ich oben sein. Der spielerische Kampf um Dominanz war schnell verloren, da ich ihm körperlich unterlegen war. Doch aus leidenschaftlichen Wortgefechten wurde Routine und ich akzeptierte meine Rolle als Sub. Wurde ich frech bekam ich keine Bestrafung mehr, so wie ich es immer wollte, sondern führte es zu Streit. Marc kam besser mit mir zurecht. Bei den Erinnerungen an vergangene Stunden wurde mir warm und ich zog meinen Hoodie aus. In dem Moment drehte sich Herr Dumond um und sein Blick fiel auf meine Brust, auf der in schwarzen Druckbuchstaben 'Good Girls Club' stand, weshalb er grinsen musste. Er versuchte sein Lächeln zu verstecken, was ihm aber nicht gelang. Lasse bemerkte den Blickaustausch und schaute zu mir, schnell simulierte ich den Tafelaufschrieb abzuschreiben.
Lasse ließ seinen Wuschelkopf auf meiner rechten Schulter sinken.
"Ich will nicht mehr.", wimmerte er.
"Ich auch nicht. Nur noch diese Woche, dann sind Herbstferien.", mein Versuch ihn aufzumuntern misslang. Seufzend schraubte er an seinem roten Kugelschreiber herum.
Die Doppelstunde zog sich in die Länge, wirklich interessiert war keiner an seinem Unterricht.
"Wisst ihr was Leute, es hat keinen Wert. Ihr macht nicht mit und offensichtlich interessiert euch nicht was ich zu sagen habe. Seht zu wie ihr die Arbeit am Freitag schreibt, so werde ich keinen Unterricht machen. Ihr könnt gehen.", Herr Dumond klang sichtlich genervt.
Zögerlich wurden die ersten Rucksäcke gepackt. Ich war mir nicht sicher, ob er es wirklich ernst meinte und sammelte langsam meine Materialien zusammen.
"Ja gut, wenn er das will.", gleichgültig nahm Lasse seine Sachen und verließ den Raum mit Frederick, ohne auf mich zu warten. Der Raum leerte sich, wir hätten noch 10 Minuten Unterricht gehabt.
"You weren't a good girl at all, today.", Herr Dumonds bernsteinfarbene Augen richteten sich auf mich.
"Ich war müde.", antwortete ich und stand langsam auf.
"Dann solltest du früher ins Bett.", energisch wischte er über die Tafel und schmiss dann seine Blätter in seine braune Umhängetasche.
"Sie haben mir gar nichts zu sagen.", ich hatte meinen Rucksack auf einen Tisch gestellt und trank noch einen Schluck Wasser. Anni verließ als letzte das Zimmer und warf mir einen überraschten Blick zu, dann fiel die Tür ins Schloss. Fuck, ich war wieder mit ihm alleine.
"Ach, wirklich?", Herr Dumond lief langsam auf mich zu. Sein Blick war bedrohlich, als würde er mich auffressen sobald er die Möglichkeit dazu hätte.
"Wirklich.", ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, doch spürte wie meine Knie weich wurden. Jedes Mal wenn ich an meinen Gefühlen zu ihm zweifelte, folgte eine Art Bestätigung seiner Seite aus.
"Das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus.", seine Hand wanderte von meiner Hüfte an meiner Taille hoch.
"Das war vor einem Jahr. Außerdem-"
"Außerdem?", unterbrach er mich seelenruhig. Seine Hand glitt über meine Brüste und schloss sich um meinen Hals. Selbstsicher sah er mich an.
"Außerdem sollten Lehrer nicht mit Schülerinnen alleine in einem Zimmer sein, ohne dass die Tür geöffnet ist, sonst kann-", setzte ich an.
"Sonst kann was? Die ganze Schule hören wie ich dich-", bedrohlich fletschte er seine Zähne.
"Sonst könnte ich sie wegen Belästigung anzeigen.", piepste ich kaum hörbar. Meine dämliche Aussage entlockte ihm ein Lachen. Ein tiefes, böses Lachen.
"Das würdest du nicht. Und ich bin mir sicher, du hättest nichts dagegen wenn ich dich 'belästigen', wie du es nennst, würde. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass du es genießen würdest.", seine Lippen legten sich auf meinen Hals und ich sank gegen den Tisch. Verräterisch reagierte mein Körper auf die vertrauten Berührungen.
Vielleicht konnte ich mich ganz kurz fallen lassen? Nur bis zur Pause? Ein Orgasmus? Cum and go? Immerhin musste ich es mir in den letzten 10 Monaten Beziehung immer selbst machen. Marcs saugen wurde stärker, er durfte mir keinen Knutschfleck verpassen!
"Marc!", ich stieß ihn von mir weg.
Trotz meiner Reaktion musste er lächeln, immerhin hatte ich ihn beim Vornamen genannt, soweit hatte er mich schon. Dass er sich über die Lippen leckte brachte mich aus dem Konzept. Erneut trat er auf mich zu und drückte mich gegen den Tisch.
"Be a good little girl for Daddy and do what told.", liebevoll strich er mir über die Wange. Ich streckte mich ihm entgegen.
"Oh, Daddy.", hauchte ich.
Lächelnd stand er an meinen Lippen.
"Such a good girl for Daddy."
Doch bevor er den letzten Zentimeter überwinden konnte um mich zu küssen, entfloh ich zu seiner rechten und war schon fast aus dem Zimmer raus.
"Du willst also spielen?!", Marc knallte seine Händen auf den Tisch und sah wütend zu Boden.
"Aus dem Alter bin ich raus.", entgegnete ich selbstsicher.
"Das werden wir noch sehen.", Marcs wütender Blick traf mich und schnell verschwand ich durch die Tür. Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen.
"Wo warst du denn?", fragte Lasse.
"Musste mit Herr Dumond bezüglich meiner Arbeitseinstellung reden."
Ich hatte das Gefühl, verräterisch nach seinem Parfüm zu riechen.
"Ok?", Lasse musterte mich für einen Moment, widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder Frederick. Die Klingel verkündete den Beginn der ersten Pause.
Während meine Freunde sich miteinander unterhielten versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Phillip fragte ob alles ok sei, ich antwortete dass ich müde war. Mein Klassenkamerad musste nicht alles wissen. Frederick spielte mit seinem neuem Feuerzeug herum. Lasse öffnete seine Bauchtasche und zückte einen Clipper mit Marihuanaaufdruck. Gefährliche nahe wedelte Frederick mit dem Feuerzeug neben Lasses Kopf und zündete fast seine Haare an.
"Freddy, du Fotze. Lass das!", Lasse versuchte ihn abzuwehren.
Frederick machte weiter, woraufhin Lasse ihm die Vans Kappe wegnahm.
"Hey!"
"Habt ihr in den Ferien Zeit zum chillen?", fragte Niki. Die beiden Jungs wendeten sich ihm zu.
"Vormittags muss ich wahrscheinlich arbeiten, aber nachmittags geht klar denke ich.", kam es von Frederick.
"Ich weiß noch nicht. Wegen Laura und so, ich wollte in den Ferien zu ihr fahren.", antwortete Lasse.
"Dann wirst du endlich auch mal flachgelegt, ha.", Frederick verpasste Lasse einen leichten Schlag.
"Ja Mann, den ganzen Tag durchvögeln."
"Wenn du endlich entjungfert bist müssen wir uns darum kümmern, dass Niki der Lauch mal flachgelegt wird.", Frederick grinste in Nikis Richtung.
"Ja, mal sehen.", kam es gleichgültig von ihm.
"Ich hab die Nudes gesehen, die sie ihm geschickt hat. Die hat ordentlich Holz, okay auch mehr an anderen Stellen. Aber ich mag kurvige Mädchen.", fuhr Frederick fort. Ich sah an mir hinab. Klein, schlank, wog gerade mal 45 Kilogramm.
"Aber schlank ist auch geil.", richtete er sich an mich.
Ich gab ihm ein trockenes "Danke" als Antwort.
"Mit dir kann man sie eh nicht vergleichen. Du bist ein ganz anderes Level, Everly.", Lasse konnte sich die Worte sparen.
"Wie weit wohnt sie entfernt?", fragte ich. Sie kannten sich seit zwei Monaten und ich erfuhr erst vor kurzem von ihr.
"Ungefähr zwei Stunden mit dem Auto. Meine Mum fährt mich."
"Respekt, dass sie das macht."
"Ja, echt.", bekräftigte Leo meine Aussage. Es schlossen sich zwei Arme um Leos Taille, hinter ihr erschien ihr Freund. Sie küssten sich und ich merkte, wie ich sie verräterisch aus dem Augenwinkel betrachtete. Nun konnte ich die anderen verstehen, wie es sich anfühlen musste, wenn man verliebte und glückliche Pärchen sah, während man selbst Single war und sich nach diesem Gefühl sehnte. Manuel rückte seine Brille zurecht, gab ihr einen letzten Kuss und verschwand dann wieder. Er war mit Krause in der Stufe über uns und war gut dabei, was Drogen anging.
Das Klingeln beendete die Pause und packte den Rest meiner Brezel weg. Frau Kolbeck trug heute, wie an jedem anderen Tag auch, schwarz. In dieser Stunde sprachen wir über verschiedene Götter. Am meisten interessierten mich die ägyptischen und griechischen.
"Deshalb bin ich überzeugter Atheist. So viele Götter kann man sich nicht mal merken und außerdem gibt es keine höhere Macht. Man bestimmt selbst über alles.", kam es von Phillip, der sich zu uns umgedreht hatte. Ich zuckte mit den Schultern. Jeder konnte an das glauben, was er wollte. Ich selbst glaubte auch nicht an einen 'Gott', aber irgendwas höheres, das für all das verantwortlich war.
Nach Französisch besprach ich mit Herr Ferline meine anstehende Deutsch GFS. Wir legten einen Termin fest. Nach den Ferien sollte ich sie halten.
Noch am selben Nachmittag war ich fertig mit der Vorbereitung meiner GFS. Ich verglich die Buchversion unserer aktuellen Lektüre mit dem Film. Die einzelnen Stellen auszusuchen war sehr Zeitintensiv, aber nachdem ich mich solange damit befasst hatte, war ich froh endlich fertig zu sein.
Die nächsten drei Tage vergingen sehr ruhig. Wir schleppten uns von Unterricht zu Unterricht. Endlich hieß es: Freitag! Dann waren Ferien.
Herr Pfann stand vorne und sprach darüber, was der Klimawandel alles anrichtete. Lasse pickste mich in die Seite, ich zuckte zusammen und sah zu ihm rüber.
"Hey, Everly.", flüsterte er.
"Was?"
"Pssch?"
"Was?"
"Psst, Everly?"
"Wa-a-a-s?"
"Findest du nicht auch...?"
"Hm?"
"Weißt du wem Herr Pfann ähnlich sieht?"
"Wem?"
"Diesem einen Moderator von Galileo. Wie heißt der nochmal? Ah, Stefan Gödde."
Ich sah Herr Pfann an.
"Was, nein."
Ich schaute ihn genauer an.
"Obwohl, jetzt wo du es sagst. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht."
"Sag ich doch!"
"Wieso flüstert ihr?", Frederick senkte den Kopf zu uns.
"Herr Pfann sieht doch voll aus wie der Moderator von Galileo, oder?"
Frederick schaute, genau wie ich, zu Herr Pfann.
"Ja, voll! Nur ist Herr Pfann hübscher."
"Natürlich, Freddy.", Lasse klatschte seine Hand auf Fredericks Oberschenkel, woraufhin dieser stöhnte. Lasse lachte, dann widmeten wir unsere Aufmerksamkeit wieder Herr Pfann. Etwas später drehte sich Niki zu uns um.
"Habt ihr gut für Englisch gelernt."
"Pf, ich lerne doch nicht.", kam es von Frederick. Lasse und ich zuckten nur mit den Schultern.
"Mehr oder weniger."
Tatsächlich hatte ich mir nur die Unterrichtsaufschriebe durchgelesen und mich nicht sonderlich darauf vorbereitet.
Als nächstes hatten wir Chemie. Herr Heißmann war wie immer bestens gelaunt. Er schrieb irgendwelche Strukturformeln an das Whiteboard, welche ich nicht verstand und witzelte über Glukose. Ich war neidisch, dass die anderen verstanden wovon er sprach und sich mit ihm unterhalten konnten. Im Gegensatz zu mir, fiel es den anderen leicht ein Gespräch mit ihm anzufangen. Eifersüchtig schaute ich Richtung erste Reihe, wo sich die Mädchen mit ihm unterhielten. Seine ganze Aufmerksamkeit war Anni und Angelika gerichtet. Doch ich verstand weder genug vom Unterricht um eine Frage zu stellen, geschweige denn eine Antwort zu geben. Während er hin und her lief fiel mir ein Tesastreifen auf seinem Hoodie auf. Er reflektierte im Licht und irritierte mich. Als er zu Niki kam, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.
"Herr Heißmann." Blitzartig drehte er sich um und sah mich an.
"Sie haben einen Tesastreifen auf dem Rücken."
"Auf dem Rücken?"
"Ja."
Er lief weg und fuhr mit der Hand über seinen Rücken.
"Weiter unten.", rief ich.
"Weiter unten?", er blickte zurück.
"Über der linken Pobacke!", schrie Lasse neben mir.
Herr Heißmann setzte sich aufs Fensterbrett und zog seinen Hoodie aus. Forschend blickte er über den blauen Stoff, schien ihn aber nicht zu finden. Den restlichen Unterricht verbrachte er nur in einem leuchtend blauen Jack&Jones T-Shirt.
"Oh la la, du bringst Männer dazu sich auszuziehen.", Frederick wackelte mit den Augenbrauen.
"Ich kann's halt.", antwortete ich selbstsicher.
Ich erlaubte mir Herr Heißmann diese Stunde genauer zu betrachten. Er war groß und schlank, aber nicht wirklich muskulös. Es ärgerte mich, dass ich seine blauen Augen nicht genauer beschreiben konnte. Mal waren sie klar, wie der Himmel, mal hell, türkis und mal tiefblau wie das Meer. Blau konnte so viel sein. Und dann trug er ausgerechnet noch oft blaue Kleidung.
Ich war überrascht, dass Chemie viel zu schnell vorbei war. Nach der 20 minütigen Pause kam Herr Dumond mit Trennwänden die Treppe runter. Im Klassenzimmer setzten wir uns auf unsere gewohnten Plätze. Herr Dumond teilte die Trennwände aus. Ich stellte eine zwischen Lasse und mir auf und schaute sie genauer an. Sie war voller Kritzeleien. Von Daten, bis Namen über Penisse bis hin zu Liebeserklärungen. Auch ich verewigte meinen Namen darin.
Nachdem die Klassenarbeit ausgeteilt war stellte Herr Dumond sich wieder nach vorne.
"Good luck.", kam es von ihm.
Die erste Aufgabe war eine Leseverstehaufgabe. Ich kreuzte die passenden Kästchen an und machte schnell weiter mit der Schreibaufgabe. Wir sollten einen Comment zum Thema 'Fairtrade' schreiben. Überraschenderweise fiel es mir schwerer als gedacht. Ich musste viele Denkpausen machen, weil ich mich nicht konzentrieren konnte. Mal krempelte ich die Ärmel meines rosa Hollister Pullovers hoch, dann wieder runter.
"What the fuck.", kam es von Lasse neben mir.
"Was ist das für ein Scheiß.", murmelte er.
Herr Dumond lief währenddessen durch die Reihen.
Frederick gab als erster ab und ging. Ich wollte vermeiden als letzte abzugeben, um nicht wieder mit ihm alleine zu sein, doch ich brauchte die Zeit. Ich war 15 Minuten früher fertig, es waren nur noch Anni und ich im Zimmer. Ich las kurz was ich geschrieben hatte und gab gleichzeitig mit Anni ab. Wir packten unsere Sachen und verließen gemeinsam das Zimmer. Herr Dumond wünschte uns schöne Ferien. Ich war froh, ein aufeinandertreffen mit ihm vermieden haben zu können.
"Wie fandst du die Arbeit?", fragte Anni. Seite an Seite liefen wir gemeinsam die Treppen hoch zum oberen Ausgang.
"Ganz okay. Und du?"
"Mega scheiße. Die war viel zu schwer. Ich hasse Herr Dumond. Er ist so nervig. Und vor allem seine blöden Kommentare. Ich hasse Englisch, die Sprache an sich ist ja okay. Aber sein Unterricht geht gar nicht!", fing sie an sich zu beschweren. Auf Ebene 4 angekommen kreuzte Herr Heißmann unseren Weg.
"Wie, habt ihr jetzt schon aus?", fragte er freundlich und blieb stehen. Noch bevor ich meinen Mund öffnen konnte antwortete Anni.
"Ja, wir haben Englisch geschrieben."
"Oh, wie lief's?", erwartungsvoll lächelte er mich an.
"Ganz gut. Englisch ist mein Lieblingsfach, es liegt mir einfach.", ich lächelte zurück.
"Mega scheiße. Ich HASSE Englisch. Ich bin froh wenn es vorbei ist. Das ist so unnötig! Welcher Mensch will bitteschön freiwillig Englisch lernen? Ich bin so schlecht darin!", beschwerte Anni sich.
"Das höre ich nicht gerne. Sei froh dass ich nicht dein Englischlehrer bin, bei der Aussage hättest du mir jeden Tag eine Präsentation auf Englisch abliefern müssen.", sein Lächeln war verflogen. Ich lächelte schadenfroh.
"Ups.", kicherte sie peinlich berührt.
In diesem Moment kam Herr Dumond die Treppe hoch.
"Schöne Ferien euch.", verabschiedete Herr Heißmann sich lächelnd Richtung Lehrerzimmer.
"Ihnen auch!", antworteten wir im Chor.
Herr Dumond warf uns einen abschätzigen Blick zu und lief wortlos an uns vorbei.
"Was ist denn mit dem los?! Arschloch!", Anni streckte ihm hinter dem Rücken die Zunge raus und hob den Mittelfinger.
Ich sah sie schockiert an.
"Was?"
"Nichts.", antwortete ich.
Wir liefen gemeinsam zur Tür raus, dann trennten sich unsere Wege.
"Endlich Ferien!", freute ich mich. Ich lief am Lehrerzimmer vorbei, wo Herr Heißmann gerade rausschaute. Ich wank ihm zu, was er lächelnd erwiderte. Er nahm einen Schluck aus einer blau-weißen Tasse. Daraufhin wendete ich meinen Blick ab und lief weiter.
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