Teil 2: "Auf der Suche": Kapitel5
Claw Wildwalker
Adrenalin rauschte durch ihre Adern. Sie hatte nur eine Chance und die musste sie nutzen. Gut, ihr Plan war verdammt impulsiv und waghalsig, aber wenn er funktionierte, konnte sie all das hier beenden, bevor sie es überhaupt begann. Die vermummten Gestalten drängten sie weiter vorwärts. Die Tür kam in Sicht. Dahinter waren gedämpft Stimmen zu hören. Selbst in Menschengestalt waren ihre Ohren feiner als die der meisten Menschen. Unterwegs hatte sie sich ihre Zweitgestalt vor Augen gerufen und drängte nun eisern das Verwandlungskribbeln zurück. Als die Gestalt vor ihr die Tür öffnete, schaltete ihr Gehirn aus. Sie riss sich los und jagte los. Das Verwandlungskribbeln überschwemmte sie. Ihr Fokus war einzig und allein auf die Frau vor hinter dem Schreibtisch gerichtet. Die Frau starrte sie mit großen Augen an. In einem Sprung landete Claw auf dem Schreibtisch. Ihre jetzt krallenbewehrten Finger waren nur Millimeter von der Kehle der Frau entfernt. Ein leises Klicken ertönte. Eine Pistole die entsichert wurde. Sie musste nicht hinsehen, um zu wissen das einem ihre Freunde gerade eine Pistole gegen die Schläfe gedrückt wurde. Claw gefror mitten in der Bewegung. Ein schmales Rinnsal Blut lief ihr über die Finger. Über den bleichen Hals der Frau zog sich ein Kratzer. Nicht tief genug, um irgendeinen Schaden anzurichten. Die Augen der Frau wirkten leer. Ungläubig. Grobe Hände rissen vom Tisch, sie stolperte rückwärts. Eine Stimme brüllte ihr ins Ohr: „Zurückverwandeln!". Claw atmete ein paarmal tief durch. Das Fell von ihren Wangen verschwand. Die Krallen an ihren Fingern ebenso. „Bringt sie raus.". Die Stimme der Frau war tonlos. Ein Grinsen breitete sich auf Claws Gesicht aus. Für einen Moment hatte sie geschafft. Für einen Moment hatte sie der Frau, die die Wandler seit Jahren terrorisierte Angst eingejagt. Es war eine kleine Rache, aber süß war sie trotzdem. Kurz bevor sie den Raum verließ, hörte sie Sam sagen: „Vorsicht. Sie spielen hier mit Dämonen.".
Storm Keagen
„Ich glaub ich habe Fieber. Ja, ziemlich sicher. Halloo, ich sterbe. Wäre doch doof, wenn ich abkratze, bevor ihr was-weiß-ich mit mir machen könnt." Wie so oft in den letzten zwei Tagen lag er auf der Pritsche und redete mit der Überwachungskamera. Noch trug seine Strategie, zu Nerven bis sie einknickten keine Früchte. Besonders viel war nicht passiert, außer dass er sich von Stunde zu Stunde beschissener fühlte. Erst einmal, vor etwa einem halben Tag hatte es draußen einen Tumult gegeben. Irgendwer hatte ihm undefinierbaren Brei, der wohl Nahrung darstellen sollte, durch eine Klappe in der Tür geschoben und sich dabei mit einer anderen Person unterhalten. Irgendwas von „Angriff", „unglaublich" und „Luchsdämon.". Aus dem Luchsdämon hatte er interpretiert das Claw auch hier gewesen war. Und irgendwen angegriffen hatte. Das traurige daran war, das dass trotzdem keine seiner Fragen beantwortete. So blieb ihm weiter nichts anderes übrig, als um Aufmerksamkeit zu betteln. Er bezweifelte zwar, dass er in den nächsten Stunden tot umkippen würde, aber das mit dem Fieber war gar nicht so gelogen gewesen. Er fühlte sich tatsächlich fiebrig, ihm war kalt und gleichzeitig schwitze er. Die Verletzung in seinem Gesicht war ziemlich sicher entzündet. Sun hätte ihm vermutlich eine Geklebt. Es war nicht so, dass er nicht versuchte, hätte die Wunde mit dem Wasser, das er gehabt hatte zu reinigen. Besonders viel gebracht hatte allerdings scheinbar nicht. Langsam war er sich sicher das das von Anfang ihr Plan gewesen war. Ihn so lange zu schwächen, bis er auf ihre medizinische Versorgung angewiesen war und keine Scheiße mehr bauen konnte. Er wusste nicht was schlimmer war: Weiterhin so zu tun, als ginge es ihm gut und friedvoll zu krepieren oder ihrem Plan in die Hände zu spielen und eine Chance zu bekommen seine Freunde wiederzusehen. Seine Gedanken kreisten noch eine Weile weiter. Storm gähnte. Er drehte sich auf die Seite und zog die Beine an. Eine Decke gab es keine, aber daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Es dauerte nicht lange, und er war eingeschlafen.
Gut, vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, an dem er krepieren würde. Er war aus einem wirren Traum aufgewacht. Der Raum war stockdunkel. Vor seinen Augen drehte sich alles. Ihm war kotzübel. Und dann war da noch etwas: vor der Tür seiner Zelle rumorte etwas. Sein Herz setze einen Schlag aus als die Tür sich öffnete und Licht in die Zelle flutete. Vermummte Gestalten standen im Eingang und zwischen ihnen: ein Teenager, etwa in Storms Alter. Hellblonde Locken umrahmten sein Gesicht, welches von einer hässlichen Brandnarbe entstellt wurde. Die Gestalten gaben ihm einen Schubs und er stolperte zu Storm in die Zelle. Sein Gehirn schaltete langsamer als sonst, doch die Narbe konnte nur eines bedeuten. „Du bist ein Wandler." krächzte er. Der Teenager nickte. Dann streckte er seinen Arm aus. „Komm.". Storm fühlte sich zu elend, um Fragen zu stellen. Er kämpfte sich auf die Füße und stolperte auf den Blondschopf zu. Als er drohte zu fallen, fing dieser ihn auf, legte einen Arm um seine Hüfte und stützte ihn. Dann führte er ihn aus seiner Zelle. Storm blinzelte gegen das Licht. Eine der Gestalten legte ihm eine Augenbinde um, die Welt versank in Dunkelheit. Sein Begleiter setzte sich wieder in Bewegung. Storm blieb nichts anderes übrig als neben ihm herzu stolpern. Ohne eine Ahnung was ihn erwartete.
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