1

⛧⛧⛧⛧⛧⛧ Kapitel 1 ⛧⛧⛧⛧⛧⛧


Diese Stunde wird doch nie enden. Seit gefühlten Stunden sitze ich hier nun schon und die Zahlen vor meinen Augen verschwimmen immer weiter. Ich werfe einen weiteren Blick auf mein Mathebuch und stelle deprimiert fest, dass ich immer noch die Hälfte der Aufgaben vor mir habe. Dabei habe ich das Gefühl, dass ich schon seit Ewigkeiten an diesen Aufgaben sitze. Hatte ich nicht schon so viele Aufgaben erledigt? Wo kommen denn die neuen Aufgaben ständig her? Es ist fast so, als würde ein Dämon in dieser Klasse sitzen und ständig neue Aufgaben auf mein Blatt hexen.

Ich richte mich nach einer weiteren geschafften Aufgabe kurz auf und strecke meinen Rücken. Als meine Knochen knacken, verziehe ich das Gesicht. Meine beste Freundin Liza, die neben mir sitzt und eine Strähne ihrer feuerroten Haare um ihren Finger wickelt, während sie grübelnd auf ihrem Stift kaut, sieht nicht einmal auf, als sie meine Knochen knacken hört.

„Du musst dringend mehr Sport machen. Irgendwas für deine chronischen Rückenschmerzen", murmelt sie, bevor sie den Stift auf ihr Blatt setzt und ein paar Zahlen auf den Zettel schreibt. Ich verdrehe nur die Augen, bevor ich meinen Blick von ihr wieder abwende.

„Ich mache genug Sport. Ich habe nur schlecht geschlafen." Die Wahrheit ist, dass keins von beiden stimmt. Ich hasse Sport und ich habe auch nicht schlecht geschlafen, sondern gar nicht. Die vergangene Nacht war ich eigentlich auf dem Weg nach Hause gewesen, nachdem ich meinen halben Tag in der Bibliothek verbracht habe. Ich wollte nur ein paar Nachforschungen anstellen, damit meine Eltern diese nicht erledigen mussten. Meine Eltern und ich sind nämlich Jäger, was bedeutet, dass wir übernatürliche Wesen jagen, die sich auffällig verhalten. Und während meine Eltern ihre Zeit die letzten drei Tage in Atlanta verbracht haben, um ein Nest Vampire auszuräuchern, hatte ich beschlossen, dass ich meinen Eltern bei dem nächsten Fall helfe, indem ich ihnen schon die ersten Informationen besorgt habe. Auch, wenn sie ihren nächsten Fall erst übermorgen beginnen können, da sie mit dem aktuellen Fall wohl noch eine Weile beschäftigt sein werden. Zumindest, wenn man den Nachrichten meines Vaters glauben kann.

Nachdem ich also alles über Formwandler für meine Eltern herausgesucht habe, was ich finden konnte, habe ich die Bibliothek verlassen und war gerade auf dem Weg zu meinem Auto, einem Audi A1, meinem ganzen Stolz, als ich einen ohrenbetäubenden Schrei gehört hatte. Mein erster Instinkt hatte mir gesagt, dass ich einfach umkehren sollte und dass dieser Schrei sicherlich nicht mein Problem ist, aber die Jägerin in mir kam wieder durch. Ich bin kurzerhand in die Richtung des Schreies gelaufen und habe die halbe Nacht damit verbracht die drei Werwölfe zu jagen, die in dem armen Mädchen, das so geschrieen hatte, scheinbar ein nettes Abendessen gefunden hatten. Die andere Hälfte der Nacht habe ich damit verbracht zu duschen und meine Wunden zu versorgen. Dementsprechend wenig habe ich geschlafen – nämlich überhaupt nicht.

„Du schläfst schlecht in letzter Zeit, oder?", stellt auch Liza in diesem Moment fest und ich setze den Stift, mit dem ich gerade weitere Zahlen auf mein Blatt schreiben wollte, wieder ab, dann drehe ich meinen Kopf zu ihr.

„Ja, das stimmt ... aber das habe ich häufiger, mach dir keine Sorgen", sage ich und meine es auch so. Mittlerweile hat sich mein Körper schon dran gewöhnt unter diesen Extrembedingungen zu funktionieren. Nachts jagen, tagsüber Schule. Dann ein paar Stunden Schlaf am Nachmittag und dann wieder jagen. Meine Eltern hatten sich lange dagegen gewehrt, dass ich in ihre Fußstapfen trete und ebenfalls Jägerin werde, aber nachdem sie gemerkt hatten, dass sich meine Jägertätigkeiten nicht auf meine schulischen Leistungen auswirken, hatten sie mich dabei unterstützt und mir alles beigebracht, was sie wissen.

„Bist du deshalb schon zum Arzt gegangen?" Ich schüttele nur den Kopf und beäuge meine Lehrerin unauffällig. Diese blickt schon wieder mehr als nur finster in unsere Richtung und ich widme mich schnell wieder meinen Aufgaben.

„Mir geht es wirklich gut, mach dir keine Sorgen", zische ich ihr dann noch zu und nehme dann wieder meinen Taschenrechner in die Hand. Jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich meine Aufgaben mache, sonst hat mich die olle Miss Jenkins wieder auf dem Kieker, weil ich ihre Aufgaben nicht in der vorgesehenen Zeit geschafft habe. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf die Uhr, die mir anzeigt, dass gerade mal eine Minute mit dem Gespräch von Liza und mir vergangen ist, seufze ich innerlich auf und fange an zu rechnen. Was würde ich jetzt nicht dafür geben, woanders zu sein...


⛧⛧⛧⛧⛧⛧


Als es endlich zur Pause klingelt, stopfe ich meine Sachen in meinen Rucksack und sehe zu Liza, die schon ungeduldig auf mich zu warten scheint. Ich sehe wie sie mit dem Fuß auf dem Boden herumtippt und ihr Handy aus der Hosentasche zieht. Wieder einmal bin ich beinahe schon erstaunt davon, wie schnell sie es geschafft hatte, ihre Sachen einzupacken. Als ich alles in meinem Rucksack habe und mich erhebe, sieht sie mich zufrieden an.

„Na endlich, du brauchst immer so unglaublich lange!", nörgelt sie, doch ich höre den Hauch der Belustigung in ihrer Stimme. Gemeinsam verlassen wir den Klassenraum und betreten die Flure der Roosevelt High School, hier in Seattle. Ich weiß nicht, ob es nur an dieser Schule liegt, oder ob es in anderen Schulen hier im Lande genau so aussieht, doch diese Schule ist unglaublich schäbig. Und die Leute, die diese Schule hier besuchen, sind teilweise noch schlimmer. Aber es sind nur noch ein paar Wochen und dann kann ich diesen Ort hier endlich endgültig verlassen und den ganzen Tag jagen gehen. Meine Eltern wollten mich erst dazu überreden, aufs College zu gehen, aber ich spüre einfach, dass das Jagen das ist, was ich machen will. Also fällt das College für mich raus. College und Jagen unter einen Hut zu bringen wird bestimmt nicht leicht.

„Ich bringe noch kurz meine Sachen in meinen Spind, geh ruhig schon Mal vor." Ich sehe Liza noch kurz an, dann trennen sich unsere Wege schon und während ich zu meinem Spind gehe, geht Liza schon Mal in die Mensa vor. Die Mensa ist für mich der unbeliebteste Ort hier in der Schule. Dass man mich hier für sonderbar hält, ist für mich nichts Neues und ich habe wahrscheinlich auch nichts dafür getan, dass man eine andere Meinung von mir hat. Meistens kann ich das ignorieren und es stört mich nicht, ich war schon immer ein Einzelgänger. Doch in der Mensa ist dieses Leben als Außenseiter nicht nur zu fühlen, sondern auch bildlich zu sehen. Ich bin froh, wenn mich die Freunde von Liza an ihrem Tisch akzeptieren, sodass ich wenigstens dort sitzen kann. Ansonsten würde ich mich wahrscheinlich alleine in einer Ecke verkriechen und das Image des Außenseiters wohl noch verstärken.

Schnell stopfe ich meine Sachen in meinen Spind und suche mir dann die Bücher für die nächsten zwei Stunden heraus, die noch zwischen meinem Wochenende und mir stehen. Als ich die zwei Bücher gefunden habe, knalle ich meinen Spind zu und mache mich dann auf den Weg in die Mensa. Diese ist nicht unbedingt groß oder sonderlich schön, aber das Essen schmeckt einigermaßen und ich bin froh, dass es hier etwas Warmes zu essen gibt – fehlt mir doch nachmittags häufig die Zeit dazu.

Die Schlange an der Essensausgabe ist natürlich auch wieder typisch für diese Schule. Eine Menge Schüler, die sich gegenseitig schubsen und zwischen denen man froh sein kann, wenn man sein Essen heile auf seinem Tablett bis zum Tisch bekommt. Es kommt nicht selten vor, dass sich jemand vordrängelt, doch heute verläuft zum Glück alles normal. Mit meinem Essen auf den Händen bahne ich mir einen Weg zu Liza und ihren Freunden vor und stelle mein Tablett ganz außen auf den Tisch. Liza lächelt mir kurz zu, während ich von den anderen keines Blickes gewürdigt werde. Einzig Kristin, die ganz am Ende des Tisches sitzt, lächelt mir ebenfalls kurz zu. Kristin ist eine wahrliche Schönheit. Lange, blonde Haare, eine schöne Figur, perfekte Haut, lange Wimpern und ein noch perfekterer Charakter. Es wundert mich nicht, dass einer der beliebtesten Jungs der Schule mit ihr zusammen ist. Obwohl ich immer noch fest daran glaube, dass es nur noch eine Frage von ein paar Wochen ist, bis Brandon genug von ihr hat. Das war bisher immer so. Er sucht sich perfekte Mädchen und sobald sie ihm zu langweilig werden, macht er Schluss mit ihnen und sucht sich eine Neue, die mindestens ebenso perfekt ist, wie die vorherige. Es ist auch kein Geheimnis, dass Brandon mich nicht leiden kann. Ich habe nie sonderlich viele Worte mit ihm gewechselt, doch ich weiß, dass er mit meinem Ex-Freund Tyler befreundet ist. Zwar hatten sich diese erst angefreundet, nachdem Tyler mit mir Schluss gemacht hatte, aber scheinbar hatte dieser auch nach unserer Trennung noch eine Menge über mich zu erzählen. Dass dabei die ganze Footballmannschaft mitgehört hatte, war mir natürlich nicht entgangen, doch ein paar von den Typen haben scheinbar wenigstens genug Anstand, die Sachen, die er dort über mich erzählt hat, nicht frei herauszuposaunen.

Die anderen beiden an unserem Tisch sind MJ und Johnny. Beide sind ein Jahr jünger als wir und Geschwister. MJ hat braune, lockige Haare, während ihr Bruder das komplette Gegenteil ist mit seinen platinblonden Haaren. Beide sind recht nett, doch sonderlich viel hatte ich auch mit den Beiden nie zu tun. Allgemein vermeide ich es, Freundschaften zu knüpfen, aus Angst, dass ich andere in Gefahr bringen könnte. Liza hatte auch lange dafür kämpfen müssen, dass ich eine Art Freundschaft zu ihr aufbaue und noch länger, bis daraus eine wirkliche Freundschaft geworden ist. Anfangs hatte ich noch versucht sie von mir zu stoßen, doch sie konnte unglaublich penetrant sein. Und dafür bin ich ihr heute dankbar.

„Hey Zoe, hast du schon gehört, dass Hannah jetzt was mit Steve hat?", reißt mich eine Stimme neben mir aus meinen Gedanken. Ich sehe von meinen Nudeln auf und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. Es ist kein Geheimnis, dass ich mich nicht sonderlich für solchen Gossip interessiere, doch Liza versucht immer wieder mich dafür zu begeistern. Erfolgslos.

„Nein, habe ich nicht. Aber jetzt weiß ich es ja. Danke für die Info", gebe ich trocken zurück und versenke meine Gabel wieder in meinen Nudeln. Liza rollt nur spielerisch mit den Augen, dann wendet sie sich wieder den anderen am Tisch zu und lässt mich in Ruhe essen. Meine Ruhe wird nach ein paar Minuten allerdings wieder gestört, als Liza erneut das Wort an mich richtet.

„Zoe, ich feiere heute Abend eine kleine Party. Möchtest du auch vorbeikommen?", fragt sie mich und ich sehe sie nachdenklich an. Normalerweise lädt sie mich nie zu ihren Partys ein, weil sie ganz genau weiß, dass ich sowieso nicht ja sagen würde. Weshalb sie es jetzt tut weiß ich nicht, aber ich sehe sie nachdenklich an und spiele wirklich mit dem Gedanken, dass ich hingehe.

„Ich finde, das ist eine tolle Idee", lächelt Kristin zustimmend und ich erwidere ihr Lächeln leicht. Kristin war schon immer diejenige, die versucht hatte mich halbwegs mit einzubinden. Wie gesagt, ihr Charakter passt sich ihrem perfekten Aussehen nur an. Es tut mir beinahe schon leid, dass ich auch Kristin eigentlich nicht an mich heranlassen möchte. Auch, wenn diese sich scheinbar immer Mühe zu geben scheint. Auch wenn wir ein Projekt in der Schule zusammen machen müssen, verstehen wir uns ganz gut. Aber sobald es um das Persönliche geht, verschließe ich mich lieber immer. Es ist einfach zu gefährlich einen großen Freundeskreis zu haben. Je mehr Freunde ich habe, desto mehr Schwachpunkte habe ich. Und je mehr Schwachpunkte ich habe, desto mehr Möglichkeiten haben meine Feinde, mich anzugreifen.

„Ich weiß nicht...", meine ich ausweichend und sehe, dass mich der ganze Tisch erwartungsvoll ansieht.

„Ach komm, du bist doch nie dabei. Das wird sicherlich lustig!", stimmt auch MJ dem Vorschlag zu und sieht mich abwartend an.

„Ich bin auch dafür!", ertönt eine seidige Stimme hinter uns und ich wäre beinahe zusammengezuckt, wenn ich nicht genug Selbstbeherrschung hätte aufbringen können, in diesem Moment.

Ich drehe meinen Kopf leicht, während meine Sinne direkt von einem unglaublich gut riechenden Parfüm benebelt werden. Darf ich vorstellen? Michael McAdam, Lizas Freund. Quarterback, blonder Schönling, äußerst beliebt gute Noten, Partys und ein verdammt gutes Parfüm. Allerdings ist sein Parfüm auch das einzige, das ich an ihm mag. Michael, von allen eigentlich nur Mike genannt, ist wahrscheinlich die Realisation eines Playboys in einem Teeniefilm. Es war das typische Klischee, als Liza und er zusammengekommen sind. Früher Badboy, dann kam die große Liebe Liza und hat ihn zum Besseren verändert, blablabla. Ich kann Mike nicht ausstehen und das werde ich wahrscheinlich auch niemals in meinem ganzen Leben. Diese Einstellung ändert nur leider nichts daran, dass er mich mag – und das früher etwas zu sehr. Das war auch der Grund, weshalb ich ihn nicht leiden kann. Der Typ akzeptiert kein nein. Und als er es dann endlich akzeptiert hatte, war das erste, das er machen wollte, sich meine beste Freundin krallen. Die beiden sind jetzt zwar schon seit fast einem Jahr zusammen und scheinen bisher auch echt glücklich miteinander zu sein, aber die Beziehung zu Mike wird sich sicherlich niemals bessern. Aber das muss sie auch nicht, denn sobald ich meinen Abschluss habe, werde ich ihn sowieso nie wieder sehen. Hoffe ich zumindest.

„Wir wollen dich alle dabei haben, Zoe... Komm schon." Liza grinst mich an und weiß, dass ich es unangenehm finde, im Mittelpunkt eines Gesprächs zu stehen. Wahrscheinlich ist das auch der einzige Grund, wieso ich überhaupt ja sagen würde.

„Kann ich danach bei dir schlafen?" Auch, wenn ich heute Nachmittag noch ein paar Stunden schlafe, wenn ich an einer von Lizas Partys teilnehme, dann werde ich danach nicht mehr die Kraft haben, nach Hause zu fahren, da bin ich mir sicher.

„Na klar, gerne!", bestätigt sie mir sofort begeistert und ich seufze. Kaum zu fassen, dass ich tatsächlich ja sage.

„Na schön. Ihr habt gewonnen, ich komme."


⛧⛧⛧⛧⛧⛧


Als meine Nachmittagskurse endlich vorbei sind, würde ich am liebsten in Freudentränen ausbrechen, da ich das Gefühl hatte, dass dieser Schultag niemals zu Ende sein wird. Da diese Reaktion meinen Ruf als Freak wahrscheinlich nur noch verstärken würde, schnappe ich mir nur meine Sachen und gehe dann zum wiederholten Male an diesem Tag zu meinem Spind. Dort verstaue ich alles, was ich über das Wochenende nicht brauche und krame gleichzeitig meinen Autoschlüssel aus dem Rucksack. Langsam laufe ich durch die Gänge, während ich mein Handy aus der Hosentasche ziehe, um zu sehen, ob meine Eltern mir geschrieben haben – haben sie nicht. Ich will einfach nur noch aus diesem Gebäude raus und in mein wohlverdientes Wochenende. Außerdem muss ich noch einkaufen fahren, da meine Eltern es ja nicht machen können, weil sie geplant hatten, von ihrem jetzigen Auftrag zum nächsten zu fahren.

Als ich aus der großen Haupttür heraustrete, reißt mich ein Kichern von dem Bildschirm meines Handys los. Ich sehe eine weitere blonde Schönheit, die an Kristin nah rankommt, doch nur halb so schlau und nett ist und meinen Ex. Tyler und Susan sind das neue Traumpaar an der Schule und ich bin mir sicher, dass die beiden gut zueinander passen.

Als Tyler etwas nach mir wirft, von dem ich nicht erkennen kann, was es ist, muss ich nicht mal ausweichen, da sein Wurf so schlecht war. Ich ziehe nur eine Augenbraue in die Höhe und sehe ihn beinahe spöttisch an.

„Schwache Leistung für einen Footballspieler!", kommentiere ich diesen traurigen Wurf und laufe dann die Treppe vor dem Schulgebäude herunter. Der Parkplatz ist mittlerweile schon recht leer, da ich mir Zeit gelassen habe beim Einpacken meiner Sachen. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als das Gewusel und das Verkehrschaos, das jeden Freitag aufzufinden ist, wenn die Schule vorbei ist. Deshalb warte ich immer ein bisschen, bis die meisten Schüler schon weg sind, damit ich in Ruhe vom Parkplatz fahren kann.

An meinem Auto angekommen schmeiße ich meinen Rucksack auf den Beifahrersitz und lasse dann den Motor meines Audis aufheulen. Ich beginne zu grinsen, als aus den Lautsprechern AC/DC dröhnt und streiche kurz einmal gedankenverloren über das Lenkrad, dann parke ich aus und fahre los. Als ich an Tyler und Susan vorbeifahre, winke ich süffisant und fahre dann weiter. Ich sehe, dass Tyler abfällig das Gesicht verzieht und rolle mit den Augen. Er hat meinen Audi noch nie gemocht, er war ihm nicht gut genug. Ich wiederum liebe meinen Audi. Nicht nur, dass er ziemlich neu ist und ich dafür keinen Cent ausgeben musste, weil meine Eltern ihn bezahlen, damit ich alleine zu Aufträgen fahren kann, nein. Mein Auto ist für mich auch mein mobiles Waffenlager. Der komplette Kofferraum ist voll mit allem, was ein Jäger brauchen könnte und ich würde den Audi für nichts auf der Welt hergeben. So viele Dinge, wie ich mit dem schon erlebt habe. Und dabei darf ich erst seit zwei Jahren Auto fahren.

Als ich auf dem Hinweg zum Supermarkt der Musik lausche, schleicht sich ein ungutes Bauchgefühl in mir hoch, doch ich versuche es zu ignorieren. Meine Gedanken versuchen mir zu sagen, dass es sicherlich keine gute Idee ist, wenn ich zu Lizas Party gehe, aber ich schiebe diesen Gedanken an das Ende meines Kopfes und wechsele lieber das Lied, Highway to Hell inspiriert mich gerade nicht wirklich. Ich bin wahrscheinlich nur paranoid geworden in den Jahren, in denen ich schon Jägerin bin, dass ich mittlerweile in allem eine potenzielle Bedrohung sehe. Und wenn es nur so etwas Harmloses ist, wie eine Party zwischen High-School-Schülern. Und außerdem habe ich mir nach gestern ja wohl auch Mal ein freies Wochenende verdient. Immerhin bin ich sonst fast jedes Wochenende unterwegs und entspanne mich meistens nicht so, wie ich es sollte. Und wenn es etwas wirklich Wichtiges geben würde, dann würde mich Bobby mit Sicherheit anrufen. Bobby ist der beste Freund von meinen Eltern und für mich so etwas wie ein Onkel. Er ist ebenfalls Jäger und hat mich mit großgezogen, wenn meine Eltern verhindert waren, als ich noch jünger war und nicht alleine klargekommen bin. Mittlerweile ist er derjenige, der uns Aufträge vermittelt und sich darum kümmert, dass wir bezahlt werden und wir uns danach nicht mit der Polizei oder Ähnlichem herumschlagen müssen. Außerdem ist Bobby mehr oder weniger mein Notfallkontakt und würde mir Bescheid geben, wenn etwas mit meinen Eltern wäre oder sie Hilfe bräuchten. Bobby und ich verstehen uns wirklich gut und ich bin froh, dass ich ihn habe. Also sollte ich mir eigentlich keine so großen Gedanken machen. Wenn ich gebraucht werde oder wenn irgendwas passiert, dann würde er mich sofort anrufen.

Ich seufze und wechsele an einer roten Ampel schnell die CD. Ich muss wirklich aufhören so paranoid zu sein. Als die Ampel auf grün schaltet, fahre ich mit neuer Musik, dieses Mal Nirvana, weiter und komme kurz darauf auch schon am Supermarkt an, wo ich sogleich aussteige und die Einkäufe für die nächsten Tage erledige... 


(Überarbeitet)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top