Kapitel 7
Wir verließen die große moderne eingerichtete Kantine, die so aussah, wie man sie auch in normalen Schulen oder Universitäten kannte.
Kaum standen wir davor in einem weiteren Steingang, drehte sich Namjoon der die Führung übernommen hatte nach links. Der Gang war etwa fünf Meter breit und endete an einem riesigen Tor.
"Was verbirgt sich denn hinter dem Tor?", fragte ich verwundert.
Kookie grinste mich an. "Dahinter ist nach der Bibliothek das Herzstück dieses Schlosses. Die Aula."
Jin nickte. "Die wird tatsächlich nur sehr selten genutzt. Halt für große Veranstaltungen, die alle betreffen, einfach weil sie so groß ist."
"Aber am Besten, schaust du einfach selber einmal rein.", grinste Namjoon und öffnete mir das Tor. Als ich sah, wie die Aula dahinter aussah wurden meine Augen groß.
"Wow...", hauchte ich atemlos und trat in den riesigen Saal ein.
Wobei Saal das falsche Wort dafür war. Ich hatte eher das Gefühl in einem gigantischen Kirchenschiff zu stehen.
Der Raum war gigantisch lang und links und rechts reihte sich eine große Marmorsäule an die nächste. An der Decke verliefen diese kreuzförmigen Deckenstützen in denen tatsächlich auch kunstvolle Bilder hinein gemalt wurden. Doch anstatt, dass es irgendwelche Heiligen, wie eben in Kirchen waren, oder irgendwelche seltsamen Bibelgeschichten, waren hier Monster abgebildet. Ich sah Drachen, Seeungeheuer, Hexen...
Es war durchaus beeindruckend.
Auch wenn diese Aula ein weiterer Stilbruch in diesem Gebäude war, da alles sehr gotisch gehalten war. Aber es sah einfach majestätisch aus. Vor allem, dass dieses typische Heilige mit solch unheiligen Bildern durchsetzt war und das in einer Hochschule, für Übernatürliches gefiel mir sehr gut von der Ironie.
"Gefällt sie dir?", grinste Namjoon mich an. Ich musste ebenfalls grinsen.
"Mehr als das.", erwiderte ich.
"Ich habe selten eine so geile Konstruktion gesehen.", gab ich ehrlich zu. Vor allem in Korea nicht. Und wie gesagt. Der Raum war gigantisch. Ich schätzte, dass locker über 1000 Gestalten hier hinein passen würden.
"Und wann wird die Aula hier immer genutzt?", fragte ich interessiert.
"Vor allem am Anfang und am Ende des Semesters. Zur Begrüßung und die Abschlusszeremonien.", erklärte Jin.
"Aber du hast Glück.", warf Tae mit einem Mal ein und begann fett zu grinsen.
"Einmal im Semester erlaubt die Hochschulleitung eine fette Party in dieser Halle. Das ist im Wintersemester einmal zum Feiern des Blutmondes für die Werwölfe und Ende nächster Woche gibt es wieder für uns Hexen und Hexer das Sonnenwendfeuer."
Überrascht weitete ich meine Augen. Das kannte ich so auch noch nicht, dass eine Hochschule so auf die "Religiösitäten" der einzelnen Gestaltengruppen achtete. Wobei es da auch nur um Hexer und die Wölfe ging. Vampire und Halbdämonen hatten es seltsamer Weise nicht ganz so mit diesem Zeug. Ironie off.
"Und auch wenn die Wölfe das nicht wahrhaben wollen, das Sonnenwendfeuer macht mehr Spaß.", grinste Kookie frech. Sofort erntete er zwei beleidigte Blicke von Hoseok und Jin.
"Nur weil ihr so empfindlich seid und keine Kälte vertragt.", maulte Hoseok zurück. Doch bevor dieser Streit noch mehr eskalieren konnte, schritt der Vampir ein.
"Auf diese Diskussion verzichten wir jetzt. Jedes Fest hat seine Berechtigung und gäbe es für die Vampire auch ein Fest, dann würde ich natürlich das am Besten finden. Jedem Tierchen sein Plesierchen. Aber wir wollten Jimin das Schloss zeigen und nicht uns wegen so etwas verkrachen."
Brummend bekam er von allen vieren Zustimmung, was mich doch etwas belustigte. Fast wie im Kindergarten.
"Gehen wir doch als nächstes in die Bibliothek. Dort gibt es weniger zum Streiten.", seufzte der Vampir und machte sich wieder auf den Weg aus der Aula hinaus.
Als ich ihm mit den anderen folgte, sah ich noch die riesige Orgel, die über dem Eingangstor hing. Ich schmunzelte. Natürlich durfte so eine trotzdem nicht fehlen. Und ich konnte mir vorstellen wie gut diese hier in diesem gigantischen Raum wohl klingen würde. Ich würde bei Gelegenheit mal Agust fragen, ob er nicht was darauf spielen könnte. Können sollte er es ja.
Ich folgte den fünf wieder zurück durch den Gang an der Kantine vorbei, bis wir in einem Gang angelangt waren, der gebogen in beide Richtungen verlief. Wir liefen nach rechts und währenddessen drehte sich Hoseok zu mir herum. Er grinste und klopfte gegen die Mauer links von uns, die den kleineren Kreis beschrieb.
"Hier hinter liegt die Bibliothek. Es gibt insgesamt vier Eingänge zu dieser. Einen in jeder Himmelsrichtung. Wir laufen gerade zu dem Süd- Osteingang."
Wenn er wüsste, wie wenig mir diese Aussage brachte. Abgesehen davon, dass es wohl nur diese halben Himmelsrichtungen waren, wo die Eingänge sich befinden sollten. Woher sollte ich bitte Wissen, wo hier drinnen, in einem komplett geschlossenen Raum Norden oder Süden war?
Ich bekam das gerade so draußen hin. Und selbst dann konnte ich mehr damit anfangen, wenn es hieß, dort wo die Sonne aufgeht, oder wo sie untergeht. Ich sagte ja bereits, dass meine Orientierung eher nicht existent war.
Aber schließlich standen wir vor einer der Türen, die wohl zu der Bibliothek führten. Und überraschender Weise stand tatsächlich an der Tür: Bibliothek Süd- Ost. Nagut. Vielleicht orientierten sich die anderen auch einfach an dieser Aufschrift. Wobei es auch ganz witzig wäre, wenn sie diese Türen irgendwann vertauscht hätten und alle glauben würden, das hier wäre Süd- Ost. Was auch immer.
Ich schüttelte meine spinnigen Gedanken ab und folgte den fünf, die schon durch die Tür in die Bibliothek getreten waren. Kaum war ich drinnen klappte mir der Mund nach unten. Die Aula war ja schon beeindruckend gewesen, aber die Bibliothek setzte dem nochmal eins drauf.
Die Bibliothek erstreckte sich über mehrere Stockwerke, bis zu einem gläsernen Kuppeldach ganz oben. Die Bücherregale wuchsen wie Türme nach oben, um die kleine runde Podeste liefen, die über Brücken und Treppen miteinander verbunden waren. Überall waren kleine Sitzgruppen mit Sofas und Tischen, oder nur Tische und Stühle verteilt. Leitern standen an den Regalen, dass man auch wirklich an jedes Buch heran kam, das man gerade brauchte. Und ich sah immer wieder uralte Bücher in den Regalen stehen. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
"Und was sagst du?", grinste Tae mich an.
"Gigantisch...", kam es ungläubig über meine Lippen.
Ich würde hier Ewigkeiten brauchen, bis ich mich hier durchgearbeitet hatte, aber so viele Bücher wie ich hier sah... Ich hatte so etwas wie Hoffnung hier endlich mal das zu finden, was ich schon so lange suchte.
"Das kannst du laut sagen.", lachte Namjoon.
"Hier findest du tatsächlich komplett alles. Und das Praktische, du kannst hier zu jeder Tag und Nachtzeit hinein, um zu lernen, oder um zu lesen. Der einzige Nachteil, du darfst halt keine Bücher mit raus nehmen."
Ich zuckte mit den Schultern. Wenn es nur das war...
"Aber ich würde vorschlagen, du kannst auch später noch hier dich umsehen. Dann zeigen wir dir mal, was es alles für Clubräume im Keller gibt. Dass du überhaupt weißt, was du hier noch alles in deiner Freizeit machen kannst."
Ich sah zu Hoseok, der mich fragend ansah, ob das Okay wäre. Ich nickte und ließ mich weiter führen.
Ich hatte schon keine Ahnung mehr, wo genau wir waren, aber so lernte ich mehr über die Jungs kennen, mit denen ich wohl nun öfter etwas zu tun haben würde.
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