Kapitel 25

"Also ich will echt nicht den Moralapostel bei Ihnen spielen, aber wenn Sie es zukünftig nicht schaffen sich während den Vorlesungen zusammen zu reißen, muss ich sie leider wie zwei Kindergartenkinder auseinander setzen. Ich hoffe, dass Sie nächste Woche ein wenig mehr in der Lage sind,  dem Unterricht zu folgen.", seufzte Mr Yoon und sah mit hochgezogener Augenbraue von mir zu Yoongi.

"Ich gebe mir Mühe.", erklärte ich brav und verneigte mich leicht.

"Nun gut. Dann will ich Sie beiden nicht länger aufhalten. Bis nächste Woche und einen schönen Tag Ihnen noch."

Yoongi und ich verneigten uns und drehten uns dann um, um den Vorlesungssaal komplett zu verlassen.

"Hach, immer diese Spielverderber...", seufzte ich.

Ich hörte nur ein leises zustimmendes Brummen, von meiner Seite. Kurz war es still, während wir den Gang weiter liefen.

"Wo müssen wir denn jetzt eigentlich hin?", fragte ich nachdenklich. Ich hatte seit meinem ersten Tag nicht einmal mehr auf meinen Stundenplan geschaut. Ich hatte ja immer jemanden dabei, der mir sagte, wohin ich denn musste.

"Du bist eine absolute Vollkatastrophe.", seufzte Yoongi neben mir und schüttelte seinen Kopf. "Wir gehen erst einmal essen und dann haben wir noch ein paar Stunden Zeit, bis die nächste Stunde anfängt."

"Ah... Chillig.", grinste ich und streckte mich. Wir liefen stumm nebeneinander weiter bis zur Kantine, bis wir an einem mir doch bekannten Gang vorbei kamen und mir eine Idee kam.

"Duu?", fragte ich ganz scheinheilig meinen Begleiter.

Skeptisch sah er mich an. "Was genau willst du?"

"Hast du nach dem Essen schon etwas vor?"

"Was genau willst du gerade von mir?", blieb er bei seiner Frage.

Ich verdrehte die Augen. "Keine Sorge, ist etwas harmloses."

"Ganz sicher? Wir hatten schon solche Geschichten wo..."

"Ja, ja. Aber diesmal ist es wirklich nichts schlimmes. Ich habe nur bei der Führung in der Aula die riesige Orgel gesehen und mich gefragt, ob du die nicht spielen kannst und darfst."

Überrascht sah er mich an. Mit einer solchen Frage und Überlegung hatte er wohl nicht gerechnet.

"Das Können ist sicher keine Frage und dürfen..." Er schien kurz zu überlegen. "Wenn ich Mr Wang frage, dann bekomme ich auch die Schlüssel. Aber das wäre eigentlich eine Idee. Habe ich schon lange auch nicht mehr gemacht.", überlegte er.

"Wie, du kannst Orgel spielen?!" Erschrocken fuhren Yoongi und ich zusammen, als wir die schrille Stimme von Jin mit einem Mal hinter uns hörten. Mit großen Augen sah uns der rosahaarige Wolf an.

"Das hast du uns ja noch nie erzählt, dass du so etwas kannst!", rief er schon schier aus.

Yoongi steckte sich seinen Finger ins Ohr und schüttelte etwas, damit er wohl das Klingeln wieder heraus bekam.

"Hat sich ja auch noch nie ergeben, dass wir über so etwas geredet haben.", gab er trocken von sich. Etwas geschockt sah Jin ihn an und schüttelte dann seinen Kopf.

"Hier tun sich wieder Abgründe auf...", dramatisierte er. Yoongi seufzte genervt auf.

"Willst du mitkommen?", fragte er und sah den Wolf an.

"Aber sowas von gerne.", flötete dieser als Antwort, als hätte er nur auf diese Frage gewartet.

"Dann gehen wir wohl zu dritt.", grinste ich.

"Oder einer der anderen will noch mit.", grinste Jin.

Doch von den anderen hatte keiner solche Ambitionen wie Jin, sich freiwillig in die kalte Aula zu setzen, um Yoongi beim Orgel spielen zuzuhören. Und so standen Jin und ich alleine vor der Aula, während der Dritte in der Runde bei Mr Wang kurz die Schlüssel holte, damit wir auch an den Spieltisch herankamen.

"Ich hoffe du hattest dir vorher wirklich gut überlegt, Zico so laut als einen Zitronenfalter zu beleidigen.", sprach der Rosahaarige mit einem Mal aus. Verwundert sah ich zu ihm hoch und runzelte die Stirn.

"Wie kommst du denn bitte da rauf?", fragte ich verwirrt. Jin seufzte leicht. .

"Es gibt nur wenige, die es sich trauen ihm die Stirn zu bieten. Und wenn du es geschafft hast, dass er dich nicht mag, dann hast du wirklich kein schönes Leben mehr.", erklärte er leise. Ich hob eine Augenbraue an.

"Dann traust du mir weniger zu, als Kookie?", fragte ich leicht amüsiert. "Ich meine nur er ist jünger als ich und..."

"Das meine ich doch gar nicht so!", warf er direkt ein und fuchtelte hektisch mit seinen Händen.

"Ich traue dir schon etwas zu. Auch wenn ich dich kaum kenne. Immerhin hast du dich mit der Wang schon angelegt. Aber Zico nutzt seine Kraft und seine Stärke eher, als seine Magiefähigkeiten. Und neben dem Muskelhasen siehst du dagegen fast zierlich aus.", versuchte er seine Bedenken zu erklären.
"Und ich habe in der Essensschlange schon welche tuscheln gehört, dass du derjenige bist, der Zico so genannt hat. Ich mache mir halt nur Sorgen um dich. Vor allem, weil wir die Sportstunde heute Nachmittag zusammen mit ihm und seinen Freunden haben."

"Sportstunde?", fragte ich etwas verwirrt. Ich hatte gemeint am ersten Tag etwas anderes auf dem Plan gelesen zu haben.

"Na gut. Für dich heißt das eher Flugstunde. Das ganze ist gemischter, aber dennoch Gestaltenspezifischer Unterricht. Ihr trainiert das Fliegen auf dem Besen und wir Wölfe, üben in unserer Wolfsform.", erklärte er die anstehende Unterrichtseinheit. Fasziniert nickte ich. So etwas war mir auch neu. Auf den alten Akademien hatte es so etwas auch nicht gegeben.

"Der Rektor und der Schulräte haben ein solches Pflichtfach für sinnvoll erachtet, dass man seine Fähigkeiten in einem gesicherten Rahmen besser ausbauen kann. In ihren Augen gibt es nämlich viel zu viele, die ihre eigenen Fähigkeiten nicht genug unter Kontrolle haben, wenn sie in das Berufsleben starten. Zum Beispiel soll verhindert werden, dass junge Vampire in ihrer Übergeschwindigkeit nicht richtig abbremsen können und so einen Unfall verursachen."

Ich nickte verstehend. Zugegeben. Schlecht war diese Idee auf jeden Fall nicht.

"Sooo, ich bin dann jetzt auch da.", seufzte Yoongi und kam nun auch den Gang entlang.

Grinsend griff ich nach der Türklinke der Aula und öffnete die Tür, damit wir eintreten konnten. Ich lief ein paar Schritte in die große Halle hinein und die anderen beiden folgten. Yoongi bog allerdings gleich nach rechts ab und schob einen dicken Vorhang ein paar Meter neben der Eingangstür beiseite. Dahinter war eine Tür verdeckt, die er nun mit einem Schlüssel aufschloss und hindurch verschwand. Verwundert sah Jin zwischen mir und der Tür hin und her.

"Wollen wir nicht mit ihm mit?", fragte er etwas verwirrt und kam auf mich zu. Ich schüttelte leicht grinsend den Kopf.

"Also prinzipiell könnten wir schon mit. Beziehungsweise du kannst ihm gerne folgen, wenn dich eine Orgel aus der Nähe interessiert. Aber ich bleibe hier unten. Hier unten hört man einfach noch mehr von diesem gigantischen Instrument." Unschlüssig blieb Jin stehen und sah hin und her.

"Wieso wolltest du denn unbedingt mitkommen?", fragte ich schließlich einfach interessiert.

Irgendetwas tat sich in seinem Blick und schier verliebt glitt der Blick des Wolfes nach oben zu den Pfeifen.
"Weil die Orgel für mich eines der neueren göttlichen Instrumente ist."

Verwirrt sah ich ihn an.

"Du musst wissen, ich komme aus einer Priesterfamilie.", begann er zu erklären. "Seit Jahrhunderten ist es die Aufgabe von meiner Familie in unserem Rudel die Götter zu ehren, ihnen Opfer darzubringen und so weiter. Ich muss zugeben, ich werde nicht derjenige sein, der diese Aufgabe von meinen Geschwistern und mir weiterträgt, allerdings... Ich liebe die Art und Weise, auf wie vielen verschiedenen Arten man Kontakt zu den Göttern aufnehmen kann. Und eben solche pompös klingende Melodien sind in meinen Augen ihnen auch einfach würdig.", schwärmte er.

Nachdenklich betrachtete ich ihn. Einen solch religiösen Eindruck hatte er bisher nicht gemacht.

Ein kurzer heller Ton erklang von der Orgel und der Wolf zuckte erschrocken zusammen. Er biss sich kurz auf die Unterlippe und sah zu mir.

"Wäre es für dich auch okay, wenn ich zu Yoongi hoch gehen würde?", fragte er etwas schuldbewusst. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Er nickte kurz, drehte sich zu der Tür und verschwand glückselig dahinter.

Ich schüttelte meinen Kopf. Es war mir ein Rätsel was so viele an ihren 'ach so guten Göttern' fanden. Meistens waren doch diese nicht einmal halb so gut, wie sie angeblich sein sollten.

Doch meine Gedanken wurden unterbrochen, als Yoongi in die Tasten haute und laut die Pfeifen der Orgel zum erklingen brachte. Ich bekam Gänsehaut und konnte nicht anders als zu Lächeln. Es war einfach genau so episch wie ich mir es vorgestellt hatte.




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