Kapitel 16
Etwas seufzend sah ich zu, wie sich fast die komplett Vorlesung um die Schneeeule Hedwig turtelte. Ich verstand diesen Hype um Eulen immer noch nicht. Hatte ich noch nie. Allerdings fand ich es doch schon amüsant, dass Mr Jeong sich von der Harry Potter Reihe hat inspirieren lassen.
Statt dieses Geturtel weiter zu beobachten, sah ich mich lieber im Vorlesungssaal um. Dieser war flacher gebaut und die Tische waren in einem Kreis gestellt. Zudem standen die Tische relativ nah beieinander, damit man gut das Tier, welches Mr Jeong offensichtlich jedes mal mitbrachte, anschauen konnte. Trotzdem war der Raum groß genug und mit genügend Pflanzen eingerichtet, dass sich hier drinnen kein Tier eingeengt fühlen würde.
Sympathisch war der Professor schon. Das was möglich war, zeigte er tatsächlich auch an dem Tier, dass wir es live sehen konnten und so direkt das auch lernen konnten. Nur fand ich bei Eulen Schneeeulen ziemlich langweilig. Kleine süße Waldkäuze waren mir da tausendmal lieber.
Yoongi schien es ähnlich zu gehen wie mir und er saß neben mir in der dritten hinteren Reihe und sah etwas gelangweilt zu, wie Kookie Hedwig mit einem kleinen Hühnerbein fütterte.
"Das letzte Mal war besser...", brummte er leise.
"Da hatte er wirklich geschafft ein Einhorn mitzubringen. Vor allem war das ganz witzig, weil das so viel geäppelt hat, dass er nur mit einer Schaufel am hinterher rennen war.", erklärte er mir grinsend. Bei der Vorstellung musste ich auch etwas grinsen.
"Wie kommt der überhaupt an diese ganzen Tiere?", fragte ich leise.
"Ich meine, er besitzt so etwas wie einen Gnadenhof am Schlossgelände angrenzend, den er mit seiner Frau leitet.", runzelte Yoongi seine Stirn.
Ich nickte und wollte gerade zum Reden ansetzen, als mich ein leises winseln davon abhielt. Etwas irritiert sah ich unter mein Pult, wo ich das winseln vermutete. Meine Augen wurden groß, als ich einen kleines feuerrotes Katzenjunges erkannte, das mich mit riesigen Knopfaugen anstarrte. Nur das es dies in dreifacher Ausführung tat, weil es einfach drei Köpfe hatte.
"Wer bist denn du?", fragte ich etwas verwirrt und beugte mich zu dem Kleinen herunter.
Vorsichtig hielt ich ihm meine Hand hin, damit es daran schnuppern konnte. Vorsichtig wurde ich beschnuppert, bevor ein leises Maunzen ertönte und das Kleine seine drei Köpfe abwechselnd gegen meine Hand drückte. Etwas amüsiert begann ich das Kleine zu kraulen. Doch schließlich ließ ich davon ab und richtete mich auf.
"Hast das Kleine schon einmal gesehen?", fragte ich Yoongi leise und deutete nach unten. Beleidigt maunzte es und sah mich vorwurfsvoll an.
Der sah das Kleine nur stirnrunzelnd an.
"Vielleicht zwei drei Mal. Der Kleine gehört auch zu Mr Jeong. Allerdings ist er normalerweise, wenn überhaupt, nur kurz zu sehen, weil er doch ziemlich scheu ist... Oh.."
Offensichtlich hatte der Kleine beschlossen, dass ich zu lange gebraucht hatte, um mich wieder ihm zu widmen und war mit einem Satz auf meinen Schoß gesprungen, wo er sich nun einrollte und hinlegte. Auffordern sah er mich an und so fügte ich meinem Schicksal und begann ihn mit einem leisen Seufzen zu kraulen. Er schnurrte und legte seine Köpfchen zufrieden ab.
"Scheinbar wurdest du von ihm auserkoren.", kicherte der Halbdämon neben mir.
"Mr Min. Ich hoffe Sie lenken Mr Park nicht zu sehr von meinem Unterricht ab.", ertönte die Stimme von Mr Jeong. Ich sah nach vorne zu ihm. Er sah uns beide mit hochgezogener Augenbraue an.
"Nein, nein.", schüttelte ich meinen Kopf. "Ich passe auf."
Mr Jeong grinste etwas amüsiert.
"Wenn das so ist, können Sie Hedwig bestimmt auf Ihrem Arm landen lassen, wenn ich sie loslasse..."
Er gab der Eule das Zeichen zum Starten. Die Eule hob ab und zog durch den Raum nun ihre Runden. Ich hob meinen Arm über meinen Kopf und pfiff leise.
"Mr Park! Das war ein Scherz! Ich habe dazu noch nicht einmal die Theorie erklärt!" Der Professor starrte mich entgeistert an, doch Hedwig hatte mich schon ausgemacht und kam angesegelt.
Erschrocken duckten sich die Studenten um mich herum, um den Flügeln zu entgehen, die flatternd den Flug verlangsamten. Ich spürte, wie sich die Krallen um meinen Arm legten und Hedwig darauf zum sitzen kam.
Ungeniert begann sie sich zu putzen, als gäbe es keinen entspannteren Ort dazu. Doch mit ihrer Platzwahl waren nicht alle zufrieden.
Mit einem Fauchen sprang der kleine rote Kater hoch und schlug nach der Eule, die sich erschreckte und schnell wieder abhob, um Schutz auf einem Ast am Rande des Raumes zu suchen. Erschrocken sahen alle zu mir, beziehungsweise dem Kater, der mit gesträubten Fell auf dem Tisch stand und erst als ich ihn vorsichtig streichelte, sein Fell wieder legte und auf meinen Schoß zurück sprang.
"Mr Park... Sind Sie ein Tierflüsterer?", fragte irgendwann der Professor komplett von der Rolle. Langsam schüttelte ich meinen Kopf.
"Eigentlich nicht... Wobei... irgendwas habe ich wohl an mir, dass ich sehr gut mit Vögeln zurecht komme."
Ein unterdrücktes Husten kam von der Seite, auf der der Halbdämon saß. Ich verdrehte die Augen. So ein Kind...
"Okay... aber dass Luzifer sich jemanden nährt ist neu...", grübelte er. Ich sah zu dem kleinen Kater.
"Luzifer also?", grinste ich, was dem Kleinen ein Schnurren entlockte. Mr Jeong kam zu uns nach hinten.
"Ich habe den Kleinen irgendwann am Straßenrand gefunden und habe ihn aufgenommen. Ich wusste bis zu dem Tag nicht einmal, dass es auch dreiköpfige Katzen gibt. Bisher wusste ich nur von den Hunden. Aber leider ist er nicht einmal gegenüber mir freundlich und zutraulich geworden. Er ist einfach ein kleiner Teufel, der niemanden an sich heran lässt... Naja. Bis halt wohl jetzt auf Sie." Kopfschüttelnd sah er Luzifer zu, wie der sich nun auf meinem Schoß auf den Rücken rollte, dass ich sein kuscheliges Bauchfell kraulen konnte.
"Faszinierend...", murmelte Mr Jeong leise. Doch schließlich seufzte er und schüttelte seinen Kopf.
"Falls er Sie stört, schauen wir, dass wir ihn aus dem Raum bringen. Oder falls er Sie plötzlich doch anfallen sollte. Ansonsten soll er ruhig bei Ihnen bleiben.", nickte er mir zu und ging wieder nach vorne, um weiter seine Vorlesung zu halten. Neben mir kramte Yoongi etwas in seiner Tasche.
"Was suchst du denn?", fragte ich ihn leise. Doch da hatte er mit einem triumphierenden Grinsen wohl schon gefunden, was er wollte.
Er öffnete ganz leise die Snacktüte und kippte sich drei Bohnen daraus in die Handfläche. Luzifer rollte sich wieder auf den Bauch und beobachtete ihn dabei ganz genau.
Vorsichtig streckte er seine Handfläche mit den drei Bohnen zu dem Kater aus und bot ihm diese an. Zuerst schnupperte er nur vorsichtig daran, bevor sich jeder Kopf eine Bohne schnappte und zerkaute. Fast augenblicklich leuchtete das Fell noch röter auf, als es eh schon war.
Ein lautes Schnurren ertönte und bevor wir uns versahen, sprang Luzifer auf den Schoß des Halbdämonen und versuchte an die Snacktüte zu kommen.
"Feuerbohnen. Ich wusste, ich bekomme ihn damit!", grinste er mich an und begann weitere Teile des Snacks für Halbdämonen an Luzifer zu verfüttern. Grinsend betrachtete ich diesen Anblick.
Scheinbar hatte er wohl gerade auch einen neuen tierischen Freund gefunden.
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