Kapitel 11

"Also ich bezweifle, dass du dieses Fach freiwillig besuchst.", seufzte Namjoon, als wir den Vorlesungssaal verließen.

Ich gähnte. Mit aller Mühe hatte ich es tatsächlich geschafft nicht einzuschlafen. Auch wenn mir das allergrößte Selbstbeherrschung abverlangt hatte.

"Glaube es bringt nichts, wenn ich versuche es abzustreiten.", antwortete ich und grinste schief. Ich ließ das Grinsen fallen und seufzte.

"Mein Vater wollte, dass ich dieses Fach besuche.", erklärte ich. "Er ist der Meinung, vielleicht lerne ich ja doch noch etwas neues..."

Namjoon schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich finde es krass, dass dein Vater dir vorschreibt in was für Vorlesungen du sollst."

Ich zuckte mit den Schultern.
"Es hat ja schon seinen Sinn. Und ich verstehe ihn irgendwo, warum ich die Vorlesung mitnehmen soll, aber vor allem zu dem Hexenthema weiß ich halt doch schon relativ viel. Aus offensichtlichen Gründen. Deswegen war das halt ein sehr zähes Thema für mich zum Anfang."

"Wenn du schon so viel weißt, müssen wir ja gar nicht mehr in die Bibliothek und über die Hexenkönigin recherchieren.", feixte Namjoon. Ich verdrehte die Augen.

Das Thema über die verschwundene Königin ließ den Kurs nicht los, dass schließlich der Professor uns aufgetragen hatte, bis zur nächsten Vorlesung selber zu recherchieren und die jeweiligen Fakten und Hinweise dann zusammen zu tragen. Und so waren wir auf dem Weg zur Bibliothek, um gleich unsere Suche zu beginnen.

"Falls es dir entgangen sein sollte... Die Königin ist vor meiner Geburt verschwunden. Wie sollte ich dann bitte genauer über sie Bescheid wissen?", zog ich meine eine Augenbraue fragend nach oben.

Der Vampir seufzte. "Lass mich doch dich etwas aufziehen..."

Ich schüttelte belustigt den Kopf und stellte dann stolz fest, dass wir wohl in dem Gang um die Bibliothek waren. Wenigstens ein Gang den ich erkannte. Und es dauerte keine Minute, da kam die Tür zu der Bibliothek in Sicht. Ich folgte Namjoom in den großen Raum.

"Hast du eine Idee, wo wir vielleicht etwas zu dem Thema finden?", fragte ich ihn. Wenn ich suchen würde, könnte das ewig dauern, bis ich etwas gefunden hätte.

Nachdenklich nickte der Ältere und führte mich stumm durch den riesigen Raum über Treppen und Stege, bis wir vor einem Bereich standen, wo es scheinbar nur alte Bücher zu geben schien.

"Hier sind die Bücher die wohl etwa in diesem Zeitfenster verfasst wurden, indem sie verschwunden ist.", gab er mir die Auskunft. Ich seufzte stumm, nickte aber dann.

"Dann suchen wir mal, nach was auch immer.", seufzte er und stellte seine Tasche an einem Tisch ab, der vor den Regalen stand.

Er verschwand in den Regalen und sah sich planlos zwischen den Büchern um. Ich stellte ebenfalls meine Tasche ab und fing auf der anderen Seite an. Ich studierte die Titel, als mich eine Stimme direkt hinter mir zusammenfahren ließ.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du so fleißig dich nach dem Unterricht um Arbeitsaufträge kümmerst."

Erschrocken fuhr ich herum und starrte dem Halbdämonen ins Gesicht. Belustigt grinste er mich an.

"Immer noch so schreckhaft?", lachte er leise. Ich verdrehte die Augen.

"Als wärst du besser, wenn ich hinter dir plötzlich auftauche...", meckerte ich ihn an.

Jetzt war es an ihm die Augen zu verdrehen. "Zimtzicke."

"Langweiler."

"Krötenschreck!"

"Fauler Stein!"

"Hexenbastard!"

"Dämonenschlampe!"

Seine Augen blitzten mit einem Mal hellrot auf. Doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, mischte sich der Vampir mit ein.

"Woah Yoongi. Komm mal runter!"

Verwirrt sahen wir ihn an. Doch der sah mich nur perplex an.

"Wie hast du das geschafft ihn so schnell zu verärgern?", fragte er mich. Offenbar hatte er unseren Schlagabtausch nicht mitgehört.

Fragend sah ich ihn an. Namjoon verdrehte die Augen.

"Yoongis Augen. Hast du nicht gesehen, wie sie rot aufgeblitzt sind? Das ist ein eindeutiges Indiz, dass er wütend ist."

Ich sah zurück zu dem Halbdämonen und grinste ihn hinterhältig an.

"Ach, keine Dämonenschlampe?" Sofort färbten sich seine Augen dunkelrot, als er mich anfunkelte.

"Klappe, Park!", zischte er gefährlich leise.

"Ich dachte wir stellen nur Tatsachen fest.", grinste ich immer noch.

Er schien mit sich zu ringen und verzog knurrend seinen Mund. Dabei blitzten verlängerte Eckzähne zwischen seinen Lippen hervor.

Er funkelte mich noch einen Moment an, bevor er mit größter Selbstbeherrschung seine Augen schloss und tief durch atmete. Ich ließ ihn machen und mit jedem tiefen Atemzug wurde er ruhiger.

Nach ein paar Minuten öffnete er wieder seine Augen und funkelte mir wieder mit seinen schwarzen Augen entgegen.

"Ich hasse dich.", knurrte er leise.

Mein Grinsen war allerdings die ganze Zeit nicht aus meinem Gesicht gewichen. Ich schob meine Sonnenbrille auf den Kopf und grinste ihn weiterhin an.

"Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.", zwinkerte ich ihm zu.

Er schloss wieder seine Augen und atmete zittrig aus.

"Wir sehen uns...", schnaufte er laut, drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Bibliothek.

Ich grinste ihm hinterher und sah dann zu dem Vampir, der mich nur skeptisch musterte.

"Hast du ihn gerade absichtlich wütend gemacht?", fragte er mich seltsam ruhig.

Ich grinste nur weiterhin. "Möglich?"

Ungläubig schüttelte er seinen Kopf. "Bei dir läuft irgendwas wirklich nicht normal..."

"Warum?"

Er verdrehte die Augen. "Alter. Ich habe bisher nur einmal erlebt, wie Yoongi vor Wut explodiert ist. Und ich will es nicht noch einmal erleben."

Interessiert horchte ich auf. "Er ist in eurer Anwesenheit tatsächlich wütend geworden?"

"Ja.", seufzte er und packte einen beachtlichen Stapel Bücher, den er wohl in der Zwischenzeit zusammen gesucht hatte auf den Tisch.

"In was für einer Situation war das denn?", wollte ich nun doch gespannt wissen.

Es brauchte einiges, das man den Halbdämonen wirklich zum Ausrasten brachte. Ein läppischen 'Dämonenschlampe' von mir, wusste ich, gehörte nicht dazu. Das reizte gerade mal nur sein Ego. Und ich wusste, dass ich nach dieser Aussage lieber nicht weiter machte. Es sei denn ich wollte ihn tatsächlich zum explodieren bringen. Was ich ja offensichtlich nicht wollte. Ich liebte es halt nur mit dem Feuer zu spielen.

"Das war tatsächlich die Schuld von der Kwon. Sie hatte ihn schon immer auf dem Kieker, weil Halbdämonen doch eher selten sind und sie ihn deswegen nicht leiden konnte. Und ja... Es war dann während einer praktischen Prüfung. Yoongi hatte es als einer der einzigen geschafft ihre Aufgabe zu meistern, aber natürlich hat ihr das nicht gereicht. Jedenfalls hat sie gemeint, dass das ja ein Wunder wäre, bei seinem Wesen, dass er so etwas zustande bringen könnte."

"Inwiefern?", fragte ich verwirrt.

"Er wäre ja nur ein dummer Halbdämon. Nichts halbes und nichts ganzes. Ein Bastard, der nur wegen seinem Erzeuger Magiefähigkeiten hat und deswegen nichts auf dieser Schule zu suchen hätte. Und sie hat ihm abgesprochen, dass er mit seiner Magie je etwas gutes tun könnte. Und es deswegen ja gar nicht sein könnte, dass er ihre Aufgabe erfüllen konnte."

Ich schluckte hart. "Oh..."
Seine Familie beleidigen... Ganz schlechte Idee, ohne irgendeinen Hintergrund zu kennen.

"Ja...", gab Namjoon zerknirscht zu.

"Ich hatte sogar das Gefühl, dass die Temperatur im Raum dann sank... Jedenfalls hat er ihr wütend etwas zu gezischt und dann hat sie ihn angegriffen. Er hat sich versucht zu verteidigen und hat einige Zauber von ihr abgewehrt, bis sie ihn irgendwie doch an der Hand erwischt hat. Und als Reaktion davon ist sein Zauberstab in seiner Hand explodiert."

Entsetzt starrte ich den Vampir vor mir an. "Bitte was?!"

Zerknirscht nickte er. "Ich wünschte ich könnte dir etwas anderes erzählen..."

Ungläubig schnaubte ich. Die dumme Trulla wurde mir mit jedem Mal noch unsympathischer.

"Er hat sie zwar nicht selber angegriffen, aber so wie er die Zauber abgewehrt hatte und sie zurückgeschleudert hatte, sah es so aus, als hätte er ihre Zauber bis zum Maximum verstärkt. Der Saal hatte danach einem Schlachtfeld geglichen. Jedenfalls schien es so, dass wenn Yoongi wirklich mal in Fahrt kommen würde, er eine unfassbare Kraft herauf beschwören kann. Und diese Kraft will ich nicht noch einmal erleben."

Ich presste meine Lippen zusammen. Das klang so, als hätten sie froh sein können, dass nicht mehr passiert war...

"Dementsprechend wäre ich dir dankbar, wenn du ihn nicht zu sehr reizen würdest. Auch wenn du ihn scheinbar von früher schon kennst. Man ändert sich ja auch mit der Zeit."

Stumm seufzte ich, nickte aber dann.

"Gut. Aber wenn das jetzt geklärt ist, können wir ja mal schauen, ob in den Büchern etwas sinnvolles zum Thema zu finden ist."

Innerlich verdrehte ich die Augen, nickte aber dann und ließ mich ihm gegenüber nieder. Ich sah die Bücher an, die er herausgezogen hatte. Schließlich angelte ich mir eins, das einem Tagebuch zu ähneln schien und schlug es wahllos in der Mitte auf. Ich blätterte einige Seiten um, bis sich ein Grinsen auf mein Gesicht schlich.

"Ich glaube, ich habe hier etwas gefunden..."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top