10. Kapitel

„Kannst du mir einmal verraten, warum du Leonards Dienste benötigst?"

Malcolm Woods sah seine Tochter wütend an. Erst vor ein paar Tagen hatte er erfahren, dass Viktoria Leonard kontaktiert hatte. Er mochte Leonard Durand nicht. Dieser Dämon, der keinem Clan angehörte war ihm schon immer etwas suspekt. Er war zwar mächtig, kochte aber sein eigenes Süppchen. Solche Dämonen konnten gefährlich werden. Das nun gerade Viktoria mit ihm gemeinsame Sache machte, gefiel Malcolm nicht besonders.

Viktoria lümmelte sich in ihrem Sessel herum und sah ihren Vater hochnäsig an. Manchmal fragte sich Malcolm, ob er Viktoria nicht zu viele Freiheiten gelassen hatte. Seine Söhne hatten Recht. Vor allem sein Ältester hatte vor seinem Tod immer gesagt, dass Viktoria viel zu verwöhnt sei. Sie benahm sich manchmal immer noch wie ein kleines Kind und nicht wie eine erwachsene Frau!

„Ich habe eine Schuld eingefordert!"

Malcolm runzelte die Stirn.

„Du hast eine Schuld eingefordert? Leonard brauchte Hilfe? Und die wollte er ausgerechnet von dir?"

Sie lachte leise.

„Eigentlich hat er dich um einen Gefallen bitten wollen, doch du warst nicht hier, also habe ich ihm meine Hilfe angeboten. Denkst du wirklich, ich bin so schwach, dass ich einem Dämon wie Leonard einer ist, nicht aushelfen kann?"

Malcolm schnaubte.

Sie war schwach. Eindeutig! Also musste es keine große Sache gewesen sein, wenn sich Leonard auf ihr Angebot eingelassen hatte.

„Was wollte er denn?"

Sie ließ ihren Kopf auf die Lehne fallen.

„Ich weiß nicht mehr so genau. Es ging um irgendeine Hexe oder Nymphe. Keine Ahnung!"

Hexe oder Nymphe! Aha! War der Dämon etwa verliebt gewesen?

Malcom lachte innerlich.

Das konnte er sich eigentlich nicht vorstellen.

Aber das war ja auch erst einmal zweitrangig.

„Und was hast du jetzt von ihm gefordert?"

Viktoria drehte träge den Kopf zu ihm.

„Was wohl! Ich will, dass er Mikael aufspürt!"

Alarmiert setzte sich Malcolm kerzengerade hin.

„Mikael? Warum sollte er Mikael aufspüren? Bisher hast du dich auch nicht um deinen Sohn gekümmert!" Die letzten Worte betonte er, was sie schnauben ließ.

„Ich konnte ja nicht ahnen, dass Mikael so mächtig wird! Er war so schwach und es sah gar nicht danach aus, dass er mal so viele Kräfte entwickelt."

Malcolm lachte spöttisch auf.

„Was du ja nicht unbedingt gefördert hast. Du hast den Jungen nie gewollt!"

Sie setzte sich schnell hin!

„Ich wollte ihn nicht! Ihr alle habt mir das Balg aufgezwungen. Nie im Leben wäre ich die große Ehe mit Damian eingegangen! Damian ist gemein und grausam! Er hat mich nur gevögelt und mich dann nicht mehr beachtet!"

Malcolm hob eine Augenbraue.

„Das ist nun einmal so bei der großen Ehe. Bist du wirklich der Meinung, Damian hätte sich mehr um dich bemüht, wenn ich ihn nicht zu der großen Ehe gedrängt hätte? Ich glaube, er wusste nicht einmal, dass es dich gibt!"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich bin nicht hässlich und eine gute Partie! Zumindest hätte er sich danach mit mir unterhalten können!"

Malcolm seufzte.

Er konnte im Prinzip verstehen, dass Damian sich nicht mehr als nötig mit Viktoria beschäftigt hatte. Sie war oberflächlich, interessierte sich nur um ihre Belange und verlangte, dass man ihr die volle Aufmerksamkeit schenkte. Sie selbst war aber nicht bereit anderen zu zuhören, geschweige denn mehr als fünf Minuten mit ihrem Gegenüber zu beschäftigen. Alles musste sich um sie drehen. Selbst als sein erster Sohn bei einer Schlacht geköpft worden war, trauerte sie nicht, sondern verlangte, dass man eine Feier für sie, die schon lange geplant gewesen war, ausführte. Schließlich sei Asgar nicht wirklich tot, sondern seine Seele nur verschwunden. Kein Grund um auf die Feier ihr zu Ehren zu verzichten. Das ganze Land hatte um ihn getrauert, aber Viktoria hatte nur gejammert, als man die Feier verschieben wollte.

Als er ihre trotzige Miene sah, versuchte Malcolm schnell ab zu lenken.

„Ich verstehe trotzdem dein plötzliches Interesse an dem Jungen nicht. Warum willst du ihn haben? Wir haben mit Damian eine Vereinbarung getroffen. Du wolltest ihn nicht und er hat ihn aufgezogen. Deswegen gehört Mikael der Bryant-Familie. Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass du mütterliche Gefühle für ihn entwickelst?"

Sie lachte wieder laut auf.

„Mitnichten! Aber Mikael gehört nicht nur dem Bryant-Clan, sondern auch dem Woods-Clan. Damian hat ihn vielleicht großgezogen, aber ich habe ihn geboren."

Malcolm konnte sich den nächsten Satz nicht verkneifen.

„Du hast ihn vielleicht geboren, aber du hast ihn auch geschlagen, misshandelt und als du die Schnauze voll hattest, bist du einfach abgehauen und hast den Jungen ohne Wissen in der vierten Dimension zurückgelassen!"

Sie sprang auf.

„Er war ein unmöglicher Junge. Immer hat er geschrien und sich in die Hosen geschissen! Ihr habt mir auch nicht geholfen!"

Malcom erhob sich ebenfalls.

„Er war ein Baby. Die brüllen nun mal und machen sich in die Hose! Und wie hätten wir dir helfen sollen? Du warst verschwunden und hast keinen Hinweis darauf gegeben, wo wir dich finden könnten! Als Damian ihn dann endlich hatte und ich den Anspruch auf ihn erhob, hast du dich dagegen gewehrt. Deswegen habe ich auf Mikael verzichtet. Und nun sag endlich! Was hast du mit Mikael vor?"

Sie lachte hämisch.

„Er wird mir zu Ruhm verhelfen. Er wird seinen Vater vernichten und mich auf den Thron setzen!"

Malcom stockte der Atem.

„Bist du wahnsinnig? Warum sollte er es tun?"

Sie breitete ihre Arme aus.

„Weil ich dazu bestimmt bin, die Herrschaft aller Dämonen zu übernehmen. Ich werde mit Mikaels Hilfe die Familien vereinen und Königin aller Dämonen werden."

Malcolm setzte sich.

„Du bist wahnsinnig! Du hörst dich an wie mein Großvater! Ich sollte dich verbannen, genau wie ihn! Es herrscht endlich so etwas wie Frieden und du weißt nichts anderes, als diesen wieder zu zerstören!"

Sie kam langsam auf ihn zu. Ihre Hüfte bewegte sich aufreizend.

„Nein! Ich bin nicht wahnsinnig. Aber du bist schwach! So schwach. Genau wie deine Söhne, die Damian am liebsten in den Arsch kriechen würden! Aber ich werde ihn vernichten! Genau wie alle, die sich gegen mich stellen!"

Eine kurze Handbewegung und ein Schwert flog in ihre Hand, während sie auf ihn zukam. Malcolm starrte das Schwert an.

„Was soll das? Willst du mich bedrohen?"

Sie neigte ihren Kopf nahe zu seinem.

„Nein, VATER! Ich hasse aber Schwäche. Mikael hat sie abgelegt. Und ich bin sicher, dass dein Großvater in ihm lebt. Ich werde ihn heraufbeschwören und er wird mir helfen meinen Plan um zu setzen." Sie leckte ihm die Ohrmuschel. „Aber ich muss sicher sein, dass du mir nicht im Weg bist! Deine Schwäche ist ekelhaft und stinkt schon."

Er sah das Schwert über ihren Kopf, dann ließ sie es hinab sausen.

Sein Körper war tot und sein Geist verschwand in die Unterwelt!



Viktoria schaute angewidert auf den Leichnam ihres Vaters.

Sie hatte seine Ermordung schon lange geplant. Er war ihr ihm Weg. Genau wie ihre Brüder. Asgar hatte sich schon freiwillig verpisst. Bei ihm wäre es auch nicht so einfach gewesen, denn er war der Mächtigste von allen gewesen.

Jetzt musste sie nur noch Lachlan und Adair in die Unterwelt hinabfahren lassen und dann würde ihr niemand mehr im Weg stehen. Bis auf Damian! Aber den würde sie sich bis zum Schluss aufheben. Das würde ihre Belohnung sein für die ganze Schmach, die er ihr hat zukommen lassen. Sie würde den Geist ihres Urgroßvaters wiederaufleben lassen und Damian vernichten.

Sie wischte ihr Schwert an dem Leichnam ab und ließ es dann verschwinden. Dann rief sie nach Nathaniel.

Es dauerte keine Minute und der Speichellecker war bei ihr. Er starrte entsetzt auf Malcolms Leichnam.

„Viktoria! Was hast du getan?"

Sie zog ihre Nase kraus.

„Ich habe mich von ihm befreit!"

Er wischte sich über das Kinn. Man bemerkte sein Entsetzen, auch wenn er versuchte, es nicht zu zeigen.

„Willst du mir etwas sagen?"

Er schüttelte den Kopf.

„Gut! Schaff den Körper weg. Und dann rufe meine Brüder zu mir! Ich übernehme die Herrschaft des Woods-Clans. Niemand wird mich daran hindern!"

Nathaniel beugte den Kopf und wuchtete den Körper auf seine Schulter.

„Wo soll ich ihn hinbringen?"

Viktoria zuckte mit den Schultern.

„Das ist mir egal! Aber schaff ihn mir aus den Augen! Dasselbe kannst du dann mit meinen Brüdern tun, wenn ich mit ihnen fertig bin. Wenn du alles zu meiner Zufriedenheit erledigt hast, wirst du meine Lust befriedigen! Ich spüre schon, wie meine Macht größer wird. Und ich brauche dann jemand, der es mir so richtig besorgt! Und wehe dir, wenn du mich nicht befriedigst!"

Nathaniel erstarrte, dann verschwand er.

Viktoria lachte lauthals.

Ja, sie war zur Königin geboren!



Mikael kam müde in die Villa.

Die ganze Nacht hatte er vor Mariposas kleinem Haus Wache gestanden, bis der Morgen anbrach. Er war völlig durchnässt, denn es hatte die ganze Nacht leicht geregnet. Er wusste, dass er es verursacht hatte, aber er hatte es nicht unter Kontrolle bringen können. Außerdem wollte er warten, bis sie aufgestanden war.

Seufzend legte er seinen Helm auf den kleinen Tisch am Eingang und wischte sich über das Gesicht.

„Sie wird sich wieder beruhigen, Mick!"

Erschrocken sah er auf.

Amanda saß in einer Ecke, die Knie angezogen und das Kinn aufgelegt.

„Sitzt du schon die ganze Nacht hier?"

Sie nickte und stand umständlich auf. Er kam zu ihr und reichte ihr die Hand. Amanda wirkte noch genauso jung wie Mariposa, was aber an der Hexe in ihr lag. Hexen waren zwar nicht unsterblich, aber sie alterten langsamer. Er hatte selbst schon Hexen kennen gelernt, die dreihundert Jahre alt waren und immer noch aussahen wie zwanzig.

„Ich hatte die Hoffnung, dass sie sich schneller beruhigt. Ich kenne meine Tochter. Sie ist eigentlich nie lange böse. Man muss ihr nur Zeit geben, dass sie sich über alles Gedanken machen kann."

Mikael seufzte leise.

„Ich denke, dieses Mal wird es lange dauern. Sie war sehr wütend!"

Amanda nickte.

„Ja, das war sie. Es war auch etwas viel für sie in der letzten Zeit. Und dass du ihr das mit den Sklaven verschwiegen hast, hat ihr den Rest gegeben. Ich denke nicht einmal, dass sie so wütend auf dich ist. Sie ist auf alle sauer. Auf mich und Callum, weil wir ihr ihre Herkunft verschwiegen haben. Auf Callum, weil er sich bedeckt gehalten hatte. Und auf dich eben wegen diesem leidigen Thema. Wenn die Umstände anders gewesen wären, dann hätte sie dich nicht angebrüllt. Sie hätte nach den Gründen gefragt und in Ruhe darüber nachgedacht."

Sie zog ihn in die Küche und reichte ihm ein Handtuch. Dann machte sie sich am Herd zu schaffen. Es dauerte eine Weile, aber dann hatte er eine dampfende Tasse vor sich stehen.

Mikael verzog das Gesicht.

„Ich bin nicht wütend!"

Sie nickte.

„Das weiß ich. Aber du bist traurig und müde. Trink es aus und dann lege dich schlafen."

Er nahm einen Schluck und sofort breitete sich Ruhe in ihm aus.

Amanda sah lächelnd aus dem Fenster. Der Regen hörte auf und die Sonne kam hervor.

„Ich werde versuchen mit ihr zu reden. Es ist gut, dass du sie nicht gedrängt hast. Lass ihr Zeit."

Er zog die Schultern hoch und trank einen weiteren Schluck. So langsam schmeckte ihm das Gebräu.

„Solltest du ihr nicht auch Zeit geben?"

Amanda seufzte.

„Das würde ich auch gerne. Aber es hat sich etwas ergeben und es erlaubt keinen Aufschub. Der Rat der Hexen hat mich kontaktiert. Das Geheimnis ist nun keines mehr. Wie ich schon vorausgesehen habe, will mein Zirkel Mari bei sich aufnehmen um sie zu schützen."

Mikael hob eine Augenbraue.

„Das ist doch nicht so schlimm, oder?"

Sie setzte sich ihm gegenüber.

„Das wäre es nicht, wenn der Zirkel seinen Sitz nicht in Übersee hätte. Ich muss mit ihr nach Frankreich. Sie wird sich wehren wollen, aber ich kann es ihr nun nicht mehr ersparen. Wenn ich könnte, würde ich William einen Fluch anhängen."

Mikael nahm noch einen Schluck. Müdigkeit machte sich in ihm breit. Lange würde er Amanda nicht mehr folgen können.

„Ich dachte, ich wäre der Auslöser gewesen?"

Sie schüttelte den Kopf.

„Du warst nicht der Auslöser. Du hast die Kräfte nur verstärkt. Wie auch immer du es geschafft hast. Vielleicht war es auch einfach so, dass sich alles angestaut hat und nun durch Williams Arroganz ausgebrochen ist. Ich weiß es nicht genau. Vielleicht finden wir Antworten im Zirkel."

Mikaels Kopf landete auf der Tischplatte, obwohl er noch wach war. Aber seine Muskeln schliefen wohl schon. Das Sprechen fiel ihm schwer. Verdammt, was war denn los mit ihm?

„Und ihr müsst nach Frankreich?", nuschelte er. „Ich war noch nie in Frankreich! Wird mir gefallen!"

Amanda lächelte ihn an und strich ihm leicht über den Kopf. Seine Augen schlossen sich, wie von selbst.

„Verdammt! Was war in dem Tee?", murmelte er.

Sie seufzte.

„Traue nie einer Hexe, Mick. Egal ob weiß oder schwarz. Du kannst nicht mitkommen. Genauso wenig wie Callum. Ihr müsst es uns überlassen. Dieses Mal bleibt ihr hier!"

Sie beugte sich leicht vor und küsste ihn auf die Stirn.

„Nun schlaf, Mick! Ruhe dich aus. Es wird noch einiges auf euch zukommen. Und entschuldige, dass ich zu solchen Mitteln gegriffen habe. Sage auch Callum, dass es mir leidtut."

Mick fluchte innerlich, aber er konnte sich nicht mehr bewegen.

Sie hatte verdammt Recht.

Traue nie einer Hexe. Besonders, wenn sie ihm Tee anbot und selbst nichts davon trank.

Er war so blöd!

So unsagbar blöd und dumm!

Er war...eingeschlafen.



„Ihr habt mich verarscht! Ich will jetzt nicht hören, zu was ich angeblich verpflichtet bin!"

Leonard runzelte die Stirn.

Was war nur los?

Er hörte vor seinem Büro zwei Frauen streiten. Eine Stimme gehörte Mariposa.

„Ich will es dir ja nicht vorschreiben, Kind. Ich will dich nur schützen!"

Leonard keuchte auf. Das konnte nicht wahr sein. Diese Stimme hatte er schon seit Jahrzehnten nicht mehr gehört.

Er stand auf und ging zur Tür. Eigentlich sollte er nicht lauschen, aber dieses Gespräch hatte sein Interesse geweckt.

„Ich soll also deiner Meinung nach alles stehen und liegen lassen, nur um mit dir nach Frankreich zu fliegen? Wie stellst du dir das vor, Mum? Ich habe hier einen Job!"

Leonard schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.

Jetzt machte alles einen Sinn. Amanda Coulter war die Mutter von Mariposa. Deswegen hatte er die Kräfte von Mariposa gespürt. Sie war auch eine Hexe. Er fand es nur seltsam, dass sie bis auf das eine Mal nie ihre Kräfte eingesetzt hatte.

„Ich weiß, dass du einen Job hast. Obwohl du ihn eigentlich nicht brauchst. Dein Vater hat genug Geld. Der Bryant-Clan ist stinkereich und Callum würde dich unterstützen, wenn du ihn nur lasen würdest!"

Callum Bryant war Mariposas Vater? Leonard hielt sich eine Hand vor den Mund, damit er nicht laut los prustete! Das wurde ja immer besser!

„Mum! Ich will nicht von Almosen leben. Und ich will nicht nach Frankreich! Ich habe den Job noch nicht lange und ich will meinen Boss nicht um Urlaub fragen! Er ist nett, aber ich denke nicht, dass er es einfach so hinnehmen würde."

Er hörte Amanda leicht lachen und musste grinsen. Diese verflixte Hexe! Sie hatte es mehr als einmal geschafft ihn zum Lachen zu bringen. Er hatte sich selbst auch schon überlegt, ob er sie nicht in sein Bett schleifen sollte. Aber da war immer etwas, was ihn gehindert hatte. Jetzt wusste er es. Sie hatte schon immer Callum Bryant gehört. Außerdem hatte er ein Auge auf eine andere Hexe geworfen.

„Ich kann ihn mit Leichtigkeit davon überzeugen, dass du den Urlaub sehr nötig hast. Lass mich nur machen!"

Er hörte einen Stuhl auf den Boden scharren.

„Du wirst ihn nicht verhexen!"

Leonard verzog spöttisch das Gesicht. Das würde Amanda auch nicht schaffen. Aber Frankreich klang wirklich sehr nett. Er war schon lange nicht mehr dort gewesen. Und außerdem war da...

Er öffnete die Tür.

„Bon jour, Amanda! Wie willst du es denn schaffen mich zu überzeugen? Meines Wissens hast du es nie geschafft!"

Amandas Augen weiteten sich, dann wandte sie sich zu ihrer Tochter.

„Das ist dein Boss? Ein verfluchter Dämon?"

Leonard schnalzte mit der Zunge.

„Bitte, Amanda. Wir haben uns doch immer gut vertragen. Willst du das jetzt ändern?"

Amanda ging zur Bürotür und starrte auf das Namensschild. Dann blickte sie Leonard böse an.

„Du hast es gewusst, oder? Du hast gewusst, dass sie meine Tochter ist!"

Leonard schüttelte den Kopf.

„Bis vor ein paar Minuten war ich völlig ahnungslos."

Mariposa holte tief Luft und dann pfiff sie schrill. Als sie die Aufmerksamkeit von beiden hatte, kreuzte sie die Arme vor der Brust.

„Du kennst ihn? Und er ist auch ein Dämon? Wieso sind auf einmal so viele Dämonen hier?"

Amanda schnaubte und holte sich aus dem Kühlschrank ungefragt eine Flasche Wasser. Die trank sie beinahe in einem Zug leer.

„Ja, ich kenne Leonard. Es ist eine alte Geschichte, die nicht nett endete!" Sie wandte sich wieder an Leonard.

„Sag mir, Leo, weiß Melody, dass du wieder hier bist?"

Er zog leicht das Genick ein.

„Nein! Sie weiß es nicht. Und du scheinst zu vergessen, dass sie es war, die mich verlassen hat, nicht umgekehrt."

Amanda schnaubte.

„Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Hättest du nicht so ein Bullshit..."

Wieder ertönte ein Pfiff.

„Was soll das? Ihr könnt euch hier nicht angiften! Es interessiert mich auch nicht, was geschehen ist. Ich will einfach meine Ruhe haben. Und ich will nicht nach Frankreich!"

Leonard sah zu Amanda.

„Warum muss sie nach Frankreich?"

Er beachtete Mariposa gar nicht, die immer wütender wurde. Wenn er es weitertrieb, würde es ihm schlecht gehen.

Amanda machte eine leichte Handbewegung und Mariposa fiel in ihren Sessel und schlief. Dann wandte sie sich wieder an Leonard. Er schnalzte mit der Zunge.

„Das war böse, Amanda. Du kannst deine Tochter nicht einfach schlafen legen, wenn sie dir nicht passt! Und warum machst du es nicht mit Tee? Das ist doch eigentlich deine Vorgehensweise."

Amandas Augen glühten. Sie war wohl jetzt nicht zu Scherzen aufgelegt.

„Es ist ernst, Leo! Ich habe keine Zeit für lange Vorbereitungen! Da du hier bist, nehme ich mal an, du hast ihre Kräfte gespürt!"

Er nickte.

„Du wirst nicht der Einzige gewesen sein. Sie muss alles lernen, um sich zu schützen. Und das kann sie am Besten im Zirkel!"

Leonard holte tief Luft.

„Das wäre das Beste. Hat Melody dich darauf aufmerksam gemacht?"

Amanda nickte zerknirscht.

„Oh ja. Sie ist sehr wütend auf mich, obwohl sie meine Gründe auch versteht. Aber es geht bei euch Dämonen einiges vor. Ich muss meine Tochter schützen!"

Das verstand er sofort.

„Na gut. Dann Frankreich! Aber ich will nicht, dass Callum uns nachfolgt! Oder Mikael! Die beiden haben nicht gerade eine hohe Meinung von mir."

Sie hob eine Augenbraue.

„Wiese glaubst du, dass du mitkommen kannst?"

Er lächelte sie liebenswürdig an.

„Das schuldest du mir, Mandy-Schätzchen. Du hast Melody damals vor mir versteckt! Und du weißt, dass du kein Recht darauf hattest. Also. Was ist mit Callum?"

Sie seufzte und schaute auf den Boden.

„Callum und Mikael sind außer Gefecht gesetzt. Wir sind längst in Europa, wenn sie aufwachen."

Er lachte laut auf.

„Oh Mann! In deiner Haut will ich wirklich nicht stecken. Callum wird dir sowas von die Hölle heiß machen! Und Mikael genauso!"

Amanda nickte.

„Das weiß ich! Aber irgendwann werden sie es schon verstehen. Es reicht, wenn ich dich mitnehmen muss!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top