Kapitel 6
Es war ein klarer Morgen, als Yukina sich auf ihre nächste Mission vorbereitete. Sie hatte das Gefühl, dass sie in letzter Zeit immer mehr alleine unterwegs war, immer häufiger ohne Obanai an ihrer Seite. Diesmal war es ein Solo-Einsatz, und die Herausforderung, alleine einen Dämon zu töten, brachte eine zusätzliche Belastung mit sich. Ihre körperliche Schwäche, die sie immer noch nicht vollständig überwunden hatte, drückte ihr die Last schwer auf die Schultern. Sie hatte schon viele Male gemerkt, wie es sie verlangsamte, wie es sie ausbremste.
„Mach dich bereit, Yuki", sagte Obanai, der sie mit einem letzten, nachdenklichen Blick verabschiedete. „Denke daran, du kannst nicht immer nur auf deine Geschwindigkeit vertrauen. Deine Schwächen werden dich einholen, wenn du sie ignorierst."
„Ich weiß", antwortete Yukina, obwohl ihr die Worte schon bekannt vorkamen. Sie hatte sie schon so oft gehört. Aber die Wahrheit war, dass ihre körperliche Schwäche immer noch ein Problem war, und sie hatte keine Wahl, als es zu akzeptieren. „Ich werde vorsichtig sein."
„Gut. Aber verliere nicht deinen Kopf", fügte Obanai mit einem strengen Blick hinzu. „Ich erwarte, dass du diese Mission beendest, und sei dir bewusst, dass du es ohne mich schaffen musst."
Yukina nickte, als sie ihr Schwert um den Gürtel schlang und sich auf den Weg machte.
Die Mission führte sie in einen abgelegenen Wald. Es war ruhig, zu ruhig. Der Wald war von einem dichten Nebel umhüllt, der das Sonnenlicht schwächte und eine unheimliche Stille hinterließ. Yukina atmete tief ein, versuchte ihre Gedanken zu ordnen, und setzte ihre Sinne auf volle Stärke. Sie wusste, dass der Dämon nicht weit sein konnte.
Nach einigen Stunden der Suche fand sie den Dämon. Er war ein großer, gorillagroßer Kreatur, die mit ihren Klauen in den Boden schlug und einen markerschütternden Laut von sich gab. Yukina spürte, wie ihre Angst sie überkam. Dieser Dämon war stark, und sie wusste, dass es ein harter Kampf werden würde.
„Komm schon, Yuki. Du hast es geschafft", flüsterte sie sich selbst zu und griff mit einer schnellen Bewegung nach ihrem Schwert. Ihre Finger zitterten ein wenig, als sie die Klinge zückte.
Der Dämon drehte sich mit einem tiefen Grunzen um und stürzte sich mit wütendem Gebrüll auf sie. Yukina wich aus, ihre Bewegungen waren blitzschnell, aber der Dämon war stark und seine Angriffskraft überwältigte sie fast. Die Kralle des Dämons schnitt an ihrer Seite entlang, und sie keuchte auf, als der Schmerz durch ihren Körper jagte.
„Verdammt!", fluchte Yukina, doch sie behielt ihre Fassung. Sie sprang zur Seite, wich einem weiteren Angriff aus und setzte dann mit einer schnellen Bewegung die „Zweite Form: Giftzähne des schmalen Kopfes" ein. Doch der Dämon war schneller als erwartet und blockierte ihren Angriff.
„Komm schon!", rief Yukina sich innerlich zu, doch ihre Kräfte waren erschöpft. Die körperliche Belastung war zu groß, und der Dämon schien nie nachzulassen. Er regenerierte sich schnell, was die Sache noch schwieriger machte. Jeder Hieb, den sie landete, schien nur für einen Moment Wirkung zu zeigen, bevor die Wunden verheilt waren.
„Warum heilt er so schnell?", murmelte Yukina, ihre Hand zitterte, als sie die Klinge in ihren Händen festhielt.
Erneut griff der Dämon an, diesmal mit noch größerer Wut. Yukina wich aus, aber nicht schnell genug. Ein weiterer Schnitt an ihrem Oberschenkel ließ sie aufschreien. Die Wunde brannte, und sie taumelte zurück, doch sie wusste, dass sie sich nicht zurückziehen konnte. Sie konnte nicht aufgeben. Nicht jetzt.
„Ich kann nicht einfach verlieren", dachte sie. Sie hatte keine Wahl. Ihre körperliche Schwäche war ihr immer noch ein Problem, aber sie hatte ihre Schnelligkeit und ihre Technik. Sie durfte sich nicht von der Regeneration des Dämons entmutigen lassen. Sie musste herausfinden, wie sie ihn endgültig besiegen konnte.
Mit einem gezielten Sprint stürmte Yukina vor, setzte einen weiteren Angriff mit der „Dritten Form: Spulendrossel" an, und dieses Mal gelang es ihr, tief in den Körper des Dämons einzudringen. Doch auch jetzt heilte er schnell.
„Verdammt!", rief sie laut. Ihr Körper fühlte sich wie Blei an, doch sie biss die Zähne zusammen. Wenn sie keine Lösung fand, würde sie hier sterben.
Plötzlich erinnerte sie sich an Obanai's Worte: „Kontrolle. Du musst kontrollieren, wann du angreifst, wann du ausweichst, wann du zuschlägst." Es war ein Augenblick der Klarheit. Sie hatte das Gefühl, dass sie den Dämon ausmanövrieren konnte, wenn sie ihn in eine Falle lockte.
Mit einer schnellen Bewegung sprang sie zurück, lockte den Dämon in die falsche Richtung, indem sie ihn glauben ließ, dass sie floh. Doch als der Dämon nach vorne stürmte, wartete Yukina auf den richtigen Moment. Sie drehte sich blitzschnell um, setzte die „Fünfte Form: Schlängelnde Schlange" ein und traf den Dämon direkt im Nacken, wo seine Regeneration am anfälligsten war.
Der Dämon brüllte auf, und Yukina ließ nicht nach. Sie hob ihr Schwert ein weiteres Mal und vollzog einen kraftvollen Schnitt, der ihm den Kopf abschlug. Der Dämon fiel zu Boden, und Yukina stürzte erschöpft neben ihm zu Boden, keuchend und blutend.
„Ich habe es... geschafft", flüsterte sie, als sie schwer atmend auf dem Boden lag. Ihr Körper war erschöpft, ihre Wunden brannten, doch der Dämon war tot.
„Ich habe es geschafft", wiederholte sie leise, während sie sich schließlich aufraffte und das Schwert wieder in die Scheide steckte. Sie war körperlich erschöpft, aber sie hatte gewonnen. Und es war der Moment, der sie für immer verändern würde.
Yukina zog sich mühsam durch die Dunkelheit des Waldes zurück. Ihre Beine schmerzten bei jedem Schritt, und ihr Atem ging schwer. Die Wunden an ihrer Seite und ihrem Oberschenkel brannten, aber sie hielt durch. Ihr Schwert fühlte sich schwer an, doch sie hielt es fest umklammert.
Als sie schließlich bei Obanai ankam, stand er mit verschränkten Armen und diesem kalten Blick da, der sie immer frösteln ließ. Kaburamaru zischte leise, während sie sich auf seiner Schulter zusammenrollte. Yukina blieb keuchend vor ihm stehen, der Schweiß lief ihr über die Stirn, und ihr Blick war unsicher.
„Du bist langsam", sagte Obanai schneidend, ohne ein Anzeichen von Mitgefühl. „Was ist passiert?"
Yukina öffnete den Mund, um zu antworten, aber ihre Stimme versagte. Sie schluckte schwer und senkte den Blick. „Ich... ich habe den Dämon getötet."
„Oh, wirklich?" Seine Stimme war schneidend. „Wie lange hast du dafür gebraucht? Und wie oft hat er dich getroffen?"
Yukina zuckte zusammen. Sie wusste, dass er Recht hatte. Ihre Schwäche hatte sie fast das Leben gekostet. „Ich... habe Fehler gemacht", gab sie zu und senkte den Blick. „Aber ich habe gewonnen. Das zählt doch, oder nicht?"
Obanai musterte sie kalt. „Gewinnen allein reicht nicht. Es hätte dich genauso gut umbringen können." Er trat näher, seine Bandagen verschoben sich leicht, als er sprach. „Deine körperliche Schwäche wird immer ein Problem sein. Du kannst nicht darauf hoffen, dass jeder Kampf so endet."
„Ich weiß, dass ich schwach bin!", platzte Yukina plötzlich heraus. Ihre Stimme zitterte, doch ihre blauen Augen funkelten entschlossen. „Aber ich werde nicht aufgeben! Ich habe diesen Dämon besiegt, obwohl es schwer war. Ich kann stärker werden, ich weiß es!"
Obanai hob eine Augenbraue, überrascht von ihrem Ausbruch. „Stärker werden, sagst du? Wie willst du das anstellen, wenn du kaum ein Schwert halten kannst, ohne zu zittern?" Er verschränkte die Arme wieder. „Deine Geschwindigkeit ist beeindruckend, das gebe ich zu. Aber Geschwindigkeit allein reicht nicht. Deine Technik ist gut, aber sie allein wird dich nicht retten."
„Dann hilf mir!" Yukinas Stimme war nun verzweifelt. „Du bist mein Lehrer, oder? Hilf mir, stärker zu werden! Ich will nicht sterben, Obanai! Ich will eine starke Dämonenjägerin sein, so wie du und Mitsuri!"
Obanai starrte sie eine Weile schweigend an. Schließlich seufzte er leise und schüttelte den Kopf. „Du bist stur, das gebe ich zu. Gut. Wir werden härter trainieren. Keine Ausreden, keine Pausen. Wenn du wirklich stärker werden willst, wirst du leiden müssen."
Yukina nickte entschlossen, obwohl sie wusste, was das bedeutete. Obanai würde sie bis an ihre Grenzen treiben, vielleicht sogar darüber hinaus. Aber sie war bereit. Sie hatte keine andere Wahl.
„Iss etwas und ruh dich aus", befahl Obanai schließlich. „Morgen fangen wir an. Und mach dich darauf gefasst, dass es härter wird als alles, was du bisher erlebt hast."
„Ja, Sensei", murmelte Yukina und nickte, bevor sie ins Haus ging. Sie spürte die Schwere seines Blicks auf ihrem Rücken, aber sie ließ sich nicht beirren.
In der Nacht lag sie wach in ihrem Futon, die Schmerzen in ihrem Körper erinnerten sie an den Kampf. Doch statt Angst zu empfinden, fühlte sie Entschlossenheit. Sie würde nicht zulassen, dass ihre Schwäche sie besiegte. Sie würde kämpfen, bis sie eine Dämonenjägerin war, auf die Obanai stolz sein konnte.
Am nächsten Morgen stand Yukina vor Sonnenaufgang auf, bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, die auf sie warteten. Obanai wartete bereits draußen, Kaburamaru um seinen Hals geschlungen.
„Bist du bereit, Yuki?" fragte er ohne Umschweife.
„Ja", antwortete sie mit fester Stimme. Sie wusste, dass es schwer werden würde, aber sie war bereit, alles zu geben.
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