Kapitel 3
Zwei Jahre gingen ins Land, in denen Yukina sich unermüdlich dem Training widmete. Unter Obanais strenger Führung lernte sie die komplette Schlangenatmung – eine Technik, die sowohl Eleganz als auch Präzision verlangte. Ihre akrobatischen Fähigkeiten waren eine Offenbarung. Ihr schlanker Körper und ihre schnelle Auffassungsgabe machten sie zu einer außergewöhnlichen Kämpferin. Doch trotz der harten Arbeit fand sie immer Zeit, Mitsuri zu besuchen, die jedes Mal begeistert war, Yukinas Fortschritte zu sehen.
Eines Tages, nachdem Yukina ihre morgendlichen Übungen beendet hatte, saß sie mit Obanai und Mitsuri bei einem Tee, den sie extra für ihren Besuch zubereitet hatte. Mitsuri lächelte sie stolz an. „Yukina, ich bin beeindruckt, wie weit du gekommen bist. Obanai muss wirklich ein guter Lehrer sein."
Yukina schmunzelte und warf Obanai einen schelmischen Blick zu. „Er ist streng, aber genau das hat mir geholfen. Und außerdem hat er Kaburamaru, der mich immer wieder daran erinnert, ruhig zu bleiben."
Obanai, der wie gewohnt zurückhaltend war, seufzte leise. „Es ist nicht meine Aufgabe, nett zu sein. Meine Aufgabe ist es, dich stark zu machen. Und du hast bewiesen, dass du das Zeug dazu hast." Seine Stimme war ernst, doch Yukina bemerkte einen Hauch von Stolz in seinen Worten.
Mitsuri lachte herzlich. „Das ist Obanai – immer so ernst. Aber Yukina, was mich wirklich beeindruckt, ist deine Beweglichkeit. Deine Akrobatik gibt dir einen Vorteil, den viele Dämonenjäger nicht haben."
Yukina nickte nachdenklich. „Ich habe das auch bemerkt. Oft kann ich Dämonen ausmanövrieren, bevor sie überhaupt reagieren können. Aber... manchmal frage ich mich, ob das genug ist."
Obanai lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Es ist nicht nur genug, es ist entscheidend. Deine Schnelligkeit und Agilität sind deine größten Stärken. Du musst lernen, sie mit Präzision einzusetzen. Es gibt keine Dämonenjäger-Schablone. Jeder kämpft anders, und du hast deinen eigenen Weg gefunden."
Mitsuri nickte eifrig. „Genau! Und außerdem..." Sie beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch. „Ich habe gehört, dass einige Säulen beeindruckt von dir sind."
Yukinas Augen weiteten sich. „Wirklich? Wer?"
Mitsuri lächelte geheimnisvoll. „Das bleibt mein kleines Geheimnis. Aber sie wissen von dir, und sie sehen dein Potenzial."
Obanai erhob sich und deutete auf Yukina. „Es spielt keine Rolle, was andere denken. Du solltest trainieren, um stark zu werden, nicht um beeindruckend zu wirken. Vergiss das nicht."
Yukina nickte ernsthaft. „Ich weiß, Obanai. Aber es bedeutet mir viel, dass ich Mitsuri und dir zeigen kann, dass sich eure Mühe lohnt."
Mitsuri legte eine Hand auf Yukinas Schulter. „Wir sind stolz auf dich, Yukina. Und ich weiß, dass du Großes erreichen wirst. Aber du musst auch daran denken, dir selbst Pausen zu gönnen. Wie wäre es, wenn du morgen den Tag bei mir verbringst? Wir könnten etwas kochen oder in den Garten gehen."
Yukina lächelte. „Das klingt schön. Danke, Mitsuri."
Am nächsten Tag verbrachte Yukina tatsächlich den Tag mit Mitsuri. Die beiden lachten, kochten und pflückten Blumen aus dem Garten. Es war ein Moment der Ruhe, eine Pause von den ständigen Kämpfen und dem Training. Doch tief in ihrem Inneren wusste Yukina, dass der Tag kommen würde, an dem sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen musste.
Als die Sonne am Horizont unterging, sah Mitsuri Yukina mit einem sanften Lächeln an. „Du bist stärker, als du glaubst, Yukina. Und egal, was kommt, ich werde immer an deiner Seite stehen."
Yukina nickte, ihre blauen Augen voller Entschlossenheit. „Danke, Mitsuri. Und auch Obanai. Ich werde nicht aufhören, bis ich jeden Dämon besiegen kann, der anderen so etwas antun will wie meiner Familie."
Mitsuri umarmte sie fest. „Du wirst es schaffen, Yukina. Daran habe ich keinen Zweifel."
Der Morgen des letzten Auswahlverfahrens war angebrochen, und Yukina spürte ein nervöses Kribbeln in ihrem Bauch, als sie Obanais Katana in ihren Händen hielt. Es war ein besonderes Schwert, geschmiedet mit der perfekten Balance, die er für seinen Stil brauchte. Sie wusste, wie wichtig es ihm war – und wie ernst seine Drohung war.
„Hör zu, Yukina," begann Obanai mit seiner gewohnt ernsten Stimme, während Kaburamaru neugierig von seiner Schulter aus zusah. „Dieses Katana ist kein Spielzeug. Wenn du auch nur einen Kratzer darauf hinterlässt, werde ich dich so hart trainieren, dass du dir wünschst, nie geboren worden zu sein."
Yukina lächelte schief und salutierte verspielt. „Verstanden, Meister Iguro. Kein Kratzer, kein Problem."
Obanai warf ihr einen durchdringenden Blick zu, doch ein kaum merkliches Zucken an seinen Lippen verriet, dass er ihre Tapferkeit schätzte. „Gut. Zeig mir, dass du das Zeug dazu hast."
Yukina trat einen Schritt vor und umarmte ihn fest. „Danke, Obanai. Für alles. Ich werde dich nicht enttäuschen."
Er stand für einen Moment still, dann klopfte er ihr unbeholfen auf den Rücken. „Mach keinen Unsinn. Und vergiss nicht: Bleib ruhig und nutze deine Schnelligkeit. Das ist deine größte Stärke."
Yukina nickte entschlossen, ließ ihn los und drehte sich zum Gehen um. „Ich komme mit einem makellosen Schwert und einem Korb voller Dämonenzähne zurück, versprochen!"
Am Berg Fujikasane angekommen, fühlte sich Yukina von der dichten Atmosphäre der Veranstaltung überwältigt. Überall waren andere Kandidaten, einige sahen stark und entschlossen aus, andere schienen nervös und zitterten vor Angst. Yukina atmete tief ein, um ihre eigene Nervosität zu unterdrücken. Sie erinnerte sich an Obanais Worte: Bleib ruhig.
Als die Prüfung begann, zerstreuten sich die Teilnehmer in alle Richtungen, um ihre eigenen Wege durch den gefährlichen Berg zu finden. Yukina hielt das Katana fest in ihren Händen und bewegte sich lautlos durch den Wald, ihre Schritte leicht und flink wie immer. Sie wusste, dass sie auf ihre Beweglichkeit und Geschwindigkeit setzen musste.
Die erste Begegnung mit einem Dämon kam schneller, als sie erwartet hatte. Es war eine groteske Kreatur mit langen, spindeldürren Gliedmaßen und einem breiten Grinsen voller spitzer Zähne. Der Dämon fauchte sie an, seine Bewegungen schnell, aber unkoordiniert.
„Du kannst das, Yukina," murmelte sie zu sich selbst und richtete das Katana auf den Dämon.
Der Kampf dauerte nicht lange. Yukinas Schnelligkeit und ihre akrobatischen Fähigkeiten ermöglichten es ihr, den Angriffen des Dämons mühelos auszuweichen. Sie sprang hoch, drehte sich in der Luft und landete einen sauberen, präzisen Schlag, der den Kopf des Dämons vom Körper trennte. Der Körper zerfiel zu Asche, und Yukina blieb schwer atmend zurück.
„Ein Dämon weniger," flüsterte sie, während sie das Katana überprüfte. Kein Kratzer. Sie atmete erleichtert auf.
Die Prüfung war zermürbend. Nacht für Nacht begegnete Yukina weiteren Dämonen, doch sie blieb unermüdlich. Sie nutzte die Techniken der Schlangenatmung, die sie von Obanai gelernt hatte, und kombinierte sie mit ihrer natürlichen Geschicklichkeit. Ihr Körper war müde, ihre Muskeln schmerzten, doch sie hielt durch. Schließlich war sie hier, um zu beweisen, dass sie würdig war.
Am letzten Abend der Prüfung stieß sie auf einen besonders starken Dämon. Er war groß, mit einem gepanzerten Körper, der jeden Angriff abzuwehren schien. Yukina biss die Zähne zusammen und griff an. Sie nutzte ihre Schnelligkeit, um um ihn herumzutanzen, suchte nach einer Schwachstelle. Schließlich bemerkte sie eine kleine Lücke in der Panzerung am Nacken des Dämons.
„Da bist du," flüsterte sie und konzentrierte sich. Mit einem schnellen Satz sprang sie in die Luft, führte eine geschickte Drehung aus und landete den tödlichen Schlag genau an der richtigen Stelle. Der Dämon schrie auf und zerfiel zu Staub.
Erschöpft, aber triumphierend, überprüfte Yukina erneut das Katana. Kein Kratzer. Sie lächelte schwach. „Obanai wird zufrieden sein."
Als die Prüfung endete und Yukina zusammen mit den anderen Überlebenden zurückkehrte, hielt sie den Fuchsanhänger fest, der ihr die Teilnahme ermöglicht hatte. Sie fühlte sich erschöpft, aber auch stärker als je zuvor.
Zurück bei Obanai überreichte sie ihm das makellose Katana mit einem stolzen Lächeln. „Kein Kratzer. Und ich bin jetzt offiziell eine Dämonenjägerin."
Obanai nahm das Katana entgegen und musterte es genau. Dann nickte er knapp. „Gut gemacht. Aber das bedeutet nicht, dass das Training vorbei ist."
Yukina lachte und nickte. „Ich würde nichts anderes erwarten."
Obanai warf ihr einen kurzen Blick zu, und für einen Moment glaubte Yukina, ein winziges Lächeln unter seinen Bandagen zu sehen.
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