Kapitel 2

Als Tamae wieder zu sich kam, war die Welt um sie herum verschwommen und unscharf. Ein sanftes Licht drang durch die Vorhänge, und der Duft von Kräutern lag in der Luft. Langsam öffnete sie die Augen und blickte sich um. Sie lag auf einem weichen Futon, umgeben von weißen Wänden und einem Raum, der mit Schmetterlingsmotiven verziert war. Ihre Arme und Beine waren bandagiert, und der Schmerz in ihrem Körper war spürbar, aber nicht überwältigend.

„Du bist wach", sagte eine sanfte Stimme. Tamae drehte den Kopf und sah eine junge Frau mit schulterlangem, dunkelviolettem Haar und lila Augen, die sie freundlich anlächelte. Sie trug eine Uniform der Demon Slayer und eine Haori mit Schmetterlingsflügelmuster.

„Wo bin ich?", fragte Tamae mit heiserer Stimme.

„Du befindest dich im Schmetterlingsanwesen", antwortete die Frau. „Mein Name ist Shinobu Kocho. Ich bin die Insektensäule der Demon Slayer."

„Schmetterlingsanwesen?", wiederholte Tamae verwirrt. „Demon Slayer?"

Shinobu nickte. „Ja, wir sind eine Organisation, die Dämonen jagt und die Menschheit schützt. Du wurdest von einem Dämon angegriffen, aber du hast überlebt. Glücklicherweise konnten wir dich rechtzeitig finden und versorgen."

Tamae schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern.

Der Dämon. Seine schreckliche Gestalt, die hungrigen Augen, die scharfen Krallen. Der Schmerz, als seine Krallen ihren Arm rissen. Der Moment, als sie das Bewusstsein verlor.

„Es tut mir leid", flüsterte Tamae, Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich erinnere mich an alles. Es war so schrecklich."

Shinobu legte eine Hand auf ihre Schulter. „Es ist verständlich, dass du traumatisiert bist. Du hast Schreckliches erlebt. Aber du bist nicht allein. Wir sind hier, um dir zu helfen."

Tamae nickte, aber die Bilder des Dämonen verfolgten sie weiterhin. „Ich habe solche Angst", gestand sie.

„Das ist normal", sagte Shinobu mitfühlend. „Aber du bist stark. Du hast überlebt, und das ist ein Zeichen deiner Stärke. Wir werden dir helfen, mit deinen Ängsten umzugehen."

„Wie?", fragte Tamae, ihre Stimme zitterte.

„Indem wir dir beibringen, dich selbst zu verteidigen und deine Ängste zu überwinden", antwortete Shinobu. „Du hast großes Potenzial. Mit der richtigen Ausbildung kannst du lernen, dich zu schützen und anderen zu helfen."

Tamae sah sie unsicher an. „Aber ich bin so schwach. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten."

„Das ist nicht wahr", widersprach Shinobu. „Jeder hat seine eigenen Stärken. Du musst sie nur entdecken und entwickeln. Und wir werden dir dabei helfen."

Tamae fühlte sich ein wenig besser, aber die Erinnerungen an den Dämon ließen sie nicht los. „Ich habe solche Angst, dass er zurückkommt", flüsterte sie.

„Das ist verständlich", sagte Shinobu. „Aber du bist jetzt sicher. Und wir werden alles tun, um dich zu beschützen. Du bist nicht allein."

Tamae nickte, aber die Angst blieb. Sie wusste, dass sie noch einen langen Weg vor sich hatte, um ihre Ängste zu überwinden und ihre Stärke zu finden. Aber mit Shinobus Hilfe fühlte sie sich ein kleines Stück sicherer.

„Danke", sagte sie leise.

„Gern geschehen", antwortete Shinobu mit einem sanften Lächeln. „Du bist stark, Tamae. Und du wirst es schaffen."

Tamae schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Sie wusste, dass der Weg vor ihr nicht einfach sein würde, aber sie war nicht mehr allein. Mit Shinobus Unterstützung würde sie lernen, ihre Ängste zu überwinden und ihre innere Stärke zu finden.

Als sie langsam wieder in einen unruhigen Schlaf fiel, flackerte ein Bild in ihrem Geist auf – der Dämon, der sie angegriffen hatte. Doch diesmal war es nicht der Dämon, der sie verfolgte, sondern sie, die sich ihm stellte. Mit einem Schwert in der Hand und Entschlossenheit in den Augen.

Vielleicht war dies der erste Schritt, ihre Ängste zu überwinden.

Tamae wachte langsam auf und merkte sofort, dass sie nicht mehr in ihrem Wald war. Die vertrauten Geräusche der Natur fehlten, stattdessen hörte sie Stimmen, die sich im Hintergrund unterhielten. Eine war klar und sanft, die andere tiefer und beruhigender. Sie kannte diese Stimmen. Die klare gehörte Shinobu, der sanftmütigen, fürsorglichen Heilerin, die sich um sie gekümmert hatte. Die andere... war die eines Mannes, die sie irgendwoher kannte.

Vorsichtig öffnete Tamae ihre Augen, die noch immer schwer waren, als ob die Schwere ihrer Erinnerungen sie zurückhielt. Als sie versuchte, ihren Kopf zu heben, bemerkte sie die Schwere in ihren Gliedmaßen, die durch die Verbände und die Erschöpfung nach dem Kampf mit dem Dämon noch verstärkt war. Sie konnte sich an den Dämon kaum erinnern, aber seine Erscheinung war wie ein schrecklicher Albtraum, der sich immer wieder in ihre Gedanken schlich.

„Ist sie wach?", fragte die tiefere Stimme. Tamae drehte ihren Kopf langsam in Richtung des Sprechers.

„Sie bewegt sich, also müsste sie bald wieder bei Bewusstsein sein. Es ist gut, dass wir sie rechtzeitig gefunden haben", antwortete Shinobu.

Tamae blinzelte, versuchte zu fokussieren, und da war er. Der Mann, der sie gerettet hatte. Die Person, die sie nicht vergessen konnte. Der Junge mit den cyanblauen Augen und den langen schwarzen Haaren, die zu den Spitzen in einem leichten Cyan übergingen. Er sah fast gleich aus wie der, der sie aus den Klauen des Dämons gezogen hatte. Ihr Herz klopfte schneller, als sie ihn ansah, und sie fragte sich, ob sie vielleicht einfach einen Zwilling gesehen hatte, aber sein Blick... sein Blick war derselbe.

„Du bist also wach", sagte der Junge in einer ruhigen, aber festen Stimme. Er trat näher an sie heran, seine Augen auf sie gerichtet, als würde er jeden ihrer Züge studieren.

„Ich... ich erinnere mich an dich", flüsterte Tamae mit zitternder Stimme. Sie kämpfte mit den Tränen, die wieder in ihren Augen brannten. „Du hast mich gerettet..."

Der Junge nickte, seine cyanblauen Augen hielten ihren Blick ruhig und ruhig. „Ich bin Muichiro Tokito, die Nebelsäule der Demon Slayer." Er sprach ruhig, fast schon emotionslos, doch in seinen Augen war ein Funken der Ernsthaftigkeit, der sie tief in ihrem Inneren berührte. „Und du bist?"

Tamae war einen Moment lang still, als ihre Gedanken durcheinander wirbelten. „Tamae Hirano", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme zitterte leicht, als sie ihren vollen Namen nannte. „Tamae Hirano."

Muichiro musterte sie für einen Moment, als würde er nach etwas suchen, doch seine Haltung blieb entspannt. „Tamae", wiederholte er leise, als wolle er sich ihren Namen einprägen.

Dann erhob er sich, und sein Blick wechselte von ihr zu Shinobu. „Wenn du wieder gesund bist", sagte er mit einer Entschlossenheit, die nicht zu leugnen war, „werde ich dich ausbilden. Du bist stark, du hast überlebt, also hast du das Potenzial. Ich werde dir beibringen, wie du dich gegen Dämonen verteidigen kannst."

Tamae war überrascht. Sie wusste, dass sie schwach war. Sie war körperlich nicht besonders stark, das war schon immer so gewesen. Ihre Gelenkigkeit half ihr, aber das war alles. Und jetzt, nach dem Überlebenskampf, fühlte sie sich einfach zerbrechlich.

„Aber ich... ich bin schwach", sagte sie leise, und ihre Stimme brach fast. „Ich kann mich nicht einmal selbst schützen. Ich kann..."

Muichiro unterbrach sie, indem er ruhig und bestimmt sprach: „Jeder beginnt irgendwo. Es ist nicht deine Stärke, die entscheidet, ob du überlebst, sondern dein Wille und dein Geist. Du hast beides. Und ich werde dir helfen, den Rest zu finden."

Tamae starrte ihn an, ungläubig. Sie hatte in ihren schlimmsten Momenten nie gedacht, dass jemand wie er, der Nebelsäule, der einer der mächtigsten Demon Slayer war, sich die Zeit nehmen würde, einem schwachen Mädchen wie ihr zu helfen. Und doch war er hier, vor ihr, und bot ihr an, sie auszubilden.

„Ich verstehe", flüsterte Tamae, und ein Funken Hoffnung durchbrach die Dunkelheit in ihrem Herzen. Vielleicht, nur vielleicht, könnte sie eines Tages nicht nur überleben, sondern auch stärker werden.

Muichiro nickte, als hätte er ihren Gedanken erfasst. „Du musst dich nicht beeilen. Du wirst deine Stärke auf deinem eigenen Weg finden. Aber du musst bereit sein, hart zu arbeiten." Er wandte sich dann wieder zu Shinobu. „Sie wird noch eine Weile brauchen, um vollständig zu heilen, aber sobald sie es ist, werde ich beginnen."

„Verstanden", sagte Shinobu mit einem freundlichen Lächeln. „Aber denk daran, Muichiro. Sie ist ein Kind. Übertreib es nicht mit dem Training."

„Ich weiß, Shinobu", antwortete er ruhig. „Ich werde vorsichtig sein."

Tamae war noch immer ein wenig überwältigt von den letzten Ereignissen. Sie hatte nicht damit gerechnet, auf jemandem wie Muichiro zu treffen, und noch weniger hatte sie damit gerechnet, dass er ihr helfen würde. Ein Schimmer von Entschlossenheit keimte in ihr auf. Vielleicht war dies ihre Chance. Ihre Chance, sich nicht nur vor Dämonen zu schützen, sondern vielleicht auch die Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die in ihr brannten.

Sie fühlte sich gleichzeitig erschöpft und ermutigt. Als Muichiro schließlich den Raum verließ, blieb sie mit Shinobu zurück. Das sanfte Lächeln der Heilerin war eine weitere Quelle der Beruhigung. „Mach dir keine Sorgen, Tamae", sagte sie leise. „Du hast jetzt Menschen, die dich unterstützen. Du bist nicht mehr allein."

Tamae nickte, aber in ihrem Inneren fühlte sie die Last des vergangenen Traumas noch immer. Doch vielleicht, dachte sie, würde sie eines Tages in der Lage sein, mit diesen Ängsten zu leben. Und vielleicht, nur vielleicht, würde sie stärker werden als je zuvor.

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