38 Azael


Wir mussten aufhören.

Wirklich.

Denn seit zwei Wochen taten wir nicht weiter, als übereinander herzufallen, zu ›essen‹, kurz zu schlafen, nur um dann wieder miteinander zu vögeln.

Cahir, der zum Schein in der Nähe der Viper blieb, und so tat, es wüsste er nicht, wo Linnea und ich waren, hatte und Blut gebracht und schaute alle 2 Tage kurz vorbei. Die Betonung lag auf kurz, denn er hielt es keine Stunde mit und aus. Und wir hielten es keine Stunde aus, ohne einander zu berühren.

Gott, ich war so froh, dass Lin mir vergeben hatte. So unendlich froh, dass ich ihr den Wunsch nach dem Stillen der Lust nicht einmal verweigert hatte. Nicht, dass ich nicht das Gleiche empfand, aber für das Dämonenbaby, wie Cahir sie getauft hatte, war es schwerer, das Verlangen zu kontrollieren.

Ich hatte 9620 Jahre Zeit, mich zu zügeln. Sie gerade zwei Wochen. Zudem ... war da die Verbindung zwischen uns, die alles noch verstärkte.

Selbst in dem halben Jahr der Trennung war sie bei Lin nicht weniger geworden und ich danke still jeden Tag dafür.

Stöhnend kam ich zum Höhepunkt – dem Fünften für heute, und es war gerade mal 16 Uhr am Nachmittag.

Ich legte den Kopf zwischen Lins Schulterblätter und atmete an ihre schweißnasse Haut. Sie versank unter meinem Gewicht regelrecht in der Matratze und zitterte noch, völlig erschöpft von ihrem eigenen Orgasmus – dem Siebten. Ich zog mich zurück, rollte mich neben mein Mädchen und verschränkte schwer atmend die Arme hinter dem Kopf. Ich sah an die Decke, doch dieses Mal schmunzelte ich, denn sie war bei mir und würde es bleiben.

»Ich will nicht sagen, dass wir es übertreiben, Liebes, aber selbst ich bin langsam wund«, witzelte ich und schloss genüsslich die Augen, während meine Begierde und mein Ständer pulsierend abklangen und verschwanden.

Sie lachte leise, drehte sich zur Seite und legte einen Arm und das Bein seitlich auf meinen Körper. An mich gekuschelt, stützte sie das Kinn auf meiner Brust ab und sah zu mir hoch. Weil ich ihren Blick spürte, öffnete ich die Augen wieder.

»Sorry, ich kann mein ganzes Verlangen noch nicht richtig kontrollieren. Wenn ich dich sehe, will ich dich haben. Wenn ich dich wittere, will ich dich haben«, erklärte Linnea und fuhr mit den Fingern meine Brust entlang.

Ich schnurrte dunkel und brummte ihren Namen. Obwohl ich eben erst gekommen war, könnte ich sie schon wieder vögeln. »Du wirst es lernen«, meinte ich, statt meiner neu erweckten, oder nie wirklich ganz gelöschten Lust, nachzugeben. »Du wirst noch vieles lernen.« Ich seufzte und richtete mich etwas auf. Dabei sah ich Lin an und betrachtete ihre roten Iriden und die schwarzen Augäpfel. Meine Hand hebend, strich ich mit dem Daumen über die Adern in ihrem Gesicht. »Es ist seltsam, dich so zu sehen.«

»Sieht es sehr schlimm aus? Ich habe das noch nicht so unter Kontrolle«, fragte sie. »Und weil wir die ganze Zeit aufeinander losgehen, sind meine Augen gefühlt nur ein paar Stunden am Tag normal. Im Gegensatz zu dir. Ich liebe deine eisblauen Augen.«

Mein Mundwinkel zupfte. »Und ich liebe es«, raunte ich tief, zog mich auf sie und neigte ihren Kopf zu ihr, sodass ich sie küssen konnte, »liebe es, wenn du sagst, dass du mich liebst.« Meine Lippen verschlossen ihre einen Moment, bevor ich sie eindringlich ansah. »Du bist wunderschön. Perfekt. Und das mit dem Wechsel der Gestalt wirst du lernen. Es gibt ein paar einfache Atemtechniken, die ich dir zeigen kann.« Wieder küsste ich sie und wandelte mich selbst. »Außerdem erinnere ich dich daran, dass kein Dämon, selbst ich, es immer und unter jeglichen Bedingungen beherrschen kann. Und jetzt, muss ich was essen und du auch. Außerdem-«, setzte ich an und schwang mich aus dem Bett, »-muss ich wirklich anfangen, dir zu zeigen, was du alles kannst. Außer mit mir in reiner Ekstase das Haus zu zerstören, wenn wir vögeln.«

Sie kicherte. »Dann hör auf, mich zu erregen«, erklärte sie belustigt, als sei ich an allem Schuld und griff nach einem T-Shirt von mir. »Wenn wir gerade über Essen reden«, begann sie und zog es sich über den Kopf an. »Dann muss ich zugeben, dass ich menschliches Essen vermisse. So eine Pizza oder Hamburger ...«, schmollend stand Lin vom Bett auf.

Ich sah sie mir in meinen Kleidern an und leckte mir wieder begierig die Lippen, bevor ich mich besann und mich ebenfalls anzog. Graue Jogginghose, schwarzes, enges Shirt. Keine Schuhe, keine Boxer.

»Du wirst sehen, dass es Menschen gibt, die für dich ähnlich schmecken werden.« Ich sah sie an und formulierte um: »Das es Blut gibt, das ähnlich schmeckt.« Den Kopf schief gelegt, sah ich sie an. »Willst du darüber reden?«

Sie hatte einen Menschen getötet und bis heute hatte ich jeden Tag gefragt, ob sie reden wollte, aber sie hatte verneint.

Ihr Lächeln verschwand und sie sah zu Boden. An dem T-Shirt zupfend, fragte Lin: »Ist er wirklich friedlich gestorben? Ohne Schmerzen?«

Ich nickte. »Cahirs Magie ist mächtig. Annähernd so stark wie meine Flammen.« Doch leider nicht so mächtig, um die Viper zu vernichten. »Er kann jeden alles sehen lassen und einem vorspielen, was er fühlt. Oder in dem Fall, was er nicht fühlt. Der Jäger hatte also keine Schmerzen.«

Wieder erfasste mich dieses hassenswerte Gefühl. Ich hatte sie in diese Lage gebracht und wenn Cahir sie nicht gezwungen hätte, den Mann zu töteten, hätte ich es getan. Aber ... was Lin jetzt durchmachen musste, war für sie schwierig. Ich als geborener Dämon wusste, lebte schon sehr lange damit, dass die Leute um mich herum starben, wie fliegen. Ein menschliches Leben ist ein Wimpernschlag für Dämonen. Aber Lin, sie müsste lernen, die, die sie liebte, loszulassen. Immer du immer wieder.

Ich schluckte.

Die Argumente, die ich vorgebracht hatte, um sie davon abzuhalten, freiwillig einer von uns zu werden, damit musste sie sich jetzt herumschlagen. Meinetwegen.

Lin nickte, aber sah mich nicht an. Sie presste die Lippen aufeinander und dachte nach. »Ich ... Träume ab und an von dem Mann und von meiner Mutter. Ich habe ihr zwar geschrieben, dass ich angeblich abgehauen bin, weil ich es doch nicht konnte und sie nicht enttäuschen wollte. Aber in meinem Traum erfährt sie, was ich jetzt bin, und will mich töten.« Sie atmete tief ein und hob den Blick. »Sag mal, könnte Cahir auch bei mir diese Illusion hervorrufen, dass ich noch einmal meinen Vater sehen kann?«, fragte sie und die dämonischen Augen zogen sich langsam zurück.

Ich nickte, deutete aus dem Schlafzimmer und wir liefen zusammen in die Küche. Zwei Gläser auf die Arbeitsfläche stellend, zog ich Blutbeutel aus dem Kühlschrank und goss die dicke Flüssigkeit ein. Ich hielt Lin das Glas hin und trank aus meinem Eigenen. »Cahir«, setzte ich an, »wird das nicht machen. Er hat sich selbst die Regel gestellt, niemanden jemanden zu zeigen, den er verloren hat.« Ich sah in das Glas und schwenkte das Blut darin. Dass er diese Regel erst aufgestellt hatte, nachdem er sah, was Mahas Illusion, um die ich ihn damals bat, seelisch bei mir angerichtet hatte, verschwieg ich. Stattdessen erklärte ich sanft: »Was du sehen würdest, wäre nicht dein Vater, Lin. Es wäre eine Halluzination, die von Cahir gesteuert ist. Alles, was du hören würdest, stammt von ihm und nicht von dem, was er dir zeigt. Er kann keine Geister heraufbeschwören. Ich rate dir, lass es.«

Lin nahm das Glas, trank es zu Hälfte leer und verspannte sich, als sie es zurück auf den Tresen stellte. »Du hast vermutlich recht. Aber ihn noch einmal zu sehen ... das ... nein, egal ... es wäre nicht mein Dad ... das stimmt«, meinte sie leise und rieb sich die Stirn. Dann seufzte Linnea. »Meine Augen ... sind wieder gruselig, oder?«, fragte sie und zeigte auf ihr Gesicht. »Glaubst du, in 5 Monaten kann ich meinen Job als Model wieder aufnehmen, ohne, dass so etwas passiert?«

Ich stellte das Glas ab, spülte es aus, nahm Lins, trank den Rest und machte auch diesen Abwasch. Dann nahm ich eine Zigarette, zündete sie mir an und lief, gefolgt von Lin auf die Terrasse, die gewissermaßen zum Wald hin einfach auslief.

»Zuallererst ist dein Gesicht nicht gruselig, Liebes. Du bist nun mal jetzt ein Dämon und das ist, wie wir aussehen. Ich kenne es nur so.« Um es ihr etwas zu erleichtern, wandelte ich mich auch und grinst. »Hältst du mich für gruselig?«

Sie presste lächelnd die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein, du siehst superheiß aus«, erwiderte sie und grinste mich auch an. »Sag mal, wie schmeckt die Zigarette für dich?«

Ich hob die Kippe hoch. »Nach Rauch? Keine Ahnung. Wie schmeckt es für Menschen zu rauchen?«

Sie griff sich das Teil und zog zwei Mal daran. Dann legte sie den Kopf schief und überlegte. »Hmm ... nun, davor habe ich das Nikotin mehr geschmeckt. Jetzt schmeckt es wirklich nur noch nach Rauch.« Sie reichte mir die Zigarette und lächelte. »Nimmt etwas den Kick, oder? Ich meine, kannst du Drogen nehmen und etwas spüren?«

Ich schüttelte den Kopf. »Die einzige Art Rausch, die wir haben können, ist von zu viel Blut. Aber ich nehme an, wenn ich das anhand meiner Erfahrung und der Beobachtung der Menschen so beurteilen kann, kommt es, einem alkoholischen Vollrausch oder einer wahnsinnigen Menge Drogen gleich. Je nachdem, wie viel man nimmt.« Die Kippe landete auf dem Boden und ich trat sie aus. Dann nickte ich auf das Haus und forderte. »Spring da hoch.«

»Ach so, verstehe. Also wenn wir Spaß haben wollen, müssen wir einfach zu viel Blut trinken«, nickte sie und sah dann zum Haus. »Wie?« Lin sah mich an. »Ich soll da hochspringen? Willst du etwa, dass ich mir etwas breche?!«

Ich lachte leise und pritsche mich etwas an sie heran, als ich leise sagte: »Wir haben zwei Wochen damit verbracht, jedes Möbelstück in diesem Haus mit unseren Körpern zu zerlegen, während wir gevögelt haben, und du hast Angst, du brichst etwas, wenn du auf ein Dach springst?« Ich richtete mich auf und machte mich groß. »Hör auf, zu denken wie ein Mensch. Du bist jetzt stärker und, vielleicht nicht unverwundbar und schmerzfrei, aber deutlich robuster. Dein Leben hat jetzt andere Dimensionen, Liebes. Du bist mir jetzt fast ebenbürtig. Körperlich. Und alles, was du an dir zerstörst, heilt mit einem Schluck Blut wieder.« Dicht vor ihr blieb ich stehen und sah auf sie hinab. Mein Schwanz war schon wieder dabei hart zu werden, so sehr wollte ich sie. Ich hob die Hand und legte sie in ihren Nacken, um mit den Fingern darüberzustreichen. »Dir sind ab jetzt nur noch wenige Grenzen gesetzt.«

Sie sah zwischen meinen Augen hin und her. »Ich bin dir fast ebenbürtig?«, wiederholte Lin fragend und fing an zu grinsen. Und bevor ich reagieren konnte, packte sie meinen Arm, drehte sich mit einer fließenden Bewegung herum, und versuchte, mich über ihre Schulter zu schmeißen. Sie bückte sich, strengte sich wirklich an und zog und zerrte an mir. »Ach komm schon«, nuschelte sie verzweifelt und sah zu mir.

Ich bewegte mich keinen Millimeter und belächelte ihren Versuch, mich niederzuringen. Im Gegenzug packte ich sie, verdrehte ihr den Arm hinter dem Rücken und drückte, meine nun mit Krallen bestückte Hand, gegen ihr Rippen. An ihr Ohr gebeugt, knurrte ich verspielt. »Ich hatte eine Menge Zeit auf dieser Welt, alle Kampfsportarten zu lernen, die du dir vorstellen kannst. Alle Dämonen haben zwar eine gewisse Grundstärke, doch es ist der Feinschliff«, ich bog ihren Arm höher, meine Lippen streiften ihre Haut, und mein Atem küsste ihre Ohrmuschel, »der es am Ende ausmacht. Der und die Macht.« Ich hüllte meine Hand in Flammen und verbrannte mein Shirt, das sie trug, an einer kleinen Stelle, sowie etwas ihrer Haut.

Ich musste jetzt ja nicht mehr so vorsichtig mit ihr sein.

Lin sog scharf die Luft in ihre Lungen und bog den Rücken durch. »Aua, du dummer Flammenwerfer«, Beleidigte sie mich auf ihre kindliche Weise. Dann versuchte, sie sich aus seinem Griff zu befreien. »Und jetzt lass mich los, ich zeig dir jetzt, was ich drauf habe.«

Ich lachte, ließ sie aber los. »Fürs Erste spring einfach auf das Dach und wieder runter, ohne dir was zu brechen. Das zeigt mir schon, was du ›drauf hast‹.« Ihr an die Nase schnippend, trat ich kopfschüttelnd zurück und nickte wieder hoch. »Komm schon, unsere kleine Rangelei hat mich heißgemacht und ich will dich dringend noch mal flachlegen.«

»Ja, dann beeil ich mich mal«, scherzte sie und ihr Blick flog zum Dach hoch. Nervös schüttelte sie die Arme aus. »Okay, einfach springen«, nuschelte sie sich selbst zu und ging in Position, während ich wider grinsend den Kopf schüttelte. Lins Beine zuckten, doch sie stoppte sich wieder und ging zurück in Position. »Ich schaff das. Einfach springen«, nuschelte sie weiter und zuckte wieder hoch, diesmal auch richtig. Und tatsächlich sprang sie mehrere Meter hoch, doch durch das Zögern, schaffte Linnea es nicht direkt aufs Dach. Stattdessen hing sie nun mit beiden Händen an der Traufe und baumelte in der Luft. »Äh ... okay.«

Ich lachte auf, sprang selbst hoch und hockte letztlich auf der Dachkante vor Lin, die in der Luft baumelte. »Das war ... schlecht«, witzelte ich und löste aus amüsierter Bosheit einen Finger nach dem anderen. »Dann versuch es doch mal, mit dem Abgang. Mal sehen«, die letzten beiden Finger betrachtend, grinste ich diabolisch, »wie es damit aussieht.«

Ich rief meine schwarzen Flammen und verbrannte Lins Haut, sodass sie kreischend losließ und fiel.

Lin landete tatsächlich auf ihren Füßen, knickte aber um und plumpste daraufhin auf den Hintern. Schmunzelnd betrachtete ich sie.

»Ich hasse dich, du alter Sack«, rief Lin hoch und rieb sich die Fußgelenke. »Ich bin noch laut Cahir ein Baby, also sei mal etwas einfühlsamer!«

Ich landete behände neben ihr und sah auf sie hinab. »Einfühlsam, hm?« Mich zu ihr beugend, hob ich sie hoch und trug sie in das Haus zurück. »Wenn das so ist, will ich mich mal um deine Wehwehchen kümmern. Nackt. Mit Massageöl und Kerzenschein. Ich werde zärtlich sein, aber dafür will dich meinen Namen schnurren hören, Liebes.«

Fast bei der Tür angekommen, hörte ich jemanden lachen und verdrehte die Augen. »Nichts da, Az. Das Dämonenbaby und wir werden jetzt mit dem richtigen Training anfangen.«

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