33 Linnea
>Es war nicht seine Entscheidung, also sei nicht zu streng und hör auf dein Herz. Ihre seid nicht umsonst verbunden. <
Das hatte Cahir mir zugeflüstert, bevor er gegangen war. Ja, ich verstand es, aber es tat dennoch weh. Er war der Mann, den ich.....ich.....
Ich biss mir auf die Unterlippe und blinzelte aufkommende Tränen weg.
Ich konnte die drei Worte nicht sagen. Ich konnte einfach nicht sagen, dass ich ihn liebte. Und jetzt wusste ich auch, weshalb. Als hätte mein Gefühl mich genau deswegen aufgehalten. Weil er nicht ehrlich war. Weil ich durch seine kranke Mutter erfahren musste, dass er meinen Vater getötet hatte. Das er der Mann war, der ihn bestraft hatte und nicht irgendein beliebiger Dämon. Nein, Azael Aiden hatte meinen Vater getötet. Er .....
Dad....
Ich vermisse dich so.
Ein schluchzte brach aus meinen Lippen und ich drückte mein Kuscheltier stärker an meinen Körper.
Er war in meinen Augen nie der brutale Dämon, der gegen Regeln verstieß. Er war der Mann, den ich sehr liebte. Er war mein Vater. Er war mein Beschützer. Mein Held. Mein Aufpasser. Und nun.....war er ein Dämon, der geköpft werden musste, weil er schlimme Dinge getan hatte. Und das auch noch von Azael. Von dem Dämon, der mein Verbundener war.
Ich wischte mir über die Augen und atmete den Duft meines Dämonischen Einhorns ein.
Azael.
Ich spürte die Verbindung zwischen uns. Ich spürte, dass er litt und jedes einzelne Gefühl mitfühlte. Er spürte alles von mir und ich merkte auch, dass es ihm leidtat.
Ich atmete tief ein, setzte mich langsam auf und sah Azael an.
»Hast du........ mir noch etwas zu sagen?« fragte ich mit brüchiger Stimme.
Er erwiderte meinen Blick müde. »Nein, nichts, was das angeht, was ich deinem Vater angetan habe.«
Den Klos in seinem Hals wegschluckend, setzte er sich auf den Sofatisch, mir gegenüber.
Ich nickte erstmal nur und sah auf mein Kuscheltier.
Konnte ich ihm das verzeihen?
Ja.
Wollte ich ihm das verzeihen?
Ich weiß es nicht.
Wegen unserer Bindung konnte ich ihm nicht lange böse sein, selbst bei dieser Sache. Doch eins musste ich noch wissen.
»Was....waren die letzten Worte von meinem Vater, als du ihn niedergestreckt hast?« fragte ich und blickte ihn wieder an.
Sein Blick verdüsterte sich. »Ist das wichtig?«
»Ja, ist es.«
Azael sah mich an, schaute dann auf den Boden, nicht länger fähig den Blickkontakt zu halten. »Er hat mich angefleht es nicht zu tun. Hat mir erklärt, er habe eine Tochter, für die er sich geändert habe und für die er da sein wollte. Das er alles tun würde, was ich verlange, wenn ich ihn nur gehen ließe, oder er seine Kleine nur ein letztes Mal sehen könnte. Er«, Azael schluckte. »Als er merkte, dass es mir egal war und es seinen Tot nicht vermindern würde, sagte er mir, dass er sich wünsche, ich würde leiden. Dass er sich wünsche, seine Frau und Tochter würden mich jagen und Rache üben. Er hat deine Mutter angesehen und als er ihr ein letztes Mal sagen wollte, dass er sie liebt, schlug ich ihm mitten im Satz den Kopf ab.«
Ich erstarrte. Atmete nicht mal mehr richtig, als der Schmerz wieder aufkeimte und mein Herz verschlang.
»Wie konntest du nur so etwas Herzloses tun?« fragte ich und meine Stimme war in tiefster Trauer getränkt. »Wenn ich keine Bindung zu dir hätte, würde ich dich abgrundtief hassen und ich wünschte, ich könnte dich hassen. Ich will dich hassen!« wurde ich lauter und stieß frustriert Luft aus meinen Lungen. Ich stützte mich mit meinen Ellbogen auf meinen Oberschenkeln ab und vergrub mein Gesicht wieder hinter meinen Händen. Zitternd atmete ich ein und wieder aus.
»Sag das nicht, Lin. Ich bitte dich«, krächzte er heißer. »Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, dass er dein Vater war. Ich kannte dich nicht einmal.«
»Wie solltest du mich auch kennen?! Ich war zu der Zeit 14 du verdammtes Arschloch.« zischte ich ihn an. Ich ließ meine Arme hoffnungslos zurück baumeln und schniefte. Die Wahrheit tat so verdammt weh, dass ich mir lieber wünschte, ich hätte sie nie erfahren.
Was würde Dad wohl jetzt zu dieser Verbindung sagen? Wäre er enttäuscht von mir?
»Es war meine Aufgabe. Ich ...« Seine Worte stoppten. »Verzeih mir. Ich wusste einfach nicht, wie ich dir das sagen sollte. Als ich es vor ein paar Wochen erfahren habe, wusste ich nicht, wie ich dir klarmachen sollte, dass ich deinen Vater getötet habe. Als deine Mutter mich angriff ... Ich weiß nicht. Ich wollte dich einfach nicht verletzen.«
Mit geweiteten Augen starrte ich ihn an. »Als meine Mutter dich angriff?! Meine Mutter?!« Ich fing an zu lachen, aber es klang kein bisschen lustig. Ich war eher verzweifelt und wusste nicht mehr wohin, mit all diesen Emotionen. »Ja, meine Mutter ist eine Jägerin, das habe ich auch dank deiner Mutter erfahren.« fuhr ich ihn an. »Warst du überhaupt nur einmal wirklich ehrlich zu mir?!« Ich stand auf und lief in der Wohnung auf und ab. Wütend und verletzt fuhr ich mir durch meine Haare. War meine Mutter etwa deswegen.....
»Sie war also wegen dir im Krankenhaus?! Du hast sie so zugerichtet? Wie konntest du nur? Sie ist ein Mensch und meine Mutter!«
Azael erhob sich nicht, sah mir jedoch entgegen. Seine zusammengebissenen Zähne knirschten und er sah weg und sagte nichts außer: »Sie ist eine Jägerin.«
»Das ist mir egal! Wenn du mir auch noch meine Mutter nimmst, dann will ich diese Bindung nicht mehr.« erwiderte ich aufgebracht. Ich sah Azael an und hasste mich gerade so sehr. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich wollte ihn umarmen, ihn küssen und ihn berühren. Diese Scheiß Bindung.
»Und was hätte ich deiner Meinung nach machen sollen, als sie und ihr Jägerfreunde mich angegriffen haben, als ich Dämonen abgeschlachtet hatte, die Menschen gefressen haben?«, fragte er leise, obwohl er es nicht wollte. »Es hieß, sie oder ich.«
»Weglaufen, wäre doch eine Möglichkeit gewesen.« meinte ich nur und drehte mich herum. So, dass Azael nur noch meinen Rücken sah. Ich legte eine Hand auf die Stelle, auf der mein Herz schlug. Die Vorstellung, dass ihm etwas passieren könnte, schmerzte. Einfach alles schmerzte gerade. Ich musste mit meiner Mutter reden und hoffen, sie würde Verständnis zeigen.
Und Dad....
»Ich brauch Zeit, um das alles .....um Ruhe zu finden.«
»Weglaufen?«, fragte er und starrte mir Löscher in den Rücken, bevor er aufstand und sich zu mir stellte. »Gut, ich gehe, Linnea. Nur ... sag mir, dass es dir gut geht, ehe ich abhaue und dir deine Zeit lasse. Sag mir, dass du mich nicht verlassen wirst. Denn, diese Verbindung, die du gerade so sehr hasst, ist nichts, was du nicht ablehnen kannst. Wenn du dich aus freien Stücken entschließt zu gehen, wird ... es weniger. Du und ich, es wird verblassen. Bis es weggeht.«
»Ja, du hättest weglaufen können. Wie soll ich dass denn jetzt meiner Mutter erklären? Sie wird dich irgendwann sehen, an meiner Seite, neben mir und dann wird sie durchdrehen.« erklärte ich aufgebracht und drehte mich zu ihm herum. Ich sah ihm in seine wunderschönen Augen. Seine Augen waren so viel schöner als die seiner Mutter.
Ich liebte ihn. Und ich wusste nicht, ob mich Dad dafür verurteilen würde, wenn er noch leben würde. »Würdest du diese Entscheidung akzeptieren? Würdest du mich gehen lassen?« fragte ich und fügte noch weitere Fragen hinzu: »Wie sehr würde dich das verletzen und wie sehr mich? Wie lange würde es weh tun?«
»Die Tatsache«, er sah mich verletzt an und trat einen Schritt zurück, während er ausweichend fragte; »dass du diese Fragen stellst, sollten mir Sorgen machen, oder?«
Ich erwiderte seinen Blick. »Du sagtest mir, dass ich gehen kann. Das ich nicht gezwungen bin, diese Bindung weiter zu akzeptieren. Dann möchte ich wissen, wie sehr es dich verletzen würde. Ich bin zu Hälfte ein Mensch, bei mir würde ....es vermutlich nur halb so schlimm werden.« meinte ich leise und sah dann auf den Boden. »Oder andere frage-« begann ich und sah ihn weiter nicht an. »-könntest du mich vor deiner Mutter beschützen? Oder bin ich die ganze Zeit in Gefahr? Und kannst du meine Mutter nicht als Feind betrachten, auch, wenn sie dich so betrachtet? Bist du dazu in der Lage?«
»Sie ist der Feind. War es immer und wird es immer sein. Und ich werde dich, beschützen, so gut es geht, aber sie bleibt eine Gefahr. Das hatte ich dir bereits erklärt, als ich dich davon überzeugen wollte, kein Dämon zu werden. Die Viper ist immer gefährlich. Für jeden. Was deine Mutter angeht, Liebes, ist sie in nur in dem Sinne der Feind, dass sie eine Jägerin ist. Lässt sie mich und meinesgleichen in Ruhe, muss ich mich nicht wehren.« Sein Blick wurde härter und alles, was er dann noch sagte, war: »Wenn du gehen willst, oder ich gehen soll, komme ich klar.«
Ich hörte zu, nickte paar Mal und hörte weiter zu. Bis seine letzten Worte mich erreichten und das Worte waren, die ich nicht hören wollte. Er würde also klarkommen. Natürlich. Ich war doch sowieso nur eine billige Kopie seiner großen Liebe und würde ein menschliches Leben haben. Das hieß, für ihn war ich nur ein wimpernschlag da.
»Du kommst also klar.« murmelte ich. Das Thema mit unseren Müttern, war etwas, um das ich mir später Gedanken machen würde. Denn, wenn ich auch einfach gehen kann und es ihn ja nicht wirklich interessierte, dann waren unsere Mütter eh kein Problem mehr.
Azael trat näher an mich heran und legte den Kopf schief, während er eine Hand hob und mein Gesicht zu ihm drehte. Er ließ die Hand jedoch sinken, als er sein eigenes Blut daran kleben sah. »Was wolltest du hören? Dass es mich umbringen wird, wenn du gehst?«
»Nein. Ich wollte hören, dass du mich nicht verlieren willst. Das ich bleiben soll. Das du warten wirst, bis ich dir verzeihe. Das du uns nicht aufgeben willst. Aber das alles hast du nicht gesagt. Aber es ist gut zu wissen, dass du klarkommst.« fuhr ich ihn etwas ruppig an.
Azael runzelte die Stirn. »Das sind Dinge, die ich nicht sagen muss. All das habe ich bereits gesagt, indem ich dir sage, dass ich dich liebe.« Er stellte sich dicht vor mich. »Ich bin kein Mann, der Frauen bearbeitet, bis sie sich entscheiden zu bleiben. Ich bin kein Mensch, Lin. Wenn du bleibst, bei mir, dann weil du es willst und nicht, weil ich dir Honig ums Maul geschmiert habe. Wir wissen beide, dass ich dich nur in mein Schlafzimmer tragen müsste, um dir die Entscheidung abzunehmen. Ich musste jetzt nur das tun«, hob den Arm und biss sich seine eigene Wunde wieder auf, sodass Blut floss, »um dich nicht klar denken zu lassen. Ich will, dass du bleibst. Du spürst, dass ich nicht mehr will. Du kannst fühlen, was ich empfinde, wenn ich nur daran denke, dass du mich verlässt. Aber es ist nicht fair, dich so zu beeinflussen. Denn wie du schon gesagt hast, kannst du als halber Mensch mit der Entscheidung besser leben. Halb so wild, hm?«
Ich starrte auf seinen Arm und mir lief regelrecht das Wasser im Mund zusammen. Stimmt. Ich hatte sein Blut getrunken und es war wie ein Rausch. Ich konnte und wollte nicht mehr aufhören. Ich wollte so viel trinken, dass ich ihn zwar nicht in Lebensgefahr brachte, ich aber dennoch genug von ihm hatte. Sein Blut schmeckte unglaublich lecker und sofort spürte ich, dass ein Auge dämonisch wurde. Es kitzelte etwas und brannte leicht. Ich blinzelte, fasste mir an das Auge und sah dann hoch zu Azael.
Ja, ich spürte durch die Bindung, dass es ihm schrecklich leidtat und dass er sich selbst dafür hasste. Ich spürte, dass er mich wahrlich liebte und mich nicht gehen lassen wollte. Jetzt, wo ich mich darauf fokussieret, spürte ich das. »Nein. Nicht halb so wild.« flüsterte ich nur und sah wieder auf seinen Arm. »Ich....bin ich ein Dämon? Bin ich jetzt so wie du und Dad?« fragte ich etwas unbeholfen. Weil ich so auf sein Blut reagiert.
Er leckte sich die Lippen und sah mich an. Sah auf mein Auge und dann auf meine Lippen. »Nein, du bist immer nur noch zur Hälfte ein Dämon. Aber ... Menschen reagieren so, auf Dämonenblut. Es heilt Wunden, aber der Preis ist hoch.«
Erleichterung packte mich und wurde im selben Augenblick von der Lust beiseitegeschoben. »Welchen Preis?« fragte ich und kam ihm näher. Ich beugte mich vor und sah nur noch sein Blut. Ich wollte es zwischen meinen Lippen spüren. Ich musste.
Azael atmete schneller. »Du wirst süchtig. Nach mir. Nach meinem Geschmack. Diese Lust, die du fühlst, wenn du Blut von einem Dämon nimmst ... ist nicht natürlich. Es ist ein Rausch, ein Kick, der gerade in sexueller Verbindung berauschend ist.«
»Okay.« hauchte ich nur und griff seinen Arm.
Nein, das war nicht okay.
Das war Scheiße!
Aber diese Gegenwehr war so minimal in meinem Gehirn, dass ich den kaum Beachtung schenkte und stattdessen mich weiter vorbeugte, den Arm hob und einmal drüber leckte. Ich stöhnte sofort.
Gott, schmeckt das gut.
»Nur...ein wenig...ja?« fragte ich und legte meine Lippen auf seine Wunde. Wieder stöhnte ich vibrierend an seiner Haut.
»Sag mir erst«, raunte er erregt und drückte den Arm dichter an meine Lippen, »dass du bleibst. Bei mir. Entscheide dich für mich. Sag mir das, und es ist okay für mich, wenn du mein Blut nimmst.«
»Ich....« setzte ich an und schmeckte schon sein Blut. Jegliche Zweifel waren wie weggeblasen. »Ich bleibe bei dir.« antwortete ich sinnlich und fing an zu saugen. Gott, ich konnte nicht anders. Ich brauchte das. Die Trauer sie war noch da, sie war Bestandteil. Aber die Lust und das Verlangen nach seinem Blut und nach Azael, übernahmen die Kontrolle. Ich keuchte und saugte noch mehr. »Ich brauch dich.....Ich brauch dich, Azael.« stöhnte ich lustvoll und saugte stärker. Erst kribbelte mein Auge, dann kribbelte mein Bauch und nun kribbelte meine Mitte.
Doch statt mich dem Gefühl hingeben zu lassen, riss Azael urplötzlich den Arm weg und nahm sicherheitshalber etwas Abstand. »Siehst du jetzt, wie einfach es wäre, dich zu einer Entscheidung zu zwingen? Wie simpel?«
Meine Hände blieben wie sie waren, nur ohne Arm, den sie umfassen konnten. Überrumpelt sah ich ihm in die Augen.
»Das allein ist die Schuld deiner Mutter....« flüsterte ich und wischte mir mit meinem Arm über meine Lippen. Als ich langsam wieder zu sinnen kam. »Nun habe ich ebenso eine Bedingung. Wenn du meine Vergebung haben möchtest, dann ....töte deine Mutter.« verlangte ich und kämpfte gegen das Verlangen an, mir das Blut mit Gewalt zu holen.
Mein gegenüber knurrte. »Was?«
»Vergiss es.« antwortete ich und versuchte mich zu beruhigen. Ich wollte sein Blut. Ich hatte das Gefühl, mich zerriss es innerlich, wenn ich es nicht trank.
Ich legte meine Hand an meinen Hals und mit der anderen Hand stützte ich mich am Stuhl ab. »Ich...geh ....ich geh ins Bad.« sagte ich leise und lief mit wackligen Beinen ins Badezimmer.
»Denkst du nicht, wenn ich es könnte, hätte ich es nicht schon getan, nachdem sie Maha getötet hatte?«, fragte Azael wütende und verletzt. »Denkst du nicht, ich hätte nicht schon hunderttausend Mal darüber nachgedacht?«
Ich blieb stehen, sah ihn aber nicht an. »Dann hast du dich ....entschieden. Ich werde meine Sachen packen und gehen.« sagte ich und schluchzte. Es tat so weh, das zu sagen. Ich brauchte ihn doch. Mein Herz zerriss gerade, aber was hatten wir denn bitte für eine Zukunft? Wenn seine Mutter andauernd mich holen kommen würde und eine Bedrohung für mich darstellte? Was wäre das denn? Ich hatte keine Lust darauf. Dieses Leben war es mir nicht wert, wenn ich dafür seine entstandene Schuld verzeihen sollte. Eine Schuld die so unendlich tief lag, dass sie mehr als schwer war zu verzeihen.
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