17 Linnea


2 Tage hatte ich nachdem Blutmangel gebraucht, um wieder fit zu werden. So wie es zuvor war, hatten Azael und ich auch diese Tage kaum ein Wort gewechselt. Er wollte mich nicht haben. Ich war nur der billige Abklatsch von seiner großen Liebe Maha. Ich war ihre Wiedergeburt und doch nicht das Original.

Wiedergeburt.

Verrückt, dass es sowas wirklich gab.

Maha.

Sie hatte es geschafft sein Herz zu gewinnen. Ohne perfekt zu sein. Ohne aufzufallen.

Sie war einfach sie selbst und das komplette Gegenteil von mir.

Tief einatmend strich ich über das Kleid. Eines der neuen Kleider der Marke Prada. Aufsehend, schluckte ich schwer und ließ mich von Isabell nochmal zurecht machen. Ihre Augen wanderten von meinem Gesicht auf meinen Hals und sie hob eine Braue. »Was hast du denn an deinem Hals gemacht?« fragte sie besorgt und strich über die langsam verheilte Wunde, die mir Azael mit seinem Dolch zugefügt hatte. »Ich habe mich geschnitten.« erklärte ich knapp. Konnte ja schlecht erzählen, dass ich mit einem Dämon zusammenlebte, wir schon gevögelt hatten und er manchmal mich als kleinen Snack nutzte. Das war etwas übertrieben gedacht, immerhin wollte er mein Blut so sehr, wie er mein Blut auch nicht wollte. Es war alles so verzwickt.

»Wie kann man sich selbst so schneiden, dass man so einen perfekten geraden Schnitt hinbekam?« fragte sie misstrauisch, überschminkte aber die leicht zusehende Wunde. Isi kannte mich zu gut, daher war ich froh, als endlich das Zeichen kam und ich losmusste.

Ohne Isi eine Antwort zu geben, ging ich auf den Mitarbeiter zu, der Kopfhörer mit einem Mikrophon trug und mir mit einem Zeigefinger zeigte, ich solle warten. Ich atmete wieder tief ein und aus. Freute mich jetzt einfach nur endlich los laufen zu dürfen und diese Fashion Show genießen zu können.

Ich hatte Cahir, mit dem ich mich in letzter Zeit immer besser verstand, heute eingeladen. Als Model bei so großen Shows bekam man immer ein paar Freitickets für Freunde und da meine Freundinnen Paulina und Marijam keine Zeit hatten, Isi sowieso arbeitete, lud ich Cahir ein und gab ihm das zweite Ticket auch gleich. Vielleicht brachte er ja eine Freundin mit.

Mein Blick traf den des Mitarbeiters und er nickte mir zu. Sofort setzte ich mich in Bewegung und lief hinaus. Mit dem teuren kurzen Kleid in den Farben Gold und schwarz, machte ich eine Pose, bevor ich weiterlief. Mit festen und selbstbewussten Schritten lief ich den Laufsteg mit meinen High Heels hinab. Mein Blick ging durch die Menge und ich suchte Cahir. Ganz vorne blieb ich stehen, eine Pose, weiter stehen bleiben und fotografieren lassen. Es entstand ein regelrechter Blitzlicht Gewitter, als ich Cahir fand. Ein Lächeln zuckte an meinen Mundwinkeln, als er mir zu zwinkerte. Doch sofort wurde mein Herz schwer, als ich neben ihm Azael sitzen sah. Plötzlich tauchten Erinnerungen von meiner ganz privaten Fashion Show in meinem Kopf auf. Als ich Azael die Dessous zeigte, die er mir gekauft hatte und als ich nackt vor ihm stand und er mich perfekt nannte. Ich schluckte schwer, wandte mich ab und lief den Laufsteg zurück.

Es war angenehm, dass ich endlich mal wieder für eine Fashion Show gebucht wurde und ich tat es gerne. Dieser Moment, wenn alle Augen auf einen gerichtet waren. Ich liebte es.

Danach lief ich noch 1-mal mit einem weiteren Dunkelblauen langen Kleid und zum Schluss und das Ende der Show machte ich mit einem goldenen Dessous und goldenen Flügel auf meinen Rücken. Ich sah aus wie ein goldener Engel, als ich mit dem wenig Stoff über den Laufsteg lief. Ich spürte Azaels Blick, er war intensiv auf meinen Körper geheftet und ich erinnerte mich auch an seine Worte, dass er nicht wollte, dass mich die Leute in so einem Outfit sahen. Nun, das war eben mein Job und ich war ja letzten Endes eh nur ein billiger Abklatsch.

Ich blieb am Ende des Laufsteges stehen, ließ das Blitzlicht Gewitter auf mich wirken und sah zu Azael, als würde ein Pfaden mich immer wieder zu ihm ziehen. Egal wie oft ich versuchte wo anders hinzusehen, meine Augen fanden immer wieder nur ihn.

Scheiße.

**********

Nach der Show hatte ich wieder eine enge Jeans und ein schwarzes bauchfreies Shirt an. Meine Freundin Isabel hatte nun ebenfalls Schluss und ich lud sie ein mit mir und Cahir was trinken zu gehen. Ob Azael mitkam, wusste ich nicht und ich versuchte es mir auch nicht zu wünschen.

Wir liefen gerade aus dem Backstage Bereich heraus und schon erblickte ich die beiden Dämonen, die auf mich warteten. »Isabel, darf ich dir meinen Mitbewohner und seinen Kumpel vorstellen, Azael und Cahir.« stellte ich beide vor.

Meine Blonde Freundin lächelte beide an. »Freut mich, Isabel Joy mein Name.« sie hielt beiden die Hand hin.

Cahir nahm ihre Hand zuerst und zog sie an seine Lippen. Schmunzelnd küsste er ihre Finger und sah auf. »Warum war eine Schönheit wie du nicht auch auf dem Laufsteg?«

Azael verdrehte die Augen, nickte meiner Freundin stumm zu und sah dann zu mir. »Hey«, grüßte er mich etwas knapp und schob seine schon geballten Fäuste in die Hosentaschen, während er sich aufrichtete und über meinen Kopf hinweg wahllos einen Punkt fixierte.

Isabel kicherte und schien voll auf Cahirs Masche reinzufallen. »Lin, Schatz, er ist toll.« sagte sie an mich gewandt. Ich nickte nur und lächelte ihr zu. Es würde mich nicht wundern, wenn die beiden im Bett landen würden. Ich sah wieder zu Azael und seufzte, bevor ich mich an Cahir wandte. »Steht das noch mit der Bar, oder habt ihr noch Arbeit?« fragte ich und meinte damit deren Dämonenkram eben.

»Wir haben zu tun«, sagte Azael, während Cahir zeitgleich sagte: »Ich dachte, du fragst nie.«

Daraufhin biss mein dämonischer Mitbewohner die Zähne zusammen.

Ich sah von Cahir zu Azael, doch bevor ich etwas sagen konnte, kam Isabel näher und flüsterte: »Ist das Sex Boy?« dabei nickte sie zu Azael. Ich erwiderte Isabels Blick und versuchte ihr mit meinen Augen zu antworten. Sie wusste leider nicht, dass es zwischen uns komplizierter war als man es je erklären könnte. Ich drückte mein Zeigefinger auf ihre Stirn und schob sie beiseite. »Also, wenn du zu tun hast, kannst du ja gehen.« sagte ich an Azarl gerichtet und es klang kühler als ich es wollte.

»Sex Boy?«, fragte er gereizt und bleckte die Zähne.

Cahir stellte sich zu Isabel. »Ich hätte nichts dagegen, so genannt zu werden. Nur fürs Protokoll.«

Isabel grinste zu Cahir hoch. »Du kannst ja mein Sex Boy werden, wenn du möchtest.«

Ich dagegen sah zu Azael. »Also, wollen wir gehen?« fragte ich und versuchte das Thema Sex Boy zu ignorieren. Es war doch eh schon angespannt zwischen uns und.....verdammt, ich konnte auch einfach nicht auf ihn sauer sein. Seine Worte verletzten mich, ja, aber wenn ich ihn ansah, dann tat er mir für all das schlimme, das ihm widerfahren war, einfach nur leid.

Azael betrachtete mich und schnaubte dann. »Viel Spaß euch«, fauchte er und lief davon.

Cahir sah Az nach und schüttelte den Kopf. »Dieser kleine _Vorfall_, hat ihm ja gehörig die Suppe versalzen.« Er legte einen Arm um die Schulter von meiner Freundin. »Ich denke, wenn er so drauf ist, werden wir ohnehin mehr Spaß haben, wenn er nicht dabei ist. Und was das Angebot angeht«, er beugte sich schamlos runter und zog meine Freundin in einen heißen, kurzen Zungenkuss, »kann ich mir sehr gut vorstellen, wo der Abend noch hinführen wird.«

Ich starrte ebenso erst Azael nach und dann die beiden.

Okay, dann eben nicht. Dachte ich und versuchte gefasst zu bleiben. Er hatte mir nicht einmal gesagt, wie er die Show fand.

Isabel gefiel Cahir anscheinend sehr gut, denn sie konnte kaum ihr Blick von ihm abwenden und lies es sogar zu, dass er sie küsste. Bei einem anderen Typen, hätte es Backpfeifen geregnet.

Ich wandte mich Cahir zu. »Was denn für ein Vorfall?« fragte ich hoffnungsvoll nach. Vielleicht war ja Azael nicht wegen mir so genervt, sondern wegen etwas anderem.

Die Hoffnung starb immer zu Letzt.

Cahir sah Isabel an und leckte sich die Lippen, bevor er zu mir sah. »Wir hatten, zu eurem Zusammenstoß noch eine kleine Komplikation bei der Arbeit. Az wurde verletzt und nun, er mag es nicht, wenn jemand ihm in den Arsch tritt. Aber er war ja selbst schuld. Wer sich ablenken lässt«, er blickte betont zu mir, »bekommt eben den Arsch aufgerissen.«

»Er ist verletzt? Wo? Kann ich helfen? Ich sollte sofort zu ihm, oder und ihm mein Blu....« Ich stoppte mich, als ich Isabels verwunderten Blick auf mir bemerkte. Ich hatte in weniger als 2 Sekunden meine Fassung verloren.

Cahir dagegen hob interessiert eine Braue. »Oh.«

»Ist alles in Ordnung bei dir, Lin? Dein Sex Boy sah jetzt nicht wirklich Dolle verletzt aus.« meinte meine BFF. Ich schluckte und nickte. »J...Ja, du hast vermutlich recht.« Ich stimmte ich ihr zu und sah kurz auf den Boden, um meine Gedanken zu ordnen. Plötzlich hatte mich solch eine Angst und Sorge eingenommen, dass ich keine Kontrolle hatte. Nein, Linnea, du solltest aufhören dich so lächerlich zu benehmen. Versuchte ich mich gedanklich zu beruhigen. Ich presste die Lippen zusammen und hob den Blick. Beide sahen mich noch an, als ich dann endlich sagte: »Lasst uns einfach gehen, ich brauch glaube Alkohol.«

Isabel lächelte und nahm meine Hand. Dann verließen wir die Halle und stiegen in ein Taxi. Meine BFF unterhielt sich die gesamte Zeit mit Cahir, bis wir in einer Bar ankamen, die ziemlich bekannt war.

Die Musik dröhnte und es gab einzelne Barkeeperinnen, die auf dem Tresen tanzten und Shorts verteilten. Ich bestellte gleich 4 Runden und kam daraufhin mit einem Tablett voller kleiner Schutzgläser zurück.

»Woha, was hast du denn vor, Lin?«, fragte Azaels Kumpel und sah auf den Alkohol. »Möchtet ihr zwei euch die Muttersprache abtrainieren? Denn ihr werdet keinen Satz mehr rausbekommen, wenn das hier«, er zeigte auf das Zeug, »die erste Runde sein soll.«

»Wir vertragen schon einiges an Alkohol, aber wie schaut es bei dir aus?« fragte ich Cahir. »Kannst du überhaupt durch Alkohol betrunken werden?«

Isabel nahm sich ein Shot Glas und reichte eins an Cahir. »Wieso nicht, Lin? Jeder Mensch wird doch bei so viel Alkohol betrunken.«

Ich sah meine BFF an und zuckte mit den Schultern. Ja, aber er war kein Mensch, also..... mein Blick ging wieder zurück zu Cahir.

»Ich trinke keinen _Alkohol_. Also ... viel Spaß euch«, erklärte er, zog dann sein Handy raus und tippte darauf herum. Cahir wartete kurz und schnaubte dann, bevor er aus dem Fenster der Bar sah und den Kopf schüttelte. »Aber«, setzte er an und beugte sich wieder zu Isabel runter, »ich kann mich hervorragend um betrunkene Damen kümmern.«

»Das hättest du ja mal früher sagen sollen.« meckerte ich ihn an. Ich hatte ihn natürlich mit einberechnet. Idiot.

Isabel dagegen flirtete mit Cahir. »Ich werde einfach für dich mittrinken.« grinste sie ihn an und trank erst ihren und dann seinen Shot. Dann blickte sie mich an. »Und auf dich, mein Schatz. Du sahst in diesen Goldenen Dessous wirklich atemberaubend aus. Und das Gold auf deiner Haut hatte richtig im Licht geschimmert.« Isi grinste mich an und wir hoben unsere Gläser. »Danke, ich konnte auch den einzelnen Blicke regelrecht spüren.« erwiderte ich und dachte an Azael. Wir kippten den Shot runter, sie ihren dritten und ich meinen ersten. Dann lehnte ich mich zurück und nahm mir den zweiten Shot.

Schon wieder spürte ich dieses vermissen und diese Sehnsucht nach ihm.

Cahir betrachtete uns beiden grinsend und mit schief gelegtem Kopf, und folgte dann mit Blicken einem Kerl, der auf dem Klo verschwand, bevor er wieder mich ansah. »Deine Freundin hat recht. Du sahst schon verdammt heiß aus. Wenn du mich nicht schon hättest abblitzen lassen, hätte ich dich wohl einfach von Laufsteg gezerrt und mitgenommen. Und Az, nun, der war auch kurz davor. Aber ich hab' ihn zurückgehalten, sonst wäre das wohl rasant, nicht jugendfrei geworden.«

Isabel sah mich geschockt an. »Was? Du hast ihn abblitzen lassen?« fragte sie. Ich trank mein Alkohol und nickte. »Nicht direkt.« meinte ich nur und sah mich um. Vielleicht sollte ich mich ablenken. Denn an Azael zu denken, tat mir einfach nicht gut. Wir waren nicht zusammen oder hatten, wie er sagen würde, eine Bindung, also konnte ich ja tun, was ich wollte. Total in Gedanken versunken, schreckte ich auf, als plötzlich Paulina und Marijam an unserem Tisch auftauchten. »Hallöchen!« begrüßte Paulina grinsend und zupfte an ihrem dunkel lila gefärbten Zopf. Marijam küsste mich auf die Wange und ging dann zu Isabel rüber, auch sie bekam von der Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Wange. »Wir dachten, wir kommen noch vorbei. Wie war die Fashion Show?« fragte sie an mich gerichtet und blickte Cahir an.

Ich sah beide nacheinander an und Isabel bot ihnen sofort Shots an. »Ganz gut, die Designerin war begeistert.« antwortete ich und zeigte auf Cahir. »Mädels darf ich euch vorstellen, der Kumpel von meinem Mitbewohner.« beide sahen mich gleichzeitig an. »Von Sex Boy?« fragte Paulina und Marijam kicherte, bevor sie Cahir anlächelte. »Freut mich dich kennenzulernen.«

Azaels dämonischer Kumpel lachte los und betrachtete alle Neuankömmlinge. »Jetzt wird der Abend doch interessant.« Kopfschüttelnd sah er zu mir. »Erstens: Az wird dir für diese _Sex Boy_ Sache noch den Arsch versohlen, das ist dir klar, oder? Und zweitens: Shit, Lin, warum hast du mir deine DREI wirklich heißen Freundinnen nicht schon vorher vorgestellt?« Er lächelte sie alle nacheinander an, bevor er den Arm wieder um Isabels Schulter legte. »Da kann einem ja die Fantasie durchgehen.«

Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete meine Freundinnen, die sich neben ihn setzten. »Ein Charmeur.« kommentierte Paulina seine Worte und kicherte. Isabel lehnte sich in seinen Arm und Marijam trank den zweiten Shot und fragte ihn einige Sachen.

Ich blieb still und hielt mich raus. Meine Gedanken schweiften umher und ich fragte mich, wieso er darüber sauer sein sollte? Immerhin war das bei Freundinnen üblich, dass wir uns Spitznamen für Typen ausdachten. Nach diesem Abend würde auch Cahir einen Spitznamen von uns bekommen.

Ich lehnte meinen Kopf auf meine Hand, trank einen Shot nachdem anderen und ließ meine Freundinnen Spaß mit Cahir haben.

Ich vermisste ihn.....und das nervte.

Stunden vergingen und meine Freundinnen und ich wurden immer Betrunkener. Irgendwann verschwand Isabel mit Cahir auf der Toilette und meine anderen beiden Freundinnen hatten andere Typen gefunden mit den sie quatschten. Irgendwann wurde selbst ich angesprochen. Er stellte sich als Eric vor und meinte, er kannte mich aus den Werbungen und Zeitschriften. Er schien aber keine der Notgeilen Ärsche zu sein. Stattdessen war er super freundlich und lud mich zu einem Getränk ein. Im Laufe des Abends saßen wir an der Bar und quatschten. Irgendwann war ich so betrunken, dass ich mich in einer Ecke knutschend mit ihm wiederfand.

Doch das schlimmste war, ich sah nicht diesen Typen, sondern Azael. Ich sah ihn, spürte ihn und roch ihn. Er war überall.

Gott! Azael!

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