13 Linnea
Ich starrte ihn an. Die Lust und der abklingende Orgasmus ließen langsam nach. Die Klinge an meinem Hals und trotzdem nahm ich meinen Mut zusammen und sagte: »Cahir hat etwas angedeutet und deine Mutter ebenfalls. Glaubst du echt, ich könne eins und eins nicht zusammenzählen? Ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber anscheinend erinnere ich dich an sie.« mein Blick wurde traurig und frustriert sah ich von ihm weg und zur Seite. Seit wann war ich so lebensmüde geworden, dass ich in so einer Situation den Mund aufmachte? »Wenn du mich nur willst, weil ich dich an deine frühere Geliebte erinnere, dann sollten wir es hierbei belassen. Weil du ganz offensichtlich kein Interesse an mir direkt hast, sondern nur an der Erinnerung.« diese Worte auszusprechen war unglaublich schwer. Irgendetwas in meinem Herzen wollte sich um ihn kümmern, sich umsorgen. Aber, ich verstand immer noch nicht warum. Ja, ich erinnerte ihn an Maha und roch anscheinend auch gleich, aber mehr war da doch nicht. Wieso hatte ich seinen Kuss so bereitwillig erwidert? Das war normalerweise nicht meine Art. Und jetzt lagen wir in dieser Situation. Toll. Würde er mich jetzt töten? Würde ich irgendetwas bereuen? Hätte ich etwas anders machen sollen?
»Was ich will und was nicht, ist«, knurrte Azael, »nicht ansatzweise etwas, das du verstehen könntest.«
Er drückte die Klinge fester an meinen Hals. »Du weißt nicht, was du da redest. Und nachdem ich mit dir fertig bin, reiß' ich Cahir seinen verdammten Arsch auf.«
»Ich will es aber verstehen! Gib mir doch wenigstens die Chance es zu verstehen. Es betrifft mich doch auch! Oder ist es einfacher, mich hier und jetzt zu töten und meine Leiche loszuwerden nur damit du weiterhin genau dasselbe Leben führen kannst?!« fragte ich aufgebracht und wollte mich aus Protest aufstemmen, dabei schlitzte die Klinge meinen Hals etwas auf. Sofort rang Blut meinen Hals hinab und ich keuchte erschrocken.
Seine Flammen stoben auf und er ließ das Messer mit zitternden Händen fallen. Seine Augen glitten langsam hinab und er sah den Schnitt und das Blut an, das meine Haut hinabrollte. Die Adern in seinem Gesicht wanderten weiter und pulsierten, während der Muskel an seinem Kiefer zuckte.
Mit großen Augen sah ich Azael an, mit einem Mal traute ich mich nicht mehr mich zu bewegen. Also blieb ich liegen und wartete ab. Die Wunde brannte etwas, aber ich verzog keine Miene.
Auf was hatte ich mich bitte hier eingelassen?
Mein Mitbewohner sah mir entgegen. »Dich betrifft nichts hiervon. Warum«, er sah wieder auf das Blut, »sollte ich dir auch nur einen Scheiß erzählen?«
Das war nicht das, was ich erhofft hatte. Da das Messer nun fort war, legte ich beschämend meine Arme vor meinen viel zu kleinen Brüsten und rutschte von ihm weg. »Dann....werde ich nicht mehr danach fragen.« sagte ich mit gebrochener Stimme und hielt mir die Wunde am Hals.
Plötzlich packte er mein Handgelenk und zog mich zu sich hoch? »Du versteckst dich vor mir? Wo ich doch nur ein Magazin kaufen müsste, um deine Titten zu sehen? Titten, an denen ich eben noch gesaugt habe?« Etwas gewaltsam zog er meine Hand von dem Schnitt und zerrte meine Handfläche an seine Lippen. Ohne Kontrolle leckte er das Blut ab und schloss gequält die Augen, bevor er mir mit aufgewühltem Blick entgegenblickte. »Dass du so schmeckst, ist unmöglich und ... gefährlich.«
Ich erwiderte seinen Blick und auch in meinen Augen war Chaos zu erkennen. Konnte man sie überhaupt Titten nennen? Sie waren so klein und.....nichts Besonderes. Ich hatte schon immer Komplexe wegen meinen Brüsten gehabt und oft überlegt, ob ich sie mir vergrößern lasse. Aber was mich gerade noch mehr störte, waren seine Worte. »Ich posiere nicht nackt vor der Kamera, also hör auf so einen Scheiß zu reden.« fuhr ich ihn gereizt an. Es nervte mich gerade alles so sehr! Die Situation. Er. Und.....Er eben!
Ich ließ meinen anderen Arm über meine Oberweite und sah nun auf meine Hand. Dabei fielen mir seine letzten Worte ein, die er zu seiner Mutter sagte. »Was ist dein Problem? Ich bin doch für dich eh nur ein Mensch, der am Leben bleiben darf, so lange es dir Blut gibt.«
Ich war nichts Besonderes.
Nur ein Mensch, der ihn an seine frühere Geliebte erinnerte.
Der Kerl lachte kopfschüttelnd und ließ von mir ab. Sich anziehend, setzte er sich auf die Couch. »Du bist wirklich selten dämlich, oder? Du hattest einen 10.000 Jahre alte Dämonin vor dir, 10.000, Linnea, und du warst dumm genug, ihr zu sagen, dass du weißt, was wir sind.« Er sah mich verächtlich an. »Hätte ich sie nicht angelogen und ihr das gesagt, müsste ich deine Überreste jetzt noch von der Wand kratzen, du einfältige Kuh.« Sein Blick huschte zu meinen Brüsten. »Und das bisschen Stoff, das du anhast, wenn sie dich ablichten, überlässt nicht wirklich viel der Fantasie.«
Ich zog die Brauen zusammen. Was meinte er damit? Das er lügen musste, um mich zu beschützen? Waren wir hier in einem Roman oder was?! Ich glaubte ihm kein Wort. Genervt von ihm wandte ich mich ab und zog mich ebenfalls an. Dann blickte ich auf meine Uhr und seufzte innerlich. Wegen seiner dummen Art war ich nun spät dran für mein Shooting. Toller erster Eindruck, nachdem ich das erste Mal für Unterwäsche gebucht wurde. Ich knöpfte meine Jeans zu und sah auf ihn hinab. »Weiß du wer hier wirklich Armselig und dumm ist?« fragte ich und richtete meine Haare. »Du! Weil du mich als einfältige Kuh bezeichnest. Entschuldige, dass ich nichts über eure Scheiß Welt weiß und mir gerade nichts sehnlicheres wünsche, als dass ich dich niemals getroffen hätte!« Ich blieb vor ihm stehen, man sah mir an wie verletzte ich war. »Ich Scheiß auf dich, deine Welt, deine Mutter und deiner ach so tollen Maha! Ihr seid mir egal! Ab heute werde ich keinen Gedanken mehr an dich verschwenden.«
Ich sagte das entschlossener als wie ich mich wirklich fühlte. Ich hatte selbst die letzten Tage von ihm geträumt. Alles an ihm kam mir, seitdem er von meinem Blut getrunken hatte, seltsam vertraut vor. Und ich hasste dieses Gefühl langsam, weil er ein verdammter Fremder war und ein Monster.
Azael sah mich an und kniff dann die Augen zusammen, bevor er auf den Boden sah und seinen Kopf auf beide Hände stützte und seine Haare raufte. »Oh du kannst dir nicht ansatzweise vorstellen, wie sehr ich mir dasselbe wünsche, Lin. Und jetzt tu mir den Gefallen und verschwinde.«
Arschloch.
»Das wollte ich sowieso! Und zu deiner Information...« setzte ich noch nach und packte meine Tasche. »Ich habe morgen eine Wohnungsbesichtigung.« Ich lächelte gespielt und so unecht wie nur möglich. »Wir werden also bald getrennte Wege gehen.« und mit diesen Worten stampfte ich aus der Wohnung.
**********
»Du hast dem Sex Boy wirklich gesagt, dass du eine Wohnungsbesichtigung hast, obwohl du gar keine hast?« fragte meine Stylistin und beste Freundin, Isabel Joy. Während ich meine Karriere als Model vorantrieb, hatte sie sich einen Namen unter den Stylistinnen gemacht. Doch trotzdem blieb ich ihre Nummer eins, immerhin kannten wir uns noch aus der Zeit, als wir noch No-Names waren. Insgesamt waren wir aber ein vierer Gespann. Paulina und Marijam waren noch Freundinne aus der Abitur Zeit.
»Ich war eben wütend und musste etwas sagen.« erklärte ich meine Lüge gegenüber Azael. Dabei verzog ich das Gesicht, weshalb Isabel mich ermahnte still zu halten, während sie meine Lippen nachzeichnete. Die Tatsache, dass er ein Dämon war, behielt ich selbstverständlich für mich. Ich wollte meine Freundinnen nicht in Gefahr bringen und würde demnach kein Wort darüber verlieren.
»Ich find es echt wierd, dass ihr Sex hattet und daraus so ein heftiger Streit entstehen konnte.« meinte Isi und sah sich ihr Kunstwerk an. Schlafzimmer Make-up und wellige Haare. Ich sah mich im Spiegel an, während ich erklärte: »Seine Wortwahl war das Problem.« und vielleicht auch meine, dachte ich noch, behielt es jedoch für mich. »Willst du denn etwas Ernstes mit ihm starten? Oder nur Zeitvertreib? Immerhin lässt dein Job ja nicht viel Freiraum zu. Sobald ihr einmal in der Öffentlichkeit zu sehen seid, werden sich die Medien regelrecht auf euch stürzen.« sprach Isabel und packte derweil ihre ganzen Produkte ein. Ich sah ihr zu und spielte an dem Saum des Nachthemdes herum, das ich als erstes aus der neuen Collection trug. Sie hatte ja recht. Und Azael war ein Dämon und nicht zu vergessen ein Arschloch. Aber was Ernstes hatte ich eigentlich nicht im Sinn. Nicht, dass ich es nicht wollen würde, sondern eher, dass ich wusste, das ER niemals wollen würde.
»Miss Matai, sind sie bereit?« fragte mich eine Assistentin des Fotografen.
Ich sah nochmal meine beste Freundin an und sie mich. Dann lächelten wir beide. »Schieb den Sex Boy erst einmal beiseite und konzentriere dich auf deine erste Unterwäschen Mode.« Ich stand von dem Backstage Stuhl auf und nickte. »Am besten wäre, ich würde ihn komplett aus meinem Leben streichen, aber....das wird wohl schwieriger als gedacht.«
»Wenn er wirklich so heiß ist wie du sagst, glaube ich dir das Girl. Aber jetzt los, ich will tolle Fotos mit meinem Werk sehen.« sie schob mich Richtung Assistentin und winkte mir, als ich sie nochmal ansah.
Lächelnd wandte ich mich ab und ging zum Shooting. Zum Glück hatte die Designerin Verständnis für meine Verspätung, das war wohl auch meinem Status zu verdanken, dass ich mir so etwas erlauben durfte. Ein weniger erfolgreicheres Model hätten sie fertig gemacht.
Ich ließ den Bademantel über meine Schultern gleiten und stieg ins Bett. Ich atmete tief durch und setzte mein professionelles Gesicht auf. Sofort begann ich zu Posen. Schlafzimmer Blick hier, sexy Pose da. Ich hatte es eben drauf und eigentlich machte es mir auch Spaß, wenn sie nicht immer noch so viel an mir bearbeiten würden. War ich denn nicht schön genug? Nicht perfekt genug? Immer noch nicht?
Nein, ich sollte mich jetzt auf mein Shooting konzentrieren.
Nachdem Nachthemd, musste ich mir sexy Dessous anziehen. Sie waren knapp und sehr freizügig, saßen aber perfekt an meinem schlanken Körper. Als ich mein Spiegelbild betrachtete, fragte ich mich, ob Azael dieser Aufzug gefallen würde. Würde er mich sexy und attraktiv finden? Oder würde er immer noch nur Maha in mir sehen?
»We want to take photos from above now, so go to bed.« kam es von dem Fotografen, der nur Englisch sprach.
Ich nickte und legte mich in das große Bett. Ein paar Assistenten kamen zu mir und richteten meine Haare, damit sie perfekt auf dem Bett verteilt lagen. Der Fotograf stieg auf eine Leiter und das Shooting begann. Ich posierte wieder, legte ab und an meinen Zeigefinger zwischen meine Lippen und war sexy. Dabei dachte ich an Azael, dass er mich gerade ansah und nicht der Fotograf.
Ach Scheiße!
Nachdem langen Shooting, hatte ich als Dank von der Designerin ein paar Dessous geschenkt bekommen. Das war nicht unüblich und ich freute mich jedes Mal. Immerhin waren das hochwertige Sachen und ziemlich teuer in den Läden. Als ich nachhause fuhr, war Isabel schon weg zum nächsten Shooting, sie hatte selbstverständlich nicht nur mich als Model, sondern auch noch andere Models, die sie schminkte und frisierte.
Müde und mit der Tüte voll von Dessous kam ich zuhause an. Es war dunkel und niemand schien zuhause zu sein. Ich schmiss die Tüte auf die Couch, die daraufhin umkippte und ging ins Bad. Mein Spiegelbild betrachtend war ich wirklich froh, dass ich so gutes Make-Up hatte, um die Wunde am Hals und an meinem Unterarm verdecken zu können. Selbst Isabel hatte bisher nichts bemerkt.
Ich ging duschen, lief dann in mein Zimmer und probierte die Dessous an. Mit einem Handtuch um meine Haare, musterte ich meinen Körper und gerade meine Brüste. »Sie waren eindeutig zu klein.« meinte ich zu mir selbst und umfasste sie. Dann packte ich mein Handy und lehnte mich an meinen Schreibtisch, während ich nach Chirurgen googelte.
Genug Geld hatte ich ja.
Vielleicht sollte ich mal einen Termin für eine Brustvergrößerung machen.
Ich scrollte durch die Internetseiten, als ich plötzlich das knarren einer Holzdiele hörte. Ich schreckte auf und drehte mich zu der halboffenen Tür. Azael stand da und starrte mich an. Ich mit dem Handy in der Hand und nur mit Dessous.
Erst war ich überrascht, doch dann verschränkte ich die Arme vor der Brust. Mir war in Unterwäsche oder Dessous gar nichts peinlich, immerhin kannte mich das halbe Land so. »Was willst du?«
Seine Augen wanderten über das bisschen Stoff, dass ich am Leib hatte und er ballte die Hände zu Fäusten. Hände, die in Flammen gehüllt waren. »So hast du dich fotografieren lassen?«
Ich hob eine Braue.
Was war denn sein Problem jetzt?
»Ja, habe ich, und?« Ich stand selbstbewusst vor ihm. Ich liebte meinen Körper, bis auf meine Brüste. Aber das würde sich vermutlich bald ändern. Vielleicht hörten dann auch endlich die Fotografen auf, meine Bilder zu bearbeiten, bevor sie sie veröffentlichen.
Azael trat einen Schritt auf mich zu, senkte den Blick und betrachtete die Tüte mit den Dessous. Er schluckte und sah mit schief gelegtem Kopf zu mir. »Nein.«
»Was nein? Was willst du von mir?« fragte ich noch einmal und suchte mit meinen Augen meine Handtasche. Ich hatte mir vor kurzen Pfefferspray gekauft, um so etwas wie das letzte Mal in der Gasse zu vermeiden.
»Nein, du wirst sicher keine Fotos in solchen Fetzen mehr machen. Was kommt danach?«, zischte er und die Flammen züngelten seine Unterarme hinauf und verbrannten den schwarzen Stoff seines Longsleeves, sodass die schwarz brennenden Fetzen auf dem Boden landeten. »Fucking Nacktfotos?!«
Ich fand meine Tasche und starrte dann auf seine Arme und auf die Stofffetzen, die auf meinen Teppich fielen.
»Bin ich deine feste Freundin?« fragte ich und bewegte mich langsam zu meiner Tasche. Ich konnte immer noch nicht sagen, ob er mich verletzen würde oder nicht. Dafür hatte ich noch zu wenig Vertrauen in diesen fremden Mann, der sich aller ernstes aufregte über etwas, dass ihn nichts anging.
Mein Mitbewohner antwortete nicht, sog aber scharf die Luft ein, als seine Flammen anfingen, meine Haut zu verbrennen. »Dämonen haben keine _Freundinnen_, Lin. Wenn wir eine Bindung eingehen, ist das ... tiefer. Stärker. Und du ... willst das nicht. Genauso wenig wie ich will, dass dich jemand so sieht.«
Bindung?
Pfff... was wusste er denn schon über das was ich wollte.
Keine Ahnung was Bindung bei denen bedeutete, aber es nervte mich gerade alles an ihm!
»Keine Freundin, keine Bindung also auch kein-« setzte ich an, packte meine Tasche, schnappte mir mein Pfefferspray und hielt ihm die Flasche entgegen. » Mitspracherecht, Arschloch.«
Der Penner knurrte. »Du irrst dich. Ich spreche mit und sage, das war das letzte Shooting«, seine Flammen brachen aus und verbrannte die Tüte mit der Unterwäsche zu Staub, »in beschissenen Dessous!«
Fassungslos sah ich zu meiner Tüte mit den teuren Dessous.
Nein....
Wieso tat er das?!
Tränen stiegen mir in die Augen, weil mir langsam alles zu viel wurde.
Dessous waren dafür da, dass sich Frauen sexy finden konnten und wohlfühlten. Nicht alles war immer nur für die Männer angedacht.
Und ich ließ mir bestimmt nicht von einem Mann sagen, was ich zu tun und zu lassen hatte.
Meine Unterlippe zitterte, als ich Azael wieder ansah. Meine Sicht verschwamm, als ich mein Pfefferspray benutzte und ihm dieses in die Augen sprühte. »Ich hasse dich!«
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