Kapitel 43. Linnea
Nachdem ich mich von meiner Mutter verabschiedet hatte, wandte sie sich nochmal an Azael und sagte plötzlich: »Ich weiß, dass wir beide niemals auf einen Nenner kommen werden. Und auch, wenn ich dir das mit Rafael nicht verzeihen kann, möchte ich dir Danken. Danke, dass du meine Tochter gerettet hast.« dann sah sie mich an. »Linnea, bitte denke an dich, wenn es hart auf hart kommt. Ich liebe dich.«
»Ja, Mom.« flüsterte ich mit leicht zitternder Stimme. Wir umarmten uns nochmal, bevor sie dann ging und auch wir uns auf den Weg machten.
Wir entschieden uns in eine Nachbarstadt zu fahren, um dort dann das Tattoo zu stechen. Ich weiß auch nicht, wie ich plötzlich darauf gekommen war, aber ich wollte etwas, dass unsere Liebe noch einmal zeigte. Auch, wenn Azael vermutlich dachte, dass wir es gegen seine Mutter nicht schaffen würden und er sich dann lieber für mich opferte, dachte ich anders.
Ich wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, daher versuchte ich Ruhe zu bewahren und zu beten. Als wir aus dem Wald waren, fanden wir zum Glück schnell ein Uber, der uns in die andere Stadt fuhr. Wir waren beide ja nicht wirklich arm, von daher war uns egal, dass es mehr als 100 Euro kosten würde. Im Auto sitzend, hielt ich Azaels Hand. Als er mich deswegen ansah, zeigte ich stumm auf mein Gesicht und formte die Worte: Sind meine Augen normal?
Ich war nämlich das erste Mal wieder öffentlich unterwegs und würde gerne vermeiden, dass ich auf irgendwelche Menschen reagierte und unkontrolliert meine Augen sich änderten.
Azael nickte und drückte meine Hand. »Alles normal, Liebes. Es ist nicht so, dass du jetzt unkontrolliert zum Monster wirst. Es braucht einige Reize, selbst für dich.« er grinste. »Wobei ... einer sitzt neben dir.«
Ich musste ebenso grinsen. »Genau deswegen frage ich ja.« sagte ich und war erleichtert, dass ich normal aussah. Ich wollte ungern den Menschen Angst machen. Ich sah auf meinen Schoß und spürte meine Anspannung. Vielleicht war das auch die Anspannung von Azael, die ich spürte.
Ich konnte das noch nicht genau deuten. Wäre seine Mutter nur......
Nein!
Ich schüttelte meinen Kopf.
Ich würde jetzt nicht darüber nachdenken.
»Alles okay?«, fragte Azael und runzelte die Stirn.
Ich hob den Kopf und setzte ein Lächeln auf. »Alles super.« antwortete ich und log etwas. Das was uns bevorstand, machte mir Angst. Ich wollte seine Mutter nicht wiedersehen. Ich wollte am liebsten einfach nur meine Zeit mit ihm verbringen.
Konnte sie uns denn nicht einfach in Frieden lassen?
Ich starrte Azael an.
Egal, was er gesagt hatte bisher, ich würde ihn auf keinen Fall sterben lassen.
»Ich-«
»Wir sind da.« unterbrach mich der Uber Fahrer etwas monoton.
Ich sah nach vorne und nickte. »Danke.« meinte ich leise und wir zahlten, bevor wir ausstiegen und den Rest liefen.
»Du weißt, dass ich spüre, dass du mir nicht alles sagst und du weißt auch, dass ich sehe, dass dein Lächeln nicht echt ist«, stellte er klar, als wir bei dem Laden ankamen. Azael sah auf mich hinab. Dann lächelte er. »Kopf hoch, Liebes. Es wird alles gut«, log nun er, und öffnete die Tür zum Tattoo Studio.
»Kann man diese Verbindung auflösen?« versuchte ich zu scherzen und wir betraten das Studio.
Mein Verbundener grinste und schlug mir auf den Hintern und schon mich in den Laden. »Selbst wenn es ging, würde ich es dir nicht sagen. Solange du nicht weißt, was der Gefühle meine und deine sind, nutze ich das bei jeder Gelegenheit und jedem Streit gegen dich.«
Ich tat auf beleidigt. »Ganz schön frech von dir, Azael Aiden.« sagte ich und lachte dann.
Mein Kopf drehend zum Typen an der Theke, liefen wir beide zu ihm.
»Hallo, hättet ihr spontan noch was frei? Wir würden gerne ein Paar-Tattoo stechen lassen.« begrüßte ich den Mitarbeiter namens Jackie. Von seinem Namensschild aufschauend, bemerkte ich seinen neugierigen Blick auf Azael.
»Oh, ihr seid ein Paar-« begann er Kaugummi kauend. »-das ist wirklich schade.« er zwinkerte Azael zu und fragte ihn dann direkt: »Ganz ehrlich süßer, bist du vom Himmel gefallen, oder haben dich die Engel höchstpersönlich auf die Erde gebracht?«
Mein sexy Dämon verzog den Mund, lächelte dann aber einseitig. »Ich bin direkt aus der Hölle gekrochen, Kumpel. Aber wenn du mal einen richtigen Teufel tanzen willst, kann ich dir die Nummer von einem Freund geben. Ich bin sicher, bei ihm hättest du hervorragende Chancen.«
Ich presste schmunzelnd die Lippen zusammen.
»Ist er auch so ein Schnittchen wie du?« fragte Jackie und zeigte mit seinem Stift auf Azaels Körperbau.
Oh und wie. Cahir ist auf jeden Fall mit Azael gleichzusetzen, auch, wenn ich eher auf dunkelhaarige stehe.
Sein Kopf zuckte zu mir und er kniff die Augen zusammen, während er sagte: »Groß, blond, langhaarig und definitiv ein Blickfang. Meine Kleine kann wohl ein Lied davon singen, hm?«
Ich unterdrückte ein Lachen und nickte stattdessen zu Jackie. »Gib ihm schon die Nummer von Cahir.«
Dieser nickte. »Du hast deine kleine gehört, her mit der Nummer des blonden Adonis.«
Azael schaubte, verdrehte die Augen und zog sein Handy. »Dafür«, setzte er an und da die Nummer mit einem Bild eingespeichert war, sah Jackie seinen Kumpel gleich, »arbeitest du umsonst.«
Mein Verbundener erklärte ihm schnell, was wir wollten und ließ ihm die Wahl.
Gespannt sah ich von meinem Verbundenen zu Jackie. Dieser grinste und beim Anblick des Bildes schien ihm schon das Wasser im Mund zusammenzulaufen.
»Deal. Und wohin soll das schöne Stück?« fragte er noch, holte dabei ein Papier raus und ein Stempelkissen. »Bitte hier kurz mit eurem Daumen in die Farbe und dann auf das Papier, damit ich es dann nachzeichnen kann.« erklärte nebenbei und schrieb dabei bereits eine Nachricht. Ich vermutete mal an Cahir.
Azael verdrehte die Augen und tunkte seinen Finger in die Farbe, bevor er ihn auf das Papier drückte. »Auf die Brust bei mir und meine Kleine entscheidet selbst.«
Jackie leckte sich die Lippen. Dann sah er mich an. »Ich würde das Tattoo gerne im Nacken haben.« sagte ich und drückte mein Daumen ebenso erst in die Farbe und dann auf das Papier. Ja, im Nacken wäre wohl die beste Wahl. Ich wollte noch eine Weile Model sein und da waren Tattoos nicht gern gesehen.
Obwohl....würde ich nach allem noch als Model arbeiten wollen oder können? Ich schluckte schwer und sah wieder auf, als Jackie sagte, wir sollen in den Raum 05 rein, er würde gleich nachkommen.
Ich nickte nur und ging in den Raum und sah Azael an. »Ich bin aufgeregt. Tut es weh?« fragte ich ihn, da er ja bereits ein Tattoo hatte. Diese Schlange. Ob das wohl an seine Mutter gerichtet war?
Er sah sich im Raum um, bevor ich Lin ansah. »Mir nicht. Dir eventuell ein bisschen. Im Nacken also, hm? Damit ich es immer und immer wieder küssen kann?«
Ich lächelte nervös. »Ja, genau.« meinte ich und ließ den anderen Fakt außen vor. Wenn alles so scheiße laufen sollte, wie Azael vermutete, dann würde ich wohl nie wieder als Model arbeiten können. Und ganz ehrlich, ich würde es wohl auch nicht mehr wollen. »Und wieso du auf deiner Brust?«
Er legte den Kopf schief. »Ist das noch offensichtlich?«
Mein Herz machte einen Hüpfer und ich sah auf den Boden. »Doch.«
Ich war wirklich von Kopf bis Fuß verliebt in diesen Mann.
Azael grinste und zog mich an sich, dabei zwang er mich den Kopf zu heben. »Ich liebe dich auch.«
Ich musste lächeln. Stimmt, er spürt ja, was ich fühlte. Ich ging auf Zehenspitzen und küsste ihn. Aus einem normalen Kuss, wurde schnell ein inniger und leidenschaftlicher Kuss. Bis nur noch unsere Zugen miteinander tanzten.
Erst als sich jemand räusperte, trennten wir uns voneinander. »Ihr könnte euch später weiter auffressen. Also, wer fängt an?« fragte Jackie und legte solche Aufkleber auf einen kleinen Tisch, neben dem eigentlich Tätowier Stuhl. Er selbst bereitete dabei schon die Nadel und die Farbe vor.
»Ladys First«, sagte Azael und schob mich vor.
»Ähh...was?« fragte ich und die Nervosität nahm zu. »Setzt dich, Süße. Seitlich und Haare hoch.« kam es von Jackie und man merkte, dass er das wohl wirklich paar Mal am Tag machte, so entspannt wie er wirkte. Er zog sich die Handschuhe an und wartete auf mich.
Ich schluckte, setzte mich und legte mich dann mit dem Rücken zu Jackie hin. Mein Haar nach oben geschoben, spürte ich, wie er die Stelle desinfizierte. Danach kam das Tattoo auf die Stelle, die ich mir gewünscht hatte und dann hörte ich schon die Nadel.
Ich starrte Azael mit großen Augen an, packte seine Hand und in dem Moment, in dem die Nadel meine Haut berührte, verzog ich das Gesicht. Es dauerte genau 2 Minuten und meine Augen begannen zu kribbeln. Es tat Scheiße weh! Dennoch versuchte ich Blickkontakt mit Azael zu behalten. Ich hoffe nur, dass Jackie das verändern meiner Augen nicht mitbekam.
»Atmen«, sagte mein Verbundener und sah mich an. »Ruhig ein und wieder aus.«
Ich nickte kaum merklich, öffnete meine Lippen halb und begann langsam ein und auszuatmen. Doch jeder Stich tat höllisch weh. Am meisten, als sie direkt über meinem Knochen war. Hätte ich doch lieber einen anderen Platz ausgewählt.
»Gott.« nuschelte ich und atmete wieder ein und aus. Die Hand, Azaels Hand hielt, verkrampfte sich, doch gleichzeitig spürte ich auch die Ruhe, die von ihm ausging. Langsam ein und wieder ausatmen.
»So ist es brav, Liebes«, raunte er sinnlich, um mich etwas auf andere Gedanken zu bringen. Sein Blick wurde dunkel. »Das machst du gut.«
»Gott, Azael.« murmelte ich halb stöhnend und mit roten Wangen. Doch es funktionierte. Meine Adern gingen langsam zurück und meine Augen wurden wieder grün und kurz darauf, ertönte Jackies Stimme. »Fertig.« danach sprühte er das Tattoo nochmal ein, zeigte es mir, damit es ich begutachten konnte und dann kam auch schon die Folie drüber.
»Und jetzt du, mein süßer.« grinste er und bereitete dabei schon eine neue Nadel vor und desinfiziert alles. Ich war noch nicht mal richtig aufgestanden, da war Jackie schon 5 Schritte weiter. Ich grinste Azael an. »Das bekommst du zurück.«
»Kann es kaum erwarten, Liebes.« Der Dämon zog sein Shirt aus und ließ sich von diesem Jackie viel zu lange begutachten. Nun hatte nicht nur ich rote Wangen, sondern auch der Tätowierer. Er sah ihn an, deutete auf die Stelle, unter der sein Herz schlug und legte sich, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, und angespannter Bauchmuskulatur auf die Liege, damit er mit den Stancel draufmachen konnte.
»Bei all den heiligen Schwänzen.« stieß Jackie aus und sah dann zu mir. »Girl. Wo hast du den nur gefunden?« fragte er und beugte sich derweil vor, um ihn die Schablone drauf zu kleben. »Nun...man könnte es vielleicht Schicksal nennen.« Antwortet ich und sah Azael verliebt an, bevor meine Augen auf seine Brust ging und ich mir das vorgezeichnete Herz und in der Mitte meinem Daumenabdruck ansah.
»Lass dich nicht veraschen, Jackie. Die Kleine steht nur auf meinen Körper und den dämonisch guten Sex.« Azael zwinkerte mir zu und ließ sie dann keine Sekunde aus den Augen, als der Typ anfing, das kleine Tattoo zu stechen.
Der Tätowiere lachte. »Oh das kann ich mir vorstellen, zuckerschnute.« sagte er und beugte sich vor. Meiner Meinung nach kam er Azael etwas zu nahe, als er anfing zu stechen. Doch der Blick, den mir Az dabei gab, ließ mich lächeln. »Soll ich auch deine Hand halten, Zuckerschnute?« fragte ich amüsiert.
Er versuchte, nicht zu lachen und schüttelte den Kopf. »Lass den Mann einfach seine Arbeit machen. Du kannst später etwas anderes halten.«
Jackie lachte wegen Azaels Aussage. Ich dagegen sah mit roten Wangen auf den Boden.
Dieser Idiot.
Auch sein Tattoo dauerte nicht so lange und als es fertig war, war ich so happy. Es war ein Zeichen unserer Liebe und unserer Verbundenheit. Auch, wenn einer von uns beide sterben sollte, dann würde man wenigstens das als Erinnerung haben.
Nachdem wir beide Tattoos umsonst bekommen hatten und ich hoffte, dass Cahir noch mit Jackie Spaß haben würde, verließen wir das Tattoo Studio.
Ich hatte noch etwas geplant und daher schnappte ich mir Azael und fuhr mit ihm kurze Hand zu einem Park. Wir musste zwar viele viele Treppen hochlaufen und ja, meine Ausdauer war nicht einmal ansatzweise so gut wie von Azael, aber das war mir schon an dem Tag klar, als wir das erste mal Sex hatten. Daher war ich etwas aus der Puste, als wir oben ankamen. Es war ein Park mit einem hohen Berg, der etwas außerhalb der Stadt stand. Von hier aus hatte man einen echt coolen Ausblick auf die Stadt. Die Sonne ging bereits unter, als wir an der Reling ankamen und die Landschaft und die Skyline auf uns wirken ließen. »So als Abschluss...« meinte ich und atmete tief durch. Nie wieder so viele Treppen, verdammt! »...dachte ich, diese Aussicht wäre perfekt.« lächelte ich Azael an.
Mein Verbundener sah mich an, schenkte der Stadt zu unseren Füßen keine wirkliche Beachtung und sagte plötzlich ernst: »Ja, die Aussicht ist wirklich perfekt.« In einem raschen Manöver zog er mich an sich, beugte sich hinab, sah mir tief in die Augen und legte seine Lippen dann langsam und hauchzart auf meine.
»Ich glaube, wir beide meinen zwei gänzlich unterschiedliche Aussichten.« merkte ich belustigt an und sah ihm ebenso in die Augen. »Ich liebe dich, Azael. Und ich will mit dir gemeinsam leben.«
Sein Blick veränderte sich. Wurde eine Spur trauriger. »Ich weiß, Liebes, und ich werde alles daran setzen-« Blitzschnell wirbelte er herum und fing das Obsidian-Messer, das auf uns zugeflogen kam. Es zerschnitt ihm die Handfläche, doch er zuckte nicht mal mit der Wimper.
Sein Blick folgte lediglich der Flugbahn, um am Ende die Viper am Waldrand stehen zu sehen. Und sie war nicht alleine. Ihre rechte Hand grub sich in das Haar von Cahir und rissen seinen Kopf nach hinten und mit der anderen, hielt sie in derselben Position Trixxi gefangen.
Beide Blutüberströmt und übel zugerichtet.
»Hallo, Azael.«
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