Kapitel 37. Linnea
Bevor ich reagieren konnte, bevor ich mich dagegen wehren konnte, hatte ich den Arm gepackt und angefangen sein Blut zu trinken. Es schmeckte mittelmäßig und nicht einmal ansatzweise so gut wie Azaels Blut. Aber das war nicht das Problem, sondern das ich hier jemanden, den ich kannte, den ich kennengelernt hatte, töten musste, um mein eigenes Leben zu retten.
Mein schluchzten durchdrang den Raum, während ich saugte und saugte. Das Blut tropfte an meinem Mundwinkel hinab auf den Boden und ich fing an zu weinen.
Was tat ich hier nur?! Dachte ich und trank weinend das Blut von einem unschuldigen Menschen, einem Freund meiner Mutter, jemand der mich bei sich aufgenommen hatte. Ich war schrecklich. Ich ekelte mich gerade vor mich selbst.
Gott. Ich war ein Dämon. Ich war wirklich ein Dämon. Nun, wo ich das Blut von Josef trank, spürte ich, dass meine Verwandlung vollständig wurde. Ich fing an besser zu hören. Fing an, besser zu sehen. Und die Bindung zu Azael war stark und unzerstörbar. Zumindest fühlte es sich so an. Ich spürte seine Liebe, seine Trauer, sein Hass gegen sich und seine Entscheidung und die Verzweiflung, die ihn packte, wenn er mich ansah. Diese ganzen Gefühle prasselten auf mich ein. Es war zu stark und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Ich trank den letzten Tropfen Blut und ließ den Arm zu Boden fallen. Schwer atmend sah ich Azael an. Mein Mund blutverschmiert ließ ich Azael meine Unsicherheit spüren. »Ich habe Angst.«
»Ich weiß, Liebes. Ich weiß«, setzte er an und hielt mein Gesicht zwischen seinen Händen, damit ich nicht zusehen musste, wie Cahir den toten Mann auf den Haufen Leichen warf, als sei er nur eine Puppe. »Es tut mir leid.«
Meine Augen kribbelten immer noch und das war wohl das Zeichen, dass sie immer noch dämonisch aussahen. »Ich will weg.....Bitte.« flehte ich Azael verzweifelt an.
Er legte den Kopf schief. »Was ist mit deiner Mutter?«
Meine Mutter?
Meine Augen weiteten sich, dann drehte ich meinen Kopf und sah schräg nach oben.
Güter Gott, ich konnte sie hören. Ihren Herzschlag, ihre Schritte, ihr Atem. Sie war nur zwei Etagen über uns. Ich legte den Kopf schief und dachte nach.
Was sollte ich ihr nur sagen, wenn ich plötzlich verschwunden war?
Aber so konnte ich ihr auch nicht gegenübertreten. Sie würde die Waffe auf mich richten und mich töten wollen. Oder?
Hätte sie Verständnis? Verständnis für etwas, für das ich selbst noch kein Verständnis hatte?
Meine Gedanken rasten und ich hatte keine Wahl und keine Zeit, daher musste ich mich entscheiden. »Ich....kann sie jetzt nicht sehen. Ich will hier weg. Sofort!« antwortete ich Azael und sah ihn wieder an.
Mein Verbundener nickte, stand auf, zog mich mit sich und fragte erneut: »Vertraust du mir?«
»Habe ich denn noch eine Wahl? Der Zug ich abgefahren, Azael!« fuhr ich ihn gereizt an.
Er runzelte die Stirn und sein Kiefermuskel zuckte. Nickend, lief er zum Fenster und sah Cahir an, der nickte und sagte, wir sollen abhauen. Azael sah mir nicht mehr entgegen, als er meine Hand fester packte und mich mit sich ziehend aus dem Fenster sprang.
Die gesamte Zeit hielt Azael meine Hand. Wir rannten erst durch die Stadt, dann durch die Vorstadt und dann durch einen Wald, bis wir endlich nach 4 Stunden an einem Haus ankamen. Erschöpft ließ ich Azaels Hand los und stemmte beide Hände in meine Hüfte. Schwer atmend sah ich mich um. Ein modernes Haus, das zwischen mehrere großen Tannen stand. Ich sah zu Azael. »Was tun wir hier?«
Der Dämon lief zu dem modernen Blockhaus. An der Tür angekommen, öffnete er sie mit einem Code und Fingerabdruck. »Hier sollten wir vorerst sicher sein.« Er hielt mir das Holz auf und mied meinen Blick sowie er es bereits die gesamte Zeit schon getan hat. »Nach dir.«
Ich ging an ihm vorbei und betrat das Haus. »Was ist das hier? Ein Ferienhaus oder was?« fragte ich und fühlte mich erschöpft und müde.
»Es ist eine Art Safehouse. Nur Cahir und ich kennen es«, erklärte er und schloss die Tür, die sich sofort verriegelte. Er schob seine Hände in die Taschen, lehnte sich dagegen und sah auf den Boden.
Ich sah Azael an. »Verstehe. Ich....würde mich gerne waschen gehen.« meinte ich etwas zögerlich und legte ein Arm um meinen Körper. »Kannst du mir dabei helfen?« fragte ich und sah ihn mit schnell schlagendem Herzen an.
Ich stank nach Blut und Tod und Azael ebenso. Ich wusste, dass er sich für alles die Schuld gab. Ich spürte es ja auch, aber letztendlich bin ich doch auf diese Mission gegangen. Konnte ich ihm vorwürfe machen, dass er mich nicht sterben lassen wollte? Hätte ich ihn den sterben lassen können?
Er hob den Blick und Strähnen seine etwas längeren Haare fielen ihm in die Stirn. »Ich ...«, setzte er an, richtete sich dann aber auf und nickte. »Das Bad ist im Obergeschoss, die zweite Tür links. Ich werde gleich nachkommen.«
Ich erwiderte seinen Blick und nickte dann ebenfalls. »Okay.«
Mit unsicherem Gefühl wandte ich mich ab und lief in das Wohnzimmer und dann die Treppe hoch in den 1. OG. Im Badezimmer angekommen, schloss ich die Tür und sah mich um. Es war modern eingerichtet. Große Badewanne, eine Regendusche und zwei Waschbecken, wie ein großer langer Spiegel über den Waschbecken an der Wand. Mir war gar nicht so wirklich bewusst, dass Azael und Cahir wirklich so viel Geld besaßen.
Eigentlich sollte es mich nicht wundern, immerhin lebten sie bereits Jahrtausende. Ich drückte mich von der Holztür weg und öffnete meine Montur. Ein Verschluss nachdem anderen öffnete ich, bis ich auf einmal abrupt stoppte und in den Spiegel sah. Mit großen Augen erwiderte ich den Blick der fremden Frau im Spiegel. Ich sah so anders aus. Ich.....sah perfekt aus. Ja...perfekt. Meine Augen wanderten über meinen Körper und ich zog mir die restlichen Montur Sachen aus. Als diese auf dem Boden landeten und ich mich nackt musterte, sog ich scharf die Luft ein.
»Unglaublich.« hauchte ich und sah mich von allen Seiten an. Meine Rundungen sind intensiver geworden, selbst meine Brüste waren ein Stück größer und straffer. Meine Haut war weiß und wunderschön. Ich würde jetzt für immer 24 bleiben. Für immer.
Meine Hand berührte meine Wange und ich beugte mich mehr zum Spiegel. Meine Augen waren unheimlich. Wann würden sie wieder normal aussehen?
Als Azael das Badezimmer betrat und sich sofort versteifte, blickte ich durch den Spiegel hinweg in sein Gesicht, dass er verzog, als sein Blick über meine Gestalt schweifte. Über den Spiegel hinweg, sah er mir schlussendlich entgegen. Sein Ausdruck, schmerzlich und schuldig. Sein mit Blut besprenkelter Hals hüpfte, als er schluckte.
Einen Moment noch sah ich ihn einfach nur über den Spiegel hinweg an, bis ich mich dazu entschied, mich umzudrehen und ihn direkt anzusehen. »Du...magst mich so nicht, nicht wahr?« fragte ich leise und legte die Arme schützend um meinen Körper. Ich fühlte mich auf einmal unwohl. Er hatte ja immer gesagt, dass er dieses perfekte nicht mochte.
Sein Blick verdunkelte sich. »Es ist anders. Dein Körper anders. Aber was ich an dir mag, ist allerdings schon lange nicht mehr körperlich. Mir ist es egal, wie du aussiehst. Nur ...«
»Nur?« fragte ich und sah ihn intensiv an.
Ich spürte zwar alle seine Gefühle, aber ich wollte ehrlich wissen, was er dachte. Ich hatte ihn so unendlich vermisst. Gleichzeitig hatte ich mich dafür verurteilt. Doch jetzt?
Was blieb mir jetzt noch.
Ich war ein Dämon.
Ich würde zusehen müssen, wie meine liebsten älter werden würden, während ich gleichblieb.
Unsere Blicke trafen sich. »Nur weiß ich nicht, ob ich noch das Recht habe, dich so zu sehen. Ich weiß nicht, ob du willst, dass ich dich liebe. Ich bin mir unsicher, ob es mir zusteht, dich zu wollen«, offenbarte er und bewegte sich keinen Millimeter.
Das waren also seine Gedanken.
Ich verstehe.
Ich atmete tief ein und sah kurz auf den Boden. Meine Gedanken glichen einem Chaos, doch gleichzeitig gab es da Azael, der klar und deutlich in meinem Herzen war. Ich brauchte ihn, konnte ihn nicht mehr gehen lassen und.....wollte es auch nicht mehr.
Ja, er hatte meinen Vater getötet, weil dieser die Regeln gebrochen hatte. Und ja, er hatte mir einiges verschwiegen, weil er Angst vor den Konsequenzen hatte. Und er hatte mich zu einem Dämon gemacht, aber wenn ich ehrlich war, dann hätte ich ihn in so einer Situation auch zu einem Dämon gemacht. Genau deswegen konnte ich ihn nicht dafür verurteilen. Nur eines wünschte ich mir und zwar, dass ich meinen Vater fragen dürfte, ob er diese Bindung akzeptieren würde. Aber dies würde ich wohl nie erfahren.
Es tut mir leid, Dad, wenn ich dich enttäuscht habe.
Aber.....
Langsam hob ich den Kopf, ging einen Schritt nachdem anderen auf Azael zu. Ich nahm seine Hand, zog ihn in das Badezimmer und schloss hinter ihm die Tür.
Dann blickte ich zu Azael hoch und sagte: »Ich liebe dich und hätte dieselbe Entscheidung getroffen.«
Bei meinen Worten atmete er tief ein und schloss die Augen. »Bist du dir sicher? Sicher, dass du so fühlst?« Die Augen öffnend sah er auf mich hinab, die Hand an der Seite zu Fäusten geballt.
Ich musterte ihn. Ich atmete auch tief ein und ließ ihn spüren, wie ernst es mir war. Ja, er spürte auch meine Unsicherheit, meine Trauer und meine Ängste. Aber er sollte auch diese Liebe spüren, die ich für ihn fühlte. Die liebe, die ich schon als Mensch gefühlt hatte, nur jetzt war sie so viel stärker. Ich konnte ihm unmöglich noch fernbleiben. »Spürst du es?« fragte ich und begann sein Hemd aufzuknöpfen und schob es über seine Schultern.
Mein Verbundener sah meinen Händen nach und dann, wie sein Hemd fiel. Er sagte nichts, sondern hob die Hand und strich mir eine Strähne hinter das Ohr. »Ich habe dich vermisst. Ich liebe dich und, Lin, ich will dich zurück. Wenn du mich lässt, bleibe ich bis ans Ende der Zeit an deiner Seite.«
Ich witterte ihn und mein Herz erwärmte sich. Er roch so unglaublich gut, wenn man das Blut um uns herum mal beiseiteschob. Ich legte meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Mein Kopf seitlich auf seine Brust gelegt, hörte ich seinem Herzschlag zu, der genauso schnell wie meiner schlug. »Ich habe dich auch so vermisst. Die Zeit ohne dich, war schmerzhaft und ich bitte dich, mich nie wieder allein zu lassen. Ich brauch dich, Azael.«
Ein brummender Laut verließ seine Kehle und er hob mich hoch. Er lief zur Dusche, stellte das heiße Wasser an und noch ehe es meinen nackten und seinen in die Hose gepackten Körper durchnässet, lagen seine Lippen auf meinen. Er küsste mich wild und doch, als stellte er mir eine Frage.
Ich erwiderte den Kuss und .....Gott....es war, als würde er alles für mich sein. Nur noch er. Nur noch wir beide. So heftig hatte mich die Bindung gepackt. Ich legte meine Beine um seine Hüfte und drückte mich an seinen Körper. Ich erwiderte diesen Kuss so, dass er seine Antwort hatte. Auch ohne eine gesprochene Antwort von mir zu bekommen.
Azael stöhnte und eine seiner Hände wanderte von meinem Hintern, den Rücken hinauf, durch mein nasses Haar in den Nacken. Er packte zu und bog meinen Kopf so, dass er den Kuss beschleunigen konnte. Seine Härte drückte gegen den Stoff der Hose und pochte bereits verlangend.
Ich keuchte und seine Erregung erreichte auch mich. Ich nahm ihn gerade viel intensiver wahr. Von seinen Lippen wegbewegend, küsste ich seine Wange, sein Kiefer und runter sein Hals entlang. Ich biss gleichzeitig hinein und leckte seine Haut entlang.
Mein Verbundener brummte erhitzt und wirbelte uns herum. Etwas widerwillig stellte er mich ab und öffnete erst seinen Gürtel, dann die Knöpfe der Hose und letztlich streifte er sie ab. Der Stoff schlug schwer auf den Badezimmerboden, als er ihn aus der Dusche warf und mich wieder hochhob. Seine Erektion drückte gegen meinen Hintern, doch er begann meinen Hals zu küssen. Mit einer Hand stützte er sich an der Duschwand ab und mit der anderen hielt er mich fest, während er meine Haut in seinen Mund saugte.
Mit einem lauten stöhnen, wuchsen mir unkontrolliert die Nägel und ich krallte diese in seine Haut. Ich hatte keine Kontrolle, aber meine Augen begannen wieder zu kribbeln, was hieß, sie sahen immer noch dämonisch aus. »Azael....Gott...Ja!« sagte ich sinnlich und war so feucht allein durch diese Berührungen. Es war alles so unglaublich intensiv. Würde das ab jetzt immer so sein?
Sein eigenes Stöhnen mischte sich mit meinem und seine Rückenmuskulatur arbeitete mit meinen Krallen darin. Er drückte mich so hart gegen die Duschwand, dass Risse entstanden und die Fließen bröckelten. Ich keuchte, doch der Laut war vor Lust getränkt. Als er mich etwas anhob und auf seinen Schwanz senkte, beugte er sich zeitgleich hinab und saugte und leckte meine harten Brustwarzen.
»Gott!« stöhnte ich hemmungslos. Meine Hüfte bewegte sich kreisend auf seiner härter. Um einen besseren Halt zu bekommen, packte ich lustvoll die Glastür zu Dusche. Sofort riss sie ein.
Azael lachte leise und wirbelte mich wieder herum, nur um die nächste Wand zu zerstören. Seine Stöße passten sich meinen Bewegungen an und wir trieben uns regelrecht in den Wahnsinn. Doch kurze bevor ich mich um seine Härte zusammenziehen konnte. Hörte er auf und bewegte sich langsamer. Was eben so wild begonnen hatte, veränderte sich und er sah mir tief in die Augen, während er nun nun sacht an das Glas drückte. Wasser prasselte auf uns und der ganze Raum war voll heißem Dampf, der einem die Sicht nahm.
Er hob die Hand und strich mir über die Wange.
»Ich liebe dich, Linnea.« Sinnlich bewegten wir uns gemeinsam und er küsste meinen Hals entlang. »Ich liebe dich mehr, als du es dir je vorstellen könntest.«
Ich erwiderte seinen Blick, erwiderte seine Küsse und mein Herz schlug schneller, sowie seines. Meine Hände wanderten um sein Gesicht und ich rahmte es ein. »Ich liebe dich auch, Azael. Jetzt, wo ich jede Wahrheit kenne, kann ich dir endlich auch sagen, dass ich dich liebe.« Sanft legte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn.
Wir bewegten uns im Einklang, genauso, wie unsere Herzen im Einklang schlugen. Wir waren eins und unser Atem vermischte sich, als wir um die Wette stöhnten und uns immer wieder küssten. Es war eigentlich nicht der passende Zeitpunkt, aber das hier, jetzt gerade, war unglaublich schön und ehrlich.
Ich würde mich noch daran gewöhnen müssen. Bräuchte Zeit, um mit allem zurecht zu kommen.
Aber die Bindung zu Azael machte einiges einfacher.
Als unsere Lippen zum gefühlt hundertsten Mal aufeinandertrafen, zog ich mich um seine Härte zusammen und wir kamen gemeinsam, leidenschaftlich und voller Zärtlichkeit zum Höhepunkt.
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