Kapitel 25. Linnea

Zuhause angekommen saßen wir wieder auf der alt bekannten Couch. Ich hatte sie erst mit dem Dampfreiniger gesäubert und nun würde sie wohl wieder mit Blut besudelt werden. Doch ich hatte ein viel größeres Problem. Azaels Kugel im Bauch. Er bestand zwar darauf, meine Kopfwunde zuerst ansehen zu wollen, aber ich würde nicht lockerlassen, bis ich sicher war, dass er ebenso außer Gefahr war.

Während er durch meine Haare wühlte und meine Wunde am Hinterkopf begutachtete, versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Das war alles so schnell und ich hatte keine Zeit Irgendetwas zu begreifen. Ich wusste ja bereits, dass es Dämonenjäger gab, aber dass sie so unverfroren angreifen würden, hätte ich niemals gedacht. Sie beobachteten uns also? Sie wussten Bescheid über uns. Na toll.

»Azael....hör auf.« meinte ich gereizt und erschöpft. Gezielt drehte ich mich herum, nahm die Finger, die von meinem Blut befleckt waren und steckte sie ihm ohne Umschweife in den Mund. »Trink mein Blut, wenn du dadurch schneller heilst. Oder du sagst mir jetzt, wie wir die Kugel aus deinem Bauch kriegen.« forderte ich und war froh, dass Cahir schon informiert war. Er war auf dem Weg, hatte er gesagt. Aber das reichte mir nicht, ich wollte, dass er mein Blut trank. Ich vertraute ihm, dass er diesmal nicht die Kontrolle verlieren würde. Seine Augen wechselten zum Dämon und er packte grob mein Handgelenkt, als er meine Finger aus seinem Mund riss und seine Lippen leckte. Ja. Dachte ich. Genauso. Ich starrte ihn hypnotisierend an. »Ich vertrau dir.«

»HÖR AUF! Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, fauchte Azael und probierte sich zu zügeln. »Du hast nicht die geringste Ahnung, wie sehr ich mich konstant zusammenreiße, um deinem Wünsch eben nicht nachzugeben!« Er starrte mich böse an. »Weißt du, wie lange es gedauert hat, bis ich ... SIE nicht versucht habe, zu töten? Weißt du, wie oft ich sie fast umgebracht habe, weil sie mich darum gebeten hat, ihr Blut zu nehmen? Jetzt dein Blut. Herrgott, Linnea!«

Er ließ mich los und lief in die Küche. »Es ist Blut da und Cahir hättest du auch nicht rufen müssen. Ich«, er ging an eine Schublade und zog ein Messer raus, dann nahm er sein Shirt und zog es aus. Er rammte sich schnaubend das Teil in die Einschusswunde, vergrößerte mit zusammengebissenen Zähnen die Wunde, nur um dann mit den Fingern umständliche und reichlich fluchend den schwarzen Stein herauszuholen. Azael schmiss das Ding in das Spülbecken und stützte sich schwer atmend daran ab. »Bitte, hör auf, dass vor mir zu verlangen, okay? Ich möchte dich nicht verletzen!«

Ich hielt inne, senkte meine Hand und sah auf meinen Schoß. Diese Abweisung war verletzend, auch, wenn ich wusste, dass er es tat, um mich zu schützen. Dennoch wollte ich diesen Rausch haben, wenn er mein Blut trank. Ich hörte mich an wie jemand, der Drogen nahm. »Gut.« sagte ich daher nur und stand auf. Ich ging ins Badezimmer und wusch meine Hände. Dann betaste ich meine Wunde am Hinterkopf. Zum Glück war sie nicht schlimm und es würde wohl nur eine Beule bleiben. Ich verstand wirklich nicht, wieso er so ein Drama machte. Er hatte doch genug Zeit an meiner Vorgängerin zu üben. Gott, hörte sich das Schräg an, aber ich war genervt.

»Du verstehst mich doch, oder?«, fragte mein Freund und lehnte sich in den Türrahmen. Er sah mich über den Spiegel hinweg an. Seine Augen noch immer rotschwarz und das Gesicht voller Adern. »Ich kann das Risiko nicht eingehen. Wenn ich verletzt bin oder wir miteinander schlafen, habe ich noch weniger Kontrolle als sonst.«

Meine Hände am Waschbecken verkrampften sich und ich griff die Keramik fester. »Nein, ich verstehe das nicht-« setzte ich an und fuhr mit dem Kopf herum. Ich starrte seine Dämonischen Augen an, als ich fortfuhr: »Du hast vor Tausenden Jahren schon bei Maha es geschafft sie nicht zu töten. Also wie zum Teufel kann es sein, dass du jetzt bei mir schon wieder um Kontrolle rangen musst?!«

Er biss die Zähne zusammen und sagte nur leise meinen Namen. Man merkte, dass er auf einem schmalen Grad der Beherrschung balancierte. Aber das reichte mir nicht. Ich sah zu seiner Wunde im Bauch, die er sich so brutal aufgerissen hatte, um die Kugel herauszubekommen. Die Wunde blutete und.....Ich war bereit etwas zu riskieren. Also schnappte ich mir meine Rasierklinge, die ich normalerweise für meine Augenbrauen nutzte und ritzte mir den Unterarm auf. Meine Augen von meinem blutigen Arm, hoch zu Azael. »Kämpfe nicht dagegen an. Du kannst dich kontrollieren.«

Azael erstarrte zu einer Eis Säule. Allein seine Augen bewegten sich und sahen auf das herablaufenden Blut. Ein Zittern erschütterte ihn, als seine Nasenflügel sich blähten.
»Hör auf ... Ich bitte dich. Hör ... auf.«

Ich ging auf ihn zu. Langsam und vorsichtig. »Ich vertrau dir, Azael.«

Das Zittern wurde stärker und er packte meinen Arm, um mich aufzuhalten, als ich vor mir stand. »Bitte.«

Diese Abweisung schon wieder.
Lange sah ich ihm entgegen, dieser Blickduell nervte, aber als ich die Verzweiflung in seinen Augen erkennen konnte, seufzte ich. »Okay.« Ich griff zur Seite ein Handtuch und legte es auf die Wunde. »Ich geh in mein Zimmer.« meinte ich nur, lockerte sein Griff und ging an ihm vorbei aus dem Bad. Ich hatte keine Lust mehr.

Doch bevor ich überhaupt aus dem Bad war, wirbelte mein Freund mich in einem gequälten Laut herum und riss mir das Handtuch weg, das die Blutung stoppen sollte. Er sah mich nicht an, sondern presste seine Lippen direkt auf die Wunde und saugte wild das Blut ein. Ein Schluck, noch ein Schluck, noch einer und noch einer. Seine Augen begannen zu glühen und er knurrte wie ein wildes Tier, als er mich hochhob und an die Wand drückte, meinen Arm noch zwischen den Lippen.

Ich legte automatisch meine Schenkel um seine Hüfte und starrte ihn dabei an. Plötzlich fragte ich mich, wie mein Blut wohl schmeckte und ob mir auch Azaels Blut schmecken würde. Tranken Dämonen überhaupt gegenseitig ihr Blut? Meine freie Hand legte ich auf seinen Kopf und ich strich mehrmals sanft durch sein Haar. »Das machst du gut.« flüsterte ich und keuchte, als er brutaler saugte. Es war eine Mischung aus Schmerz und Erregung. Es war berauschend.

Azael schloss die Augen, zog die Brauen zusammen und atmete hektisch, während er trank. Seine Wunde heilte bereits und er stöhnte kehlig auf. Aber dann ... er biss zu. Fest und brutal.

Ich schrie stöhnend auf und legte den Kopf in den Nacken. »Azael....« keuchte ich und verzog das Gesicht, weil es weh tat. Verlor er schon wieder die Kontrolle?
»Azael?« ich sah hinab und versuchte seinen Kopf zu heben. »Sieh ......mich an.«

Er riss die Augen auf, doch da war nichts menschliches mehr. Nur der Dämon. Wieder knurrte mein Freund und ehe ich mich versah, packte er meinen Hals und presste mir die Luft raus, während er mich härter an die Wand drückte.

Mit großen Augen sah ich ihn an. Noch nie hatte er mich so brutal am Hals gepackt. Ich bekam keine Luft mehr und Angst stieg in mir hoch. Meine Hände legte ich auf seine Stirn und drückte ihn weg. »Kon-trolle .....Az-ael.« stieß ich tonlos aus.

Wieder knurrte er und riss regelrecht an meinem Arm. Im selben Augenblick kam Cahir in die Wohnung.
»Was zum ... Az!«

Mein Freund hörte ihn, seine Augen zuckten zu ihm, doch er ließ meinen Arm nicht los.

»AZ! Hör auf!« Cahir stürzte sich auf ihn und zog mich aus seinem Griff. Azael knurrte und holte seine Flammen, doch dann wurden seine Augen leer und er sackte auf die Knie. Meine Augen weiteten sich. Cahir nutzte seine dämonische Macht und nahm Azael jegliche Sinne.

»Was zum FICK ist hier los? Warum saugt er an deinem Arm?«, fragte Cahir mich und packte meinen Arm. Die Wunde war böse und er schnappte sich fluchend das Handtuch um es darauf zu pressen.

Ich reagierte nicht, stand einfach nur neben Cahir und ließ mich von ihm begutachten. Azael war....wie ein Monster gewesen...nein, er war schon immer ein Monster. »Es...ist meine schuld.« murmelte ich nur und sah zu seinem Freund.

»Oh, BITTE sag mir nicht, dass du es ihm WIEDER angeboten hast?!« fragte Azales bester Freund und lief ins Bad um Verbandszeug zu holen. Erneut bei mir angekommen wickelte er rasch meinen Arm ein. Seine Nasenflügel bebten selbst. »Was hast du dir nur gedacht? Oder hat er es gewollt? Was, lustigerweise dieselbe Frage zu Folge hat. Was hast du dir gedacht?«

»Nein. Ich wollte es. Aber....« Ich sah auf meinen bandagierten Arm. Es war gruselig. Er war wirklich wie ein Raubtier gewesen, als würde er mich reißen wollen. Ich erschauderte. Ich fühlte mich gerade so schwach und hilflos.

Cahir wandte sich kopfschüttelnd ab. »Az, hast du dich wieder im Griff?«
Er nickte, weil Cahir ihm sein Gehör wiedergegeben hatte.
»Gut ich lass dich jetzt aus der Illusion.

Azael blinzelte benommen und viel dann vorn über auf alle viere. Er atmete schwer und heftig.
»Du willst wissen«, setzte er außer Atem an, »warum das passiert, Linnea? Es ist« er stockte und sah mich nicht an, als er sich hinsetzte und erschöpft nach hinten lehnte. »Weil dein Blut, eine viel größere Versuchung für mich ist, als Mahas es jemals war.«

Man hörte das in seine Worte eine Art von Verrat mitschwangen und dass er sich für sie hasste.
»Es ist, weil du mir jetzt schon so unendlich viel bedeutest. Es ist die B-«
Er stoppte und schluckte.

Cahir hingegen, schnaubte. »Ach verdammt, Az. Es ist die verdammte Verbindung zu ihr. Gesteh es dir ein und sei ehrlich zu ihr.«

Azael war so durch den Wind, das er nur nicken konnte.

»Az liebt dich, Lin. Warum glaubst du würde er dich sonst so beschützen wollen? Vor allem vor sich selbst.«

Sofort als ich sah, wie verletzlich er wirkte, wollte ich zu ihm und mich umsorgen. Aber seine nächsten Worte, hielten mich auf.

Was?
Verbindung?

Ich sah zu Cahir.

Azael liebt mich?

»L...liebe? Aber....ich...ich...« meine Wangen wurden rot und ich sah schüchtern auf den Boden. »W...Was bedeutet eine Verbindung für uns?«

Cahir schnaubte. »Ich denke, Az hat dir das schon erklärt, oder?« Er lief auf ihn zu und half ihm hoch. »Alles okay?«

Mein Freund nickte nur wieder und sah mich entschuldigend an. »Es tut mir leid.«

Cahir gab einen frustrierten Laut von sich. »Sie weiß nicht, was es bedeutet, oder?«

»Nein.«

»Er hatte es erwähnt, aber nur, wie eine Bindung entsteht und-« ich sah von Cahir zu Azael, meine Wangen glühten. »-dass er keine Bindung zu Maha hatte.«

Mein Gott. Er liebte mich. Azael liebt mich. Mein Herz schlug schneller und ich wusste gar nicht wohin mit meiner Freude. Aber....wie konnte Azael mich nach einem Monat  schon lieben? War das bei Dämonen womöglich normal? Plötzlich war ich unglaublich schüchtern und konnte Azael nicht in die Augen sehen. Meine Güte, er liebte mich also wirklich?

Cahir sah von Azael zu mir und nickte dann. Er ging und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er uns mit einem Winken über die Schulter alleine ließ.

Mein Freund sah ihm nach und rieb sich dann durch die Haare. »Ich ... Es tut mir leid, Linnea. Das hätte niemals passieren dürfen.«

Ich stand nun mit dem Rücken zu Azael und konnte nicht aufhören zu lächeln.
»Mhhh...was?« fragte ich und drehte meinen Kopf zu ihm. »Ach so...Ja, passt.« winkte ich ab und drehte ihm wieder den Rücken zu.

Oh Gott. Aber liebte ich auch Azael? Ja, ich schätze schon, oder? Ich wusste es nicht sicher. Aber die Tatsache, dass ich ihm so viel bedeutete und er mich liebte, machte mich glücklich. Mein Körper reagierte positiv darauf und der Schmerz an meinem Unterarm war wie weggeblasen.

Azael runzelte die Stirn. »Ist dir klar, dass ich dich eben beinahe umgebracht habe. Schon wieder!«

Wie sich ein: >Ich liebe dich< aus seinem Mund wohl anhören würde?

Ich raste aus. Seine tiefe Stimme und dann seine eisblauen Augen, die mich intensiv ansehen würden, wenn er diese drei wundervollen Worte sagen würde. Ich seufzte glücklich und lächelte verträumt. »Ja.... schrecklich.«

Ich spürte seinen ungläubigen Blick. »Das ist kein Scherz. Das ist bitterer Ernst.«

Ich nickte plötzlich und stimmte ihm zu. »Ja, du hast recht.« Schnell drehte ich mich zu ihm herum. Mein Blick ernst, fragte ich: »Wie sehr liebst du mich?«

Mein Gegenüber starrte auf mich hinab. Lange und intensiv. »Du bist vollkommen verrückt, ist dir das klar?«

»Wieso?« fragte ich und legte den Kopf schief. »Ich find das ziemlich wichtig zu wissen wie sehr du mich liebst und dann kannst du mir auch gerne erklären, was es für uns heißt, eine Bindung zu haben.« Ich lächelte ihn an.

Er sah mir lange in die Augen, als würde er etwas anderes sehen, als mein übliches Grün.
Seufzend nickte er auf den Esstisch. »Ich muss dir etwas sagen.«

Ich nickte und sah auf seinen Bauch. »Geht es denn wieder?« fragte ich besorgt. 

Er strich über die Stelle, und wischte das Blut weg, nur um glatte Haut freizulegen. »Ja und jetzt setzt dich, Liebes. Es ist wichtig.«

Überrascht sah ich auf seinen komplett verheilten Bauch. Die Heilungskräfte von Dämonen waren wirklich unglaublich. Ich ging zum Esstisch und setzte mich, dann sah ich Azael abwartend an. »Machst du mir jetzt eine Liebeserklärung?« fragte ich schmunzelnd, um die Situation etwas aufzulockern.

Und zu meinem Glück schmunzelte er auch. »Mich für dich vor eine Kugel zu schmeißen, reicht noch nicht?«

»Nun...doch schon. Aber die drei Wörter würden mir auf jeden Fall auch gefallen.«

Azael legte den Kopf schief und sah mich lange, lange an, bevor seine Züge weicher wurden und er leise sagte: »Ich liebe dich. Und ich bitte dich inständig daran zu denken, wenn ich dir gleich etwas sagen werde.«

Mein Lächeln verschwand und ich starrte ihn an. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, dass er die drei Worte gesagt hatte und Scheiße....sie hörten sich wirklich mit seiner tiefen Stimme und seinen wunderschönen intensiven eisblaue Augen heiß und wundervoll an. Aber....seine anderen Worte machten mir jetzt Angst, weshalb ich nur eine ernste Frage stellte: »Was ist los?«

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