Kapitel 23. Linnea

Besorgt stand ich neben dem Krankenbett meiner Mutter und hörte dem Chefarzt zu. Dieser erklärte meiner Mutter gerade, dass sie sich mindestens 4 Wochen ausruhen musste, bevor sie wieder zur Arbeit konnte. Meine Augen wanderten über ihr Gesicht, ihren Hals und ihrem Arm, der nun in einer Schlinge hing, weil er verstaucht war und fragte mich ernsthaft, wie sie sich nur solche Verbrennungen am Hals und Verletzungen am ganzen Körper zufügen konnte. Sie hatte überall Schrammen und Kratzer, als hätte sie gekämpft. Aber laut meiner Mutter, war sie mit einem heißen Topf voller Wasser die Treppe runtergefallen.

Glauben.....Tat ich es nicht ganz.

»Also Mrs. Matei, erholten sie sich richtig und in zwei Tagen können sie auf ihren Wunsch hin entlassen werden.« damit verabschiedete sich der Arzt und verließ das Zimmer. Seufzten drehte ich mich zu ihr herum und sah Mom an. Sie dagegen sah verbissen auf ihre Füße.

»Mom?«

Sie zuckte zusammen und hob den Kopf.  Ihre Augen, die meinen glichen, musterten mich. Ihr blickt änderte sich von Schmerz zu Frust. »Geh nachhause, Linnea, ich brauch dich hier nicht.«

Bei ihrem Harschen Ton, sah ich traurig auf den Boden. »Aber du bist verletzt. Wie könnte ich gehen. Du hast mir nicht einmal Bescheid gesagt. Einen ganzen Tag später erfuhr ich erst davon, dass du im Krankenhaus liegst. Wieso?«

Ich hörte meine Mom laut Luft ausstießen. »Es tut mir leid, Linbär.« sagte sie auf einmal und nutzt meinen Spitznamen, den mir Dad vor seinem Tod gegeben hatte.

»Mom, ich habe Angst um dich, soll ich vielleicht zu dir ziehen und...« wollte ich ihr gerade vorschlagen, aber sie unterbrach mich. »Nein, du hast dein eigenes Leben. Es war.....meine Schuld. Ich war zu schwach.«

Verwirrt erwiderte ich ihren Blick.
Zu schwach? Weil sie älter wurde?
»Mom, was meinst du damit?«

Sie wandte den Blick ab. »Nichts, du solltest jetzt nachhause gehen. Ich werde etwas schlafen.«

Ich nickte. »Okay, ich...dann werde ich jetzt gehen.« Ich stellte ihr noch ein Glas Wasser hin und ging zur Tür.

»Linbär.....« begann sie auf einmal. »....du hast die Augen deines Vaters, wenn man genauer hinsieht.«

Ich zog meine Brauen zusammen. »Wie meinst du das?« fragte ich, aber sie antwortete darauf nicht mehr und sah aus dem Fenster. Mein Vater hatte braune Augen gehabt und keine grünen wie ich und Mom.

Ich schluckte schwer und verließ das Zimmer. Nachdenklich lief ich aus dem Krankenhaus und verstand gar nichts mehr. Vielleicht war sie wegen ihrem Unfall noch etwas durcheinander und redete deswegen so komisches Zeug.

Ich massierte mir die Schläfe und seufzte, als mein Handy klingelte. Ich holte es aus meiner Tasche und lächelte, als ich >Az🦄< aufleuchten sah. Das Handy an mein Ohr gelegt, lief ich durch die Stadt. »Hey, alles gut?« fragte ich Azael und lächelte vor mich her. Die letzte Nacht mit ihm war nervenaufreibend, aber unglaublich heiß gewesen. Ganze 4-mal hatte dieser Mann mich zum Höhepunkt gebracht. Erst mit den Fingern, dann mit seiner Zunge und dann noch zwei Mal mit seinem Schwanz. Gott, danach war ich gefühlt in den Schlaf gefallen und hatte durch gepennt bis heute Mittag. Ich kam kaum aus dem Bett und war etwas traurig, dass er selbst nicht mehr da war. Er meinte, er hätte wegen der Arbeit etwas klären müssen und sei deswegen ohne mich zu wecken los gegangen. Was in Ordnung war, wenn man bedenkt, dass ich kurz darauf einen Anruf von meiner Mutter bekam, in dem sie mir mal locker erzählt, dass sie im Krankenhaus sei und ich mir aber keine Sorgen machen soll. Ich hatte mich selbstverständlich Sorgen gemacht und bin hingefahren und nun, wie immer hatte sie mich nicht wirklich rangelassen.

»Was treibst du in Downtown, Liebes? Ich dachte, dein Shooting ist in der Agentur.«

»Von wo weißt du denn so genau, wo ich bin?« fragte ich verwirrt und hob eine Braue, als ich Cahir im Hintergrund fluchen hörte. »Seid ihr wieder auf ...« ich wurde leiser. »...Monsterjagt?«

Es raschelte auf der anderen Leitung. »Nenne es einen Instinkt«, antwortete er. »Nein, keine Jagd. Ein Besuch bei meiner Mutter. Soll ich dich abholen? Dann kannst du mir sagen, was du da unten treibst. Weil du ja nicht antwortest.«

Instinkt?
Okay.
»Oh...deine Mutter.« meinte ich nur und verzog das Gesicht. Diese Frau mochte ich auf jeden Fall nicht. Obwohl Dämon eher zu trifft, als Frau.
Aber egal.
»Ja klar, eine Ablenkung würde ganz guttun.« antwortete ich und versuchte zu lächeln.

»Ablenkung?« fragte er und klang äußerst amüsiert. An was dachte er denn jetzt?
»Klingt spannend. Bleib, wo du bist, ich komme.« fuhr er fort und legte auf.

Ich sah auf meinem Display.

Na schön, dann warte ich eben.

Den Blick hebend, sah ich in eines der Schaufenster zu einem Asiaten. Heute war ich wieder gestylt und gar nicht mehr natürlich. Eigentlich wollte ich ja auch zum Shooting, den ich kurzfristig auf morgen verschoben hatte, um meine Mutter besuchen zu können.

Trotzdem hatte ich nun ein hautenges kurze Kleid an, das auf beiden Seiten ein ovales loch hatte so, dass man die Haut meiner Taille sehen konnte. War anscheinend so ein neuer Trend. Ansonsten war das schwarze Kleid mit dünnen Trägern ausgestattet und der Stoff vorne an meinem Busen wurden mit Schnüren zusammengehalten. Der Rest der Schnur, die durch das zusammenbinden übrigblieb, baumelte als Schleife herum. Sah eigentlich ganz süß aus. Doch trotzdem wusste ich nicht, ob dies schon wieder zu viel war. Würde er mich irgendwann nicht mehr mögen, wenn ich immer so rumlief?

Ich seufzte und wartete schlussendlich genau 20 Minuten, bis eine Dodge am Straßenrand anhielt.
Azael ließ das verdunkelte Fenster seines Autos herunter und sah mich mit verdunkelter Sonnenbrille an. Mit zusammengezogenen Brauen forderte er: »Steig ein.«

Ich nickte und lief auf ihn zu, doch bevor ich einsteigen konnte, trat jemand zwischen mich und sein Auto. »Hey, Süße. Wie gehts so? Sag mal«, er kam mir näher, »du hast eben so süß zu mir geschaut. Ich dachte, die Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen. Wie sieht es aus, kann ich deine Nummer haben?«

»Was?« fragte ich und sah kurz zu dem Asiaten. Hatte ich da wirklich so lange reingeschaut? war mir gar nicht aufgefallen.

Zurück zu dem Typen guckend, lächelte ich. »Ich habe eigentlich nur vor mich hingeträumt und nicht wirklich dich angesehen. Und ich habe einen Freund, also kann ich dir auch nicht meine Nummer geben. Sorry.« entschuldigte ich mich, obwohl ich das gar nicht tun brauchte. Aber immer, wenn ich von Männern so unverfroren angesprochen wurde, hatte ich Angst, dass sie aggressiv wurden, wenn ich nicht freundlich blieb. Ich hatte einfach schon zu viele negative Vorfälle mit Männern.

»Und der Typ in dem protzigen Auto, der ist dein Freund?« fragte der Fremde.

Azael knurrte. »Der Typ in dem protzigen Auto, schlägt dir gleich die Zähne aus, mein Freund.«

Der Typ sah von mir zu Azael, der hinter ihm in seinem Auto saß. »Würde ich gerne sehen, du Poser. Dicke Karre, schwarze Sonnenbrille. Hältst dich für super gefährlich, oder? Was, wenn deine Kleine mal einen richtigen Mann braucht? Einen, der mehr als Kohle zu bieten hat?«

Mein Freund legte den Kopf schief und grinste, dann drehte er den Schlüssel und der Motor wurde ruhig. Er stieg langsam aus und schloss die Tür, bevor er zu mir ging und sich zwischen mich und den kleineren Mann stellte.
»Sag das noch mal.«

»Azael, nicht. Die Leute gucken schon.« sagte ich und versuchte ihn zu beruhigen. »Lass uns einfach gehen.«

Hoffentlich erkannte mich niemand. Ich senkte den Kopf, als die Passanten anfingen zu reden.

»Ja, A-Za-El«, wiederholten der Fremde. »Hör auf deine Süße und verpiss dich.«

Mein Freund grinste unbewegt weiter. Blieb still. Sagte nicht ein Wort, bis er eben doch etwas sagte: »Folgendes: Ich zähle jetzt bis drei. Hast du dich dann nicht verpisst, schmeiß ich dich in die Seitengasse hinter mir und reiß dir den Kopf ab.«

Der Fremde Typ lachte nur und starrte Azael an.
Azael grinste weiter. »Eins.« Er bewegte sich nicht. »Zwei«

»Ich warn dich nur vor, ich kann Muay Thai. Ich will dir nicht wehtun, aber wenn du vor deiner Kleinen den Großen spielen musst, werde ich ihr wohl doch einen echten Mann zeigen und sie vielleicht mit nach Hause nehmen, wenn du auf dem Boden liegst und heulst.«

Ich verdrehte innerlich die Augen. War der Typ blind? Azael war ja wohl mehr Mann als die meisten.

Warte! Was dachte ich denn da? Azael war ein Dämon, viel stärker als ein Mensch, da kann der Typ mit seinem MayTai oder was der da labbert, einpacken.

Ich trat neben Azael, packte mit beiden Händen seinen Unterarm und wollte ihn wegziehen. »Wir gehen. Los. Wir brauchen uns wirklich auf sowas dummes nicht einlassen. Du weißt doch, dass du stärker bist.« sagte ich zu meinem Freund und hoffte, er würde verstehen, was ich meinte.

Der Kerl wagte sich, zu lachen. Und während ich niedlich an seinem Arm zerrte, trat er dicht auf den Fremden Typen zu und flüsterte, noch immer grinsend: »Drei.«

»Was jetzt, starker Mann, huh? Jetzt hast du bis drei gezählt«, er zupfte an seinem Shirt und tat so, als würde er sich Fussel von der Schulter streichen, bevor er sich possenhaft groß machte und hinzufügte: »und dein Mädchen ist bitter von deiner kleinen Show, die offensichtlich eine bahnbrechende Übertreibung war, enttäuscht worden.«

Binnen einer Millisekunde, sodass kein menschliches Auge es sehen konnte, war er mit dem Kerl im Schatten der Gasse verschwunden.

Ich starrte und starrte....

Plötzlich war Azael und der Typen weg. Mehrmals blinzelnd sah ich mich um, bis ich begriff, wo er sein könnte. Dämonen waren wirklich unfassbar schnell. Vor einer Sekunde standen sie noch vor mir und dann plötzlich nicht mehr. Schnell eilte ich zu der genannten Gasse. Meine Augen weiteten sich, als ich Azael sah, wie er den Typen an die Wand drückte und ihn würgte. Der Typ rang nach Luft und baumelte in der Luft.

»Oh Gott.« schnell setzte ich mich wieder in Bewegung und kam neben den beiden zum Stehen. »Hör auf, du tötest ihn sonst!« sagte ich aufgebracht und versuchte ihn wegzuziehen. Er war wie ein riesiger Stein. »Azael.«

»Klingt für mich nach einem ziemlich guten Plan. Tot würde der Wichser mir besser gefallen.« Er drückte fester zu. »Muay Thai, hm?« Der Kerl röchelte und sein Gesicht wurde langsam blau.

»Was redest du denn da? Er hat doch nichts verbrochen. Wieso reagierst du so über?!« Ich ließ seinen einen Arm los und ging um ihn herum, um den Arm zu greifen, der den armen Typen im Griff hatte. »Lass ihn los, sofort!«

Azael neigte den Kopf wieder. »Du hast wirklich Glück, dass MEINE Kleine, so ein weiches Herz hat.«

Er ließ ihn los und der Typ sackte zu Boden. Husten und nach Luft japsend, fluchte der lebensmüde Mensch. »Was bist du denn für ein Flachwichser! Mann!«

Nun lachte Azael und ehe er auch nur noch einen weiteren Atemzug nehmen konnte, hatte er die Sonnenbrille abgesetzt, seine dämonische Form angenommen und ihn wieder auf die Füße gezogen. Seine Kralle schnellte vor und er schnitt ihm in den Hals, nur um dann seine Lippen auf seine Haut zu pressen und knurrend zu trinken.

Geschockt starrte ich ihn an, wie er das Blut von dem Typen trank. Ich spürte Wut....und....war das Eifersucht? Nein. Das kann nicht sein. Das war Wut, ja Wut!

Ich nahm Abstand. »Das ist krank!« kommentierte ich diese Situation völlig überfordert und ging.

Ich lief aus der Gasse und an seinem Auto vorbei. Ich wollte einfach nur weg. Meine Gefühle spielten schon wieder verrückt und ich konnte so etwas unmöglich mit ansehen. Meine Atmung war unregelmäßig, während ich immer schneller wurde.

Doch Azael folgte mir und packte mich am Arm, ohne mich anzusehen und wechselte die Richtung, ohne Rücksicht. Am Auto sagte er: »Einsteigen.«

»Lass mich los! Ich will nicht.« stieß ich außer Atem aus.

»Steig ein«, wiederholte er sich ruhig, schob mich jedoch schon ins Auto, ohne zu warten. Er schloss die Tür, warf einen letzten grinsenden Blick auf die Gasse, stieg selbst ein und fuhr los.
»Das war zwar nicht die Abwechslung, die ich im Sinn hatte, aber okay.«

Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und sagte kein Wort. Ich war wütend und eifersüchtig, dass er ....was?! Nein! Ich war nur wütend. Der Typ war unhöflich, ja, aber musste man ihn gleich so schwer verletzen? Er war doch viel viel stärker als er, da hätte er doch wirklich ruhig sein können.

Azael schnaufte laut. »Was ist? Der Typ hat es verdient.«

»Hat er nicht. Er war gerade mehr Mann als du.« fuhr ich Azael an. »Du bist mit einem Menschen gar nicht zu vergleichen und hätte erwartet, dass du drüberstehst. Und wieso musstest du sein Blut trinken? Was soll das?!«

Er wandte den Kopf zu mir. »Ist es das? Dass ich sein Blut getrunken habe? Lin, ich trinke jeden Tag anderes Blut. Von Fremden. Wo ist das der Unterschied?«

Was? Er tat das öfter?
Ich sah ihn an, als hätte ich einen Geist gesehen, so schockiert war ich darüber.
»Wieso? Ich...dachte mein Blut....ich...dachte..« stotterte ich vor mich hin und bekam keinen richtigen Satz mehr hin.

Lachend schüttelte er den Kopf. »Die Bierflaschen, Liebes. Ich meine die beschissenen Flaschen Spenderblut.« Er wurde ruhiger und sein Lachen verklang. »Ich ... würde dein Blut gerne nehmen, Linnea, aber ich weiß nicht, ob ich mich zügeln kann. Nicht in jeder Situation. Wenn es sexuell wird, oder ich verwundet bin, ist die Gefahr für dich viel zu hoch, dass ich nicht aufhören, oder viel zu spät aufhören kann. Das verstehst du doch, oder? Und um bei Kräften zu bleiben, brauche ich ohnehin mehr, als du mir geben kannst.«

Ich wurde rot im Gesicht, als ich erwiderte: »Die Bierflaschen meine ich nicht, die sind in Ordnung. Ich dachte, du meinst andere Menschen direkt, sowie den Typen gerade eben.« Ich schob mir ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und sah in Azaels eisblaue Augen. Sie waren so wunderschön. Ich habe wirklich noch nie solche schönen Augen gesehen. »Ich...will das du mein Blut trinkst. Nein, ich meine...« Ich schüttelte den Kopf, starrte nun auf meinem Schoß und knetete nervös meine Hände. Was redete ich denn da nur? Wollte ich das wirklich? Das letzte Mal hatte er mich fast umgebracht, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte. Aber das Gefühl, wenn er seine Zähne in mein Fleisch....es war erregend und der Schmerz auf eine komische Art und Weise angenehm.

»Ich...möchte, dass du nur noch mein Blut direkt aus meinem Körper trinkst. Das würde mich wirklich freuen.« erklärte ich Azael schüchtern.

Gott, das hörte sich komisch an und falsch. Aber mein Körper stimmte dem zu, ich wollte es genauso.

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