Kapitel 1. Linnea
Verschwitzt stemmte ich meine Hand in die Hüfte und atmete tief ein und wieder aus. Meine Augen wanderten durch mein neues Zimmer, dass ich ab heute mein Zuhause nennen durfte. Den letzten Karton hatte ich gerade hochgeschafft und begann zu lächeln.
»Ich sollte mehr Ausdauer Sport treiben.« stellte ich belustigt fest und war froh, als eine gute Freundin, die ich durch meinen Job als Model kennengelernt hatte, mir dieses Zimmer anbot. Nachdem ich aus meiner alten Wohnung ausziehen musste, weil der Vermieter begann Dinge von mir zu verlangen, die ich unmöglich tun konnte, war ich Hals über Kopf ausgezogen. Ich war ein Model und ich war stolz auf meine Karriere.
Ich liebte meinen Job, ich liebte es im Bikini zu posieren und meine Fotos auf den verschiedenen Leinwänden in der gesamten Stadt, ja, manchmal sogar in verschiedenen Ländern zu sehen und ich liebte es auf dem Laufstegen vor Hunderten von Menschen zu laufen. Ich hatte hart für meinen Erfolg gearbeitet. Es gab Tage, da hatte ich gehungert und es gab Tage an denen ich von früh bis spät in die Nacht geübt hatte. Mir die Füße wund gelaufen hatte, nur um am nächsten Tag auf dem Laufsteg abzuliefern.
Doch, als genau dieser Erfolg mir zum Verhängnis wurde, hatte ich begonnen, mich zu fragen, ob ich wirklich so weiter machen konnte. Nicht nur hatten die Nachrichten von Männern, die mich allein als Sex Objekt sahen, zugenommen, nein, selbst mein Vermieter wollte statt Geld meinen Körper.
Waren denn alle Männer auf dieser Welt Schwanzgesteuert?
Ich schüttelte seufzend den Kopf und jetzt war ich wirklich in diese WG gezogen. Soweit ich von meiner Freundin wusste, wohnte hier noch ein Mann. Doch laut ihr, soll er ein sehr anständiger und freundlicher Junger Mann sein. So lange er mich nicht belästigen würde, würde ich es wohl ertragen, bis ich eine andere Wohnung fand. Denn nach allem, was ich aktuell erlebt hatte, hätte ich dem hier niemals zugestimmt, wenn es nicht unglaublich dringend gewesen wäre. Ich seufzte wieder und zupfte an meinem Croptop und meiner kurzen engen Stoffhose.
Mein Bauch glänzte leicht durch den Schweiß, doch dadurch wirkte er viel definierter. Mein Blick fiel auf den Spiegel, den ich ebenfalls hochgetragen hatte. Mein langes Kupferblondes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Meine grünen Augen fixierten mich und musterten meinen Körper. Schlanke schöne lange Beine, einen schönen Hintern und eine schmale Taille. Flach, definierten Bauch, schlanke Arme und kleine Oberweite. Meine Gesichtszüge waren zart, und meine Haut weich. Ich hatte zum Glück noch nie Unreinheiten gehabt und hatte immer auf meine Figur geachtet. Mit meinen 1,70 cm besaß ich eine gute Größe, um Model zu sein.
Ich hatte es verdient Model zu sein. Ich sollte mir das nicht von irgendwelchen Arschlöchern wegnehmen lassen.
Ich schluckte und nickte entschlossen.
Ich schaff das!
Dachte ich und zuckte zusammen, als ich die Eingangstür und kurz darauf schwere Schritte hörte. Nervös drehte ich mich herum, lief langsam in den Wohnbereich, der eine offene Küche besaß. Als der Mann, der hier ebenfalls wohnte, in mein Sichtfeld kam, weiteten sich meine Augen.
>ein sehr anständiger und freundlicher Junger Mann?< wollte meine Freundin mich verarschen?!
Der sah kein bisschen anständig aus oder freundlich.
Er fuhr sich durch die Haare und zog seine Lederjacke aus. Er schmiss diese auf den Stuhl, der am Esstisch stand und begann sein Hemd aufzuknöpfen.
Er war alles andere als anständig und freundlich. Er sah aus wie ein gefährlicher Typ und wie ein Badboy.
Und....
War das auf seinem Hemd und Gesicht Blut?!
Ich starrte ihn weiter an, er war größer als ich. Bestimmt fast 2 Meter. Seine schwarzen Haare waren kurz und leicht gewellt. Seine Eisblauen Augen fixierten mich, als er sein Hemd über die Schultern gleiten ließ und sein Körper war athletisch und Muskulös....
Was?!
Als ich begriff, dass er mich ansah, räusperte ich mich. »Hi, ich bin die neue Mitbewohnerin.....« Ich versuchte zu lächeln und trat näher.
Er kniff die Augen zusammen und schnupperte skeptisch. »Bleib stehen.« sagte er mit einer tiefen, etwas kratzigen Stimme.
Ich blieb sofort stehen. »Ja?« fragte ich und irgendwie hatte der Typ eine ganz komische Ausstrahlung. War das vielleicht doch ein Fehler hier einzuziehen?
Er trat näher, langsam. Schnupperte erneut und griff hinter sich.
»Warum bist du hier?«, fragte er leicht gereizt.
Plötzlich überkam mich ein Schauer und ich erzitterte. Was sollte diese Frage? Und wieso sah er mich so komisch an. Oh Gott! War er auch so ein perverser? Hatte er mich etwa erkannt? Ich war ja schon eine kleine Berühmtheit, nur leider eher bei Männern. »Ich...wohne ab heute hier.« antwortete ich und, obwohl er sagte, ich solle stehen bleiben, ging ich immer weiter zurück und beobachtete ihn. Was hatte er denn da hinter dem Rücken?
Der Typ legte den Kopf schief und betrachtete mich genauer. Seine Augen wurden noch kleiner und seine Hand blieb hinter seinem Rücken.
»Wo ist Kira? Was hat du mit ihr gemacht?«
Kira? Das war die Freundin, die mir das Zimmer vermittelt hatte.
»Sie zieht mit ihrem Freund zusammen und hat mir dieses....Zimmer angeboten.« erklärte ich und hob meine Hände, etwas zu schnell.
Der Typ hob eine Braue und lachte leise. »Sie hat einen Freund? Nun, das ist ... mir egal. Du willst also die neue Mitbewohnerin sein?« Er musterte mich skeptisch und trat so nahe an mich heran, dass ich mit dem Rücken an die Wand stieß. Die Hand in seinem Rücken glitt zurück und hing locker an seiner Seite. »Wie heißt du?«
Ich starrte ihn verwirrt an, antwortete nicht sofort. Jedoch schaffte ich zu nicken. Meine Augen wanderten über seinen nackten Oberkörper und zurück zu seinem Gesicht. »Linnea Matei und du?«
Der gutaussehende, etwas komische Typ trat noch näher und sah auf mich hinab. Dicht bei mir angekommen, wischte er sich mit dem Daumen das Blut von der Wange und sah angeekelt seinen Finger an. Sein Blick schweifte wieder zu mir und es vergingen mehrere Augenblicke, ehe er sagte: »Na gut. Das könnte spannend werden, nehme ich an.« Wieder schnupperte er und blickte mir tief in die Augen.
Was war mit dem denn nicht richtig?
»Drei Regeln, wenn das hier klappen soll, Linnea, Liebes. Erstens: Geh niemals in meine Zimmer. Niemals. Tust du es, bring ich dich um. Zweitens: Stell keine dummen Fragen. Drittens ...« Seine Finger zuckten. »Geh mir niemals auf die Nerven.«
Liebes?
Was bildet der sich ein?!
Auch, wenn er ziemlich gut aussah und einen echt heißen Körper hatte.
Ich kniff die Augen leicht zusammen, sah ihn mutig entgegen als ich sagte: »Erstens: Dein Zimmer interessiert mich nicht. Du solltest dich lieber von meinem Zimmer fernhalten, perverser! Und zweitens: Wenn du mich in Ruhe lässt, lass ich dich in Ruhe. Was auch immer dein Job ist, ist mir egal! Und drittens: Geh lieber du mir nicht auf die ......wie war das?« fragte ich plötzlich und sah ihn mit großen Augen an. Hatte er gerade ernsthaft >Ich bring dich um< gesagt?
Er grinste schief. »Perverser? Ich will nur diese drei Sachen von dir. Halte dich daran, oder du brauchst gar nicht erst auszupacken.« Der Dunkelhaarige mit den wahnsinnigen Augen nahm etwas Abstand und rieb sich über die Brust und den Arm. Beides war voll tätowiert und ein riesige, schwarz/weiße Viper mit Totenköpfen überall im Hintergrund schmückte seine Haut.
Drohte er mir? Ja, auf jeden Fall tat er das. Was hatte mir meine ach so tolle Freundin, Kira bitte für eine Zimmer gegeben? Ist sie vielleicht deswegen ausgezogen?
»Hast du Kira auch so behandelt?« fragte ich und versuchte seine Tattoos nicht zu lange anzustarren. Er sah nicht nur gefährlich aus, er war es auch. Am besten, ich würde wirklich erst gar nicht mit dem auspacken beginnen und mir lieber so schnell wie möglich eine andere Wohnung suchen. Genug Geld hatte ich mir angespart. Nur die Wohnungssuche war in dieser Stadt der reinste Horror.
Mein Gegenüber lachte auf und wandte sich ab. Als er das tat, bemerkte ich das Messer im Bund seiner Hose stecken. Ach du Scheiße!! Hatte er etwa das Messer vorhin hinterm Rücken gepackt, um mich wirklich damit zu verletzen?
Was stimmte mit diesem Typen nicht?!
»Ich hab' sie verdammt gut behandelt, weil sie sich an die verdammten Regeln gehalten hat, Liebes. Nun, etwas zu gut, wenn man bedenkt, dass sie einen Freund hat.« Zum Sofa laufend, wollte er sich schon hinschmeißen, ließ es mit einem Blick auf seinen nackten Oberkörper dann aber nach einem bösen Fluch sein. Stattdessen steuerte er das Bad an, und knöpften schon seine schwarze Jeans auf.
Wollte er damit andeuten, dass Kira ihren Freund mit ihm betrogen hatte?
»Du hast mir deinen Namen noch nicht gesagt.« stellte ich fest.
Ich würde einen Scheiß tun! Ich hatte die Nase voll mein Leben von einem Mann beeinflussen zu lassen. Er konnte sich seine dummen Regeln sonst wohin stecken!
Er sah mich an, lief dann ins Bad und bevor er die Tür zuschlug und das Wasser der Dusche aufdrehe, rief er: »Azael.«
»Azael...« murmelte ich und schluckte schwer. Ich brauchte mehrere Minuten, bis ich es wirklich schaffte mich von der Wand wegzudrücken und in mein Zimmer zurückzukehren. Was war das nur für ein Typ?
Ich schüttelte ungläubig den Kopf, griff mein Handy und rief Kira an.
Es klingelte, doch sie ging nicht ran.
Frustriert legte ich auf und schrieb ihr eine Nachricht: >Der Typ ist ganz und gar nicht anständig und freundlich. Er ist das komplette Gegenteil! Verdammt Kira, was hast du mir hier nur eingebrockt? Verstehe mich nicht falsch, ich bin dir wirklich dankbar für das Zimmer, aber der Typ ist total Crazy! 😫<
Ich sendete die Nachricht ab und stampfte direkt auf einen der Kartons zu. Mein Laptop in der Hand, setzte ich mich an die bereits vorhandenen Möbel. Bett, Schrank und Schreibtisch hatte Kira hiergelassen. Meine Augen huschten zu dem Bett. Ob die beiden es auch hier getrieben hatten? Ich hoffe mal nicht.
Schnell verbannte ich diese Gedanken aus meinem Kopf und sah auf den Bildschirm zurück.
Danach verbrachte ich stundenlang damit eine andere Wohnung zu finden, aber es gestaltete sich, wie bereits erwartet, ziemlich schwer. Insgesamt hatte ich zum Schluss zwei Bewerbungen für zwei verschiedene Wohnungen abgegeben.
Erschöpft schloss ich den Laptop und erhob mich. Ich kramte Handtücher, Waschzeug, Zahnpasta, Zahnbürste, Gesichtsreiniger und verschiedene Cremes und Tropfen für Falten, Strafe Haut, strahlende Haut und so weiter sowie einen Schlafanzug aus den Kisten und lief ganz leise ins Bad. Schnell schloss ich die Tür, sah mich auch hier prüfend um. Das Bad war modern eingerichtet, es gab eine Dusche und eine Badewanne. Vor dem viereckigen Waschbecken erstreckte sein ein langer Spiegel über die gesamte Wand. Eine Zahnbürste fiel in mein Blickfeld und in der Dusche ein Duschgel. Ich sah auf mein Waschzeug. Shampoo, Spülung, Maske, noch eine andere Spülung und Duschlotion.
Ich stellte die einen Gegenstände neben seiner Zahnbürste hin und das andere neben seinem Duschgel ab und pellte mich aus meinen verschwitzen Sachen.
Nachdem ich geduscht und Haare gewaschen hatte, stand ich mit einem Handtuch um den Körper und auf dem Kopf vor dem Spiegel. Ich reinigte mein Gesicht, cremte mich ein, erst meinen Körper, dann mein Gesicht. Dann nutzte ich die ganzen Tropfen, wie ich jeden Tag in meiner Routine einbaute und zog mein Schlafanzug an.
Zum Schluss putzte ich mir noch die Zähne und kämmte meine Haare. Mit einem Mal war das Badezimmer voll von meinen Beauty Produkten. Davor war es aber auch ziemlich leer. Nun, damit muss dieser Azael nun leben. Pff.
Ich ging zurück in mein Zimmer, sah dabei kurz auf seine Tür und fragte mich wirklich, wieso ich nicht in sein Zimmer durfte. Jetzt war ich nur noch neugieriger. Was verbarg er darin? Eine Sexpuppe? Wie ein perverser wirkte er ja schon. Oder vielleicht schmutzige Videos oder Hefte? Oh Gott, was wenn er eine ganze Wand mit meinen Bikinifotos hatte und nur so getan hatte, als würde er mich nicht kennen?!
Ich eilte schnell zurück in mein Zimmer. An sowas durfte ich gar nicht erst denken!
Ich schüttelte mich, suchte mein Kuscheltier raus. Es war ein Dämonisches Einhorn. Mein Vater hatte mir dieses geschenkt, bevor er verstarb. Er mochte diese Wesen, hatte er mal erzählt, doch dann hatte er gelacht und immer gesagt, dass er nur Spaß machen würde. Doch Mutter hatte mir mal gesagt, dass ich meinem Vater als Kind wirklich geglaubt hatte.
Ich kuschelte mich ins Bett und sah mein Kuscheltier an.
»Dämonisches Einhorn? Wär's glaubt.« lachte ich leise, stellte mir noch einen Wecker und drückte es an mich. Ich schloss meine Augen und schlief tief und fest ein.
Morgen würde die Welt schon wieder anders aussehen.
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