Epilog Linnea
Jahrzehnte vergingen, in denen Az und ich die Welt bereisten. Meinen Vertrag bei der Modelagentur konnte ich durch einen sehr guten Freund von Cahir und Az beenden. Denn dieser Freund war selbst schon mehrere Jahrhunderte alt und war gerne tätig als Anwalt. Er verteidigte mich gegen die Klage, die meine Modelagentur gegen mich erhob und hielt ihnen vor, ein junges Mädchen unnötig halb nackt vor die Kamera gezehrt zu haben, statt anständige und kunstvolle Fotos zu machen. Das tat er mit Absicht, damit ich überhaupt eine Chance hatte aus dem Vertrag, ohne eine Vertragsstrafe zu bekommen, aussteigen konnte. Diese Debatte ging ein halbes Jahr, bis der gute Freund der beiden gegen meine Agentur gewann und mich endlich in Ruhe ließ. Als das endlich geklärt war, konnte ich die Zeit mit Az doppelt genießen. Wir reisten nach Brasilien, USA, Australien, Neuseeland, Hawai, Malediven, Dominikanische Republik, Asien, Russland, Kanada, Europa.
Jedes Land, in jeder Stadt, machten wir Sightseeing, hatten unglaublich guten Sex und lebten immer ein paar Jahre dort, bis es weiterging.
Es war die schönste Zeit meines Lebens und ich fragte mich, was gewesen wäre, wenn Maha niemals gestorben wäre, wäre Az dann genauso glücklich, wie mit mir?
Vermutlich.
Ja.
Aber ich hoffte, dass Maha, wenn sie da oben im Himmel sein möge, uns alles Gute wünschte und froh war, dass Az endlich glücklich sein konnte.
Als weitere Jahrzehnte vergingen, wir beide immer noch aussahen wie Mitte und Ende 20, bekam ich plötzlich einen Anruf von Cahir. Meine Mutter sei im Krankenhaus und es würde wohl bald mit ihr zu Ende gehen.
Als ich diesen Anruf bekam, wurde mir wieder bewusst, dass alle Menschen, die ich einst geliebt hatte, irgendwann sterben würden. Und als Cahir das Telefon weiterreichte und ich die alte zerbrechliche Stimme meiner Mutter hörte, fing ich an zu weinen. Das Rauschen des Meeres, weil wir gerade in Thailand waren, war neben meinem Schluchzen das einzige, was noch zu hören war, als meine Mutter anfing zu sprechen.
»Linnea...« begann sie und hustete dann. »Mit mir geht es zu Ende. Aber sei nicht traurig, hörst du? Ich werde zu deinem Vater gehen und freue ....mich darauf.« wieder hustete sie und ihre Stimme wurde immer schwächer. »Ich wünsche mir, dass du ein gutes Leben führst. Sei glücklich und trauere mir nicht nach. Ich bin alt und müde. Ich bin bereit, hörst du?«
Die Tränen rollten mir die Wange hinab, aber ich nickte. »Ja, Mom.« schaffte ich nur zu sagen, bevor meine Stimme brach. Azael neben mir, hörte mit seinem guten Gehör alles und legte seinen Arm um meine Schultern. »Ich liebe dich.« flüsterte ich schluchzend.
Sie lachte gebrochen. »Ich liebe dich auch, Schatz. Ich.....Schau dir von....oben zu...« wurde sie immer schwächer und dann hörte ich das Telefon raschelt und ein piepen im Hintergrund, das wohl hieß, dass ihr Herz aufgehört hatte zu schlagen.
»Lin«, hörte man Cahir wieder ins Telefon sprechen. »Mein Beileid. Deine Mutter ist eben von uns gegangen.«
»Danke, dass du bei ihr gewesen bist und mir damit dieses letzte Telefonat ermöglicht hast.« antwortete ich und sah aufs Meer hinaus, wo gerade die Sonne aufging. Die ersten Sonnenstrahlen trafen mein Gesicht und erhellten in angenehmen Farben den Himmel. »Das ist doch schwerer, als gedacht.«
Azael zog mich an sich und hörte Cahir sagen. »Sie war alt und hat ihr Leben gelebt. Das ist der Lauf der Dinge. Gibt es etwas, das ich erledigen soll? Bestimmte Wünsche für die Beerdigung?«
Ich wischte mir die letzten Tränen weg und nickte. »Ja, ich schick dir den Standort, wo wir meinen Vater begraben haben.....zumindest das, was von ihm übrig geblieben ist.« erklärte ich und sah Azael vielsagend an, bevor ich mich wieder Cahir zu wandte. »Kannst du sie bitte auch dort vergraben. Ich möchte, dass....« die Tränen stiegen mir wieder in die Augen. »Ich würde gerne, dass sie zusammen sind.«
Azael zog mich an sich und flüsterte mir ins Ohr: »Es tut mir leid, Liebes.«
Ich spürte Az schlechtes Gewissen und kuschelte mich an ihn ran. Ich wusste, dass er sich immer schuldig fühlte und es ihm leidtat. Das würde wohl auch noch mehrere Jahrzehnte so gehen, aber ich hatte ihm verziehen. Er war nun mein verbundener und ich liebte ihn. Natürlich wäre der Gedankengang, dass mein Vater noch am Leben sei und meine Mutter ebenso verwandelt hätte, auch schön gewesen, aber ich würde mich auch mit der Realität zufriedengeben.
Es war nun einmal so. Ich ließ Azael spüren, dass ich ihn dafür nicht mehr verurteilte. Es waren auch einfach schon zu viele Jahrzehnte vergangen. Für ein Dämon waren diese Jahrzehnte vielleicht in Jahren zu rechnen, aber für mich war das immer noch viel. Die Zeit ging einfach zu schnell. »Ich liebe dich.« flüsterte ich Azael zurück, während ich ihm neben meiner Trauer auch meine Liebe spüren ließ. Dann wandte ich mich wieder dem Telefon zu. »Könntest du das machen, Cahir?«
»Nichts leichter als das, Süße. So und jetzt leg ich auf. Viel Spaß, wo auch immer ihr seid und ich halt euch auf den Laufenden, was die Regeländerung betrifft.«
Mein Verbundener zog mich näher an sich und kuschelte sich mit mir in die Hängematte. »Ich liebe dich auch.«
Ich schloss meinen Moment die Augen. Cahir würde also weiter nach einem Schlupfloch suchen, damit ich endlich zurück nachhause kommen konnte. Doch....wollte ich das denn noch? Immerhin war meine Mutter jetzt tot. Würde es mich nicht eher traurig machen, wenn ich wieder dort wohnen würde? Und meine Freundinnen waren auch schon älter.... Viel älter als ich aussehe.
»Azael?« begann ich fragend und sah mit meinen grünen Augen in seine wundervollen eisblauen Augen. »Welches Land hat dir bisher am meisten gefallen?«
Azael zuckte mit der Schulter und spielte an meinem Haar. »Es ist mir gleich, wo wir sind. Solange du da bist, ist es richtig.«
Ich musste lächeln, auch, wenn es etwas traurig wirkte. Doch ich sagte nichts mehr und genoss die Ruhe und diesen traurigen Morgen. Und zum Glück spürte Azael, dass ich diese Ruhe benötigte. Ruhe, um zu trauen.
Meine Mutter bekam eine Beerdigung und wurde bei meinem Vater beerdigt. Ich hoffte, dass sie nun beide ihre Ruhe fanden. Mein Leben dagegen ging weiter. Es waren genau 200 Jahre, alle meine liebsten waren bereits verstorben und um jeden einzelnen hatte ich getrauert. Cahir hatte eine Möglichkeit gefunden, dass wir nachhause kommen konnten, doch.....
Ich hatte andere Pläne. Während die Welt sich um uns herum veränderte, Kriege ausbrachen und Kriege beendet wurden. Länder zusammengeschlossen oder die Anzahl der Menschheit zunahm und wieder abnahm. Krankheiten die Welt erschütterten und Naturkatastrophen zunahmen, die Welt moderner und hochtechnologisch wurde, veränderte auch ich mich.
Ja, ich war ein Dämon, ein fast 300 Jahre alter Dämon und immer noch im Gegensatz zu Azael ein Baby, doch etwas begann sich in mir zu ändern.
Und ich begriff es, ohne eine ärztliche Diagnose.
»Az-« begann ich und sah ihn an, während wir beide auf unserer großen Jacht saßen und mitten auf dem Meer schwammen, irgendwo in der Nähe von Hululu. »Ich glaube, ich bin schwanger.« sagte ich und sah ihn abwartend an. Es war selten, dass Dämonen Kinder zeugten, aber nicht unmöglich. Nun es hat ja nur fast 300 Jahre gedauert.
Mein Verbundener erstarrte und sein Kiefer malte.
Dann sah er mich an und schluckte. »Ich weiß«, begann er und wirkte in fast 10.000 Jahren das erste Mal gänzlich unsicher. »Ich vermute es schon eine Weile.« Sein Blick schweifte auf das Wasser und den seichten Wellengang. »Wenn ich genau hinhöre, kann ich den Herzschlag hören.«
»Wow...das also damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte, das wird hier jetzt eine richtige Überraschung.« lachte ich und musterte Azael. »Du wirkst zum ersten Mal unsicher. Bist du wirklich schon über 10.000 Jahre alt?« versuchte ich mich mit einem Scherz.
Doch er sah mich weiterhin nicht an. »Dämonen sind ... im Allgemeinen keine guten Eltern, Liebes. Und ich bin einer. In jeder Hinsicht. Du ... warst einmal Mensch. Ich ... weiß nicht, wie ich das finden soll. Ich weiß nicht, wie ich ein Vater sein soll. Verstehst du das?«
Oh.
So war das also.
Ich lehnte mich zurück und sah nun ebenso auf das weite Meer. »Nun, ich würde dir vorschlagen einfach zu sein, wie du halt bist.« begann ich entspannt. Auch, wenn ich vielleicht in der Dämonenwelt noch jung war, fühlte ich mich viel reifer als damals, als Mensch.
Ich kletterte auf Azaels Schoß und zwang ihn mich anzusehen. »Liebevoll, zuvorkommend, gutaussehend, verlässlich, beschützend und einfach du selbst. Wenn du dir sorgen machen solltest, dass du wie deine Mutter wirst, dann irrst du. Ich spüre, dass du ein toller Vater sein wirst. Denn ich bin deine verbundene und alles was ich sage stimmt.«
In meine Augen sehend, seufzte er. Dann beugte er sich vor und küsste mich, bevor er sagte: »Du weißt, das Dämonen fast neun Jahre schwanger sind, oder?«
Mein Lächeln fiel wie meine Freude. »WAS?! Werde ich jetzt 9 Jahre einen fetten Bauch haben und....und Stimmungsschwankungen haben?! Nein du machst Witze oder?«
Azael sah mich an. Dann zupfte ein Lächeln an seinen Lippen. »Nun, ich würde dir vorschlagen, einfach so lange schwanger zu sein, wie du es eben bist«, wiederholte er mich fast mit identischen Worten. »Ich spüre, dass du eine tolle Schwangere sein wirst. Denn ich bin dein Verbundener und alles, was ich sage, stimmt.«
»Ich wollte nett zu dir sein, aber ich denke dich im Meer zu ertränken würde auch Spaß machen. Und-« ich kam ihm näher und sah ihn gereizt an. »das nächste mal, wenn ich dein Gesicht reite, ist es mir egal, ob du Luft bekommst oder nicht.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Und ich weiß, dass ich eine tolle Mutter werde. Aber 9 Jahre ist viel ....oder denke ich da schon wieder zu Menschlich?«
»Zu ersticken, während ich dich stöhnen höre, wäre ein schöner Abgang, Liebes.« Azael packte halb liebevoll, halb grob mein Gesicht und zog mich näher an sich, sodass unsere Lippen sich fast berührten. »Und das mit den neun Jahren, war ein Scherz. Du bist genauso lange schwanger, wie ein Mensch es wäre.«
Ich starrte ihn an und starrte. »Du hast mich also reingelegt?« stellte ich fragend fest und begann zu lachen. »Du hast mich reingelegt.« mit einem breiten Grinsen legte ich meine Lippen auf seine. »Du bist wahrlich ein Arschgesicht, weißt du das?«
Er erwiderte den Kuss und flüsterte in meinen Mund: »Aber eines, dessen Gesicht du gerne reitest, hm, Mummy?«
Ich schmunzelte. »Oh, und das werde ich heute auch sehr gerne tun, Daddy.« Ich küsste ihn wieder und als ich von seinen tollen Lippen abließ, fragte ich:
»Bist du glücklich?«
»Nein«, antwortete er ehrlich, weil ich die Lüge ohnehin spüren konnte. Aber bevor ich etwas sagen konnte, fügte er ehrlich hinzu: »Aber ich denke, ich werde es sein, wenn du etwas Geduld mit mir hast und mir die nötige Zeit gibst, dass zu ... verdauen.«
Seine Antwort stimmte mich auch etwas negativ, aber ich vermute, ich musste ihm die gewünschte Zeit geben. »Schon gut.« sagte ich daher nur und sah in seine Augen.
Wir hatten unendlich viel Zeit. Und so wie ich Azael kannte, würde er dieses Kind mehr lieben, als jeden anderen auf dieser Welt. Er wird unser Kind vergöttern. Sanft strich ich ihm über seine Wangen. »Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass ich froh bin, dich getroffen zu haben?« fragte ich amüsiert und versuchte mich von seiner Unsicherheit nicht beeinflussen zu lassen. Zumindest ich musste gute Laune haben und ihm zeigen, dass alles schon gut werden würde.
Bevor er antworten konnte, küsste ich ihn wieder. »Nein, nicht wahr? Dann muss ich es wohl jetzt sagen.« wurde meine Stimme leiser und ich sah Azael, meinem Verbundenen tief in die Augen; »Ich bin wirklich froh, dass ich dich getroffen habe und ich für die Ewigkeit an deiner Seite sein darf. Ich liebe dich, Azael Aiden.«
*** Ende ***
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