>>9. Liar<<
Ich betrat die dunklen Straßen von Sademanic. War seit Ewigkeiten nicht mehr hier... Dachte ich, während ich mich umsah. Ist es hier ruhiger geworden, oder kommt es mir nur so vor? Zumindest hatte ich noch niemanden gesehen, was mich verwunderte. Nervös fuhr ich mit meinen Fingern über meine Taschen, wo ich meine Waffen aufbewahrte. Nicht das optimalste, aber den Umständen entsprechend das Beste. Es würde schließlich wahrscheinlich eine Panik auslösen, wenn Passanten jemanden mit Pistolen rumlaufen sahen.
Ich hörte Schritte hinter mir, zückte in Sekundenschnelle meine Waffe und richtete sie auf die Person hinter mir. Die Frau hob ihre Hände und fragte mit zitternder Stimme: "Bist du... Eine von ihnen?" Ich hatte wohl meine erste Zeugin gefunden. "Von welchen? Ich komme aus New Screwtech und wollte mal schauen, was hier so abgeht. Nach der Videoübertragung." Sie schüttelte verzweifelt ihren Kopf. "Was machen diese wahnsinnigen Kinder denn noch alles? Sofern man diese Wesen noch als solche bezeichnen kann. Sie sind schreckliche Monster ohne Gnade."
Ich musste schlucken. Scheint so als wäre es doch echt gewesen. Aber was meint sie mit Monster? Ich meine, was können kleine Kinder schon ausrichten?
"Können Sie mir einmal die Geschehnisse schildern?" fragte ich nach. "Es passierte vor ungefähr einer Woche. Dann wurden die Monster zum ersten Mal gesichtet. Sie töten ohne Gnade und ohne Motiv. Sie sehen aus wie Kinder, aber es gibt keine Möglichkeit, dass das wirklich welche sind... Eines von ihnen kann das Wetter kontrollieren, die andere kommt aus dem Nichts und bringt ihre Opfer dazu schreckliche Dinge zu tun. Das letzte von ihnen kann die Gestalt verändern, aber das ist nur ein Gerücht. Sie scheinen Spaß am töten zu ha-"
Ein Unwetter zog aus dem Nichts herauf und die Frau wurde vor Schmerzen schreiend von einem Blitz getroffen.
"Sorryyy, aber du bist echt ein Plappermaul und bist mir auf die Nerven gegangen!"
Ein mir seltsam vertrautes Kind mit weißen Haaren kam auf Rollerskates angeflitzt und beäugte mich neugierig. "Halli hallo! Schön dich kennen zu lernen, ich bin Clover!"
"Das weiß ich bereits." antwortete ich trocken und richtete meine Waffe auf das Kind. "Und deine Spielchen hören auf. Ich will Antworten. Und zwar sofort."
"Och manoo! Du bist ja echt eine langweilige Erwachsene." Das Kind verschränkte deren Arme und verzog das Gesicht zu einem Schmollmund.
"Also erst einmal: Wie hast du es geschafft über die Hälfte des Fernsehens lahm zu legen und dieses Video abzuspielen? Für wen arbeitest du? Und was hast du für Tricks angestellt?"
"Ich sage nichts ohne meinen Anwalt. Mal abgesehen davon ist es illegal eine Waffe auf ein Kind zu richten. Darfst du die überhaupt haben?" Ich seufzte. Dieses Kind scheint nicht zu wissen in welcher Situation es sich befindet. Ich löste die Sicherung meiner Waffe. "Ich will Antworten." Das Kind rollte mit deren Augen. "Schön. Ich habe irgendwelche Knöpfe bei nem Computer in nem Fernsehturm gedrückt. Ich arbeite für niemanden. Und der Trick gerade war ein Gewitter. Das ist alles."
"Lüg mich nicht an!" Das Kind zuckte nur mit deren Schultern. "Ich sage die Wahrheit. Kannst mir auch gerne dieses Wahrheitsmitteldingens geben was immer in Filmen benutzt wird. Ich werde dir immer noch das selbe sagen." Wie du willst... Ich kramte aus meiner Tasche eine Schatulle mit Pillen, während ich meine Waffe weiterhin auf das Kind richtete.
"Guten Appetit." murmelte ich genervt.
"Boah ist das ekelhaft, ich hab mir das geiler vorgestellt!" beschwerte Clover sich. "Nicht mein Problem." antwortete ich kalt, während ich meine Fragen wiederholte, aber zu meinem Ärger komplett unlogische Antworten von Dämonen, Jokern, Teddybären und was weiß ich bekam. Die einzig brauchbare Information war die Anzahl der Leute, die dieses Kind abgeschlachtet hatte.
"Du bist trotzdem verhaftet!" beschloss ich frustriert. Das Kind fing an zu lachen. "Wieso? Ich helfe euch doch nur! Und seit wann werden Helden verhaftet?" fragte es verwirrt.
"Du bist kein Held sondern ein kaltblütiger Mörder. Du verdienst es eingegittert zu werden." sagte ich kalt. Was ist mit diesem Kind falsch? Es denkt doch nicht ernsthaft, dass es das richtige tut?
♧◇♡♤
"Du bist kein Held sondern ein kaltblütiger Mörder. Du verdienst es eingegittert zu werden." In ihrer Stimme lag keinerlei Erbarmen und ich zuckte zusammen. Ich war... Kein Held? "Aber ich bringe nur böse und gemeine Menschen um! Damit helfe ich doch... Oder?" versuchte ich mich zögerlich zu verteidigen.
"Nein, Menschen zu töten ist falsch, egal wie man es dreht und wendet. Du bist nicht besser als die, die du so sehr zu verachten scheinst."
"LÜGNER!" schrie ich verzweifelt. Tief in meinem Inneren habe ich es doch immer gewusst, dass Mord falsch ist. Ich habe es nur immer versucht zu ignorieren. Doch bei jedem Leben, welches ich auslöschte, nagte etwas in meinem Inneren. Es ist mittlerweile kaum noch erträglich. Es zernagt meinen ganzen Körper und es tut weh. Ich will das nicht mehr. Aber bei dem Gedanken an Asmodeus' Reaktion überkam mich eine überwältigende Furcht, die schlimmer als der Schmerz meines schlechten Gewissens war.
"Du bist der Lügner. Du belügst dich selbst. Akzeptier dein Verbrechen. Elender Mörder."
Sie kam mir immer näher und ich musste dem Drang widerstehen wegzurennen. "Was hast du mit mir vor?" fragte ich unsicher, auch wenn ich es mir schon denken konnte. Ich sollte wohl einfach meine Strafe akzeptieren... Ich habe es ja eh verdient.
"Ich habe doch bereits gesagt, dass ich dich eingittern werde! Und keinerlei Tricks, verstanden?"
Panisch versuchte ich mir einen Plan auszudenken und kam auf drei Möglichkeiten: Nummer 1, ich tötete sie. Aber dann müsste ich zu Asmodeus zurück. Nummer 2, ich bot ihr meine Hilfe an. Aber meine Freunde zu verraten wäre falsch. Ich bin schon froh, dass sie bei meinem Verhör keine verwertbaren Infos bekommen hat. Nummer 3, ich ergebe mich. Aber mein restliches Leben in einer Zelle zu verbringen wäre schrecklich.
"Kommst du jetzt, du Mörder?" Ihre Worte durchfuhren mich wie eine Kralle und drohten mich von innen zu zerreißen. Sie hat Recht. Sie ist nicht im Unrecht, sondern ich. Sie sagt die grausame Wahrheit und ich versuche mir immer noch eine Lüge einzureden.
"... Hassen Sie mich wirklich so sehr?" Ich konnte es nicht verhindern, dass sich erneut Tränen in meinen Augen sammelten und eine Regenwolke über meinem Kopf bildete. Ich fühlte mich, als würde ich in meiner Schuld ertrinken.
"Och Cosmooo, du kannst doch nicht kleine Kinder zum heulen bringen."
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