>>2. Bandages<<
"Ich sehe ja wie okay du bist! Das ist das dritte Mal in dieser Woche und wir haben gerade mal Mittwoch!"
"Es war ein Un-" versuchte ich mich herauszureden, doch ich wurde von meinem besten Freund unterbrochen. "Jaja, ein Unfall. Mal wieder. Niemand ist so tollpatschig und legt sich drei mal in der Woche aufs Maul!"
Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und verzog mein Gesicht zu einem Schmollen. "Wer hat dir das angetan, Clover?" hakte er weiter nach. "Niemand!" beharrte ich. "Mhm is klar. Dann sag mir wenigstens was dieses Mal dein Unfall war."
"Alsooo ich habe Rollschuhfahren auf einer unebenen Strecke geübt und mich dann gemault. Das ist alles!"
"Seid ihr jetzt fertig?" fragte mein Sportlehrer frustriert, der das ganze Gespräch mit anhören musste.
"Klar, ich mache selbstverständlich mit!" meinte ich zuversichtlich. "Nein tust du nicht!" widersprach Kevin mir. "Oh doch und wie ich das tun werde!"
Herr Müller seufzte. "Du setzt dich auf die Bank, mit deinen Verletzungen lass ich dich nicht mitmachen. Ich weiß zwar nicht was du hast, aber die Art wie du läufst spricht Bände. Du darfst meinetwegen den Schiedsrichter übernehmen." Ich rollte mit den Augen und knurrte ein "Verräter" in Richtung Kevin, der nur den Kopf schüttelte.
Die Sportstunde ist wie zu erwarten ziemlich langweilig, aber immerhin konnte ich die legendäre Trillerpfeife benutzen, wenn Kevin beim Fußball auch nur Anzeichen eines Fouls zeigte. Leider nahm mir Herr Müller die nach ner Weile weg und übernahm selbst den Schiedsrichter.
"Ich will deine Eltern sprechen." meinte Herr Müller während er seine Klasse beobachtete und ich verschluckte mich an meinem Orangensaft.
"Die haben leider keine Zeit!" meinte ich schnell, während ich noch hustete.
"Gut, wann hätten die denn Zeit für ein Gespräch?"
"Gar nicht! Die sind leider sehr voll geplant, ich glaube das wird nichts haha." Ich kratzte nervös lachend meinen Hinterkopf.
"Okay. Aber wenn sie Zeit haben sollten, kannst du dich jederzeit bei mir per Handynachricht melden." bot er mir an. Ich nickte nur schnell. "Werde ich, machen Sie sich da keine Sorgen!"
Ich holte meine Kopfhörer aus meinem Rucksack und hörte Musik, während ich es Herr Müller gleich machte und meine Mitschüler beobachtete. Kevin schlägt sich heute echt nicht schlecht... Ich würde gerne mitspielen. Deprimiert folgte ich mit meinem Blick dem Ball, wie er hin und her gekickt wurde. Ich gähnte. Gestern hätte ich wirklich eher schlafen gehen und nicht bis drei Uhr morgens meine Zeit mit Videospielen verbringen sollen. Zu meiner Verteidigung: Bei dem Lärm, den meine Eltern mal wieder angestellt hatten, hätte ich eh nicht einschlafen können.
Die Schulglocke erlöste mich von meiner Langeweile und ich packte meine Sachen ein. Danach ging ich zu Kevin, der völlig außer Atem war, um ihm zu seinem Sieg zu gratulieren. "Warst echt super Bro!" Er lächelte. "Danke! Bist du mir eigentlich noch böse, dass du nicht mitmachen durftest?" Ich schüttelte vergnügt meinen Kopf. "Natürlich nicht! Wir sind doch Freunde! Außerdem wollte ich noch fragen, ob du heute Nachmittag Lust hast dich mit mir zu treffen?" Er nickte zustimmend. "Klar, warum nicht? Dann kann ich aufpassen, dass du dich wieder hinlegst!" meinte er grinsend.
Nachdem wir von ihm zu Hause sein Skateboard abgeholt hatten, befanden wir uns jetzt im Skatepark. "Übrigens kann ich jetzt n neuen Trick!" verkündete er stolz. "Zeig mal!" meinte ich aufgeregt. Er ist echt unglaublich was das skaten angeht, dachte ich fasziniert während ich ihn beobachtete.
"Hey! Das kann doch nicht wahr sein!" rief Kevin frustriert, nachdem ich ihn ein weiteres Mal in seinem Lieblingsvideospiel besiegt hatte. "Offensichtlich doch." meinte ich grinsend und aß einen Kartoffelchip. Sour Cream ist die beste Sorte, versucht nicht mich vom Gegenteil zu überzeugen. "Wieso bist du so gut da drin?" fragte er genervt. "Naturtalent oder so?" schlug ich vor, während ich auf den Bildschirm schaute wo ein blauer Igel mit einem triumphierenden Blick auf den von ihm vorhin besiegten Lauch schaute, welcher eine grüne Cap und eine blaue Latzhose trug.
"Uff, ich habe keinen Bock mehr." äußerte er demotiviert. "Wir können auch gerne n Film schauen oder so!" Er nickte. "Hört sich gut an. Wie wäre es mit mit dem neuen Film mit den Assischülern der 9b auf der Gesamtschule?" Ich grinste. "Klar, natürlich! Schließlich konnte ich den nicht im Kino schauen."
Mitten im Film klingelte mein Handy. Verdammt! fluchte ich innerlich, als ich sah wer anrief. "Ich muss leider gehen!" sagte ich zu Kevin, während ich meinen Rucksack über meine Schulter warf und aus dem Haus stürmte.
"Wo warst du schon wieder?" fragte er wütend, nachdem er die Tür aufgerissen hatte. Der mehr oder weniger gewohnte Gestank von gewissen Substanzen kam mir entgegen. Oh fuck, dachte ich nur. Er hat wieder einen seiner schlechten Tage. Ist ja auch eigentlich kein Wunder bei dem Streit den er gestern hatte.
"Ich war bei Kevin." antwortete ich knapp.
...
"Geh auf dein Zimmer! Morgen hast du Hausarrest." Ich nickte nur und rannte so schnell wie möglich in mein Zimmer, für den Fall das er es sich anders überlegte. Bei dem Typen kann man nie wissen, dachte ich. Ich klebte ein Pflaster auf meine neue Wunde, welche immer noch höllisch brannte. Man, warum verheilt das so langsam? Meine Pflaster gehen aus und mein Taschengeld wurde mir von ihm auch gestrichen. Warum wurde er auch gekündigt? Und woher hat er dieses Zeug überhaupt? Wurde im Geschichtsunterricht nicht immer gepriesen, was wir für eine tolle Gesellschaft nach dem dritten und größten Krieg hatten?
Der Schmerz schwand nach einer Weile, genauso wie mein Frust. Zurück blieb nichts außer meine Gedanken und eine gewisse, innere Leere. Was soll das eigentlich hier noch alles? Warum?
"Hör auf depri zu schieben, ist ja echt langweilig. Wie wäre es wenn du es ihm heimzahlst?" schlug eine Stimme aus der Finsternis vor.
Ich schrie erschrocken auf, als ich ein schwarzes Monster in der Finsternis lauern sah.
"Du kannst ja doch noch was fühlen, das freut mich! Eine leere Marionette wäre aber auch echt lame."
"Ich habe keine Angst vor dir!" rief ich, als ich mich wieder gefasst hatte.
"Das wäre auch viel zu durchschnittlich. Die anderen Kiddos haben sich immer in die Hosen gemacht, wenn sie mich gesehen haben. Aber naja, nicht so wichtig."
"Willst du Stress?!" fragte ich wütend, während ich meine Hände zu Fäusten ballte.
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