Die Namen der Namenlosen
"Du wirst WAS?!" Frechdachs sah mich entgeistert an, ihre Augen funkelten, sie bleckte die Zähne. "Das hätte ich nicht von dir erwartet", fauchte sie mich an, "Ich dachte, du wärest unser Freund."
Ich schluckte. In meinen Augen lagen Tränen. "Ich habe mich entschieden", sagte ich, "wir - wir können doch immer noch Freunde bleiben."
Frechdachs lachte. Es war ein kaltes, eisiges Lachen, das mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. "Ich und ein Schwächling wie du?" Sie sah mich in abgrundtiefer Verachtung an. "Ich bin nicht mit jemandem befreundet, der meinen Clan verraten hat."
Ich nickte und ging.
Ein für alle mal. Ich würde nicht zurückkehren.
Ich drehte mich nicht noch einmal um.
Ich hatte mich entschieden.
Wir hörten ihre Rufe schon von Weitem, viel früher, als wir sie sahen. Vier Clans marschierten auf den Heiligen Pfahl zu - alle vier Clans. Alle vier Clans gegen uns.
Wir waren ein lustiger Trupp. Die vierzehn Engagierten Hauskätzchen™ konnten nicht kämpfen, die drei Industrie-Katzen sahen aus, als hätten sie es bereits schon und Katze lief die Reihe ihrer Rekruten auf und ab - außerdem hatten sich die zwei Katzen vom Supermarkt angeschlossen und nicht zuletzt war ich auch dabei. Der kleine, graue Kater, der sich mittlerweile nicht ganz sicher war, ob er hier richtig war.
Fünfundzwanzig Katzen, wenn man Ringo und seine Clique mitzählte. Fünfundzwanzig Katzen gegen vier Clans. Das konnte einfach nicht gut gehen.
Katze stellte sich mitten in den Kreis unseres kleinen Trupps und hob die Stimme. "Die meisten von euch haben noch nie gekämpft", stellte sie fest, "aber es ist nicht unser Ziel, sie zu besiegen. Unser Ziel ist es, zu kämpfen!"
Zögerndes Jaulen kam auf, vor allem von Iris und Golda. Der Rest sah weniger begeistert aus, nicht einmal die Engagierten Hauskätzchen™ wirkten engagiert. Die Clans kamen aus allen Richtungen auf uns zu, in nicht allzu langer Zeit würden sie den Heiligen Pfahl erreichen. Bei dieser Vorstellung wurde mir übel.
"Jeder von euch ist ein Held", sagte sie. "Wenn ihr verwundet seid, lauft zum Uraltenheim, dort werden einige von uns warten und euch versorgen." Die fünf ungeschicktesten Engagierten Hauskätzchen™ hatten wir tatsächlich dort gelassen, zusammen mit meiner Mutter und der Tierheimkatze. "Denkt an unseren Plan und lasst mich reden!", fügte sie mit mahnendem Blick auf Stahlbeton hinzu.
Wir hatten nicht mehr die Zeit, zu antworten - in diesem Augenblick traf der erste Clan ein. Mein Herz schlug mir bis zum Hals - ich hatte lange überlegt, ob ich mich wirklich dieser Gruppe anschließen sollte, zusammen mit Katze, aber jetzt, wo ich meine ehemalige Familie sah, musste ich erneut daran zweifeln.
Der Blick, in dem Frechdachs mich angesehen hatte - so voller Verachtung, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Am liebsten hätte ich geweint.
Alle waren da - Großmaul mit Glücksstern an der Spitze, dahinter Dummkopf und seine Schwester Sturkopf, Maulbeere, Fettauge, Schnarchnase, Mauerblume und alle anderen, die mich immer ignoriert hatten. Im Getümmel konnte ich Frechdachs' wunderschöne grüne Augen sehen. Sie bleckte die Zähne, als sie mich entdeckte.
"Faulpelz!" Großmaul wirkte überrascht. "Was wird das hier?"
Ich warf Katze einen Blick zu. Sie nickte. "Ich habe mich entschieden", sagte ich.
"Wir alle haben uns entschieden", fügte Katze hinzu und deutete auf die Katzen hinter sich. "Wir wollen leben. Wir wollen fühlen und wir wollen denken." Sie lächelte Glücksstern und Großmaul aufgesetzt an. "Selbst denken."
Großmaul funkelte mich an. "Wir haben dich aufgezogen. Wie kannst du nur zu diesen Streunern halten?"
Katze legte den Kopf schräg und zuckte mir den Ohren. "Ihr habt mich großgezogen", sagte sie, "und dann habt ihr mich vergessen. Auf solche Leute kann ich sehr wohl verzichten."
Großmaul blinzelte verwundert. Sein Blick wanderte zu Glücksstern, der ebenso verwirrt aussah. Katze lächelte.
"Ich habe euch meinen Namen nicht verraten", erinnerte sie und warf mir einen Seitenblick zu. Mein Herz blieb stehen. "Aber das werde ich jetzt nachholen." Sie schüttelte sich und machte eine ausladende Geste, dann sah sie mich mit glänzenden Augen an. "Du kennst meinen Namen, habe ich recht?"
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