Ungezähmt
„Verdammt noch mal!"
Lissa fuhr im Bett hoch, ihr Puls raste. Sie drehte den Kopf, schaute auf den leeren Platz neben sich. Im Wohnzimmer schepperte es. Glas, das in tausend Stücke zersprang. Gefolgt von einem weiteren Fluch.
„Wenn ich dich erwische, du kleiner Satansbraten. Kein Thunfisch mehr für dich. Nie wieder."
Lissa schmunzelte, Sie schwang träge die Beine über den Rand und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Unter gar keinen Umständen betrat sie mit nackten Füßen den Nebenraum. Gähnend zog sie die einen Spalt offenstehende Schlafzimmertür auf und entdeckte das angerichtete Chaos. Scherben lagen über den Parkettboden verteilt. Donn kniete mitten zwischen ihnen, und sammelte sie mit bloßen Händen zusammen.
„Verflixte Katze", knurrte er weiter, sah sich missmutig um. Lissa hielt ebenfalls Ausschau nach ihrem Haustier, doch das Katzenkind war nirgends zu sehen. Sie machte einen Schritt vorwärts, um das Kehrblech aus der Küche zu holen, als etwas Weiches ihr Bein streifte. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah gerade noch eine rote Schwanzspitze unter dem Bett verschwinden. Lächelnd schloss sie hinter sich die Tür. Dort drinnen war der kleine Teufel vorläufig sicher, bis die Wut ihres Freundes verraucht war.
„Könntest du deinem Haustier mal Manieren beibringen? Ich bin es satt, hinter dem Satansbraten aufzuräumen." Er nickte auf seine mit Scherben gefüllte Hand, ein dünnes Rinnsal Blut lief seinen Arm hinab. „Schau, was sie diesmal angestellt hat."
„Und wie ist es dazu gekommen?" Lissa stemmte die Arme in die Seiten. Sie hatte eine Ahnung, was zur Zerstörung der Vase geführt hatte. Donn wich ihrem Blick aus, schielte dann zu ihr hoch. „Dachte ich es mir doch. Wenn du mit ihr herumtollst, ihre Mäuse und Bälle quer durch den Raum pfefferst, musst du dich nicht wundern, wenn sie wie eine Besessene hinterherjagt. Abgesehen davon ist es wirklich nicht klug, weiterhin zerbrechliche Gegenstände irgendwo aufzustellen."
„Was hast du an der Deko auszusetzen?", maulte der Tod und wandte sich wieder den Scherben zu. „Kannst du mir mal ein Taschentuch reichen?"
„Wieso? Stirbst du an der kleinen Schnittwunde?" Lissa lief weiter zur Küche, kehrte gleich darauf mit dem Kehrblech zurück. Sie hockte sich neben ihren Freund und fegte die Überreste der Glasvase zusammen. „Und ich habe nichts gegen Deko. Nur gegen solche, die zerbrechlich ist. Was meinst du, wie das in ein paar Jahren sein wird, wenn wir ein Kind haben? Dann kannst du nichts mehr unbeaufsichtigt lassen. Dagegen ist unsere Katze harmlos, nach allem, was ich in den vergangenen Tagen über Dämonenkinder gehört habe."
„Na ja, wenn wir ein Baby bekommen, wird es kein richtiges Dämonenkind sein. Dafür bist du zu lieb und zu brav. Cassandra oder Lilith dagegen, die werden Probleme mit ihrem Nachwuchs bekommen."
„Lilith ist kaum noch bei Aswa wegzubekommen, seitdem sie ihm die Chance gegeben hat, sich ihr zu beweisen." Lissa zog ihr Nachthemd aus und tupfte damit Donns Wunde ab. „Bin gespannt, welche von meinen Freundinnen eher Mama wird."
„Wenn du dir nicht ganz schnell etwas anziehst, könnt ihr zu dritt einen Wettkampf daraus machen." Ihr Freund fixierte mit seinem Blick ihre Brüste.
„Vergiss es." Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Hol den unanständigen Gedanken da oben ganz schnell wieder raus. Du kannst es nicht einmal mit einer Katze aufnehmen. Da kommst du mit einem Sohn oder einer Tochter erst recht nicht klar."
„Hast ja recht." Er seufzte. „Mag gar nicht daran denken, was das für Arbeit wäre. Wie soll ich dann Seelen einsammeln, wenn mich ein kleiner Quälgeist die ganze Nacht über wach hält? Nein, das brauche ich nicht. Nur du darfst mich wachhalten." Er beugte sich zu Lissa vor, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Weißt du, was wir jetzt machen könnten, da du so früh aufgewacht bist?" Donn sah ihr tief in die Augen.
Hinter ihnen kratzte etwas am Holz. Gedämpft von der Schlafzimmertür erklang ein klägliches Maunzen. Lissa schmunzelte. „Hm, lass mich überlegen. Als erstes bringen wir die Scherben weg, dann staubsaugst du hier ordentlich durch, damit Akuma sich nicht verletzt..."
„Und dann füttern wir den kleinen Teufel, damit sie uns wenigstens ein paar Minuten Ruhe gönnt", fügte Donn seufzend hinzu.
Eine halbe Stunde betrachteten beide verzückt das Katzenkind, das gemächlich sein Nassfutter fraß. „Wenn sie so unschuldig vor einem sitzt, könnte man sie fast für eine normale Katze halten." Der Tod zog seine Freundin näher an sich heran.
„Akuma ist eine normale Katze, nur noch ein wenig ungezähmt." Lissa wand sich aus seinen Armen und lief hüftschwingend zum Badezimmer. Sie bleib noch einmal stehen und warf Donn einen Blick über die Schuler zu. „Wollten wir nicht zusammen duschen, bevor wir rüber ins Büro müssen?"
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