Herbst
Dieser Herbst war anders. Die Gewissheit, das der Sommer unser letzter gewesen sein könnte dominierte all meine Gedanken. Aber wir hatten doch noch Zeit- das dachte ich jedenfalls. Aber still und heimlich fiel die bunte Blättertracht von den Bäumen und begrub alle Sorgen unter sich.
Ich schrieb mich fürs College ein. Du wolltest gegen den Willen deiner Mittet eine Ausbildung zur Tierpflegerin machem. Unmöglich, das wussten wir beide, aber ein kleiner Protest inmitten all den kalten Fassaden erschien dir und mir gerecht.
Die Blätter fielen von den Bäumen, während wir durch das Rot und Gelb spazierten. Graue Wolken türmten sich zu riesigen Himmelskriegen hinauf, die sich mit lautem Donner ankündigten. Einmal bemerktest du, dass das Grau am Himmel so viel schöner sei als das in jedem Farbkasten, weil es egal wo es ist, immer wieder blau wird. Ich fand das irgendwie poetisch.
Aber du hattest Recht. Nach jedem Gewitter erfüllte ein strahlendes Blau den Himmel, ein wunderbarer Kontrast zu den beißenden Rottönen um uns herum.
Es wurde kälter, die Menschen begannen sich mit dicke Jacken zu kleiden, mit in die Taschen gesteckten Händen durch die Straßen zu eilen, und mit auf den Boden gerichteten Blick ein unbestimmtes Ziel anzustreben.
Ich bemerkte das alles nicht. Ich freute mich über das Rot deiner Wangen, das Funkeln in deinen Augen und dein Lachen, das die kalte Luft durchschnitt.
Die mitleidigen Blicke blendete ich aus. Das Getuschel, wenn uns alle auf unseren Spaziergänger überholten, überhörte ich. Die in Handschuhe gesteckten Hände, die auf uns zeigten, ignorierte ich.
Denn der Herbst war gekommen. Rot und Gelb erfüllte unsere kleine Stadt, und wir waren glücklich.
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