Frühling

Die ersten Blumen bahnen sich einen Weg ans Licht, zu mir. Kleine weiße Knospen sprießen aus der Erde, doch noch sind sie nicht bereit ihr wahres Antliz der Welt zu zeigen und verschließen sich vor allen neugierigen Augen.

Wenn ich zu dir komme, dann knirscht der seichte Kies unter meinen Füßen, meine Kleidung raschelt und ich spüre wie sich das Bett senkt, wenn ich mich neben dich setzte und dir übers Haar streiche.

Deine Augen blicken mich glanzlos an, deine Gestalt wirkt so zerbrechlich wie die kleinen Eiskristalle morgens am Fenster und deine Hand ist so zart, dass ich mich  gar nicht mehr traue, überhaupt deine Hand zu nehmen.
Doch du nimmst meine Hand in deine und deine Finger umschließen sie. Schwach, dennoch unbeugsam.

Der Frühling sollte dir neue Kraft geben, haben die Ärzte gesagt . Aber mir scheint, er zieht an dir, saugt  alles Leben aus dir hinaus.

Wenn du gehst, dann geh friedlich.

Es ist zu früh. Die ersten Sonnenstrahlen tasten sich gerade erst über die kahlen Baumwipfen. Du könntest es sogar sehen. Ein Blick aus dem Fenster. Ich würde es dir gerne zeigen.  Dir das Vogelgezwitscher ein letztes Mal zu hören geben und die Freude in deinen Augen aufblitzen sehen.

Im Moment ist das einzige was du hören könntest, das Piepsen der Maschinen.

Es piept einmal. Hast du nicht gesagt, alles wird gut?

Es piept ein zweites Mal. Nächste Woche beginnt deine Schicht bei dem Tierheim. Sie sagen, du solltest dich über Hunde informieren.

Es piept zum dritten Mal.

Wolltest du nicht ein letztes Mal den grauen Himmel sehen?
Du hast gesagt, jedes Gewitter geht vorbei. Auch dieses. Das die Wolken auf dem Röntgenbild verblassen werden, wie die Gewitterwolken am Himmel. Du hast gesagt, jedes Gewitter geht vorbei.
Jedes.

Jetzt ist es vorbei.

Stille.

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