Kapitel 28 - Neujahrswünsche
„CARTER! MALFOY!" Adley und Jill duckten sich hinter ihrer Wand aus Schnee, während ein wütender Professor Aiden auf sie zugelaufen kam. Er hatte einen schwarzen Schal um den Hals gebunden und seine Augen funkelten wütend. Mit dem Schlenker seines Zauberstabes lenkte er die Schneebälle ab, die von Pascal und Edwin gekommen waren, die den Verwandlungslehrer noch nicht bemerkt hatten.
Es war der vierte Januar, und kurz nach Jahreswechsel hatte es einen weiteren extremen Schneesturm gegeben. Kaum einer der Schüler, die in den Ferien in Hogwarts geblieben war, war nun noch im Schloss zu finden. Die meisten tobten im Schnee, fuhren Schlittschuh auf dem schwarzen See oder bauten Schneemänner.
Oder, wie im Fall der Drachenfüchse, wurden Schneeballschlachten auf Leben und Tod ausgeführt. Obwohl man sich geeinigt hatte den Paragraph 'Tod' doch nicht allzu ernst zu nehmen, hatte Pascal stark dagegen protestiert.
„Was will der denn jetzt? Hast du ihn getroffen?", fragte Adley erschrocken und formte in seiner Hand schon den nächsten Ball. Jill schüttelte den Kopf und warf ihren Ball auf Amanda, die gerade hinter eine andere Wand aus Schnee gelaufen war. Adley deutete nach links, da Professor Aiden von rechts kam und gemeinsam traten sie die Flucht an.
In Vorbereitung auf eine epische Schlacht hatten sie mehrere Befestigungsmauern angelegt und während Edwin und Pascal sich gerade mit Amanda und Leonie bekriegten, konnte Tamara Jill und Adley bei der Flucht helfen und es dauerte schließlich eine halbe Stunde, bis der hochrote und wütende Verwandlungslehrer sie dann doch erreichen konnte. Dabei hatte er dann doch einige Bälle einstecken müssen, und es schien seine Laune nicht gerade aufgeheitert zu haben.
„Jetzt hören sie doch auf mit diesem Versteckspiel. Sie werden jetzt mitkommen, die Direktorin erwartet sie beide. Los!" Wie aufgeschreckte Hühner liefen Adley und Jill in Richtung Schlossportal und aus dem Augenwinkel bekam Adley noch mit, wie Professor Aiden sich an Pascal wandte, kurz bevor er von Edwin einen Schneeball direkt auf die Nase bekam.
Jill klopfte sich den Schnee von dem Umhang und grinste bis über beide Ohren.
„Das war lustig!", rief sie aus und steckte ihre Handschuhe in die Tasche ihres Umhangs, Adley tat es ihr gleich und atmete etwas hektischer.
„Aber wie. Jetzt frag ich mich aber langsam, was Professor McGonagall nur von uns wollen könnte. Hast du etwas angestellt und meinen Namen mit drunter gesetzt?" Jill schüttelte den Kopf und ihr Grinsen wich einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.
„Nein. Wenn, dann hätte ich dich doch gezwungen, mir zu helfen."
„Stimmt." Dann kam Adley plötzlich eine Idee. Er erinnerte sich an den Brief, wie versprochen hatte er niemanden davon erzählt, nicht einmal Jill oder Pascal. Und vielleicht rief die Professorin sie beide zu sich, da Jade sich gemeldet hatte. Sie bogen gerade in den Gang zum Schulleiterbüro ein, als Pascal und Professor Aiden hinter ihnen auftauchten. Kaum hatten sie die steinernen Figuren vor dem Eingang erreicht, sprach Professor Aiden auch schon das Passwort:
„Caithness." Dann öffnete sich der Gang und die drei Schüler folgten ihrem Lehrer auf die sich von selbst bewegende Treppe. Professor Aiden klopfte kurz an der dunklen Holztür, ehe er diese öffnete und in das Büro der Schulleiterin eintrat.
Der Raum war vollgestellt mit kleinen Tischchen, Büchern, Sanduhren und anderen Gerätschaften. Adley erhaschte einen Blick auf die Wand, an der alle Schulleiter hingen, doch bis auf die letzten beiden, Professor Snape und Professor Dumbledore, schienen alle Gemälde zu schlafen.
Hinter dem großen Tisch mit den Klauenfüßen saß Professor McGonagall und musterte ihre Besucher eindringend, Professor Aiden beschwor drei Stühle und Adley nahm zwischen Jill und Pascal platz.
Die drei Schüler starrten die ältere Hexe gespannt an, diese rückte ihre Brille zurecht, ehe sie die Hände wieder vor ihrem Gesicht zusammenfaltete. Nach weiteren 5 Minuten, die niemand sprach, erhob Adley das Wort.
„Entschuldigen Sie, Professor McGonagall, aber warum genau haben Sie uns drei zu sich gerufen?" McGonagall seufzte fast unmerklich und richtete sich ein wenig auf. Hinter ihr konnte Adley die beiden Gemälde sehen, die sie drei auf ihre Art und Weise musterten.
„Ich habe eine Frage und möchte, dass sie ehrlich antworten." Sie sah jedem kurz in die Augen und erst, als sie alle drei zustimmend genickt hatten, fuhr die Professorin fort.
„Es gibt einen Brauch zu Neujahr, an dem Hexen und Zauberer ihre tiefsten Wünsche aufschreiben und dann verbrennen, um sie so zur Erfüllung zu bringen. Haben sie diesen Brauch auch vollzogen?" Adley schaute die Professorin verwirrt an. Tatsächlich hatten sie gemeinsam mit den anderen Drachenfüchsen diesen alten Neujahrsbrauch durchgeführt und alle ihren sehnlichsten Wunsch aufgeschrieben.
McGonagall nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
„Was genau haben sie sich gewünscht?", fragte sie nun und Adley riss die Augen auf. „Aber, wir dürfen doch nicht-", fing Pascal an, wurde jedoch durch den strengen Blick der Professorin zum schweigen gebracht.
„Ich habe mir gewünscht... das Jade und Noah schnell wieder bei uns sind... bald haben sie Geburtstag und es wird Ostern sein und dann die Sommerferien..." Jill musste sich zusammenreißen um nicht in Tränen auszubrechen und Adley legte ihr stumm eine Hand auf den Arm. Er schaute die Professorin nicht an, während er erzählte.
„Mein Wunsch war es, meinen besten Freund und meine beste Freundin bald wieder bei mir zu wissen..."
„Ich... will Jade in den Arm nehmen und ihr sagen, dass sie eine Heldin ist und keine Schuld am Tod von... von Casey trägt. Und ich habe mir gewünscht, bald wieder Haarexperimente bei Noah durchführen zu können", öffnete sich nun auch Pascal und auch ihr Blick war nun zu Boden gewandt.
Stille kehrte in das Büro ein, unterbrochen von den leisen Schluchzern Jills.
„Starke Herzen, voller Liebe. Es wundert mich nicht, dass dieser alte Zauber tatsächlich seine Wirkung gefunden hat." Adley riss den Kopf hoch, als eine ihm unbekannte Stimme gesprochen hatte. Sein Blick fiel auf das Gemälde von Professor Dumbledore, welches ihn traurig lächelnd ansah.
„Wie... wie bitte?", fragte Adley laut und der Zauberer rückte seine Halbmondbrille zurecht, die ihm etwas zu weit nach vorne gerutscht war.
„Oh ich denke, Sie haben mich schon richtig verstanden, Mr. Malfoy. Der Wunsch von Ihnen und ihren beiden Freundinnen hat eine Magie ausgelöst, die das Schicksal ändern kann. Sie haben schreckliches durchlebt und die Liebe in ihrem Herzen hat solch eine Kraft angenommen, dass ein alter Brauch mit einem längst vergessenen Zauber wieder lebendig wurde. Ihr Wunsch soll sich erfüllen." Adley sprang auf und krallte sich an der Tischkante fest.
„Nein!", rief er erschrocken aus. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und Freudentränen rollten ihm über die Wangen.
„Sie wollen uns nicht ernsthaft sagen, dass Noah und Jade und all die anderen bald wieder frei sein werden?" Dieses Mal antwortete nicht das Gemälde, sondern Professor McGonagall, die Adley zunächst wieder zum Hinsetzen animierte.
„Tatsächlich ist dem so und wir können uns das selbst nicht erklären. Wir bekamen aus dem Ministerium die Nachricht, dass die junge Miss Graeham es geschafft hat, eine Nachricht an die Außenwelt zu schreiben. Durch diesen Kontakt konnten wir nicht nur den Standort der Todesser, sondern auch ihre Stärke und Schutzmaßnahmen herausfinden. Heute Morgen erreichte uns eine weitere Eule." McGonagall stockte kurz und warf einen Blick zu Professor Aiden, ehe sie fortfuhr. Jill krallte sich inzwischen in Adleys Arm, doch er spürte den Schmerz kaum, sein Kopf ratterte und in seinen Ohren rauschte es.
„Es gibt Gerätschaften, die Magielevel und antike Zauber messen können. Und eines dieser Geräte schlug letzte Nacht ungewöhnlich stark aus. Kurz darauf kam ein weiterer Brief von Miss Graeham an, der erklärte das in drei Tagen, dem 7. Januar, eine große Versammlung im Hauptquartier der Todesser stattfinden würde. Sie konnte uns bisher keine Namen übermitteln, aber sie versicherte, dass die meisten Drahtzieher vor Ort sein würden und nannte uns geheime Eingänge und Schwächen in den Schutzzaubern." Mit jedem Wort, das die Professorin sprach, wuchs Adleys Hoffnung und sein Herz schlug ihm inzwischen bis zum Hals.
„Die Auroren bereiten sich inzwischen vor und auch einige Lehrer von Hogwarts werden sich an der Rettungsmission beteiligen." Dabei warf McGonagall erneut einen Blick zu Professor Aiden. Anscheinend schien er auch einer der Lehrer zu sein. Doch Adley kümmerte dieser Gedanke recht wenig, denn alles woran er nun denken konnte, war die Tatsache, dass er seine besten Freunde schon sehr bald wieder in die Arme schließen konnte.
„Ist... ist das denn alles sicher?", fragte Jill mit zittriger Stimme und Adley konnte das funkeln in ihren Augen nicht übersehen. Neben ihm weinte Pascal leise und hatte den Kopf in die Hände gelegt. Die Hufflepuff war die Einzige von ihnen, die die Methoden der Todesser kannte und sich Ansatzweise vorstellen konnte, was Noah und Jade durchmachen mussten. Tröstend legte er ihr einen Arm auf die Schulter, doch Pascal schaute nicht auf.
„Wir rechnen uns eine sehr hohe Erfolgschance aus. Allerdings möchte ich Sie drei bitten, diese Informationen an niemanden weiterzugeben. Auch nicht an ihre Freunde Miss Johnsons, Miss Patil und Mr. Booth. Es ist wirklich wichtig, denn wir können nicht wissen, an welche Ohren diese Informationen sonst noch gelangen und es könnte die ganze Mission gefährden." Nun sahen die drei Schüler ihrer Lehrerin grimmig ins Gesicht und nickten einvernehmlich. Adley würde nichts tun, was seine Freude in derartiger Weise in Gefahr bringen würde und stillschweigend kamen die drei darüber ein, nichts von dem Gespräch aus dem Büro zu tragen.
„Noch etwas, bevor Sie gehen." McGonagalls ernster Gesichtsausdruck war gewichen und ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Adley hatte schon Sorge, dass ihnen nun die berüchtigten Ingwerkekse angeboten wurden, doch es kam ganz anders.
„Bauen Sie für mich doch bitte einen Schneemann mit. Ich würde liebend gerne selbst rausgehen, aber die Arbeit einer Schulleiterin ist einfach zu viel um noch einmal die Freuden der Jugend genießen zu können." Mit diesen Worten wurden sie dann entlassen und den ganzen Weg zurück auf die Ländereien, schwiegen die drei sich an.
Es war einfach eine unfassbare Nachricht, die Hoffnung schnürte ihnen die Kehlen zu und das Glück stand ihnen in die Augen geschrieben.
Drei Tage.
Drei Tage und Noah und Jade würden aus den Fängen der Todesser befreit werden.
Drei Tage, dann wäre dieser Tortur endlich vorbei und sie hatten die Chance, wieder unbekümmert Kinder zu sein.
Sie würden zusammen den Geburtstag der Zwillinge feiern.
Sie würden gemeinsam Ostern verbringen.
Sie würden im Sommer gemeinsam ans Meer fahren und all die dunklen Gedanken hinter sich lassen.
Endlich strahlte dieses Licht in all der Dunkelheit hell auf.
Endlich wussten sie, wohin dieser Weg führt. Sie waren den ersten Schritt gegangen.
Schon bald würde er Noah wieder in die Arme schließen, mit ihm über dumme Streiche lachen, Jades freche Sprüche genießen und ihre Feuerroten Haare in den Gängen von Hogwarts sehen können.
Schon bald würden sie wieder zusammen im Raum der Wünsche sitzen, neue Streiche und Zauber ausprobieren, das Schloss ins Chaos stürzen und Professor Aiden so richtig auf die Palme bringen.
Und sie würden Casey seinen Tribut bringen, jeden Tag, und zeigen, dass er nicht umsonst gestorben war.
Und vielleicht würde es wie früher werden, nicht ganz, aber vielleicht würde es dem Gefühl aus ihrem ersten Schuljahr wieder nahe kommen.
Plötzlich wurde Adley schmerzhaft bewusst, wie lange seine erste Zugfahrt nach Hogwarts schon zurückzuliegen schien. Die erste Begegnung mit seinen besten Freunden.
„Mein Name ist Noah. Noah Graeham, der Furchtlose. Und dies ist meine kleine Schwester Jade. Pass auf, sie ist frecher und gerissener als ein Fuchs."
Unwillkürlich musste Adley lächeln, während er der Schneeballschlacht seiner Freunde wieder beitrat.
Nur noch drei Tage.
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