Kapitel 13 - Aus dunklem Rauch

Es geht wieder mit dem normalen Hogwartsleben los, doch was wäre Hogwarts, wenn es nicht einmal die Woche eine mittelschwere Katastrophe und einige gut gezielte Streiche geben würde?

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Es war merkwürdig, ohne Jade in Hogwarts zu sein. Zwar waren sie vorher auch schon im Unterricht getrennt gewesen, aber zu wissen, dass sie nicht ein paar Türen weiter saß, war etwas anderes. Noah hatte zwar immer noch seine Freunde, die ihn unterstützten, aber das Schloss wirkte allgemein getrübt. Der Himmel in der großen Halle war meistens von grauen Wolken geziert und auch einige der Lehrer waren nicht, wie sonst immer.  Doch besonders Professor Aiden schien Jades Fehlen an die Nieren zu gehen. Er wurde ziemlich schnell wütend und fauchte unschuldige Schüler an, die ihm einfache Fragen stellten. In einer Stunde hatte er eine Erstklässlerin zum weinen gebracht, weil er sie beinahe angebrüllt hatte, als sie gefragt hatte, wie sie denn den Zauber anwenden sollte.

Noah fühlte sich zwar ohne seinen Gegenpart leer, aber er wusste genau, dass Jade wollen würde, dass er die Schule ordentlich auf Trab halten würde. Schon alleine, weil er von ihr genau dasselbe verlangen würde, würde er in ihrer Position sein. Also hatte er sich mit Jill, Adley und Pascal getroffen und etwas für das neue Schuljahr vorbereitet. Es sollte etwas sein, was den Schülern und auch den Lehrern im Gedächtnis bleiben würde. Darüber hinaus, sollte es die dunkle Stimmung, die überall herrschte, vertreiben und, auch wenn es nur für ein paar Stunden sein würde, wieder Licht verbreiten. Die Vorbereitung für alles nahm zwar die ganze Nacht in Beschlag, doch als Pascal sagte, dass es auch ein bisschen wie ein Tribut für Casey war, legten sich alle noch mal doppelt ins Zeug.

Wenn alles klappen würde, wie sie es geplant hatten, würde es beim Frühstück in der Großen Halle losgehen und bis kurz vor Beginn der ersten Stunde anhalten. Sie wollten die Schule zwar bespaßen, aber sie wollten nicht den Hass der Lehrer auf sich ziehen, indem sie so früh den Unterricht stören würde. Noah hatte zwar die ganze Nacht nicht geschlafen, war von den Küchen in die Große Halle und zurück mindestens vier Kilometer gerannt und spürte seine Arme nicht mehr, aber das würde es Wert sein. Für sie, für Jade und auch für Casey.

Kurz bevor die ersten Schüler in die Große Halle strömten, hatten sie alle ihre Vorbereitungen abgeschlossen. Sobald alle anwesend waren, konnte die Show starten. Noah, Adley, Jill und Pascal positionierten sich so in der Halle, dass sie sich alle sehen konnten, um das Startsignal zu geben. Noah hatte sich besonders für Professor Aiden mal wieder etwas einfallen lassen. Es war nichts allzu schlimmes, aber er sollte sich daran erinnern, dass nur, weil Jade gerade verhindert war, er sich nicht in Sicherheit wiegen durfte.

Als kein verspäteter Schüler mehr in die Halle stürzte, gaben die vier sich das Zeichen. Ein einfaches Kopfnicken von Noah reichte aus, um die Kettenreaktion zu starten. Das Ganze startete mit einem Schwung von Noahs Zauberstab, während er auf die Decke zielte. Aus allen Kerzen strömte dichter Rauch, der sich wie eine Gewitterwolke über den vier Haustischen sammelte. Nachdem auch der letzte Schüler bemerkt hatte, dass dies nicht Teil der magischen Decke war, breitete sich der komplette Rauch in der Halle aus und ließ die Sicht für den Bruchteil einer Sekunde verdunkeln. Dann brachen aus den vier Haustischen die Wappentiere hervor. Mit mächtigem Gebrüll und wehender Mähne sprang ein majestätischer rot-goldener Löwe aus dem Gryffindortisch und umkreiste die nun rauchlose Halle. Mit Zungenzischen kam eine smaragdgrüne Schlange aus dem Slytherintisch gekrochen und ließ ihren Schwanz aufpreitschen, ehe sie in die Luft schlängelte. Grazile blaue und silberne Schwingen entsprangen dem Ravenclawtisch und wurden zu einem wunderschönen Adler, der mit einem Kreischen in die Lüfte stieg. Wie zwischen Laubblättern hervorkriechend, kam ein gelb-schwarzer Dachs aus dem Tisch der Hufflepuffs gekrabbelt, schüttelte seinen fellbedeckten Körper kurz und sprang dann mit seinen kurzen Beinen zu seinen Tiergefährten.

Die Schüler, die in der Großen Halle saßen, waren in schierer Aufregung und betrachteten die magischen Tiere am Himmel mit großen Augen. Damit kein Verdacht geschöpft wurde, spielten Noah und die anderen ebenso die Überraschten. Einige Sekunden lang pirschten Löwe, Schlange, Adler und Dachs in der Luft umher, ehe sie durch einen weiteren Zauberstabschwung auf den Lehrertisch zusprangen und einer nach dem anderen in glitzernde Wolken magischen Staubs zersprangen. Noah hatte es so eingefädelt, dass der Löwe genau in Professor Aiden springen würde, der nun in roten Staub gekleidet war und mit einigen Lachern von den Schülern beachtet wurde. Ehe Professor McGonnagal sich aufregen und ihren kleinen Streich aufdecken konnte, ließen Jill und Adley mit ihren Zauberstäben alle Spuren verschwinden, während Pascal den meisten Puder wieder in ihre jeweiligen, magisch ausgedehnten Gläser beschwörte. Doch damit war die Ruhe noch nicht komplett eingekehrt.

Ein lauter Knall vor der Halle, ließ aller herumfahren und ihre Hälser Strecken. Im Gänsemarsch trotteten die Rüstungen der Schule vorbei und spielten dabei auf magischen Instrumeten verschiedenste Lieder. Einige kamen in die Halle und boten ein wahres Orchester dar, ehe der Zauber verflog und sie zurück auf ihren angestammten Plätze liefen. So schnell wie alles geschehen war, so schnell war es auch wieder vorbei. Noah, Jill, Adley und Pascal waren sichtlich zufrieden mit ihrer Arbeit und auch der Großteil der Schüler war beeindruckt. Obwohl alle, eingeschlossen der Lehrer, wussten, dass sie dafür verantwortlich waren, konnte ihnen niemand etwas nachweisen. Und da niemand zu Schaden gekommen war und die kleine Show auch nur wenige Minuten angedauert hatte, wollte auch kein Lehrer ein Spielverderber sein und Schüler dafür bestrafen. Außer Professor Aiden, der sich lautstark bei Professor McGonnagal beschwerte, weil er am Staub hätte ersticken können. Die Schulleiterin jedoch tat dies mit einem wirschen Wink ihrer Hand ab und widmete sich wieder ihrem Rührei, während der Verwandlungslehrer ziemlich bedröppelt aussah.

Mit gewinnendem Lächeln und leuchtenden Augen trafen sich die vier Schüler vor der Großen Halle und beglückwünschten sich gegenseitig zu ihrem Erfolg. "Das war echt grandios. Habt ihr Aidens Gesicht gesehen? Das war geschichtsträchtig!" Pascals lachte laut auf und auch die anderen stimmten mit in ihr Gelächter ein. "Nun ja, so spaßig das jetzt alles auch war, ich muss jetzt los. Professor Sprout wartet sehnsüchtig auf mich und ich muss mich auch noch um ihre geliebten Pflanzen kümmern." Mit einem Zwinkern und einem Grinsen lief Pascal aus der Eingangshalle hinaus in die Herbstluft. "Wo sie recht hat." Jill verzog das Gesicht. "Wir müssen uns dann auch mal ranhalten."

Während die beiden Zweitklässler sich zu ihrem Unterricht begaben, machte sich Noah auf in die Kerker, um in den Zaubertränkeunterricht zu gelangen. Professor Granger erwartete sie bereits und schloss die Tür zum Unterrichtsraum auf, als alle Schüler anwesend waren. Noah hatte das Gefühl, dass sie ihre Show genossen hatte, denn sie gab Ravenclaw 10 Punkte, weil er ihr eine Rührkelle geliehen hatte. Darüberhinaus verdiente Noah noch weitere 20 Punkte, als er die Zutaten für den Zaubertrank nennen konnte und diesen dann auch noch perfekt gebraut hatte.

Im Zauberkunstunterricht von Professor Flittwick waren sie die meiste Zeit damit beschäftigt, eine einfache Version des Aufrufezaubers zu üben. Kissen flogen von einem Ende zum nächsten und selbst mit diesen weichen Gegenständen kam es zu einigen Verletzungen. Besonders denkwürdig war es, als ein Schüler von einem ganzen Dutzend auf einmal erschlagen wurde. Der kleine Professor war die ganze Zeit über besorgt, dass noch etwas zu Bruch ging oder jemand verletzt wurde, dass er gar nicht bemerkte, wie die eine Hälfte der Klasse die Zeit nutzte, um zu quatschen.

Da kaum einer sein Kissen gezielt in den Auffangkorb befördern konnte, gab Professor Flitwick ihnen neben einem Aufsatz auch noch die Übung des Zaubers auf. Da Noah eigentlich keinen großen Appetit hatte, wollte er die Mittagspause nutzen, um sogleich die Hausaufgaben zu erledigen. Doch seine Pläne wurden zunichte gemacht, als Edwin ihn auf halbem Weg einholte.

"McGonnagal schickt nach uns.", sagte Edwin, als er Noah mit sich in den siebten Stock nahm. "Alle von uns." Vor dem Büro der Schulleiterin standen bereits Pascal und Leonie, sowie Basel, die große Augen machte, als Noah und Edwin um die Ecke kamen. Seit ihrer Rückkehr, hatte die junge Slytherin einen Narren an ihnen allen gefressen und war immer wieder völlig aus dem Häuschen, wenn sie einen der Mitglieder der Drachenfüchse sah. Adley hatte erzählt, dass sie immer wieder fragte, was denn als nächstes anstand, ob sie helfen könnte und was sie den Tag über machen würde. Er hatte den Verdacht, dass sie bald einen Fanclub gründen würde, wenn sie niemand aufhalten würde.

"Äh, jetzt sind wir alle da, also lasst es uns hinter uns bringen.", sagte Pascal und warf Leonie einen Blick zu, die seufzte und sich dem Passwortwasserspeier zu wandte. "Dudelsack." Der Wasserspeier warf seinen Kopf in den Nacken und ließ ein geräuschloses Brüllen ertönen. Sofort öffnete sich die Wand ein Stück und eine schmale Wendeltreppe begann sich nach oben zu bewegen. Die ältere Hufflepuff erklomm als erste die Stufen und klopfte auch sogleich am Adlertürknauf. Die Tür öffnete sich von alleine und gab den Blick auf das Schulleiterbüro preis. Nach seinem letzten Besuch, hatte sich nicht viel verändert, der Schreibtisch hatte noch immer überdimensionale Größe und auch die Bilder der ehemaligen Schulleiter waren noch an den Wänden, auch von eine Vielzahl von ihnen zu schlafen schien.

"Bitte, setzten sie sich." Professor McGonnagal  war von ihrem Platz hinter dem Schreibtisch aufgestanden und hatte mit einer Handbewegung ein paar weitere Stühle erscheinen lassen. Nachdem alle saßen, legte die Schulleiterin die Hände aneinander und blickte alle nacheinander an. Noah fühlte sich leicht durchscheint, bevor sie den Mund öffnete und zu ihnen sprach.

"Ich habe mich mit den anderen Lehrkräften beraten und wir sind, beinahe einstimmig, zu einer Entscheidung gekommen. Die letzten Wochen waren sicherlich erschwerlich für sie und genau aus diesem Grund möchten wir, dass sie einmal in der Woche zu mir oder einem der andren Lehrer kommen und über die Erlebnisse reden. Es tut ihnen nicht gut, alles nur in sich hineinzufressen. Sie müssen darüber reden, ansonsten wird es sie ihr komplettes Leben verflogen." Die Schulleiterin seufzte. "Also, wer möchte anfangen?"

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