Kapitel 11 - Schule, Freunde und Quidditch
„Und nun, da Sie alle gesättigt sind und Sie sich eigentlich schon nach den warmen Betten sehnen, möchte ich noch ein paar Worte an Sie richten." Professor McGonnagall stand auf und trat zu dem wunderschön verzierten Pult vor dem Lehrertisch. Sie hob kurz eine Hand und die Banner färbten sich dunkel und die Decke der Halle wurde zu einem klaren Nachthimmel. Adley ahnte, was nun kommen würde und er warf besorgte Blicke zu seinen Freunden, besonders Jill musste sich zusammenreißen nicht in Tränen auszubrechen und hielt sich die Hand vor den Mund. Er würde in diesem Moment am liebsten zu ihr laufen und sie fest in den Arm nehmen, doch er konnte nicht einfach aufspringen.
„Wie vielen von Ihnen bereits bekannt ist, konnten einige der Schüler die Ende letzten Jahres aus dem Hogwartsexpress entführt worden sind, befreit werden. Dies ist laut den Schilderungen dieser Schüler einer unserer jungen Hexen zu verdanken, die sich selbst bedauerlicherweise noch in den Händen des Feindes befindet. Ich möchte deswegen, auch wenn sie selbst heute nicht bei uns sitzen kann, Jade Graeham eine Ehrenmedaille verleihen. Für besondere Verdienste um das Wohl der Schule und vor allem seiner Schüler. Des Weiteren-" Der Ausdruck der Schulleiterin verfinsterte sich und die Stille in der großen Halle war fast greifbar. Mit einem Kloß im Hals sah Adley zum Lehrertisch und erkannte, dass ein jeder der Erwachsenen eine düstere Miene aufgesetzt hatte. Er wollte sich bereits abwenden, als ihm Professor Aiden auffiel. Der junge Verwandlungsprofessor hatte seine Hände zu Fäusten geballt, sein Rücken war durchgedrückt und in sein Gesicht standen Wut, Hass und Trauer. Überrascht über diese Emotionen des Lehrers, von dem jeder Schüler wusste welche Differenzen zwischen ihm und Jade herrschten, bekam Adley die nächsten Worte zunächst kaum mit. Doch mit Wucht wurde er in die Realität zurückgeholt, als ein bestimmter Name fiel.
„... einigen bereits aufgefallen ist, befindet sich auch Casey Alvis nicht unter den zurückgekehrten Schülern. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Mister Alvis vor wenigen Tagen-" Professor McGonnagall stockte kurz und Adley war sich sicher, eine einzelne Träne auf ihrem Gesicht zu erspähen. „- tot aufgefunden wurde. Ich möchte Sie nun alle bitten, eine Schweigeminute für diesen unseren tapferen Gryffindor abzuhalten." Das aufgeregte Flüstern verstummte sofort und Adley mehr als ein betrübtes Gesicht, welches fassungslos zu Boden starrte. Jill hatte nun ganz aufgegeben und weinte aufgelöst in den Armen von Tamara die ihr tröstend über den Rücken streichelte. Die Minute verging schleppend und als sie entlassen wurde, eilte Adley sofort zum Gryffindortisch. Dort nahm er der überforderten Tamara Jill ab und führte die aufgelöste Gryffindor in die Eingangshalle. Dabei ernteten die beiden seltsame Blicke, aber schlimmer hatten es Noah, Pascal, Leonie und Edwin getroffen die von vielen Schülern umringt und ausgefragt wurden. Doch Adley konnte sich jetzt nicht um seinen besten Freund und die anderen kümmern.
„Jill?" Vorsichtig hob er ihr tränenüberströmtes Gesicht an und schaute ihr tief in die Augen. „Jill, warum weinst du denn?" Schluchzend versuchte sie Worte zu fassen und wischte sich mit ihrem Ärmel mehrmals über die Augen. „Ich we- weiß ich nicht. E-es ist ei-einfach so traurig. Ich ver-vermisse Jade! Und Ca-Casey. Nun... Nun ha-haben die bei-beiden nicht einmal eine Ch-Chance..." Adley wurde blass, bei dem Gedanken daran. Irgendwie hatten sie alle gewusst, dass Casey mehr als nur freundschaftliches Interesse an Jade gehabt hatte. Aber wiederum war allen klar, dass Jade nicht an derartigen Dingen interessiert war. Was sollten 11-Jährige auch schon groß mit 'Liebe' anfangen. Deswegen hatten sie Casey und Pascal zusammengebracht. Vorsichtig wischte er Jill über die Wange und lächelte sie aufmunternd an.
„Sei nicht traurig, Jill. Sie hatten einander, während der schweren Zeit und bis zum Schluss. Das ist mehr Wert, als alles andere. Und egal wo Casey nun ist – er wird uns nie ganz verlassen. Er wird in unserem Herzen weiter leben und nie vergessen werden. Und das wusste er und Jade weiß das auch. Dieses Leben mag vergänglich sein, aber die Zeit danach bleibt uns für immer." Jills Mundwinkel zuckten kurz, dann schaffte sie es sogar zu lächeln und nickte.
„Wow, ich wusste gar nicht, dass du so eine poetische Ader hast." Adley drehte sich erschrocken um und stand Noah gegenüber, der sie wohl stumm beobachtet haben musste. Inzwischen war die Eingangshalle leer und sie waren die einzigen, die noch da waren. Noah lächelte und zog Jill dann ebenfalls in eine Umarmung, sodass Adley kurzzeitig alleine dastand.
„Meine Schwester schafft das. Wir kennen sie doch, ehe wir uns versehen wird sie die halbe Mannschaft auf ihre Seite gezogen haben und einen eigenen kleinen Widerstand gegründet haben. Die haben sich die falsche Graeham ausgesucht." Kurz lachte er, bevor sich ein dunkler Schleier über seine Augen legte. Er strubbelte Jill einmal kurz durch die Haare und legte Adley eine Hand auf die Schulter. Die beiden Jungen sahen sich eine Sekunde tief in die Augen, mit einem Nicken und ohne ein weiteres Wort verschwand Noah, die Hände in seine Taschen gestopft und leise summend in einem Geheimgang. Adley brachte Jill noch zum Gemeinschaftsraum der Gryffindor, auf dem Weg dorthin schwiegen sie, jeder in seine eigene tiefe Gedankenwelt versunken. Am Portrait der fetten Dame wurde Jill dann von Tamara und Amanda in Empfang genommen die Adley versicherten, sich gut um sie zu kümmern. Dann fiel das Portrait wieder zu und er fand sich alleine in dem dunklen Gang wider. Auf seinem Weg hinunter in die Kerker, zu seinem eigenen Gemeinschaftsraum warf Adley immer wieder Blicke hinaus. Der Himmel war klar und die Sterne funkelten seelenruhig, während eine frische Brise durch die Gänge jagte. Es schien, als würde alles in Hogwarts versuchen ihn aufzumuntern und es schien Adley sogar kurzzeitig so, als würde eine tröstende Aura aus den Wänden strahlen und sein Herz leichter machen. Im Gemeinschaftsraum angekommen beachtete er seine Mitschüler nicht weiter, die noch tuschelnd auf den Sesseln saßen und betrat gleich den Schlafsaal. Müde schnappte er sich seine Schlafsachen und wenig später war er unter der silbernen Decke verschwunden und in das Land der Träume entschwunden.
Der nächste Morgen kam viel zu schnell und plötzlich. Das Gefühl, nicht einmal eine Stunde Schlaf gehabt zu haben stand Adley auf, immer wieder gähnend, sich kurz mit seinen Mitschülern Herman Triston, Roland Welborn und Solomon Eddy unterhaltend bevor er seine Tasche geschnappt hatte und den Gemeinschaftsraum verließ. In der großen Halle gesellte er sich zu Pascal und Leonie an den Hufflepufftisch, sie aßen und lachten gemeinsam, bevor Adley zu seinem Tisch ging und sich zu seiner Mitschülerin Robin Ladbroc gesellte, die sich gerade mit Roland und einem Drittklässler namens Dean Sherbourn unterhielt. Professor Granger ging den Haustisch entlang und verteilte die Stundenpläne, Adley beobachtete wie es bei den Siebtklässlern einige Probleme gab und lachte dann gemeinsam mit den anderen über einen verdutzten Schüler, der nicht geglaubt hatte ein bestimmtes Fach weiter belegen zu dürfen und von der Bank fiel. Dann waren sie dran und seufzend musste Adley feststellen, dass sein neuer Plan bei weitem nicht so angenehm war, wie der aus dem letzten Jahr. Plötzlich quetschte sich Jill zwischen ihn und Roland, riss Adley den Plan aus der Hand und verglich diesen mit ihrem eigenen.
„Also, wir haben Zaubertränke, Astronomie ja sowieso und anscheinend haben sie aus unserem Kräuterkundedisaster aus dem letzten Jahr nicht gelernt und die Slytherins und die Gryffindors wieder zusammen gepackt. Ah, schade ich dachte wir hätten zusammen Verwandlung, aber da hast du mit den Ravenclaws- Glückspilz! Dann kannst du da wenigstens mit Edwin abhängen. Und schau, Verteidigung haben wir wieder gemeinsam. Ah, schade das wars auch schon." Kurzzeitig verwirrt starrte Adley Jill an, die ihn wiederum nur komisch musterte.
„Was ist?"
„Nichts. Du hast nur deinen Ellenbogen auf meinem Toast." Adley deutete auf seinen Teller und sein Marmeladenbrot, was nun genüsslich an Jills Umhang heftete. In diesem Moment war Noah zu ihnen gestoßen, der selbst gerade ein Toast im Mund hatte und mit einem Schwenker seines Zauberstabes Jill von ihrem Malheur befreit hatte. Dann wandte sich der Ravenclaw an Adley.
„Hey sag mal, wenn ich du wäre würde ich mich beeilen, am schwarzen Brett werden gerade die Listen für die Quidditchauswahlen aufgehängt und ich dachte du wolltest unbedingt ins Team." Schlagartig riss Adley seinen Stundenplan aus Jills Hand, griff nach seiner Tasche und sprang wie von einer Wespe gestochen auf. Schlitternd kam er zum halt, drehte sich um und rannte zur Tür, aber nicht ohne Noah noch ein Danke zuzurufen. Vor dem schwarzen Brett war schon reger Betrieb und eine leicht zerrupft aussehende Madame Hooch kam zwischen den aufgeregten Schülern zum Vorschein. Adley murmelte ein leises Morgen, sie schaute ihn kurz bedrüppelt an und leise murmelnd: „Dir auch einen schönen Morgen, Amanda." verschwand sie auch schon in der großen Halle. Es kostete Adley zwei Ellenbogen im Gesicht, ein Fuß gegen sein Schienbein und vier weggeschubste Erstklässler um sich schließlich in die Liste für die Slytherins einzutragen. Er musste feststellen, dass drei freie Stellen im Team waren und sich ungewöhnlich viele Schüler auf den Posten des Hüters beworben hatten. Etwas niedergeschlagen machte er sich auf den Rückweg durch die drängelnde Schülerschaft und wurde just von Jill und Edwin in Empfang genommen.
„Wir haben jetzt zusammen Geschichte und du?" Adley kramte kurz in seiner Tasche. „Muggelkunde mit den Hufflepuffs."
„Wir sehen uns dann später." Adley nickte. „Bis dann." Er gesellte sich auf dem Weg in den zweiten Stock zu seinen Mitschülern.
Der erste Schultag verging wie im Flug und so auch die erste Woche. Der Unterricht war fordernd aber nicht zu schwer und Adley begann sich mit einigen Hufflepuff und Ravenclaw zu befreunden, die er vorher nicht weiter beachtet hatte. Jeden Morgen verschlang er den Tagespropheten und hoffte auf Post, Mittags saß er gemeinsam mit Pascal, Leonie, Jill, Edwin und Noah gemeinsam und abwechselnd besuchten sie auch die Bibliothek für Hausaufgaben oder einfach um Ruhe zu haben. Es dauerte nicht lange, da rastete Pascal einmal aus, weil jemand Noah bedrängt hatte was nun mit Jade sei und wie Casey gestorben war, und seitdem hatte sich kein Schüler mehr getraut die ehemaligen Gefangen zu befragen. Am Samstagmorgen fanden dann die Auswahlen statt und sichtlich nervös reihte sich Adley neben den anderen Bewerbern auf. Bullige Siebtklässler, muskulöse Sechstklässler, selbstbewusste Fünftklässler und viele weitere hatten sich zusammengefunden. Erst ließ der neue Captain, Alex Roy aus der sechsten, sie alle um das Stadium fliegen. Dabei schieden schon einige Bewerber aus, die sich nicht richtig auf dem Besen halten konnten. Adley erblickte auf den Tribünen seine Freunde und ein leichter Stich durchzog ihn, da Jade nicht da war. Auch wenn sie kein Quidditchfan war, hatte Jill sie dennoch zu jedem Spiel mitgeschleppt und irgendwann war Jade dann auch nur mit ihm gemeinsam heruntergekommen, damit er nicht alleine fliegen musste. Ein neuer Jäger und eine neue Treiberin waren schnell gefunden, doch dann standen die Auswahlen für den Hüter an. Vor Adley waren 7 andere Kandidaten, nach ihm vier. Nervös zuckte er zusammen, als er seinen Namen hörte.
„Malfoy! Los, rauf zu den Toren." Alex war ein schroffer Geselle und erklärte ihm nur kurz, dass er 8 von 10 Würfen halten musste um in die Endrunde zu kommen. Angestrengt klammerte er sich auf seinem Besen fest, atmete dann tief durch und verfiel in höchste Konzentration. Er hielt 9 Bälle und den letzten verpasste er nur, weil er in dem Moment niesen musste. In der Endwahl stand er Andrew Rose, einem grimmigen Siebtklässler und Malcom Baddock, einem Fünftklässler, gegenüber. Doch Adley konnte sich behaupten und gegen Mittag wurde die Entscheidung bekannt gegeben, dass er es geschafft hatte. Er war nun Hüter für die Slytherins. Laut jubelnd flog er hinab zur Tribüne und lies sich von seinen Freunden feiern. Sein Gesicht war heiß vor Anstrengung und Freude und er streckte eine Faust in die Luft.
„Das ist für dich, Jade. Und für dich, Casey!"
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Endlich wieder in Hogwarts. Aber irgendwie fühlt es sich an, als würde man lesen ohne ein Buch, hören ohne eine Melodie.
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