Kapitel 6 - Von Eulenkeksen und Rührei
An diesem Abend zeigte Jade ihrem Bruder, wo sich der Gemeinschaftsraum der Gryffindor befand, während er ihr erklärte, wo sie entlang gehen musste, um den Turm der Ravenclaw zu finden.
„Es ist fantastisch, wie groß dieses Schloss ist!", rief Jade mit glänzenden Augen aus und drehte sich einmal im Kreis. Ein paar ältere Slytherin sahen sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, ehe sie in einem Gang im vierten Stock verschwanden.
„Ja es ist wirklich riesig. Ganz anders, als bei Großmutter, was?" Jade seufzte leise. Sie hatte wirklich gerne bei Agatha gelebt, auch wenn die Wohnung der alten Hexe deutlich kleiner gewesen war, als sie es von sich zu Hause gekannt hatten.
„Wo du es sagst, was denkst du, wird sie die Zeit ohne uns machen?" Kurz blitzte ein Bild in ihrem Kopf auf, doch schnell schüttelte sie den Kopf und sah Noah an, der vermutlich etwas ähnliches gedacht hatte. Nach einem kurzen Moment der Ruhe brachen sie in Gelächter aus. Grinsend sprang Jade auf die Stufe einer Treppe und Noah schaffte es gerade noch so, ihr hinterher zu hechten, ehe die Treppe sich in Bewegung setzte.
„Der Gemeinschaftsraum der Gryffindor ist im siebten Stock und wird durch das Portrait der fetten Dame bewacht. Sie ist etwas... seltsam. Man sollte es sich nicht mit ihr verscherzen, ich habe gestern irgendwen im Gemeinschaftsraum sagen hören, dass sie Schüler auch gerne mal ein paar Stunden auf dem Flur schmoren lässt", erklärte Jade ihrem Bruder, während sie weiter in die Höhe stiegen. „Ihr habt es ja echt nicht leichter als wir", bemerkte Noah und hielt sich die Seite. Jade nickte zustimmend und atmete tief ein.
„Jetzt wundere ich mich nicht mehr, warum man bei diesen Mahlzeiten nicht zur Kugel wird." Noah lachte trocken auf, während die Treppe stehen blieb. Sie mussten nur noch eine Treppe hinaufsteigen, da blieb Jade ruckartig stehen.
Sie wirkte nachdenklich und wandte langsam den Kopf zur Seite, Noah folgte ihrem Blick. Die Portraits an der Wand verstummten augenblicklich und die eine oder andere Person flüchtete. Jade trat einen Schritt zur Seite und schubste Noah dabei fast eine Treppe hinab.
„Ich kann mich nicht an diese Portraits gewöhnen. Ich finde sie irgendwie gruselig", gab sie zu und griff nach dem Arm ihres Bruders. „Aber wir hatten bei uns doch auch ein Bild von Großvater Pabló hängen, das ständig mit uns geredet hat." Jade hob eine Augenbraue und schnalzte unruhig mit der Zunge.
„Ja schon, aber die hier beobachten einen ja wirklich durchgehend und wenn du mal versuchst mit ihnen zu reden, verschwinden die meisten einfach. Ich fühle mich einfach unwohl, wenn so viele Augen auf mir ruhen. Da kann man ja nicht einmal in Ruhe Unheil planen."
„Du bist komisch, Jade", erwiderte Noah nur und klopfte ihr auf den Kopf. Sie warf ihm daraufhin einen wütenden Blick zu.
„Das kannst du laut sagen", ertönte eine Stimme vom oberen Treppenabsatz und als die Zwillinge die Köpfe umwandten, konnten sie den Jungen namens Casey erblicken. „Komisch und vorlaut. Ich kann nur hoffen, dass sie unserem Haus keine weiteren Probleme bereitet", sprach er weiter während er langsam die Stufen hinab kam, eine Hand in seine Hosentasche geschoben. Hinter ihm liefen drei weitere Jungen, die jedoch nichts sagten. „Ansonsten kann es sein, dass wir eure Kinderleien über unschöne Wege unterbinden müssen." Nun war er auf ihrer Höhe stehen geblieben und funkelte Jade aus seinen grünen Augen an. Hinter ihm tuschelten zwei der Jungen, die sich erschreckend ähnlich sahen.
„Pah", erwiederte Jade nur, griff Noahs Arm und wollte die Treppe hinaufflüchten, da wurde sie von Casey unsanft am Arm aufgehalten.
„Ich warne dich, Jade. Ich werde mir meine Hogwartszeit nicht von dir vermiesen lassen." Mit funkelnden Augen entriss sie sich seinem Griff und streckte ihm kurz die Zunge raus. „Du bist selbst schuld, wenn du dich von solchen Kindern, wie wir es sind, so stören lässt." Die Jungen hinter ihm warfen sich Blicke zu, einer hüstelte bedrohlich. Jade ließ noch einmal ihren Blick über die älteren Schüler schweifen und entschied sich, lieber zu gehen, ehe die Situation noch ausartete. Schützend schob Noah sich hinter sie und drückte sie langsam die Treppe hoch.
„Ich frag einfach nicht, was du vorhast", entschied Noah flüsternd und schob Jade bis vor das Portrait der fetten Dame. „Er soll sich mal nicht so anstellen. Das man so früh schon so spießig sein kann....", meckerte Jade und riss dabei die Arme hoch. „Du hast doch mitbekommen, dass er es die letzten Jahre nicht so einfach hatte", meinte Noah dann und sah seine Schwester durchdringend an. Diese klopfte ihm auf die Schulter und tätschelte ihm die Wange.
„War es bei uns großartig anders? Nein. Und wir sind im Gegensatz zu ihm wahre Frohnaturen, oder?" Dabei breitete sie die Arme aus und schlug einem Drittklässler, der gerade aus dem Loch zum Gemeinschaftsraum der Gryffindor geklettert kam, vor die Brust.
„Entschuldige!", rief Jade dem schwarzhaarigen Jungen noch hinterher, der sich noch einmal verwirrt umdrehte und dabei eine Treppenstufe übersah. Vermutlich wäre er die gesamte Treppe runtergepurzelt, wäre ihm nicht gerade der Breitschultrige Wildhüter Hagrid entgegengekommen, der den Jungen am Kragen packte und so Schlimmeres verhinderte.
Noah drehte sich grinsend und kopfschüttelnd um, während Jade sich vor lachen kaum mehr halten konnte. Vielleicht, so dachte sie sich, sollte sie Warnschilder aushängen. Sie hatte innerhalb weniger Tage vermutlich mehr Schüler geschlagen, umgeschubst und irgendwo runtergestoßen, als sich jährlich Schüler beim Quidditch verletzten. Und die Zahl war nicht gering.
„Gut. Das hier ist jedenfalls der Gemeinschaftsraum. Wir sehen uns dann beim Frühstück?" Jade drückte ihren Bruder noch einmal kurz, er nickte und dann kletterte sie durch das Loch, ehe sich das Portrait der fetten Dame hinter ihr zurückschwang und den Blick auf Noah verdeckte.
Anders, als Jade es erwartet hatte, war der Gemeinschaftsraum ungewöhnlich überfüllt. Viele Schüler schienen sich um die Sitzpolster in Kaminnähe zu drängen und fast hatte sie das Gefühl, ihre Mitschülerin Jill in der Fensternische hüpfen zu sehen. Die jungen Hexen und Zauberer tuschelten aufgeregt und nicht gerade leise miteinander und es pegelte sich so weit nach oben, dass es dem Surren eines Bienennestes glich.
Müde und erschöpft kletterte Jade also die Treppe hinauf und ließ sich dann zunächst auf ihrem Bett nieder. Vor ihren Füßen lag ihr Koffer, noch immer unausgepackt und seufzend tat sich Jade dann daran und überwand sich, ihren Schrank und Nachtschrank zu befüllen. Säuberlich sortierte sie ihre Schulbücher in das unterste Fach ihres Schrankes, darüber kamen dann die Dinge zum schreiben – neue Federkiele, verschiedene Tintenfässer und Pergamentrollen. Dann hing sie ihre Umhänge in den Kleiderschrank und stapelte fein säuberlich ihre Kleidung in die Fächer daneben – natürlich nach Funktionalität geordnet. Nun lagen nur noch persönliche Dinge in ihrem Koffer, die sie zunächst auf ihrem Bett ausbreitete, ehe sie den Koffer unter ihre Umhänge legte und den Schrank schloss. Sie hatte genau drei Bilderrahmen, die sie auf ihren Nachtschrank stellte. Einmal ein Familienfoto, zusammen mit ihren Eltern, Noah und ihrer Großmutter. Das Bild war um die 5 Jahre alt und Jade erinnerte sich kaum noch an den Tag. Seufzend musterte sie ihre Eltern, die sie so lange schon nicht mehr gesehen hatte und kurz fürchtete Jade, sie würde in Tränen ausbrechen. Mehrmals holte sie tief Luft und betrachtete dann das zweite Bild. Sie und Noah standen breit grinsend vor dem Eingang eines Zirkus. Auf dem dritten Bild hatte Adam sie fest in den Arm genommen und grinste frech, während er ihr Haar völlig durcheinander brachte. Die Jade auf dem Foto funkelte Adam böse an und biss ihm dann in den Arm, woraufhin er sie lachend losließ.
Schnell verstaute Jade den Rest der Dinge – ein Notizbüchlein, ein paar Eulenkekse und andere, uneingerahmte Fotos in der obersten Schublade und sprang dann auf.
Ihre Schultasche würde sie erst morgen packen brauchen, noch hatten sie ja gar keine Stundenpläne. Also griff sie sich ein Blatt Pergament und das Fass mit schnelltrocknender Tinte und setzte sich an einen der zwei Schreibtische, die zwischen den Betten standen.
„Hallo Adam!
Ich hatte dir versprochen, Briefe zu schreiben. Irgendwo waren die letzten zwei Tage aber so seltsam und aufregend, dass ich nun jetzt erst dazu komme.
Du wirst sicherlich wissen wollen, in welches Haus uns dieser seltsame sprechende Hut geschickt hat, oder? Natürlich willst du das. Du hast ja immer so sehr davon geschwärmt, wie toll es ist, ein Gryffindor zu sein. Bei Noah hat es eine halbe Ewigkeit gedauert, bis der Hut ihn nach Ravenclaw geschickt hat! Ich bin sehr froh, dass er in das Haus gekommen ist, in das er so sehr kommen wollte.
Ich frage mich, was der Hut wohl zu ihm gesagt hat, aber ich glaube nicht, dass ich Noah fragen sollte, oder? Auch wenn wir uns so nahe stehen... könnte ich verstehen, dass er mir nicht davon erzählen möchte. Bei Merlin, was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass dieser verrückte Hut mich erst nach Slytherin schicken wollte? In diesem Moment hatte ich Angst, Adam. Ich kann es nicht erklären. Du hattest mir einmal von diesem Haus erzählt, weißt du noch? Aber... schon nach zwei Tagen weiß ich, dass diese Angst unberechtig war. Wir haben da jemanden kennengelernt, im Zug. Ein Junge mit malfoyblonden Haar. Sein Name ist Adley Malfoy und er ist Slytherin geworden. Aber irgendwie ist er echt nett, Noah mag ihn jedenfalls. Und er erscheint mir nicht so, als wäre er fies oder gar böse.
Bevor ich es ganz vergesse: Ich bin, wie du, eine Gryffindor geworden und die anderen Mädchen erscheinen mir auch ganz ok zu sein. Obwohl die eine, Joan, schreckliche Angst vor Noah hat. Kannst du dir das vorstellen? Er hat einen ziemlich miesen ersten Eindruck bei ihr hinterlassen.
Und ich kann jetzt auch verstehen, warum du gesagt hast, Hogwarts sei nicht wirklich zu beschreiben, wenn man es selbst nicht kennt. Das Schloss ist einfach nur wahnsinnig groß und man kann förmlich die Magie und die Geheimnisse spüren, wenn man sich nur genug darauf konzentriert. Ich habe schon so einiges von Geheimgängen gehört und wollte dich fragen, ob du mir ein paar verraten könntest? Irgendwie scheint es eine Art ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass man nicht einfach sein Wissen über diese mit anderen Schülern teilt. Aber wenn du mir nicht augenblicklich eine Abkürzung in den siebten Stock nennst, werde ich wohl spätestens zum Ende des Herbstes an Lungenversagen zu Grunde gehen!
Ich vermisse dich und bin traurig, dass du nun, wo wir endlich zusammen nach Hogwarts gehen könnten, nicht da bist.
Bitte, lass uns nicht hängen.
Und geb Luné bitte nicht noch einmal diese Eulenkekse mit Mandeln.
Dein Füchschen Jade"
Dann verfasste sie noch einen kurzen Brief für ihre Großmutter, in der sie bestätigte, dass es ihnen gut ginge, sie sich gut eingefunden hatten und ihr Bestes geben würden. Dann versiegelte sie die beiden Rollen, griff sich ihren Herbstmantel und einen einfachen, braunen Schal und machte sich auf den Weg zur Eulerei. Luné freute sich unheimlich sie zu sehen und knabberte ihr fröhlich am Daumen, Jade band ihr den Brief ans Bein, gab ihr noch ein paar Kekse und schickte sie dann los.
Den Brief für Agatha Graeham vertraute sie einer dunklen Schleiereule an und stumm beobachtete Jade, bis beide Eulen am Horizont verschwunden waren. Dann machte sie sich im Schein der untergehenden Sonne auf den Weg zurück ins Schloss.
Der nächste morgen kam viel zu schnell und Jade wurde durch das laute Gegacker ihrer Zimmergenossinen wach.
„Jill, deinen Umhang wirst du wohl kaum in der Dusche finden!", rief Joan lachend aus woraufhin die angesprochene meinte, sie hätte schon ganz andere Dinge dort gefunden. Müde schlug Jade die Augen auf und starrte an die Decke ihres Himmelsbettes. Die Vorhänge hatte sie zugezogen, und doch drangen alle Geräusche zu ihr, als stünde jemand direkt neben ihr und würde ihr ins Ohr brüllen.
Eher kläglich versuchte sie sich aufzurichten und wischte sich über die Augen.
„Ich glaube, Jade ist wach", meinte Joan dann flüsternd und Jade fragte sich, was dies nun noch bringen sollte, wo sie doch wach war. Tapsende Schritte erklangen und jemand riss die Vorhänge auf. Die Strahlen der Sonne blendeten Jade und grummelt zerrte sie die Decke über ihren Kopf. Doch auch diese wurde ihr schnell genommen und die verschlafene Graeham warf der grinsenden Jill einen todbringenden Blick zu.
„Einen wunderbaren Morgen, wünsche ich dir, meine liebste Jade!", rief Jill dabei laut aus, ehe sie sich einfach umdrehte und zu ihrem Bett ging. Jade erwiderte nichts weiter als ein Brummen und beobachtete dann, wie Jill unter ihr Bett krabbelte.
„Aha!", kam ihr gedämpfter Freudenruf und kaum eine Sekunde später stand sie, mit etlichen Spinnenweben im Haar und ihrem Umhang in der Hand vor ihrem Bett.
„Bei Morgana, wie ist der innerhalb von zwei Tagen da hingekommen?", fragte Joan laut und beugte sich fragend zu Jill vor, um ihr eine Spinne aus dem Haar zu ziehen. „Keine Ahnung. Passiert eben mal." Jill zuckte nur mit den Schultern und widmete sich dann ihrer weiteren Morgenroutine.
Joan zuckte mit den Schultern und wandte sich dann schwach lächelnd an Jade.
„Das Bad ist soweit frei, wenn du dich noch duschen willst. Amanda steht immer vor Sonnenaufgang auf und ist schon im Gemeinschaftsraum, und Jill und ich sind da auch soweit schon fertig. Sollen wir auf dich warten wegen Frühstück?" Jade nickte nur und hievte sich dann schwerfällig aus ihrem Bett. Schneller als gedacht hatte sie ihren Sachen zusammengesammelt und war im Bad verschwunden, dessen Tür gegenüber der Eingangstür zu ihrem Schlafsaal lag.
Anscheinend hatte man allgemein unaufspürbare Ausdehungszauber in den Gemeinschaftsräumen verwendet, anders konnte Jade sich nicht vorstellen, wie all diese Zimmer in einen Turm gepasst hätten.
Eine warme Dusche und zehn Minuten später trat Jade dann aus dem Zimmer und ging hinab in den Gemeinschaftsraum, in dem sie dann auf die beiden anderen traf. Fast im gleichen Moment kam Amanda die Treppe zu den Jungenschlafsälen hinab.
Als sie die drei Mädchen erblickte, kam sie lächelnd auf sie zu.
"Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon ihr kommt gar nicht mehr. Ich hab mich eben mit einem Viertklässler ausgetauscht, wir haben mit Professor Binns Geschichte! Der soll ziemlich einschläfernd sein.
Aber er, also Max Smythe, meint, dass der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Professor Evans, ein ziemlich cooler Lehrer sein soll. Oh, ich hoffe das wird ein guter Unterricht! Naja, wenn wir ja jetzt vollständig sind, können wir runter zum Frühstück! Ich habe gehört, heute soll es richtig leckeres Rührei geben. Jade freut mich, dass du auch mitkommst. Wollen wir?" Amanda redete wie ein Wasserfall und Jade war im ersten Moment ziemlich überrumpelt, da sie noch gar nicht richtig wach war. Sie lächelte nur stumm und nickte. Gemeinsam machten sie sich dann auf den Weg hinunter.
In der großen Halle angekommen, die für die Uhrzeit seltsamerweise sehr leer war, setzten sie sich an ihren Tisch und begannen mit dem Frühstück. Jill verschlang gerade zwei Toast gleichzeitig als sie sich plötzlich verschluckte und Husten musste. Jade half ihr, indem sie Jill auf den Rücken klopfte und lachte.
"Was musst du auch so viel gleichzeitig essen?" Jill rang nach Atem und deutete dann auf die Tür. Ihre Augen wurden ganz groß und ihre Hand zitterte.
"Da . . . Da ist . . . es ist Harry Potter!" Die drei anderen wirbelten herum. Stimmen wurden laut, als der schwarzhaarige Zauberer umringt von Schülern die große Halle betrat. Jade starrte den jungen Mann verdutzt an und fragte sich, was er hier tat. Dann erinnerte sie sich daran, dass ihre Großmutter erwähnt hatte, dass Harry Potter einige hohe Stellen im Ministerium angeboten bekommen hätte. War er dennoch nach Hogwarts zurückgekehrt, um sein letztes Jahr nachzuholen?
Neben Harry erkannte Jade eine braunhaarige junge Frau, die sie fast sofort als Hermine Granger ausmachte. Auch ihr Bild war in vielen Zeitungen erschienen.
Neben ihr kreischten Amanda und Joan auf und rannten aufgeregt zu der Menschentraube. Jade half Jill lieber dabei, nicht zu ersticken und musste dann sogar mit einem ihrer Bücher auf ihren Rücken schlagen, damit das Stück Toast sich endlich aus ihrer Luftröhre löste. Joan kam noch einmal kurz zurück, um ihnen zu sagen das sie und Amanda bei Harry in der Nähe weiteressen würden.
Jill verschwand irgendwie auch unter den vielen Gaffern, aber Jade hatte nicht wirklich Lust, sich zu den Groupies zu gesellen. So aß sie auf, und wollte sich auf den Weg machen um ihre Schultasche zu holen, da der Unterricht in einer halben Stunde beginnen sollte. Sie stand auf, und ihr stockte der Atem. Sie sah keine Möglichkeit, die große Halle zu verlassen, da es so schien als würde sich jeder, und wirklich JEDER Schüler an dieser Schule durch das Eingangstor quetschen. Jade schnaufte, und stieg auf eine der Bänke. Sie musste tatsächlich auf dem Tisch lang laufen, um überhaupt in die Nähe des Ausgangs zu kommen.
"Diese Geier...", murmelte sie genervt und machte sich auf den Weg, zwischen Toastständern und Rühreischüsseln hindurch. Sie war fast am Ende angekommen, die hoffnungsbringende Tür in Sicht, als jemand gegen sie stieß, Jade auf einem Teller ausrutschte und nach vorne fiel. Sie schrie auf, und wäre mit voller Wucht auf den Boden geknallt, wenn nicht zwei große, starke Hände sie aufgefangen hätten. Jades Haare waren ihr ins Gesicht geflogen, so musste sie in ihren Locken rumfriemeln um ihre Mähne wieder anständig zu bändigen.
„Bei Merlin und Morgana...", fluchte sie laut und versuchte ihre Hand aus ihren Haaren zu lösen, die sich wie Ketten um ihr Handgelenk gelegt hatten. „Zu viel Aufstand um nichts. Als ob ihr den nicht auch den Rest des Jahres sehen würdet...", fügte sie dann noch flüsternd hinzu und hob dann langsam den Blick von den Schuhen ihres Retters.
Jades stockte und ihre Augen weiteten sich, als sie in das sommersprossige Gesicht des Siebtklässlers sah, bei dessen Anblick ihr Herz sofort einen Tango tanzte.
Er lächelte sie freundlich an, half ihr dann, ihre Hand aus ihren Haaren zu befreien und hob sie auf die Beine.
„Tschuldige. Also diesen Aufstand hier. Und... das Ei." Entschuldigend lächelnd klopfte Ronald Weasley Jade Rührei von der Schulter. „Ich... also ähm... danke", stotterte Jade und spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Dabei beugte sich Ronald weiter vor, um sie näher zu betrachten.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich glatt meinen, du seist eine Weasley. Wie ist dein Name?" Jade öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch kein Laut wollte ihre Lippen verlassen. In diesem Moment gesellte sich Ginny Weasley zu ihrem Bruder und verwirrt wanderte ihr Blick von Jade zu Ronald und wieder zurück. Ein amüsiertes Grinsen erschien auf ihren Lippen.
„Jade Graeham. Hast du schon wieder etwas angestellt?", fragte Ginny dann mit warmer Stimme und Jade lief, wenn möglich, noch roter an. Vermutlich hatte ihr Gesicht inzwischen die Farbe ihrer Haare angenommen. „Ach, die Erstklässlerin die einen Hauself gegrillt hat? Glückwunsch! Meine Brüder... wären stolz auf dich." Kurz huschte ein schwarzer Schatten über die Gesichter der Geschwister. Jade wandte beschämt den Blick ab.
„Das sollte doch nur ein Spaß sein....", murmelte sie dann. Ronald legte ihr eine Hand aufs Haar und schenkte ihr einen freundlichen Blick. „Mach dir keinen Kopf. Solange dir nicht unmittelbar nach der Einteilung mit einem Rausschmiss gedroht wird, ist alles noch im Lot. Hat mich gefreut, Jade Graeham." Mit diesen Worten verabschiedeten sich Ron und Ginny und ließen eine mehr als verwirrte Jade zurück.
Wie bestellt und nicht abgeholt stand Jade an der Tür zur Eingangshalle und beobachtete, wie die beiden Weasleys in der Traube von anderen Schülern verschwanden.
Noah würde ihr niemals glauben.
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