Kapitel 31 - Schwarz auf weiß

Die Sonne strahlte und spiegelte sich tausendfach in der schimmernden Oberfläche des schwarzen Sees, der Krake schwamm genüsslich in der Nähe des Ufers und erschreckte einige kleinere Tiere. Der Himmel war strahlend blau und selten verirrte sich eine Wolke in die Nähe der Turmspitzen des Alten Schlosses. Es war früh am Morgen und der Unterricht würde erst in ein paar Stunden beginnen, dennoch saß eine völlig übermüdete Jade Graeham in der großen Halle und schlief über ihrem Müsli ein. Die Haare standen ihr zu allen Seiten ab, sie hatte es schlichtweg aufgegeben, sie an diesem Morgen zu bändigen. Die letzten Nächte hatte sie nicht so gut geschlafen, seit der Nacht auf den Ländereien träumte sie immer wieder davon, von Werwölfen angeknabbert zu werden und wacht dann mitten in der Nacht schweißgebadet auf. Natürlich hatte Professor McGonagall ihr eine lange Predigt gehalten, Hauspunkte abgezogen, mit noch mehr Nachsitzen gedroht doch Jade hatte gar nicht mehr zugehört. Mit verheulten Augen und hunderten Schrammen und Prellungen am Körper saß sie nur auf dem Stuhl vor diesem riesigen Schreibtisch und starrte aus dem Fenster, hinab auf den verbotenen Wald. Wahrscheinlich hatte die Schulleiterin gemerkt, dass sie seit mindestens einer Viertelstunde umsonst redete und schickte Jade einfach nur in ihren Gemeinschaftsraum. Der Tag des Quidditchspiels war eine pure Ablenkung gewesen und Jade hatte sogar ein wenig gelacht, danach verfiel sie erneut in ihren stummen Modus der Lustlosigkeit und Nachdenklichkeit. Die Worte ihres Verwandlung Lehrers hatten sie hart getroffen, denn irgendwo musste sie sich eingestehen, dass sie ein wenig zu weit gegangen war. Nun saß sie also da, in der großen Halle auf einen Arm abgestützt und mit dem Löffel abwesend in der Butter stochernd. Es war eigentlich viel zu früh, schon wach zu sein und doch hatten sich schon einige Schüler eingefunden die auch noch gute Laune verbreiteten. Jade holte kurz ihren Stundenplan hervor und musste feststellen, dass sie die ersten beiden Stunden gar keinen Unterricht hatte. Jade hasste Montage. Sie waren schlimmer als eine Magenverstimmung, die war wiederrum schlimmer als ein Pockenschnupfen, welcher wiederum schlimmer war wie Trollsabber auf dem Umhang und das war schlimmer als das schlimmste überhaupt: Professor Aiden. Jade überlegte kurz, ihre poetischen Gedanken aufzuschreiben, doch sie ließ es aus einem Grund: Sie war zu faul ihren Arm einen halben Meter zur Seite zu bewegen um sich Tinte und Pergament aus ihrer Tasche zu holen. Sie zog den Löffel aus der Butter und begann, ein wenig von dem Müsli zu verspeisen. Sie musste sich unbedingt ein anderes Frühstück aussuchen. Mit der Zeit füllte sich die Halle und Irgendwann war Jade umgeben von ihren Freunden, die lachten und rumalberten. Pascal und Casey hatten vor zwei Tagen angefangen, nicht nur Händchen zu halten sondern auch ab und an mal ein Küsschen auszutauschen und Jade gab ihrem Bruder unter dem Tisch einen unauffälligen Handschlag. Ein Kreischen erfüllte die Halle, hunderte Eulen kamen hereingeflogen um die Post zu bringen, Luné brachte Jade heute drei Briefe und zwei Zeitungen. Einmal den Tagespropheten und eine neuere Zeitung, die sich mit den Nachrichten rund um die Aktivität von Schwarzmagiern drehte. Zunächst überflog sie die Briefe, es war einer von ihrer Großmutter, einer von George Weasley und einer von ihren Eltern. Doch sie wollte diese lieber in Ruhe lesen und verstaute sie zunächst vorsichtig in ihrer Tasche, bevor sie den Tagespropheten überflog, während Edwin und Amanda sich eine Toastschlacht lieferten, die erst von einem wütenden Professor Flitwick mit Toasthut aufgelöst werden konnte, indem er Edwin an den Ravenclaw Tisch schickte. Noah folgte ihm, damit sein Freund nicht so alleine war, Adley tuschelte mit Amanda und Tamara, während Pascal und Casey sich verabschiedeten und verschwanden. Mit einem Toast im Mund, wo Jade sich nicht ganz sicher war woher es denn nun gekommen war, begann sie die kleinen Artikel zu lesen. Zunächst nichts interessantes, Ankündigungen für neue Besen, ein paar Werbungen für Putzmittel oder Aufrufe für B.ELFE.R. Kleine Artikel über einen Zauberer der ein Schwein in der Größe eines Autos gezüchtet hatte, die Hexe und der Zaubrer der Monats und eine Nachricht, dass ein gewisser Gilderoy Lockhart aus dem Mungos ausgebrochen sei. Dann stieß Jade auf den ersten wirklich Interessanten Artikel, der neben einer Anzeige für Lenkgurken platziert war.

Nord-Ost Europa in Aufruhr

Wie das Ministerium für Zauberei in London nun offiziell bestätigen ließ, musste das Durmstrang-Institut vorläufig geschlossen werden. Mehrere Lehrer und Schüler konnten Verbrechen gegen das internationale Geheimhaltungsabkommen nachgewiesen worden, sowie Beteiligungen an kürzlich stattfindenden Angriffen auf Muggelsiedlungen. Die verdächtigen Lehrkräfte und Schüler wurden in eine geheime Einrichtung gebracht, der Rest des Schulbestandes muss nun bis zur Klärung der Vorfälle dem Schulgebäude fernbleiben und sich international geprüften Untersuchungen unterziehen. Schulleiter Maslow kommentierte Anfragen des Tagespropheten wie folgt: "Was geschehen ist, ist schrecklich und nie hätten wir gedacht Mitglieder unserer Schuler unter den Verantwortlichen zu finden. Die Einflüsse der langen Schreckensherrschaft der letzten Jahrzehnte wirken noch immer und es ist nun unsere oberste Anstrengung, die bösen Geister aus den Köpfen unserer Schüler und Lehrer zu vertreiben. Alle Personen, die im Verdacht stehen mit dunklen Künsten im positiven Kontakt zu stehen, werden überprüft und Notfalls der Schule verwiesen. Wir haben gerade erst unsere Freiheit zurückerlangt und wollen den guten Ruf unserer Schule wieder aufbauen. Solch Vorfälle werfen einen starken Schatten auf diesen Neuanfang."

Es bleibt abzuwarten, wie es mit Durmstrang nun weitergehen soll, Minister Shaklebolt versichert aber, dass die Bemühungen der inländischen und ausländischen Auroren verstärkt werden.

Jade hatte nicht viel über das Durmstang-Institut gehört, es war ein gut verstecktes Schloss und hatte eher einen schlechten Ruf. Sie kannte diesen einen Quidditchspieler, Krum, der auch am Trimagischen Turnier vor wenigen Jahren teilgenommen hatte und wusste, dass Gellert Grindelwald auf diese Schule gegangen ist. Es schockierte die junge Gryffindor dann doch, dass auch Schüler der Schule verdächtigt wurden, Muggel angegriffen zu haben. Der dunkle Lord war doch gestürzt, was lief in der Welt nur falsch? Langsam glitt ihr Blick über ein paar Todesanzeigen, bis zum nächsten Interessanten Artikel.

Black zurück in England, Familie beruft sich auf ihren Ursprung!

Vor wenigen Wochen kehrte ein alter Zweig der Familie Black, die vor kurzem als ausgestorben galt, da der letzte Spross der Familie der zu Unrecht verurteilte Sirius Black (Orden des Merlin zweiter Klasse), bei der Rettung des Harry Potter verstarb. Die Familie war in den frühen Dreißigern nach Amerika ausgewandert und ist nun zurückgekehrt um ihren Ursprung in England zu verfestigen. Nach einigen rechtlichen Komplikationen, da das Haus der Familie Black an den jungen Mr. Potter übergegangen ist, versicherte das Ministerium nun, das man ein kleines Anwesen außerhalb Londons finden würde. Mr. Ramenus Black antwortete auf Anfragen des Tagespropheten leider nicht, doch ein Angestellter der Abteilung für magischen Grundbesitz war für eine Stellungnahme bereit: "Es kommt nicht oft vor, das Zaubererfamilien die einst ausgewandert waren zurückkehren, daher sind die Regelungen für die Fälle sehr veraltet und umstritten. Dank großzügiger Spenden der Familie Black, auch in den letzten Jahrzehnten, konnten viele Projekte gefördert werden und so konnten wir erreichen, unseren neu eingewanderten Eingeborenen ein schönes Heim zu bieten." Mehr zum Stammbaum der Blacks und den berühmtesten Vertretern auf Seite 14.

„Black? Habe ich gerade richtig gelesen?" Noah beugte sich über Jades Schulter und starrte auf den Artikel, während er mit seinem Toast ihren Schoß und ihre Haare vollkrümelte. Jade verengte die Augen und schneller als ein Blitz war ihr Bruder wieder zum Ravenclaw Tisch geflohen. Jade seufzte einmal und blätterte dann weiter. Doch außer ein paar Artikeln über die neusten Besen, einer Reportage über das Leben unter Kobolden und einem vier Seiten langem Artikel über den Betham-Prozess gab es nichts Interessantes. Jade faltete also den Tagespropheten zusammen und griff nach der anderen Zeitung. Gleich auf der erste Seite prangte ein ihr sehr gut bekanntes Bild und ein Kloß bildete sich in Jades Hals. Nach Monaten berichtete also auch die Zeitung über Adams Tod. Jade übersprang diesen Artikel, sie konnte es einfach nicht übers Herz springen und blätterte auf Seite zwei. Dort prangte ein großes Bild von maskierten Gestalten, die eine Stadt überfielen und zerstörten.

Experten warnen - Es ist noch nicht vorbei!

Eine friedliche Stimmung ist eingekehrt, der dunkle Lord ist besiegt und in der Zaubererwelt kehrt frieden ein. Diese Meinung vertraten fast 90% der Experten und tatsächlich schien zunächst eine Art Ruhe zu entstehen und man konnte Fortschritte erkennen. Die Anhänger Voldemorts waren schnell gefasst und eingesperrt und doch konnten einige Fische immer wieder das Netz verlassen. Besonders im Osten des Eurasischen Kontinents kommt nun wieder Stimmung auf und die Übergriffe auf Muggel und Muggelstämmige nehmen zu. In einigen Razzien konnten weitere 72 Anhänger der dunklen Künste Dingfest gemacht werden und verurteilt werden, doch die Ministerien in ganz Europa arbeiten auf Hochtouren. Auroren werden in alle Lande geschickt um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, doch die Anzeichen sind nicht zu übersehen.

"Es mag sein, dass die ‚Popfigur' Tom Riddle nun nicht mehr existent zu sein scheint, doch es gibt nicht immer nur eine Person, die einen Glauben vertritt. Der Gedanke der Reinheit von Blut und Geist sitzt weiterhin in den Köpfen der Zauberer und es braucht nur einen Funken, um ein erneutes Feuer zu entfachen." Erklärt der Politikwissenschaflter Jürgen Leschien.

"Mit dem Ausschalten von Voldemort haben wir nicht ansatzweise das Problem beseitigt. Wir haben im Prinzip die Zecke fest zwischen die Finger genommen, gedreht und den vollgezogenen Körper entfernt. Doch eines bleibt: Der äußerst gefärhliche Kopf, der sich tiefer ins Fleisch bohrt und dadurch nur noch schwerer zu entfernen wird." Mr. Leschien warnt, sollte ihnen nur eine Kleinigkeit auffallen, die ihr Mißtrauen weckt, gehen sie der Sache nach! "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam dafür Sorgen den Kopf der Zecke zu entfernen. In den Köpfen unserer Kinder darf der schädliche Gedanke, die Reinheit des Blutes bestimme den Wert des Lebens, nicht weiter wachsen."

Die jüngsten Ausschreitungen in Bulgarien, Deutschland, Russland, Frankreich und Luxemburg bestätigen diese Vermutung. Es haben sich viele kleine, meist eigenständige, extreme Gruppierungen gebildet, die keinen Halt vor Gewalt machen. Doch die Vermutung, dass eine größere Organisation hinter allem steckt, bleibt. Viele Taten weisen ähnliche Muster auf und können miteinander verbunden werden. Einzig die Verbindung zwischen den Tätern erscheint wahllos und zufällig.

"Wenn wir nicht sofort mit allen Mitteln dagegen angehen, haben wir bald einen neuen dunklen Lord, oder noch schlimmer: Einen ganzen Rat der die Zaubererwelt überschwemmen will. Gerade in den Zeiten der wirtschaftlichen Not, die sich anbahnt, kann es zu Überläufern kommen die nichts anderes wollen als gehört zu werden und eine Verbesserung ihrer Lage fordern." Meint Professor Agerburg von der irisch-schottischen Universität für Magische Politik. "Wenn wir die wirtschaftliche Lage der Länder stabilisieren können, folgt auch eine politische Sicherheit die uns die Möglichkeit gibt das Übel an der Wurzel zu packen. Doch um dieses Utopische Ziel zu erreichen müssen alle mit anpacken."

Das einzelne Persönlichkeiten viel ausrichten können, zeigen in der Vergangenheit die Beispiele von Luise Winshester, Milos Arigardo und Adam Sherwood, die alle aus eigener Hand Zirkel von Schwarzmagiern und ehemaligen Todessern sprengten und so die Verurteilung mehr als 89 Verbrecher und den Tod von mehr als 30 weiteren herbeiführen konnten. Dennoch warnen wir ausdrücklich davor, alleine etwas zu unternehmen! Beschränken sie sich darauf, keine Rassenideologie in den Köpfen ihrer Mitmenschen und Kinder aufkommen zu lassen! Melden sie verdächtiges Verhalten sofort und legen sie alle ihnen bekannte Schutzzauber auf die Muggelhäuser ihrer Straße. Ein Zauberstab ist schwach, zwei sind stark! Merken sie sich immer, der Feind hält fest zusammen und das sollten wir auch! Als geeinte Nation der Zaubererschaft gegen schwarze Magie!

Jade war wahrlich der Appetit vergangen. Sie hatte zwar einiges nicht wirklich verstanden, doch war ihr durchaus bewusst, dass der Irrglaube alles wäre vorbei mehr als nur eine Täuschung gewesen war. Irgendwie hatte sie nun umso mehr Angst, die Briefe ihrer Eltern und ihrer Großmutter zu öffnen und sie zog sich während der ersten Stunden in die Bibliothek zurück. Mit zitternden Händen öffnete sie den schweren Umschlag ihrer Großmutter.


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