Kapitel 30 - Quidditch und ein genialer Plan


"Und noch ein Tor für Hufflepuff!", rief Pascal von ihrem Sprecherstand aus heraus und die gelbgewandten Schüler jubelten. "Damit steht es jetzt 90 zu 40. Da habt ihr es, es geht nicht nur ums Köpfchen, ihr Adler!" Noah und Edwin stöhnten auf. Die Ravenclaw-Quidditchmannschafft hatte heute nicht gerade ihren besten Tag. Die Hufflepuffs schlugen sich hervorragend, das musste Noah zugeben.

"Und da fliegen sie wieder los! Hufflepuff Jäger Anderson im Ballbesitz, gibt an Milton weiter - komm schon, Sasha, du schaffst das!" Pascal feuerte aufs Beste ihr eigenes Team an. "Ah, Ravenclaw nimmt Milton den Ball ab und steuert nun auf die Torringe zu. Newtre wird ihn doch sicherlich halten, komm schon. Ah...sche...verflixt." Teamkapitän Lathan hatte geworfen und punktgenau in den rechten Ring getroffen. Die Ravenclaws jubelten und feuerten ihr Team weiterhin an.

"Nun kommen Beck und Anderson, sie werfen sich den Ball in Rekordgeschwindigkeit zu, ich kann da ja kaum folgen." Pascals Stimme überschlug sich beinahe. "Los ihr Dachse, macht diese hinterhältigen, bescheuerten Adler fertig! Sorry, Noah, nichts gegen dich." Das ganze Stadion fing laut an zu lachen und aller Blicke landeten auf den schwarzhaarigen Ravenclaw-Zweitklässler dessen Wangen knallrot geworden waren.

"Oh, ein schöner Klatscher von Leonie Livian, meiner Schwester, verehrte Damen und Herren." Eine gelb gekleidete Spielerin sauste mit ihrem Schläger zum Sprecherpodium hinauf. "Aua, hau mich nicht. Professor, Mrs. Livian hat mich geschlagen!" Pascal versuchte Professor McGonnagal auf sich aufmerksam zu machen, diese hatte den kleinen Geschwisterstreit gar nicht mitbekommen, da der aufkommende Wind ihr den Hut vom Kopf geweht hatte.

"Geh wieder spielen, Leo." Leonie flog zurück aufs Spielfeld. Die Ravenclaws hatten sich natürlich nicht nehmen lassen, dass einer der Hufflepuffs abgelenkt war und hatten ein weiteres Tor geholt. Damit stand es in der Zwischenzeit 90 zu 60, Ravenclaw hatte gut aufgeholt. Die Adler hatten ihre anfängliche Schwäche nun überwunden und agierten wesentlich gezielter als zuvor. "Beck holt sich den Quaffel und rast im Alleingang über das Feld, umgeht dabei Harris und Hylland und schafft es nun auch bis in den Torbereich zu kommen!" Pascal schrie aus voller Seele. "Eriksen kann knapp halten. Aber Hamshire hat den Schnatz gesichtet!"

Der Sucher der Hufflepuffs war auf einmal in den Himmel geflogen, die glitzernde Sonne hatte seine Silhouette fast vollständig verschlungen, doch die Anspannung auf dem Feld und im Stadium war fast zu greifen. Noah klammerte seine Hände ans Geländer als der Ravenclaw Sucher hinterherstürzte und beide im Sonnenlicht verschwunden waren. Sowohl Spieler als auch Zuschauer richteten ihre Augen in den Himmel, auf der Suche nach einem Hinweis, doch für mehrere Minuten blieb es still um die beiden Sucher.

"Hatten wir nicht mal Sucher?", fragte Pascal in die Stille und vereinzelte Lacher ertönten. Noah bedeckte die Augen mit der Hand und blickte in den Himmel. Ein paar Vögel flogen vorbei, doch ansonsten war es ruhig um die beiden Spieler in der Luft. "Chrm. Ja. Also.", sagte Pascal. "In dieser unendlichen Spannung des Kampfes der Sucher, gehen wir doch auch wieder einmal auf die anderen Spieler ein. Erikson hat da einen scharfen Ball von Beck gehalten."

In der Tat hatten die anderen Spieler schon vor mehreren Minuten wieder angefangen weiter zu spielen. Die Ravenclaws holten langsam wieder auf, angespornt durch ihren Sucher, der dem anderen dicht auf den Fersen in den Himmel gefolgt war. "Beck holt sich den Quaffel wieder und pirscht über das Spielfeld, passt dabei immer wieder zu Milton und Anderson, sie umspielen die beiden Ravenclaw-Treiber Friedmann und Harris und kriegen den Ball dann an Erikson vorbei!" Hufflepuff lag jetzt mit 30 Punkten im Vorsprung. Noah biss die Zähne zusammen und starrte angestrengt auf das Spielfeld. Edwin neben ihm fieberte heftig mit und selbst Jade feuerte die Adler an.

"Was ist das?!?", schrie Pascal auf einmal erschrocken aus. "Der Himmel!" Alle Blicken richteten sich auf den blauen Himmel und erschrocken hielten viele den Atem an.  Eine schwarze Silhouette fiel mit hoher Geschwindigkeit aus dem Himmel und näherte sich bedrohlich schnell dem Boden. Nur durch Professor McGonnagals beherztes Eingreifen klatschte der Schüler nicht auf dem Boden sondern sein Sturz wurde abgefedert. Es war der Ravenclaw-Sucher, wie Noah feststellte. Er blickte zwar etwas bedeppert drein, hielt aber triumphierend den Arm in die Höhe. Er hatte den Schnatz! Der Hufflepuff-Sucher kam besorgt mit dem Besen des anderen heruntergeflogen.

"Ohhh! Ravenclaw-Sucher Weathley fängt den Schnatz. Sophie Weathley fängt den Schnatz und bringt Ravenclaw 150 Punkte und den Sieg! Ravenclaw gewinnt mit 300 zu 110!" Pascal war zwar nicht gerade zu Freudentänzen aufgelegt, freute sich aber dennoch über das Spielende. Das bedeutet nämlich eine Party und jeder wusste, dass es Pascal egal war warum, Hauptsache Party.

Jade umarmte ihren Bruder und gratulierte ihm zum Sieg der Ravenclaws zog sich jedoch schnell wieder zurück, als sie das Gesicht schmerzhaft verzog. Man hatte Jade die ganze Nacht über nicht gefunden und erst am Morgen des nächsten Tages hatte Fang, Hagrids Hund, sie unter einem Gebüsch mit Schrammen und Kratzern am ganzen Körper entdeckt. Jade wollte nicht sagen was es war, doch Noah wusste, genau, dass sie nicht aus purer Spontanität heraus in einem Gebüsch übernachtet hat. Es musste etwas mit ihrem Nachsitzen bei Professor Aiden zu tun haben. Der Saurrüde hatte Jades komplettes Gesicht ablecken müssen, damit sie aufwachte. Dabei hatte sie sich jedoch so sehr erschrocken, dass sie nach hinten gestolpert war und sich den Ellbogen an einem Stein geprellt hatte. Das wiederum war ihr genauso peinlich, wie dass im Gebüsch gefunden werden, das sie sich geweigert hat, zu Madam Pomfrey zu gehen. Jill hatte ihr sogar angeboten, zu sagen, sie hätte sie geschubst, doch Jade wollte ihre Freundin nicht zum Lügen bewegen.

Noah hatte für den Tag noch einen ganz speziellen Plan mit Jill ausgeheckt. Um Casey von Jade fernzuhalten hatten sie ein bisschen nachgeforscht und herausgefunden, dass Pascal heimlich auf ihn stand. Das wollten sie ausnutzten und die beiden zusammenbringen. Damit wären Jade und Pascal geholfen. Jill und er liefen direkt nach dem Endpfiff des Spiels ins Schloss zurück und bereiteten den Rest ihres genialen Plans vor.  Dieser war zwar einfach aber hoffentlich wirksam.

Kurz vor dem Mittagessen fing Noah Pascal auf dem Weg in die Große Halle ab. Mit dem Vorwand ihr etwas Geheimes über Jade zu erzählen, lockte er sie in den Gang, in dem alles stattfinden sollte. Jill tat dasselbe mit Casey. Beinahe zeitgleich trafen sie sich vor der Tür zum Zauberkunstraum. "Was macht ihr denn hier?", fragten er und Pascal unisono. Noah und Jill tauschten einen Blick, grinsten und schubsten gleichzeitig Pascal und Casey in den Raum und verschlossen ihn. Nicht mit so einem einfachen Schloss, sondern mit einem magiesicheren, damit sie auch ja drin blieben.

„Hey! Was soll das? Lasst uns raus. Und was soll das Essen hier? Pascal, hör auf das zu essen!" Caseys Stimme entfernte sich von der Tür und eine Reihe von Sätzen wurde zwischen den beiden Eingesperrten gewechselt. „Also, was soll das jetzt?", fragte Pascal, anscheinend kauend.

„Ihr kommt hier nicht eher raus, wie ihr nicht dieses schicke Essen genossen habt und du, Pascal, dich traust. Du weißt genau, was ich meine und ich warne dich, es nicht zu tun." Jill war zwar fast zwei Köpfe kleiner als Pascal und Casey, aber dafür doppelt so angsteinflößend wenn sie wütend war. „Manno.", maulte Pascal, während Casey sie mit Zwischenfragen bombardierte. „Was ist los? Wie jetzt? Was sagen? Was trauen? Hää?"

Noah und Jill kicherten und postierten sich dann vor der Tür. Nach kurzer Zeit hörten sie Stühle rücken und dann auch schon das Geklirr von Besteck. Jill kicherte, als Pascal anfing zögerlich zu sprechen. Genaues konnten sie nicht verstehen, dafür sprach sie zu leise.

„Du bist ganz schön gruselig, weißt du das eigentlich?", fragte Noah grinsend. Jill lächelte nur und lehnte sich zurück. Wo sie die Tüte mit Keksen herholte, konnte er nicht sagen. „Wo hast du die denn hergeholt? Ich sehe keine Tasche bei dir." Jill schaute ihn aus überaus ernsten Augen an und sagte dann: „Noah, ich bin Jill. Ich hab immer was zu essen parat." „Auch wieder wahr."

Nach fast zwei Stunden des Wartens, beschloss Noah, es sei an der Zeit mal die Lage zu überprüfen. Während Pascal und Casey eingesperrt waren, hatten sich Edwin, Adley und Jade dazu gesellt und es waren immer wieder gedämpfte Lacher und leise Gespräche zu hören. Jade klopfte an die Tür. „Seid ihr vorangekommen?", fragte sie vorsichtig. Gelächter ertönte, dann sagte Pascal etwas undeutlich. „Ja, ja könnte man so sagen. Können wir jetzt bitte raus. Hier drin gibt es nämlich leider kein Klo und der Kürbissaft ist leer." Das wiederum erstaunte Noah. Die beiden hatten es wohl tatsächlich geschafft innerhalb von zwei Stunden fast fünf Liter Saft zu trinken.

Jade tauschte einen Blick mit ihrem Bruder bevor sie die Tür öffnete. Pascal stürmte sofort an ihnen vorbei. Casey kam etwas gemächlicher hinterher geschlendert, die Hände tief in den Taschen vergraben und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Jade nahm gefügig Abstand von ihm. „Und?", fragte Jill. Edwin und Adley waren einige Schritte zurückgewichen, als Pascal heraus kam, waren jedoch jetzt wieder näher gerückt. „Alles bestens. Und Noah, Jill — danke euch beiden. Das war echt süß." Sein Blick galt dem von Rosenblättern und Schokoladenherzchen übersätem Tisch. Noah lachte und Jill verbeugte sich. Freiwillig rückten weder Casey, noch die wiederaufgetauchte Pascal mit der Sprache heraus und es bedarf einiges an Jades Überredungskunst und der Drohung sie aus den Drachenfüchsen auszuschließen, bis Pascal redete.

„Ich bin euch ja wirklich dankbar, dass ihr das gemacht habt, aber meint ihr nicht, dass das ein bisschen übereifrig war? Ich meine, ihr habt uns eingesperrt. Das ist Freiheitsberaubung,", sagte Pascal ernst. „Pascal." Jades Stimme war nur ein Flüstern aber trotzdem wurde die bunte Hufflepuff wieder normal. „Also, ich hab getan, was Jill von mir verlangt hat. Diesen ganzen Gefühlskram und so gestanden. Er meinte, einen Versuch sei es ja wert und...ja, das wars auch schon."

„Und ich soll dir glauben, dass ihr das zwei Stunden lang gemacht habt? Immerhin habt ihr fast mehr gelacht als geredet.", sagte Jade mit eisiger Stimme, die Noah Sicherheitsabstand von seiner Schwester halten ließ. „Ich schwöre bei allen Göttern, ob echter oder fiktiver Natur, dass das alles war." Casey lachte und nahm dann Pascal bei der Hand. „Wenn ihr uns entschuldigt." Die beiden gingen um eine Ecke und waren dann außer Sicht — und Hörweite. Jade seufzte erleichtert. „Das wäre erledigt." Adley und Noah tauschten einen belustigten Blick, während Jill weiterhin Kekse verdrückte.

Den ganzen Tag über waren weder Casey noch Pascal zu finden und die Hufflepuff-Viertklässlerin war nun keine Person, die man einfach übersah. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt und obwohl sie alle möglichen Räume absuchten, war keine Spur zu finden. Am Abend gaben sie dann auf und verbrachten die restlichen Stunden des Tages lieber damit, Zaubererschach zu spielen und ihre restlichen Hausaufgaben zu erledigen nur um dann in der Bibliothek Casey und Pascal zu finden, die sich durch hunderte Bücher gewälzt hatten. Das Besorgniserregendste war jedoch, dass die eine Hälfte über Liebestränke und die andere Hälfte über Hormonzauber war. Sie beschlossen sich in den nächsten Tagen lieber von den beiden fernzuhalten, denn das alles schrie geradezu mit einem Megaphon nach Rache.

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