Kapitel 28 - Osterspaß
Der Frühling hatte Einzug in Hogwarts gefunden. Noah und Jade würden während den Osterferien im Schloss bleiben, Jill hatte zwar angeboten, dass sie wieder mit zu ihr kommen könnten, doch sie hatten dankend abgelehnt. Jade hatte ihrer Freundin dann zugezwinkert und gesagt: "Immerhin bleibt man nicht die Königin der Streiche, wenn man nur auf der faulen Haut liegt." Jill wurde sofort bleich, denn noch so eine arbeitsreiche Woche, wie für den 1. April wollte sie so schnell nicht erleben, und war dann ganz schnell verschwunden. Jade hatte sich dann mit einer Kanne warmen Kakao, ihrem Notizbuch und einer dicken Decke in den Gemeinschaftsraum verzogen. Jill berichtete Noah dass Jade immer wieder ein diabolisches Grinsen auf den Lippen hatte und sie sich um die geistige Gesundheit des Rotschopfes sorgte. Noah musste ihr dann erklären, dass Jade manchmal so ihre Phasen hatte, in denen sie wie eine Besessene wirkte, gegen die kein Exorzist der Welt etwas unternehmen konnte. Er wusste ganz genau, dass Jade die kompletten Osterferien damit verbringen würde, Schokolade zu essen und fiese Streiche auszuklügeln.
Es war der zweite Tag der Ferien, als Noah eines Morgens mit einem ganz schlechten Gefühl aufwachte. Er war allein im Schlafsaal, denn sowohl Edwin als auch Tom waren nach Hause gefahren. Sowieso, es waren sehr viele Schüler nach Hause verschwunden, wenn nicht sogar geflohen. Jill, Tamara und Amanda waren nicht da, Adley war mit seiner Tante und seinem Onkel über die Ferien nach Spanien geflogen und Casey würde die Zeit mit seiner Familie verbringen. Von ihrer kleinen Gruppe waren nur er, Jade und Pascal geblieben. Die Hufflepuff-Viertklässlerin hatte es sich zur Aufgabe gemacht, so viel Zeit mit den beiden Chaos-Zwillingen zu verbringen. Sie wollte so werden, wie die beiden, hatte sie aufgeregt erklärt, als sie am Morgen vor den Ferien mit zwölf verschiedenen Haarfarben aufgetaucht war. Jade hatte es lächelnd als Kompliment genommen, doch Noah fand es etwas merkwürdig, dass eine Vierzehnjährige mit einem Regenbogentick gerne sein wollte, wie zwei Zwölfjährige, die das Schloss auf den Kopf stellten. Denn Pascal war zwar verückt und farbenfroh, aber ihre Schulnoten waren ihr sehr wichtig. Sie konnte es sich nicht nehmen lassen, selbst zwischen den Streichvorbereitungen noch zu lernen. Als Noah gefragt hatte, wieso sie so versessen darauf war, gute Noten zu erhalten, hatte sie ihm stolz erzählt, dass sie davon träumt, eine Heilerin im St. Mungos zu werden, dem Zaubererkrankenhaus. Und dafür bräuchte sie nunmal Bestnoten, hatte sie gesagt, während sie Lilien gegossen hatte, die sie auf einer Fensterbank abgestellt hatte. Die Blumen waren ein Projekt für Kräuterkunde, sie sollten nach den Ferien immer noch leben, damit sie eine gute Kursnote bekommen würde, denn Professor Sprout wollte Pascal gar nicht in die Nähe der gefährlichen Pflanten lassen, aus Angst, sie würde ihren kleinen Setzlingen noch irgendwelche Flausen in die Blumenköpfe setzen.
Nun, aber beschlich Noah, dass Jade schon über die Planerei hinaus war und irgendetwas angestellt hatte. Und tatsächlich, als er die Karte der Rumtreiber aus seiner Jacke holen wollte, war sie mal wieder verschwunden. Jade hatte sie doch tatsächlich erneut mitgehen lassen, ohne dass er etwas davon mitbekam. Sichtlich eingeschüchtert, was seine Schwester denn nun wieder angestellt hatte, zog Noah sich an und verließ den Ravenclaw-Turm. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen und er wollte gerade um eine Ecke in den Korridor zur großen Treppe abbiegen, als eine Hand seinen Arm packte und ihn zur Seite zog. Bevor er jedoch schreien konnte, hatte sich eine zweite Hand auf seinen Mund gelegt und er blickte in zwei grinsende Gesichter. "Pascal! Jade! Meine Güte, musste das sein? Ein einfaches Flüstern hätte auch gereicht.", regte sich der schwarzhaarige Ravenclaw auf. Jade nahm die Hand von seinem Arm und tippte auf die Karte der Rumtreiber. "Wusst ich's doch.", grummelte Noah. "Psch! Also, in ein paar Minuten wird Professor Aiden hier vorbei kommen. Pascal wird ihn ablenken, während ich alles vorbereite." Ein fieses Grinsen hatte sich auf Jades Gesicht geschlichen. Noah schluckte schwer. "Und was mach ich dann hier?", fragte er flüsternd. Jade legte einen Finger auf den Mund und bedeutete ihm einfach zuzusehen. Gebannt wartete er darauf, dass etwas passierte. Erst als Pascal auf den Gang trat und so tat als hätten sich ihre Schnürsenkel verheddert, passierte etwas. Professor Aiden kam um die Ecke und blieb dann stehen, als er Pascal erblickte, Jade zückte ihren Zauberstab, murmelte etwas und schickte einen Zauber an die Decke. Hunderte Luftballoon in Eierform und mit Hasengesichtern bemalt, fielen auf den verdutzten Verwandlungslehrer. Doch die Balloons waren nicht einfach nur mit Luft gefüllt. Als der erste, ein rosaner, Aiden berührte, platzte er mit einem leichten Knall auf und verteilte hellrosa Farbe auf ihm. Dem ersten folgten rasch weitere und schon bald war Professor Aiden ein bunter Farbklecks, der bedröppelt im Gang stand. Pascal, die selber Farbe abbekommen hatte, tat gespielt überrascht. Jade kugelte sich vor Lachen auf dem Boden und auch Noah konnte sich sein grinsen nicht verkneifen. Leider war Jade etwas laut beim Lachen und Noah konnte erschrocken beobachten, wie der Verwandlungslehrer die Augen verengte und auf sie zukam. Noah schaffte es gerade noch, sich hinter einer Rüstung klein zu machen, doch für Jade, die kichernd auf dem Boden immer noch mit ihrem Zauberstab in der Hand lag, kam jede Hilfe zu spät.
"Ah, das hätte ich mir ja denken können.", sagte der bunte Professor. "Das bedeutet wohl ein bisschen Nachsitzen, nicht wahr, Mrs. Greaham?" Jade wollte protestieren, doch Professor Aiden hörte ihr nicht mehr zu. Er hatte sich auf dem Absatz umgekehrt und hinterließ nun bunte Fußabdrücke auf dem Boden auf dem Weg in sein Büro. Jade wirkte extrem wütend. Ihr linkes Auge zuckte verdächtig und Pascal, die die drohende Gefahr erkannt hatte, hatte sich schnell aus dem Staub gemacht. Zu Noahs Glück, hatte Jade ihren Bruder vergessen und stapfte wütend nach draußen auf die Länderein zu und verschwand für mehrere Stunden. Noah seufzte erleichtert und ging dann zum Frühstück. Als er gerade dabei war, sich eine Schale mit Müsli zu machen, kam eine saubere Pascal wieder herein gelaufen und setzte sich gut gelaunt wie eh und je neben ihn. Anscheinend war das Farbendilemma für sie schon Geschichte. Aber Noah hätte schwören können, dass ihre Haare ein paar Minuten vorher noch dunkelrot mit grünen Strähnen waren. Aber jetzt leuchteten sie so bunt, als hätte jemand ihr wirklich mehrere Farbeimer über dem Kopf ausgeschüttet.
Zur Verwunderung aller holte Pascal dann auch noch die Lilien hervor und machte sich mit ihrem Zauberstab daran zu schaffen. Sie entfernte Unkraut, schnitt braune Stellen weg und tat etwas rein biologischen Dünger in den Topf. Noah, der bei dem Gestank sein Müsli beiseite geschoben hatte, wollte gar nicht wissen, aus welchen besonderen Zutaten dieser Dünger bestand. Pascal kümmerte sich aber so liebevoll um ihre Blume, dass man meinen könnte, es würde um mehr als eine Schulnote gehen. Noah beschloss, das näher im Auge zu behalten. Jade tauchte erst zum Abendessen wieder auf. Auf die Frage, wo sie denn war, erntete Noah nur böse Blicke. Sie zog sich dann aus ihren Haaren Blätter und Zweige und Noah glaubte, dass sie einen netten kleinen Waldspaziergang unternommen hatte. Das einzige, was daran störte war, dass es nur einen Wald auf dem Gelände gab und der war verboten. Jade konnte von Glück reden, nicht nicht noch mehr Strafarbeiten bekommen zu haben.
"Also, das heute war zwar ein kleiner Rückschlag, aber ich hab immer noch mehr in petto.", erklärte Jade dann in geschäftlicher Stimme. Pascal, die nebenbei ihre Lilie in den Armen wiegte, lauschte gebannt.
"Die Ferien dauern noch vier Tage, in dieser Zeit muss wenigstens ein Schüler wegen zu schwerer Verzauberung im Krankenflügel landen, sonst ist unser Arbeitspensum nicht erfüllt. Neben den Glaskugeln, die beim Meisterwerk zum Einsatz kamen, hab ich noch ein paar andere Ideen." Sie grinste ihre beiden Mitverschwörer an und, obwohl sie die Katastrophe vom morgen nicht vergessen hatten, grinsten beide zurück. Jade erklärte, was sie vorhatte und Noah war sofort gespannt auf den Ausgang dieses Streiches. Es würde auf jeden Fall ein Ostern werden, was man nicht so schnell vergessen würde. Am Samstag, also einen Tag vor ihrem nächsten Streich, trafen sich die drei im Raum der Wünsche, der wieder zu ihrem Geheimstützpunkt geworden war. Mit freundlicher Unterstützung von Byddo, hatte Jade ein Dutzend Körbe voller Ostereier besorgt. Sie sahen noch so unschuldig aus.
"Also, macht was euch einfällt. Pascal, du wirst mir dann helfen, alle einzufärben. Noah, du kennst bestimmt ein paar lustige Zaubertränke." Sie waren Stunden beschäftigt die Eier zu präparieren. Einige wurden ausgehöhlt und mit scharfer Soße gefüllt, wieder andere bekamen eine unzerbrechliche Schale, die selbst eine Dampfwalze nicht knacken konnte. Jades Meisterwerk waren dann die Eier, die den Schülern hinterherjagen würden. Doch neben den gemeinen und lustigen Eiern, gab es auch noch ein paar nette Varianten. Komplett mit Schokoladen und Nusskrokant gefüllte Eier, welche mit Zuckerglasur, statt Schale und wieder welche, die Osterlieder sangen und wie Hasen hoppelten. Alleine die Eier zu bemalen, die ganz nach Pascal Art waren, hatte schon Stunden gedauert, doch alle Zauber, Zauberträne und sonstiges zu machen und die Eier dann auch noch zu verstecken, oder mit den Frühstückseiern auszutauschen, würde die ganze Nacht dauern. Aber was tat man nicht alles für einen gelungen Ostersonntag?
Es war schon lustig, dabei zuzusehen, wie Siebtklässler versuchten mit aller Kraft die Frühstückseier aufzubekommen, oder wie die jüngeren Schüler, von tanzenden und singenden Eiern den ganzen Tag über verfolgt wurden. Die Lehrer, die froh waren, dass es etwas harmloses war, aßen nichts ahnend die Eier mit der extra scharfen Füllung und bei einigen traten Tränen in die Augen. Da Jade diesesmal vorausgedacht hatte, aß sie selber eines der präparierten Eier, welches krampfhaft versuchte aus ihrem Mund zu entkommen. Noah hatte zum Glück nur eines mit der steinharten Schale erwischt während Pascal damit beschäftigt war ein besonders Hartnäckiges von ihrer kostbaren Lilie fernzuhalten. In den Fluren wurden Osterlieder gesungen und besonders erinnerungswürdig waren die Eier, die in die Rüstungen geworfen wurde. Die alten Metallhelme quietschten dann bei jedem Wort welches ihr Inneres verließ. immerhin verlor sich die Wirkung der singenden Eier nach ein paar Stunden und zum Abend hin, war das ganze Schloss wieder wie vorher.
Zufrieden mit ihrer Arbeit naschte Jade ein Schokoei und überließ es wie immer Noah und Pascal die Sachen wegzuräumen, die sie für ihre Aktion benötigt hatten. Ein paar Eier waren bei ihnen geblieben, denn einige Schüler hatten sich nicht mehr getraut, diese überhaupt anzugucken. Diese würden vielleicht noch einmal später gebraucht werden.
Noah ließ sich erschöpft aber glücklich in seine Kissen fallen. Tatze schnurrte als er ihm über den Bauch streichelte und streckte sein Pfoten von sich. Dass er dabei Noah die Nase zerquetschte, kümmerte den dicken Kater recht wenig. Eines der singenden Eier hatte den Weg in sein Schlafzimmer gefunden und summte nun noch leise vor sich hin. Auch wenn das Lied kein wirkliches Osterlied war, fand Noah es schön und schlief dann auch mit der Melodie im Herzen ein.
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