Kapitel 25 - Die Ruhe vor dem Sturm 1.0
"So, dann wollen wir mal die Anwesenheit kontrollieren." Mit einem Klemmbrett bewaffnet kam Jade in das unbenutzte Klassenzimmer, neben ihr hüpfte Jill freudig umher. Vor den staubigen Fenstern herrschte noch Dunkelheit und so warf nur das Licht des Lumos unter der Decke einen sanften Schein auf sie.
"Du hast doch einen Knall.", murmelte ein müder Adley, der halb schlafend gegen einen Tisch gelehnt auf dem Boden saß. Auch der Rest des Trupps schien eher noch im Land der Träume zusein, doch das störte Jade kein bisschen.
"Ihr gebt einfach nur ein laut von euch, wenn ich euren Namen nenne. Und nein, Schnarchen zählt nicht Casey!" Der Zweitklässler erschrack, seine Hand rutschte zur Seite und er knallte unsanft mit dem Kopf auf den Tisch. Jade schmunzelte und wandte ihren Blick dann auf das Klemmbrett. In der anderen Hand hielt sie eine Feder, die sie von Noah geschenkt bekommen hatte.
"Also, Jill. Casey. Amanda. Tamara. Adley. Edwin. Pascal. Warte? Wo sind Noah und Pascal?" Es war wie der Moment, vor dem Ausbruch eines Vulkans. Jade schaute sich zunächst ruhig um, dann hoben sich ihre Augenbrauen langsam und ihre Gesichtsfarbe näherte sich der ihrer Haare. Ihre Lippen wurden immer schmaler und sie machte einer McGonagall gute Konkurrenz. Vorsichtig räusperte sich Jade und senkte das Klemmbrett.
"Wo sind mein Bruder und Pascal?" Ausnahmelos jeder zuckte mit den Schultern und dann finden die anderen an, miteinander zu tuscheln. Jade drehte sich auf dem Absatz um, legte das Klemmbrett beiseite und verließ den staubigen Klassenraum. Es war Samstagfrüh, kurz vor 6 Uhr. Jade konnte zwar verstehen, wenn die anderen müge waren, aber so ein Streich plant sich eben nicht von alleine und da sie inzwischen zu viele waren um in einer Ecke zu stehen und zu tuscheln, mussten sich auch die Schlafmützen mit diesen Uhrzeiten arrangieren. Man kann nicht einfach so ohne nichtstun in die Geschichte eingehen. Jade schnaubte genervt und trat um eine Ecke. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen und zog die Augenbrauen zusammen.
"Wo will ich eigentlich hin?" Verwirrt schaute sie nach links, dann wieder nach rechts und zuckte mit den Schultern. "Hm." Mit einem Ruck drehte sich Jade auf dem Absatz um und lief in die andere Richtung zurück. Sie entschied, wieder zum Klassenzimmer zurückzukehren. Einerseits war sie zu faul jetzt zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum zu laufen, andererseits wusste sie nicht wo der Hufflepuff-Gemeinschaftsraum war. Sie bog gerade wieder in den Gang im fünften Stock, wo die anderen im Klassenraum warteten, als sie gegen jemanden lief. Bevor sie zu Boden ging griff diese Person jedoch nach ihr und hielt Jade am Arm fest.
"Jade! Wir haben dich schon gesucht. Puuh, ich dachte schon wir wären die letzten." Wütend schaute der Rotschopf die beiden Langschläfer an, sie war sich ziemlich sicher das Pascal am Tag zuvor vier andere Haarfarben hatte als jetzt.
"Seid ihr ja auch! Ich bin los um euch zu holen. Also wirklich, wenn ihr beiden nicht mit die wichtigsten Glieder in meinem Plan wärt, würde ich euch hochkant rausschmeißen! Unglaublich!" Während sie gesprochen hatte, waren Pascal und Noah immer kleiner geworden und schauten nun beschämt durch die Luft. Jade schloss kurz die Augen und atmete aus.
"Also, kommt ihr?" Mit großen Schritten ging sie an den beiden verwirrten Querköpfen vorbei und trat lächelnd wieder in den Klassenraum. Inzwischen war am Horizont auch die Sonne aufgegangen und warf ihren warmen Schein auf die schlafenden Unruhestifter. Jade musste kichern und riss damit Edwin, Adley, Casey und Tamara aus ihrem Schlaf. Im gleichen Moment kamen dann auch endlich Pascal und Noah in den Raum, hoben nur jeweils eine Hand zum Gruß. Jade kletterte auf einen der Tische.
"Sagst du uns jetzt endlich, was du planst?" Jade grinste breit und schüttelte den Kopf. Sie ließ sich von Jill ihr Klemmbrett wieder reichen und machte ein Kreuz hinter den Namen von Noah und Pascal. "Da wir nun endlich vollständig sind.", sie warf einen kurzen Blick zu den beiden Zuspätkommern. "Können wir uns endlich mal überlegen, wo wir unsere Basis aufbauen wollen. Wir müssen in den nächsten drei Wochen viel planen und vorbereiten und das geht schlecht im Klo der maulenden Myrte oder einem Klassenzimmer. Es muss ein Ort sein, der nicht für jeden zu erreichen ist und in dem wir unsere Materialien sicher verstauen können. Vorschläge?" Jade schaute in die schläfrigen und ausdruckslosen Gesichter ihrer Freunde. Plötzlich schien Pascal einen Geistesblitz zu haben, sie hüpfte auf und ab, sagte die ganze Zeit 'Ähm' lief dann umher, zerrte alle hoch und hob die Hand.
"Klassenausflug, jetzt! Bitte bleibt alle schön beisammen, jeder sucht sich einen Partner und nimmt diesen an die Hand." Sie grinste die anderen frech an, bevor sie ohne Vorwarnung losstürmte. Verwirrt folgten ihr die anderen und nach einem Sprint durch das halbe Schloss, welchen Jade Pascal niemals vergeben konnte, standen sie irgendwo im 7. Stock. Pascal blieb vor einer Wand stehen, schob dann die anderen beiseite und lief wie ein koploses Huhn vor dieser Wand umher. Dabei murmelte eher zu sich selbst als zu den anderen. Jade, mit einer Hand an der Seite und nach Luft schnappend, runzelte die Stirn. Dass die Hufflepuff-Viertklässlerin seltsam war, war ihnen von Anfang an klar gewesen. Deswegen passte sie ja auch so gut in ihre Gruppe, doch dieses Verhalten sprengte den Rahmen. Pascal sprang plötzlich wie von einer Biene gestochen auf und wandte sich an Jade.
"Was für einen Raum brauchen wir jetzt eigentlich genau?" Der Rotschopf kratzte sich am Kopf und überlegte fieberhaft. "Also auf jedenfall, will ich einen Raum haben, in dem wir alles notieren können und von dort aus alles andere sehen kann. Wir brauchen einen Zaubertrankraum, eine Halle wo wir alles lagern können und einen Produktionsraum. Außerdem ein Kaminzimmer. Da können wir dann zusammen Kakao trinken." Pascal nickte und marschierte, ja sie marschierte wirklich, dreimal vor der Wand von der einen zur anderen Seite. Erst geschah nichts, doch dann begann sich langsam ein feines Muster auf den Steinplatten der Wand zu bilden. Wie Blumen rankten sich die kleinen Risse durch die Mauer, wurden größer und bildeten langsam einen prächtigen Torbogen, dann erschien eine dunkle Holztür, ebenfalls mit feinen Verzierungen. Pascal drehte sich um und schaute sie ziemlich ernst an.
"Eigentlich hatte ich gedacht, dass der Raum der Wünsche zerstört worden ist, nachdem das Dämonenfeuer dieses schwabbeligen, fetten, Idioten dadrin gewütet hatte, aber anscheinend wurde nur der aktuelle Raum komplett zerstört. Was mich ziemlich sauer macht, da ich dadrin meine komplette Stoffsammlung hatte und jetzt alles futsch ist." Zum Ende hin wurde sie lauter und ihre Stimme etwas höher, was zugegebenermaßen nicht bedrohlich oder wütend wirkte, sondern auf eine Weise sogar niedlich. Man kann sich das wie einen Pinguin vorstellen, selbst wenn der wütend davonwatschelt sieht der immer noch mega süß aus. Das Jade Pascal gerade mit einem wütenden Pinguin verglichen hatte, zauberte ihr doch ein Lächeln aufs Gesicht. Dann schauten sie stumm auf die Tür, als würde jeden Moment jemand daraus hervorspringen.
"Und, wollt ihr jetzt eintreten oder wollen wir hier auf dem Gang unsere Basis errichten?", fragte Pascal mit einem ziemlich ernsten Ton. Sie würde das vermutlich sogar durchziehen. Edwin war der erste der wieder die Fassung erlangen hatte und sprang vor, riss mit einem Ruck beide Türflügel auf und man sah, wie seine Augen immer größer wurden und anfingen zu leuchten.
"Ich bin sprachlos.", stammelte er, Noah knuffte ihn in die Seite. "Dafür redest du gerade aber gut." neckte er dann seinen Zimmergenossen. Beide brachen in schallenden Gelächter aus und dann begab sich die Gruppe von 9 Schülern in den Raum der Wünsche. Leise schwangen die Türen hinter ihnen zu, während die jungen Zauberschüler mit großen Augen und verblüfften Gesichtsaudrücken in die große Halle traten, die sie empfing. Durch hohe Seitenfenster strahlte warmes Sonnenlicht, die Hohe Decke wurde von rech verzierten Säulen gehalten. In der Halle befanden sich mehrere Tische, eine Reihe von Zaubertrankkesseln, daneben Schränke mit Zutaten und Büchern. Von der Decke hingen Kräuter und anderes, in den Regalen stapelten sich Gläser und Dosen und Boxen. Eine Treppe führte hinauf in einen Raum, von demaus man einen guten Überblick über den ganzen Raum hatte. Es war eine Art Büro, mit Aktenschränken und großem Schreibtisch, der Jade sehr an den aus dem Büro der Schulleiterin erinnerte. Unter diesem Raum befand sich eine kleine Lounge, Kissen und Decken auf dem Boden, eine Couch und alte Sessel die absolut nicht zusammenpassten und sehr ramponiert aber dennoch gemütlich aussahen. Die Tapete war Rot, Gelb, Grün und Blau. Und irgendwie wurde Jade erst jetzt bewusst, dass sie alle, obwohl so unterschiedlich und aus den verschiedensten Häusern, doch so perfekt zusammenpassten. Sie würde nichts in der Welt gegen diese Menschen eintauschen die in den letzten Monaten nicht nur zu Freunden, sondern zu Familie wurde.
"Kissenschlacht!" Und während Jade, Edwin und Casey es schafften sich aus der Lounge zu stehlen, führten die anderen eine Schlacht um Leben und Federn. Atemlos kamen die drei oben im Büro an. Casey und Edwin hatten ein breites Grinsen auf den Gesichtern, ihre Augen leuchteten. "Gefällt es euch?" fragte Jade und ließ sich auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch nieder. Die beiden nickten und fielen dann lachend auf die Couch an der Wand. Jade schaute sich auf dem Tisch um und war verblüfft. Die Notizen auf den Blättern sahen genauso aus, wie ihre Handschrift. Tatsächlich waren es ihre Aufzeichnungen und Idee, Zaubertrankzutaten und experimentelle Zauber die sie ausprobiert hatte. Dieser Raum war erstaunlich und würde ihnen in den nächsten Jahren noch gute Dienste leisten. Doch nun mussten sie erst einmal den ersten April vorbereiten.
"Wo wir gerade so schön alleine sind, kann ich euch ja schon einmal eure Aufgaben geben, oder?" Die beiden Jungs sahen sie an und nickten. "Klar, Jade. Was immer du brauchst." Casey zwinkerte ihr verstohlen zu und Jade wurde leicht rot auf den Wangen, dann nickte sie.
"Also, Casey bekommt die Aufgabe diesen Zaubertrank für mich zu brauen. Wir brauchen mindestens 5 Liter davon. Edwin, ich habe gehört du bist gut was kleinere Verwandlungen angeht?" Der junge Ravenclaw nickte. "Ok, ich werde dich zu Pascal ins Team stecken. Ihr lasst euch verrückte Verkleidungen einfallen und dürft mit ein paar Verwandlungszaubern rumhantieren." Jade stand auf und griff nach dem Zaubertrankrezept um es Casey zu geben.
"Es könnte sein, dass du einige der Zutaten noch bestellen musst, gibt mir dann einfach die Rechnung." Dann griff sie nach einem anderen Zettel, auf dem standen kleine Verwandlungszauber für Stoffe und Kleidung drauf. Diesen reichte sie dann Edwin.
"Ok. Ihr könnt euch gerne noch ein wenig umsehen, wir fangen morgen mit den Vorbereitungen an. Könnt ihr mir Adley, Jill und Pascal hochschicken?" Edwin war aufgesprungen und nickte. Dann ging er raus und ließ Jade und Casey alleine zurück. Der Gryffindor Zweitklässler machte keine Anstalten zu gehen. Jade hatte sich kurz zu ihren Notizen runtergebeugt und bekam ihn erst wieder mit, als er plötzlich hinter ihr stand.
"Casey!" rief sie erschrocken aus und steß sich am Tisch, als sie einen halben Meter zurücksprang. "Erschreck mich doch nicht so! Aua." Wütend rieb sie sich die Hüfte, mit welcher sie gegen das feste Holz gestoßen war. Casey schaute sie mit durchdringendem Blick an und Jade erinnerte sich an ihr vermasseltes Treffen mit ihm. Plötzlich wurde ihr die Situation extrem unangenehm, auch weil Casey nichts sagte sondern sie nur anstarrte. Jade spürte wie Hitze auf ihre Wangen trat und wandte verlegen den Blick ab. Was wollte Casey jetzt von ihr? Das letzte mal hatte sie einen Stapel Bücher auf ihn fallen lassen, Madame Pince hatte ihn mit einer Buchstütze an der Schläfe getroffen und ihm dann Bibliotheksverbot für 2 Wochen gegeben. Er trat an sie heran, sodass Jade nicht flüchten konnte und griff nach ihrem Kinn.
"Danke, Jade. Danke für diese wunderbare Zeit mit dir, mit euch. Es ist einfach unglaublich, ihr macht meine Zeit hier in Hogwarts unvergesslich und ich kann endlich mit dem abschließen, was während des Krieges passiert ist." Paralysiert starrte sie ihn an, unfähig sich zu bewegen. Was erwartete er jetzt von ihr?
"Casey, ich..." Doch er unterbrach Jade, indem er seine Lippen auf ihre drückte.
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