Kapitel 21 - Freundschaft

Schmollend saß Jade auf ihrem Bett und schaute aus dem großen Fenster hinaus. Man merkte sofort, dass der Winter bald zu Ende sein würde, die Sonne strahlte und kaum eine Wolke war am Himmel zu sehen. Und während alle die Tage der Ruhe und des schönen Wetters genossen, saß sie hier drin und war ans Bett gefesselt. Würde es nicht wortwörtlich so sein, dass Madame Pomfrey Jade mit einem Zauber ans Bett gebunden hatte, würde sie sich nun hinaus schleichen. Denn es gab an der Ausrede mit dem Schlafwandeln zwei Probleme: Sie konnte es Noah nicht erzählen und die Karte des Rumtreibers lag immernoch hinter der Statue. Wenn ein anderer Schüler sie finden würde, sie könnte es sich nie verzeihen! Zudem hatte ihr Verwandlungslehrer wohl den Drang mit seiner aufmüpfigen Schülerin ein Gespräch zu suchen. Doch jedesmal wenn er im Krankenflügel war, stellte sie sich schlafend und einmal war sie versucht sich tot zu stellen, aber sie wusste das Poppy sie dann wirklich umbringen würde. Natürlich versuchten ihre Freunde sie aufzumuntern, aber selbst der stetig wachsende Stapel Schokolade konnte Jade absolut nicht aufmuntern. Sie war schlicht schlecht gelaunt. Ihr Arm schmerzte, die ganzen kleinen Kratzer juckten fürchterlich und die mitleidigen Blicke aller die sie besuchten machten sie einfach nur fertig. Wenn die andern nur wüssten was wirklich vorgefallen war. Jade setzte sich auf, zog die Beine an den Körper, legte ihre Arme und den Kopf darauf und seufzte theatralisch. Sie könnte ja ein Buch lesen, aber selbst in die Bibliothek durfte sie nicht. Und Madame Pince weigerte sich, dass jemand anderes für sie ausleihen konnte. Und alle die sie fragen könnte so zu tun als würde er das Buch brauchen, hatten ihr Limit erreicht. Jade hörte am Mittwoch dann auf, sich die Haare zu kämmen und lag nur noch schmollend im Bett. Neben den kurzzeitig bleibenden Schülern, einer wegen eines fehlgeleiteten Brandfluches und ein anderer wegen eines versehentlich entstanden Ohrloches, gab es keine weiteren Dauerpatienten. Eigentlich hätte Jade den Krankenflügel schon wieder verlassen dürfen, aber McGonagall und Madame Pomfrey waren der Meinung, dass Jade gleich wieder ein Abenteuer erleben würde und sich noch mehr Verletzungen zufügen könnte. Was für ein Blödsinn, das nächste Mal würde sie Noah mitnehmen, der würde dann alles abbekommen. Jade musste kurz grinsen und fühlte sich sogleich ein wenig besser. Sie hörte die Tür des Krankenflügels aufgehen und zog sich die Decke über den Kopf. Gedämpft hörte sie ein paar Stimmen.

"... kann sie nur sein? Und warum hat sie ein zerrupftes Kissen in ihrem Bett?" Plötzlich schlug jemand die Decke beiseite und ein Todesblick traf Casey und Jill. Sie erkämpfte sich ihre Decke zurück und drehte sich grummelnd zur Seite.

"Geht weg. Lasst mich hier alleine sterben und genießt euer Leben für mich mit." Gespielt entsetzt griff sich Jill an den Kopf.

"Oh nein! Verlass mich nicht geliebte Jade, was soll ich nur ohne dich machen! Nie wieder gratis Schokolade, nie wieder Lehrer ärgern und was soll erst aus der Geburtstagsfeier werden!" WIeder riss ihr jemand die Decke weg und Jade drehte sich mit roten Augen zu ihren Freunden um. Die beiden grinsten sie fies an, griffen sie dann zu beiden Seiten und hoben Jade aus dem Bett.

"So, wir machen dich jetzt mal hübsch und dann hörst du auf zu schmollen. Wir haben da etwas für dich vorbereitet." In Windeseile waren ihre Haare gekämmt, Jill half ihr beim anziehen und die beiden bugsierten sie Richtung Krankenflügelausgang.

"Aber ich darf doch gar nicht..." Doch Jill zog sie weiter, während Casey die Tür öffnete.

"Erlaubnis von Chef. Du darfst heute in Begleitung rausgehen damit du nicht ganz verzweifelst. Na komm!" Jade wurde unwillkürlich von Jill's guter Laune angesteckt und folgte ihr gut gelaunt den Weg hinab zu den Ländereien. Casey und Jill erzählten aufgeregt dass einer der Schülerkessel in den Zaubertrankräumen explodiert war und alle Zaubertrankschüler aller Klassen aufschub für ihre Projekte bekämen. Jill erwähnte, dass es ein Hufflepuff Drittklässler namens Boyden Matthew gewesen ist. Sie schwärmte von seinen goldenen Locken und dem frechen Grinsen und Jade rollte mit den Augen. Dann erinnerte sie sich daran wie sie selbst auch einen gewissen jemand anschmachtete und wurde rot. Im Gegensatz zu Jade war Jill aber eher ein Mädchen, welches für jeden halbwegs gut-aussehenden Jungen schwärmte. Jill umarmte ihre Freunde und lachte, Jade schaute sie kurz verdutzt an und stimmte dann mit ein. In die Umarmung verschlungen tippelten sie die Treppe weiter runter und es war nur dem aufmerksamen Casey zu verdanken, dass es zu keinem Fall kam. An der Eingangstür angekommen, erwartete sie der Rest der Truppe. Noah, Adley, Amanda und Tamara hatten Körbe und Decken in den Händen und Jade wusste was das bedeutete.

"Picknick? Oh ich liebe Picknick!" Die Sonne begrüßte sie mit einer strahlenden Wärme als sie durch das große Eingangsportal kamen. In der Nähe vom See begannen sie dann, die Decken auszubreiten. Sie alberten viel herum, tobten und jemand hatte sogar ein Radio mitgebracht, so tanzten sie ausgiebig zu der darin laufenden Muggelmusik. Jade biss gerade von einem Brot mit Käse ab, als Jill sich von hinten auf sie stürzte und durch kitzelte. Lachend lief die Brünette dann davon und wurde im Auftrag Jade's dann von Noah und Casey eingefangen, sodass sie sich rächen konnte.

"Habt ihr jetzt eigentlich schon eine Idee, für eure Geburtstagsparty?" Amanda nahm sich einen Apfel und schaute Noah und Jade erwartungsvoll an. Beide zuckten mit den Schultern.

"Ich will einen Schokobrunnen..." sagte Jade. "... und ich eine Eisstatue in Form eines Drachen. Also so Essbares Eis!" erwiderte Noah. "Und wir brauchen ganz viele Girlanden und Konfetti!" brachte Jill mit ein. Casey setzte sich wieder hin und griff nach einer Banane. "Ihr braucht auf jedenfall gute Musik. Vielleicht gibt es ja ein paar Schüler..." Tamara sprang auf. "Darum kümmer ich mich!" Der Nachmittag verging schnell und sie planten viel für die kommende Geburtstagsparty der Graeham-Zwillinge. Im Endeffekt kamen viele Zettel mit Notizen, wünschen, Empfehlungen und eine Speisekarte zusammen. Jade würde sich mit Jill um das Essen kümmern, denn sie hatte sich mit Byddo nach dem Kuchenvorfall gut angefreundet. Tamara und Amanda würden die Musik übernehmen, da Tamara eine richtig gute Sängerin war und Amanda ein paar Instrumente spielen konnte. Noah, Casey und Adley übernahmen den Rest der Planung. Als ihr Bruder sie dann am Abend alleine wieder zum Krankenflügel brachte, schwiegen sie sich an. Jade blieb stehen und schaute aus einem großem Fenster hinaus auf das Gelände. Als Noah das bemerkte kam er zurück.

"Alles ok? Wie hat dir der Tag gefallen?" Jade verschränkte die Ärme und schloss die Augen. Sie wollte nicht, das ihr Bruder merkte, dass sie Freudentränen nahe war.

"Ist es nicht unfassbar, wie uns vor nicht mal einem Jahr fremde Menschen nun so ein schönes Leben bereiten? Ich bin einfach nur unglaublich glücklich gerade, hier mit dir zu stehen und zu wissen, dass da andere wie wir sind die so viel für uns tun. Eigentlich ohne eine Gegenleistung zu erwarten." Noah nahm seine Schwester in den Arm. Er konnte sich gut vorstellen was in Jade vor sich ging. Die beiden wurden immer sehr behütet und hatten eigentlich keine Freunde in ihrem Alter.

"Aber ist das nicht toll? Guck mal, sie würden vermutlich alles für uns tun, aber wir doch auch für sie! Ich liebe es mit Adley einfach nur über Quidditch zu reden auch wenn ich keine Platte davon habe! Oder mit Casey zu lernen oder mit euch Mädchen rumzualbern." Jade nickte und lächelte. "Jill's Humor, sie ist die beste Freundin die ich mir wünschen könnte. Und Amanda und Tamara sorgen immer wieder dafür, dass wir keinen Klatsch und Tratsch verpassen. Noah? Wir müssen uns nun noch mehr ins Zeug legen! Mit unseren Streichen und Ideen. Und wir müssen alles tun damit unsere Freunde sehen wie wichtig sie uns geworden sind." Ihr Bruder lachte und löste sich von ihr. Einen Arm auf ihrer Schulter lassend gingen sie hinauf zum Krankenflügel, redeten noch ein wenig über ihren Geburtstag und verabschiedeten sich dann mit einer Umarmung. Madame Pomfrey erwartete die junge Schülerin bereits und überprüfte sehr genau wie Jade's Genesung voran ging. Sie musste nur noch einmal einen richtig wiederlichen Trank trinken und am Freitag würde sie dann wieder in den Gemeinschaftsraum dürfen.

"Soweit sind auch die anderen Schnittverletzungen verheilt. Ich sehe auch Narben die sich gebildet haben." Pomfrey schaute sich vorsichtig Jade's Gesicht an und beäugte dann Arme und Beine.

"Nein, nein. Alles gut. Sie haben wirklich Glück Mädchen. Also ich hatte ja schon viele Verletzungen hier, aber eine 11-jährige die sich alleine in den verbotenen Wald traut um Pilze zu suchen... Jaja, wie die Zeiten sich verändern." leise murmelnd verschwand die Krankenschwester dann, brachte Jade noch ein paar Brote und Wasser bevor sie sich in ihren Raum zurückzog.

Die Turmuhr schlug gerade Mitternacht, als Jade sich vorsichtig aufsetzte. Sie hatte eine Idee gehabt und dazu brauchte sie besondere Hilfe.

"Byddo? Kannst du mich hören?" Ein leises 'Plopp' erklang und vor ihrem Bett tauchte der Hauself auf. Er neigte den Kopf und Jade begrüßte ihn freundlich.

"Guten Abend Miss, ist alles in Ordnung?" Jade lächelte ihn an und nickte. "Es ist alles super! Byddo, mir ist gerade eine Idee gekommen aber ich brauche deine Hilfe. Also wenn du magst." Sie erklärte dem Hauselfen ihren Plan, mit ihrem Zauber und den Trank, den fehlenden Pilzen und das Dilemma mit der Karte. Byddo erklärte sich einverstanden unter der Vorrassetzung, dass Jade noch einmal einen Kuchen mit ihm gemeinsam backen würde. Lachend willigte sie ein und behielt im Hinterkopf, dass sie diesem treuen Geschöpf eine ganz besondere Freude machen musste. Am nächsten Morgen wachte Jade auf und fand einen Zettel auf ihrem Nachttisch.

Miss Jade,

Ich habe die Schokolade zu ihrem Bruder gebracht und den Rest in ihrem Koffer verstaut. Ich freue mich auf das gemeinsame Backen.

Byddo

Sie musste lächeln und an diesem Tag blieb sie nicht im Bett, sondern ging durch den Krankenflügel, las etwas, schaute aus den offenen Fenstern und genoss die Sonne in ihrem Gesicht. Es war ein wundervolles Gefühl zu wissen, dass sie so wunderbare Freunde hatte. Ihr Vater hatte nicht gelogen, als er mal sagte dass Hogwarts ein sonderbaren Ort war, dem viele wundervolle Dinge innewohnten. Sie verstand nun die Magie des alten Schlosses.


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