Kapitel 20 - McGonagall, die Geburtstagshexe

"So etwas kannst ja auch nur du schaffen. Beim Schlafwandeln die Treppe runter fallen und dir den Arm brechen." Noah schüttelte bedauerlich den Kopf. Er war gerade dabei Jade im Krankenflügel zu besuchen, nachdem Jill ihm aufgeregt erzählt hatte, Jade sei verschwunden. Sie haben überall nach Jade gesucht gehabt. In der Küche, im Eulenturm, nochmal in der Küche, weil Jill etwas Nervennahrung brauchte, in der Bibliothek und dann in der Großen Halle, doch Jade blieb verschwunden. Erst Professor Aiden, der ihnen mitteilte, dass Jade im Krankenflügel war, brachte die Erleuchtung. Mit geröteten Wangen und abweisendem Blick hatte Jade dann erzählt, sie sei mitten in der Nacht aufgewacht und lag am Fuße der Großen Treppe. Aiden hatte sie während seines Rundganges gefunden und dann in den Krankenflügel gebracht, hatte sie erzählt. Laut Madam Pomfrey musste sie eine Woche bleiben, bevor sie wieder in den Unterricht durfte. Da Jade schon früher geschlafwandelt hatte, hinterfragte Noah das ganze nicht. Doch er konnte sich vorstellen, dass Jade ihm etwas verheimlichte. Wahrscheinlich etwas, was mit Aiden zu tun hatte, und es ihr zu peinlich war, dass zu sagen.

"Ich hab doch gesagt, ich weiß das selber." Jade zog einen Schmollmund und schnappte sich eine weitere Tafel Schokolade, die sie zu Hauf auf ihrem Nachttisch hatte. Obwohl sie Jills tatkräftige Unterstützung beim Essen derer bekommen hatte, stapelte sich die Schokolade immer noch fast einen halben Meter hoch. Anscheinend war die ganze Schule sie besuchen gekommen und hatte eine Tafel dagelassen. Jade störte sich nicht daran und ihren Freunden gefiel es auch, immerhin hatten sie alle umsonst Schokolade.

"Ich finde, du solltest dich bei Aiden bedanken. Wer weiß wie lange du da noch gelegen hättest, wenn er dich nicht gefunden hätte.", sagte Noah. Jade beachtete ihn nicht und zerknüllte lautstark das Papier der Schokolade. Aiden war wohl noch immer ein empfindliches Thema bei ihr. Er wollte gerade etwas sagen, als die Tür aufging und ein großer, rothaariger Junge, gefolgt von einem ebenso rothaarigen Mädchen betraten den Krankenflügel. Jade hatte nur einen Blick auf die beiden Neuankömmlinge geworfen, war dann scharlachrot angelaufen und hatte sich quietschend abgewandt. "Hallo Jade. Wir haben gehört du hattest einen kleinen Unfall.", sagte Ron Weasley und verschränke die Arme hinter seinem Kopf. Seine jüngere Schwester Ginny schaute sie tadelnd an. "Bist du etwas nachts im Schloss umher geirrt?", fragte sie und klopfte dabei auf ihr Vertraenschüler-Abzeichen. Jade wurde, wenn das überhaupt ging, noch roter und war unfähig zu sprechen. Noah erbarmte sich und antwortete für sie. "Sie ist schlafgewandelt und dabei die Treppe runter gestürzt."

Ron lachte, aber Ginny schlug ihm gegen die Seite und er verstummte. "Okay. Das hört man auch nicht alle Tage.", sagte Ginny. Jade vermied es, Ron anzublicken und fixierte einen Punkt hinter seiner Schulter. Die Lampe an der Wand war ja auch viel spannender. "Dann mal gute Besserung. Ach, Noah, würdest du mal kurz mitkommen?" Ginny stand an der Tür und wartete mit einem vielsagendem Grinsen. Noah verstand und folgte ihr. "Klar." Er konnte deutlich spüren, wie Jade ihm einen hasserfüllten Blick hinterherwarf, der nur bedeuten konnte, das es Rache geben würde. Das war ihm in diesem Moment jedoch herzlich egal.

"Meinst du Jade bekommt auch nur ein vernünftiges Wort heraus?", fragte Ginny lachend als die Tür hinter ihnen zuschlug. Noah grinste. "Ich glaube nicht. Sie ist viel zu...merkwürdig, wenn es um deinen Bruder geht." Ginny lächelte und verabschiedete sich dann und ging die Treppe runter. Noah schüttelte den Kopf und beeilte sich, zum Mittagessen zu kommen. Immerhin war es Samstag und sie hatten jetzt Ferien, also musste er sich keine Gedanken um Hausaufgaben machen. Der Gryffindortisch war schon voll als er ankam und so musste er sich mit viel Mühe neben Jill und einen bulligen Fünftklässler quetschen. "Wie gehts Jade?", fragte sie sofort. Noah hatte es schwer überhaupt zu atmen, deshalb musste er auf primitive Handzeichen zurückgreifen. Zu seinem Glück stand jemand am Ende des Tisches auf und die anderen rutschten nach, sodass er wieder Luft bekam.

Adley, der sich ebenfalls an den Gryffindor-Tisch gesetzt hatte, machte ein mitleidiges Gesicht. Das Jade im Krankenflügel lag, schien den beiden jedoch nicht ihren Appetit genommen zu haben. Während Jill fast alleine eine Platte mit Chicken Wings verdrückte, machte sich Adley daran, einen Fasan auseinander zureißen. Noah schüttelte nur den Kopf und schöpfte sich dann einen deftigen Eintopf auf seinen Teller. "Ron Wealey ist übrigens gerade bei ihr.", sagte er zwischen zwei Löffeln. Jil verschluckte sich an einem Knochen und würgte. "WAS?", bekam sie gerade noch hervor, bevor sie einen ganzen Krug Wasser leerte. "Ja, er und seine Schwester waren sie besuchen und ich hab sie, nett wie ich bin, mit ihm alleine gelassen." Jill starrte ihn mit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Ihre Mundöffnung bildete ein perfektes O und man konnte ihr ansehen, dass sie gerade die verschiedensten Szenarien durchspielte.

"Was ist denn so toll an ihm?", fragte Adley mit hochgezogener Augenbraue und stopfte sich Fleischstücke in den Mund. Jill sog empört die Luft ein und blickte Adley an, als hätte er gerade aufs Schlimmste ihre Familie beleidigt. "Er sieht einfach aus wie ein Engel. Und seine Aura ist so...hrrrrrrr. Und diese Haare, so flauschig und...man sein Körper und einfach...ach warum erklär ich dir das überhaupt? Du würdest niemals verstehen, wieso Ron Weasley so toll ist." Jill schaute träumerisch durch die Gegend und vergaß sogar zu essen. Adley schüttelte nur den Kopf und er und Noah tasuchten einen Blick, der soviel wie "Mädchen" aussagte. Gerade als sie aufstehen wollten, kam Tamara angeschlittert. "Hey, Leute. Habt ihr schon gehört? Es gibt am Valentinstag einen Ball." Ihre Augen leuchteten. "Es wird so toll. Alle dürfen kommen und es wird sogar eine romantische Band geben. Oh ist das nicht aufregend?" Tamara war komplett aus dem Häuschen und konnte kaum noch gerade stehen. Noah jedoch stöhnte nur genervt auf. Der 14. Februar war nicht nur Valentinstag sondern auch der Geburtstag von Jade und ihm. Und jedes Jahr aufs Neue mussten sie ihren Geburtstag mit irgendwelchen eklig glücklichen Pärchen teilen, die nur rum turtelten.

Während Jill und Tamara mit Amanda im Schlepptau sich auf den Weg zu Jade machten, ging Noah gemeinsam mit Adley und Casey zum Quidditchfeld. Die beiden wollten unbedingt wieder fliegen, und da das nächste Spiel bald anstand, mussten sie es jetzt tun, bevor das Feld dauerhaft gebucht sei. Und da Noah sowieso nichts zu tun hatte, wollte er ihnen zugucken. Während sich die beiden Fanatiker also umzogen, kletterte Noah auf die Tribünen um ihnen zuzugucken. Ein kalter Wind blies ihm um die Ohren und er zog seinen Umhang enger. Adley kam als Erster angeflogen und drehte ein paar Runden, bevor Casey auf seinem Besen aus der Umkleide kam. Die beiden waren nach einiger Zeit nur noch als schleierhafte Schemen zu erkennen, die über das Quidditch-Feld flogen und ab und an einen roten Quaffel warfen. Noah bewunderte, wie sie es schafften, bei der Geschwindigkeit auch noch zu zielen und zu fangen.

Als nach über einer Stunde seine Finger taub wurden, beschloss er wieder ins Schloss zu gehen und sich aufzuwärmen. Gerade als er überlegte, wo er denn hingehen sollte, kam Jill die Treppe runter gerannt und zerrte ihn am Arm mit. "Hey, was soll das denn?", fragte er komplett überfordert mit der Situation. "McGonnagal will dich sehen. Sie ist bei Jade. Ich sollte dich holen, jetzt komm schon, oder brauchst du ne schriftliche Einladung?" Noah ließ sich völlig perplex durch die Gänge ziehen und überlegte sich krampfhaft, was denn so wichtiges sei, dass Jill total aus dem Häuschen war. Im Krankenflügel angekommen, ging sie ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen und ließ einen immernoch verwirrten Noah zurück. Er blinzelte ein paar mal, bevor er die Tür zum Krankenflügel öffnete und eintrat. McGonagall saß auf einen Stuhl neben Jades Bett und blickte ihn erwartungsvoll an. "Ah, gut das sie hier sind, Mr. Graeham. Bitte, setzten Sie sich." Sie wieß auf Jades Bett und Noah ließ sich darauf nieder. Jade schaute ebenso verwirrt wie er.

"Um zum Thema zu kommen, ich weiß, dass der Valentinsball an ihrem Geburtstag stattfindet und es vielleicht nicht die beste Art ist, um diesen zu feiern, deshalb haben einige Lehrer den Vorschlag unterbreitet, ihnen zu Ehren eine kleine, sagen wir Party zu geben. Es soll als kleine Wiedergutmachung fungieren, da es für sie sonst kein schöner Geburtstag wäre. " Bei diesen Worten fixierte sie besonders Jade. Noah konnte sich fast vorstellen, wer diesen Vorschlag wohl gemacht hatte. Die beiden Zwillinge starrten die Schulleiterin mit offenem Mund an. "Sie-sie meinen nur für uns?", stammelte Jade. "Ja, Mrs. Graeham. Wie mir ihre Großmutter berichtet hat, sind sie kein besonderer Fan ihres Geburtstages bisher gewesen. Daher fanden wir, dass es eine gewisse Abwechslung bietet, wenn sie eine kleine private Feier haben können. Ich hoffe doch, es sagt ihnen zu.", fügte McGonagall hinzu. Noah war vollkommen erstarrt und Jade ging es auch nicht besser. Er fing sich jedoch als erstes. "Sie wollen damit sagen, wir dürfen eine Geburtstagsparty feiern, die sie organisieren? Aber, wird das nicht so aussehen, als würden sie uns bevorzugen?", fragte er irritiert.

"Oh, sie haben mich missverstanden. Sie werden die Party selber organisieren und alles. Die Lehrer werden sich nur nicht darum bemühen sie aufzuhalten....da sie andersweitig beschäftigt sind. Für unsere beiden Nachwuchstalente ist das doch eine wollkommene Abwechslung, oder nicht?" Jade schluckte. "Ja...also, dankeschön, Professor McGonagall. Es ist uns eine große Ehre, solch freundliche Worte zu hören." McGonagall nickte und erhob sich dann. "Also gut. Ich sag den anderen Bescheid und sie organisieren alles Nötige." Sie schenkte ihnen ein Lächeln und verließ dann den Raum. Jade schüttelte ihren Kopf. "Wow. Einfach nur Wow. Das die oberstrenge McGonagall soetwas macht, hätte ich mir nie träumen lassen." Noah schüttelte ebenfalls den Kopf. "Ich glaub nicht, dass das McGonagalls Idee war. Sie hat dich so angeschaut, als sie gesagt, einige Lehrer hätten diese Idee gehabt. Es war wohl Aiden, aber warum weiß ich nicht. Möglicherweise möchte er, dass du ihn mehr magst. Vielleicht hat er so einen 'Ich muss bei allen beliebt sein' - Tick." Noah zuckte die Achseln.

Jade blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an, sagte aber nichts. Sekunden später platzten Jill und Amanda herein und bedrängten die Zwillinge, ihnen alles zu erzählen. Die beiden blieben standhaft, doch als Tamara, Casey und Adley auch noch ankamen und Jade ihre Schokolade wegnehmen wollten, rückten sie mit der Sprache raus. Jill fing sofort an, Pläne zu schmieden, während Adley und Casey schon dabei waren, sich auszudenken, was es zu essen geben sollte. Stunden später, so kam es ihm vor, ließen sie von ihnen loß. Jade und Noah blieben alleine im Krankenflügel zurück. Jill hatte sogar einfach das Licht ausgemacht, weil sie vor lauter Tatendrang vergessen hatte, dass die beiden noch da waren. So saßen sie im Halbdunkeln und mussten sich damit zurechtfinden, nichts zu sehen, denn beiden waren zu faul um aufzustehen.

"Ich glaube, dass wird ein echt cooler Geburtstag, meinst du nicht?" Jade schaute ihn mit großen und leuchtenden Augen an. Die Tatsache, dass es anscheinend Aidens Idee war, störte sie wohl nicht. Noah nickte und musste grinsen. Er konnte hoffen, endlich mal einen Geburtstag zu haben, der nicht nur langweilig war. Bei ihrer Großmutter hatten sie nie eine Party gehabt. Es gab zwar Geschenke und Kuchen und all den Kram, aber eine richtige Party hatten sie nie. Noah freute sich schon wahnsinnig darauf, so etwas zu erleben. Der anschließende Valentinsball erschien ihm gar nicht mehr so langweilig und unnötig.

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