Kapitel 14 - Halloween

Während Jade sich in der Bibliothek mit diesem Casey traf, war Noah damit beschäftigt Schüler aller Häuser und Altersklassen zu umgehen, die ihn mit Fragen zu ihrem Streich löcherten. Niemand konnte nachweisen, dass sie etwas damit zu tun hatten, trotzdem wusste jeder Schüler, dass es ein paar Zweitklässler waren, die das auf die Beine gestellt hatten. Und alle waren beeindruckt und wollten wissen, was als nächstes geplant war. Noah, der selber nicht wusste, was der nächste Plan war, sagte immer nur, dass es sich um ein Betriebsgeheimnis handelte. Stunden später waren der letzte Trupp aus kichernden Hufflepuff Erst- und Zweitklässlern verschwunden und Noah hatte endlich einmal Zeit um sich auszuruhen.

Da er keine Lust hatte, beim Abendessen mit Fragen und Blicken gelöchert zu werden, da es doch sehr verdächtig auf die Lehrer wirken würde, beschloss er, sich aus der Küche etwas Essbares zu holen. Ein Ravenclaw-Schüler aus der fünften Klasse hatte ihm, sozusagen als Belohnung für den Streich, gesagt, wo er die Küche finden könnte. Also schnappte er sich Adley und gemeinsam liefen sie durch einen Korridor, von dem sie wussten, das er ebenfalls in die Hufflepuff-Schlafsäle führte. Das Bild einer großen Obstschale zierte die Wand und nachdem Noah die saftig grüne Birne gekitzelt hatte, schwang es nach innen und gab den Blick auf die Küche preis. Sofort wuselten ein Dutzend kleiner Hauselfen um ihre Beine und führten sie mit sanfter Gewalt auf einen Tisch zu, der mit einem köstlich riechendem Abendessen gedeckt war. Die kleinen Elfen warteten mit großen Augen darauf, dass die beiden etwas aßen, also nahm Noah zögerlich einen Bissen seines Steaks. Als die Hauselfen sahen, dass es ihm schmeckte, verließen sie die beiden so schnell wieder, dass Noah glaubte, sie seinen appariert.

Das Essen war wirklich vorzüglich und obwohl er längst satt war, schlug er beim Nachtisch doppelt und dreifach zu. Mit vollem Magen und leicht bedröppelt verließen Noah und Adley die Küche und machten sich auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume. Draußen hatte die Nacht sich längst wie ein schwarzes Tuch über die Landschaft gelegt und der Mond spiegelte sich im See, der gemächlich vor sich hin plätscherte. Noah, der nach dem Trubel am Tag schon ziemlich müde war, ließ sich auf sein Bett fallen - oder die Hälfte des Bettes, die Tatze ihn benutzen ließ. Und das war nicht wirklich viel, denn seine Katze hatte noch nie etwas von gerechter Aufteilung gehört. Aber ohne sich darüber weiter zu ärgern oder zu versuchen Tatze weg zu schieben, schlief er sofort ein und wachte zehn Stunden lang nicht auf.

Am Morgen wachte Noah schlagartig auf. Kurz wunderte er sich, wieso, denn es war noch lange nicht Zeit zum Aufstehen. Dann bemerkte er, dass sich Tatze quer über ihn gelegt hatte. Und das Hinterteil war beunruhigend nahe an seinem Gesicht. Während er das erschrocken feststellte, peitschte Tatze mit seinem Schwanz und schlug Noah in Gesicht. Wütend murmelnd schob er den Kater von sich runter und stand auf, unfähig noch weiter zu schlafen, wenn das Hinterteil seines Katers immer mehr Nähe suchte. Der Gemeinschaftsraum von Racenclaw war noch im Halbdunkel und die Glut des Kamins glimmte schwach. Er überlegte ob er in der Großen Halle schon etwas zu essen bekommen würde und ging durch die Tür, die auf den Korridor führte. Der Adler an der Tür schnarchte leise und murmelte vor sich hin.

Die Große Halle war für diese Zeit schon recht voll. Der Lehrertisch war zwar fast leer, bis auf Professor Zweistein, der Blaubeeren mit seinem Zauberstab vergrößerte, und Professor Serverdes, die sehr viel Abstand zu ihrem Kollegen hielt. Die Haustische jedoch waren schon voller. Noah sah Jade und Jill am Gryffindor-Tisch tuscheln, während beide in einem so atemberaubenden Tempo aßen, dass Noah sich fragte ob sie überhaupt mitbekamen was sie aßen. Man konnte nur verschwommen sehen wie Löffel von Schüsseln zu ihren Mündern führten und wieder zurück. Er entschied sich zu den beiden zu setzen, bereute es jedoch sofort, denn sie beachteten ihn garnicht. Erst als er Jill die Cornflakesschale wegnahm und so ihr Löffel auf den Tisch schlug, unterbrachen die beiden ihr Rekordverschlingen. Jill funkelte ihn wütend an. "Gib mir sofort mein Essen zurück.", zischte sie bedrohlich und Noah hätte schwören können, das ihre Augen mit Blitzen um sich schlugen und ein leises Donnern im Hintergrund zu hören war. Bei genauerem Hinsehen, konnte er nur feststellen, dass eine von Professor Zweisteins Blaubeeren auf den Boden gefallen waren. Sie hatte die Größe eines kleinen Kinderwagens erreicht und rollte den Gang auf die Eingangshalle zu. Alle beobachteten staunend wie sie an der Tür zerplatzte und Schüler in ihrer Nähe blau färbte.

Jill hatte sich ihre Cornflakes zurückerobert und Noah dafür einen blauen Fleck verpasst. Für so eine zierliche Person hatte sie einen festen Schlag. "Und, wie lief dein Date, Jade?", fragte Noah, der sich vorsichtshalber auf die andere Seite des Tisches gesetzt hatte. Jade lief sofort knalllrot an und ähnelte nun einer Tomate mit Haaren. Sie tauschte einen flüchtigen Blick mit Jill, die den Kopf auf ihr Müsli gesenkt hatte und ebenfalls rot angelaufen war. "Es war...ja also....und dann...nett.", stammelte Jade. Noah hob eine Augenbraue und starrte sie an. "Aha." Wenig überzeugt machte er sich daran, seine Toast zu verschlingen. Jill, die die Stille nicht aushalten konnte, fing eine gezwungenermaßen fröhliche Unterhaltung an. "Freut ihr euch schon auf das Halloween-Fest heute Abend? Ich hab gehört, das diese Feste immer ganz toll sein sollten."

Erschrocken hörte Noah auf. "Halloween? Ist das schon heute?", fragte er ungläubig. Jill blickte verwundert drein. "Ja, sicher. 31. Oktober. Wie jedes Jahr." Ohne es wirklich mitbekommen zu haben waren sie schon 2 Monate auf Hogwarts.  Wie durch Zauberhand war der Schultag sehr schnell vorbei und voller Vorfreude gingen Noah und Jade in Begleitung von Adley und Jill in die Große Halle. Statt den Kerzen schwebten riesige Kürbisse in der Luft, allesamt mit verschiedenen Gesichtern und Fratzen die ein schummriges, gedämpftes Licht verstrahlten. Merkwürdigerweise waren neben den Kürbissen auch Professor Zweisteins vergrößerte Blaubeeren dabei. Sie hatten zwar keine Gesichter, sahen trotzdem etwas gespenstisch aus, wie sie über den Köpfen der Schüler schwebten. Die Tische waren gedeckt mit schummrigen Spinnweben, die um die Kelche gespannt und mit allerlei Süßigkeiten verhangen waren.

Als alle Schüler anwesend waren, erhob sich Professor McGonnagal. "Ich begrüße euch, zu diesem Fest. Jedes Jahr aufs Neue wurde zum 31. Oktober ein großes Halloweenfest abgehalten. Da es dieses Jahr das erste Mal ist, das das Fest seit 2 Jahren wieder stattfindet, haben die Lehrkräfte und Ich uns etwas besonderes für euch ausgedacht." Sie klatschte in die Hände und daraufhin gingen fast alle Kürbislaternen aus und nur noch vereinzelt leuchteten die Gesichter in der Luft. Kurz darauf öffneten sich die Flügeltüren der Großen Halle und ein Schwarm von Fledermäusen ergoss sich in die Halle. Nicht wenige schrien erschrocken auf. Durch den ganzen Trubel der unherschwirrenden Fledermäuse die eine schwarze Wolke über den Tischen gebildet hatten, bemerkte kaum einer die silbrig, schimmernden Gestalten die durch die Tür und Wände glitten. Die Hogwartsgeister waren zurückgekehrt!

Ausnahmslos alle Schüler klatschten laut Beifall, als sie bemerkten, dass die Geister endlich da waren. Die dutzenden Gespenster verbeugten sich unter dem Applaus der sie empfing. Die vier Hausgeister schwebten aus der Konstellation hervor, vollführten einige akrobatische Meisterleistungen und wandten sich dann dem Lehrertisch zu. Eine leise, kratzig klingende Melodie erklang und die Geister begannen mit tiefen, melodischen und gleichzeitig gespenstischen Stimmen zu singen. Sie sangen ein Lied, dessen Text niemand verstand, der dennoch allen seine Bedeutung offenbarte, der ihn hörte. Sie sangen von Klage und Tod, Leben und Vergänglichkeit und letztendlich, dass selbst das Leben nach dem Tod keine Lösung sei. Alle lauschten der Melodie und dem bedeutungsvollen Text und keine anderen Laute waren zu hören. Noah spürte deutlich wie er am ganzen Körper Gänsehaut bekam und er bemerkte, dass es vielen in seiner Nähe ähnlich erging. Es war ein wahrhaft magischer Moment.

Der Gesang der Geister verklang, die Musik schwächte ab und die Gespenster beendeten ihr Lied. Für einen Moment war es komplett ruhig, dann ertönte erneut Applaus, diesmal stimmten auch die Lehrer mit ein. Jedes einzelne Gespenst, von der Grauen Dame bis zu einem kopflosen Reiter, verbeugten sich nacheinander. Der Hausgeist von Gryffindor, der fast kopflose Nick, erntete viele Lacher, als sein Kopf an ein paar Sehnen Haut hingen blieb, als er sich verbeugte.

"Vielen Dank, Hogwarts-Geister. Ich heiße euch im Namen der Lehrer- und Schülerschaft herzlich Willkommen zurück.", sagte Professor McGonnagal. "Ich erkläre das diesjährige Fest hiermit für eröffnet." Sofort füllten sich die Schüsseln mit Gerichten, bei denen die Hauselfen ihr ganzes Können aufgebracht hatten. Jedes Essen sah aus, als würde es auf einer Halloween-Party auf keinen Fall fehlen dürfen. Kandierte Äpfel mit Gummiwürmern, Fingerfood in Form von Fingern und Zehen, ein Schweinebraten, der aussah als wäre er mit Blut und Friedhofserde mariniert. Der Kürbissaft hatte einen modrigen Geruch, schmeckte aber nicht verändert und die meisten Nachtische waren in Form von Grabplatten und -steinen gebacken oder geformt. So gut hatte Noah lange nicht mehr gegessen und er konnte es nicht lassen, sich dreimal nach zu nehmen. Auch Jade aß im Überschwung und lieferte sich gerade ein Apfelwettessen mit Jill, die klar vorne lag.

Als es weit nach neun war, schickte McGonnagal sie alle ins Bett, dass nicht ohne einen Strom dunkelgrüner Funken aus ihrem Zauberstab zu schicken, der sich als kleines Feuerwerk die Decke mit den Fledermäusen teilte. Schläfrig folgte Noah den restlichen Ravenclaws. Die Frage an der Tür konnte mit etwas Hin und Her dann auch gelöst werden und die Schülermassen strömten in den Gemeinschaftsraum. Noah, dem nicht nach reden oder spielen war, ging sofort nach oben und ließ sich auf sein Bett fallen, wo er erschöpft einschlief.

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