Kapitel 10 - Alte und Neue Freunde
„Ich hasse diesen arroganten Sack!", rief Jade aus, nachdem sie ein Stockwerk zwischen sich und dem Klassenzimmer für Verwandlung gebracht hatte.
„Wen genau?", hakte Joan verwirrt nach und schulterte ihre Tasche, die ihr beim schnellen Laufen verrutscht war.
„Diesen blöden stellvertretenden Schulleiter."
„Professor Aiden", ergänzte Jill trocken und Jade schnaubte laut.
„Erwähne nicht diesen abscheulichen Namen!" Die Mädchen um Jade lachten auf.
„Ich finde ihn ganz cool", warf Amanda ein und erntete dafür einen Todesblick von der heranwachsenden Hexe mit den feuerroten Haaren.
„Er ist komplett unfähig!", zeterte Jad weiter. „Er stellt viel zu hohe Ansprüche an die Klasse, wir sind doch nur Erstklässler, wir haben nicht mal die Grundlagen mit ihm durchgenommen, da erwartet er schon, dass wir Dinge perfekt verwandeln können!"
„Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?", fragte Joan vorsichtig und Jades Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Was? Meinst du, sein Unterricht ist gut?"
„Naja, er ist streng und erwartet wirklich ziemlich viel, aber ich glaube nicht, dass er arrogant..." Ihre Worte waren immer leiser geworden, bis sie schließlich unter Jades Blick verstummt war. Jill grinste vor sich hin.
„Ich glaube unser kleiner Rotschopf hier kann es einfach nicht ab, dass sie ein Lehrer mal nicht leiden kann."
„Das - ", fing Jade an und wandte sich zu ihrer Freundin um, die immer noch ein fieses Grinsen auf den Lippen hatte. „ – ist eine Lüge. In der Muggelgrundschule, die mein Bruder und ich besucht haben, konnte mich die Hälfte der Lehrer nicht leiden. Aber die waren ja auch komplett inkompetent." Die Mädchen lachten wieder und Jade spürte, wie ihre schlechte Laune langsam gegen ihren Willen verflog.
„Bestimmt konnten sie es nicht ab, dass deine Makkaronibilder so viel schöner als die der anderen waren", scherzte Amanda und Jade musste nun ebenfalls lachen.
„Oder sie - ", fing Jill an, wurde aber unterbrochen, als Jade einen spitzen Schrei ausstieß. „Adam!", schrie sie aus, warf achtlos ihre Tasche zu Boden und rannte auf den älteren Jungen zu, der dort im Gang stand und sich mit einem Mädchen unterhielt, deren Haare einer Farbexplosion glichen und die ihren Umhang mit bunten Aufnähern verziert hatte. Die beiden blickten nun überrascht auf die aufgeregte Erstklässlerin, die mit wehenden Locken auf sie zu rannte und Adams Gesicht hellte sich sofort auch.
„Füchschen!" Er breitete die Arme aus und fing Jade auf, die ihn sonst aufgrund ihrer Geschwindigkeit zu Boden gerissen hätte. „Seit wann bist du denn hier?", fragte sie glücklich und ignorierte den interessierten Blick des farbenfrohen Mädchens neben ihr.
„Seit einer Stunde. Mein Vater hat mich in Hogsmeade abgesetzt." Jade vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken und grinste in sich hinein. „Ich dachte schon, du lässt mich hier alleine." Adam lachte leise und sie spürte das Vibrieren seiner Brust. „Das hätte ich da noch nie gewagt. Wer sonst hätte mit dir McGonagall zum Wahnsinn treiben sollen?"
„Willst du uns vorstellen?", fragte das Mädchen nun neugierig und legte ihren Kopf schief, wobei ihr die violetten Haarspitzen auf die Schulter fielen, während der Rest in einem hellblauen Ton leuchtete. „Oh, klar! Jade, das ist meine Klassenkameradin Pascal. Pascal, das ist mein kleines Füchschen Jade."
„Jade Graeham?", fragte das Mädchen namens Pascal plötzlich begeistert. „Ehm, ja."
„Oh, ich find dich klasse!", rief sie aus und schüttelte energisch Jades Hand. „Ich hab gehört, du hast sofort am ersten Tag Nachsitzen bekommen, das ist so cool gewesen! Und ich fand deinen Zauber in der Großen Halle echt wahnsinnig gut!"
„Oh, äh, danke, schätze ich." Pascal bekam strahlenden Augen.
„Kannst du mich deinem Bruder auch vorstellen? Und euren Freunden? Ich würde so gerne alle von euch kennenlernen! In meinem Jahrgang gibt es nur langweilige Spießer und da wäre es total cool, wenn ich auch ein paar total coole Leute kennen würde. Würde das gehen? Ja?" Jade blinzelte ein paar Mal und tauschte dann einen verwirrten Blick mit Adam, der allerdings nur grinste.
„Pascal hat ziemlich viel überschüssige Energie, die sie gerne in ihre Worte steckt. Noch mehr in verrückte Taten." Sie blies die Wangen auf. „Was heißt hier verrückt?" Jade löste sich von Adam und sah dann, dass ihre Freundinnen schüchtern dazukamen. „Du hast Madam Sprouts Gewächshaus Nummer drei einmal in einer türkise Farbwolke gehüllt, weil es dir zu langweilig da erschien. Einige sehr seltene Pflanzen sind dabei gestorben."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „So schlimm war das schon nicht", sagte sie, als wäre es gar nichts gewesen und irgendwie fand Jade dieses Mädchen – so merkwürdig sie auch war – auf einmal viel sympathischer. „Ähm, Jade, was ist mit Mittag?", fragte Jill zögerlich und sie drehte sich um. „Oh, klar. Ich komm sofort. Oder...warte. Kommt ihr mit in die Große Halle?"
Sofort war dieses farbenfrohe Mädchen Feuer und Flamme. „Oh, nichts lieber als das! Und dann stellst du mir deinen Bruder vor?" Jade lächelte schief, als sie daran dachte, wie Noah wohl reagieren würde. „Sicher!"
„Fantastisch!" Pascal grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Dann los", sagte Jade und nahm ihre Tasche von Jill entgegen. „Das ist Adam, und das ist Pascal", erklärte sie ihren Freundinnen, die von den älteren Schülern ein wenig eingeschüchtert zu sein schienen. Adam grinste sie an und Pascal war schon freudig ein Stück vorgelaufen. „Das sind Jill, Amanda und Joan, sie sind auch in Gryffindor."
„Sehr erfreut", sagte der ältere Schüler galant. „Da bin ich ja froh, dass du ein paar Freundinnen gefunden hast, die dich vielleicht etwas in den Griff kriegen", fügte er hinzu und zwinkerte Jade zu, die die Augen verdrehte. „Wenn Großmutter das nicht schafft, dann schafft das niemand", erwiderte sie lachend und konnte sehen, wie Joan und Amanda einen vielsagenden Blick austauschten. Jill konzentrierte sich eher mit leuchtenden Augen auf das Mädchen namens Pascal.
„Habt ihr schon was geplant? Ich hab gehört, dass du Professor Aiden nicht leiden kannst! Willst du ihm einen Streich spielen? Soll ich dir helfen? Ich kann Haarfärbemittel beschaffen!" Pascal war wieder zu ihnen getreten und blickte Jade erwartungsvoll an. „Jetzt wo du es erwähnst...", murmelte sie. „Lass uns darüber mit meinem Bruder reden, er ist das Zaubertränkegenie und kennt bestimmt den ein oder anderen nützlichen Trank dafür."
„Au ja!" Dieses verrückte, bunte Mädchen war wirklich liebenswürdig, fand Jade und fragte sich, warum sie ihr vorher nicht aufgefallen war. Es war nicht gerade schwer, sie zu übersehen. Adam beantwortete ihr unbewusst diese Frage. „Vielleicht verbringst du jetzt nicht mehr deine ganze Zeit mit den Blumen in Gewächshaus fünf", meinte er lachend und Pascal grinste schief. „Die sind nun mal die einzige spannende Ablenkung, die es hier gibt."
„Selbst die, die dir beinahe die Hand abgebissen hätten?", fragte er hinterher. „Ja, auch die kleine Betty!" Adam schüttelte grinsend den Kopf. „Du verbringst deine ganze freie Zeit mit den Pflanzen und Kräutern und trotzdem ist deine Note in Kräuterkunde immer noch schlechter als meine. Wie schaffst du das nur?"
„Naja, ich kann mir diese Fachbegriffe so schlecht merken und Professor Sprout kann nichts mit Betty, Annabell und Miranda anfangen, deswegen bekomme ich so wenig Punkte." Jade zog die Augenbrauen nach oben.
„Ich werde wohl mal ein ernstes Wörtchen mit Leonie reden müssen", sagte er spielerisch, als sie die Große Halle gemeinsam betraten, wobei die vier Erstklässlerinnen eher dem Gespräch der beiden älteren Schüler lauschten. „Bitte nicht!", rief Pascal aus. „Leo wird das zu Hause wieder erzählen und dann muss ich in den Ferien büffeln!"
Adam grinste. „Keine Sorge, ich sag ihr schon nichts. Aber musst du ihr nicht immer noch einen Gefallen tun, weil sie dich letztes Jahr vor McGonagall verteidigt hat?" Pascal nickte stumm und wirkte etwas zerknirscht dabei. „Ja."
„Dann schlage ich vor, du übernimmst dieses Jahr den Posten der Stadionsprecherin!" Das Mädchen erschrak und blieb stehen. „Was? Adam, hast du sie noch alle? Das kann ich doch nicht machen!"
„Entweder das, oder Strafarbeiten bei McGonagall, weil ich dich doch verpetze. Entscheide dich." Pascal blies wieder ihre Wangen auf und wandte beleidigt den Kopf ab, auch wenn Jade ihr breites Grinsen deutlich gesehen hatte.
„Da sind die anderen", sagte Jill plötzlich und deutete auf den Ravenclawtisch, an dem Noah, Eileen, Edwin, Olivia und Adley saßen. „Ok, kommt mit!", sagte Jade und zog Adam und Pascal an den Handgelenken mit sich, wobei Pascal immer aufgeregter wurde, je näher sie dem Tisch der Adler nur kamen.
„Oh, oh, oh, ist das aufregend!", sagte sie und als sie sich einen Moment zu sechst niederließen, konnte sie kaum noch an sich halten, als Noah ihr einen verwirrten Blick zu warf. „Äh - ", fing ihr Bruder an, doch dann fiel sein Blick auf Adam. „Oh! Hey! Du bist ja schon da."
Die anderen, die mit ihm gesessen hatten, warfen den beiden älteren Schülern ebenfalls neugierige Blicke zu und Jade konnte von ihrem Platz aus erkennen, dass Casey ihnen einen giftigen Blick schenkte, eh er sich schnaubend seinem Essen zuwandte. Er mochte es wohl weniger, dass sein guter Freund nicht mit ihm saß, obwohl sie sich so lange nicht gesehen hatten.
„Ja, hi", sagte Adam grinsend und schlug mit Noah ein. „Das ist Pascal", fügte er dann erklärend hinzu, denn das bunte Mädchen schien ganz hibbelig geworden zu sein. „Und du bist Noah Graeham, der Bruder von Jade!", rief sie aus und ignorierte dabei die verstörten Blicke, die sie auch sich zog.
„Äh, richtig. Freut mich", erwiderte Noah und sah seine Schwester hilfesuchend an, die jedoch nur in ihre Faust lachte. „Ich bin ein großer Fan eurer Arbeit!", sagte Pascal und blickte nun auch die anderen an. „Welche Arbeit?", fragte Eileen vorsichtig.
„Na, was ihr alles so leistet! In Hogwarts spricht sich alles echt schnell rum! Ihr sucht Geheimgänge, lasst Wolken in die Küche fliegen, spielt mit Rauch umher! Das ist alles total cool!" Edwin und Adley warfen sich einen irritierten Blick zu. „Okay. Ähm, danke, schätze ich", sagte Noah dann und wirkte immer noch total durch den Wind.
„Pascal will uns helfen, Professor Aiden etwas zu ärgern", erklärte Jade und mit diesen Worten hatte sie direkt ins Schwarze getroffen. Eileen blickte auf. „Oh, wirklich? Da bin ich dabei! Ich kann den nicht leiden!"
„Dann sind wir schon mal zwei", schmunzelte Jade und beschloss, dass sie dieses Mädchen noch mehr leiden konnte, als vorher. „Also, Noah, du musst uns einen kleinen Trank brauen, der ihn so richtig lächerlich machen wird."
„Aber keine schweren Verletzungen", warf Adam ein und Jade verdrehte die Augen. „Ja, ja, das Übliche also. Ideen?"
Noah überlegte kurz und fuhr sich dabei durch die schwarzen Haare. „Ich könnte einen Stimmenverzerrungstrank herstellen", meinte er dann leise. „Wahnsinn!", hauchte Pascal. „Ihr seid so talentiert!"
„Oh, naja", sagte Noah verlegen und kratzte sich am Kinn. „Das ist doch nichts besonders."
„Nichts besonders?", fragte sie und Eileen grinste vor sich hin, während Olivia so ausschaute, als wüsste sie nicht so recht, was bei Pascal schief gelaufen war. „Bei mir würde der ganze Kerker in die Luft fliegen, wenn ich sowas probieren würde!"
„Ach, naja. Man muss sich nur an die Anweisungen halten", murmelte er, doch das bekam Pascal schon gar nicht mehr mit. „Also, ich wäre ja noch dafür, dass er zu seiner neuen Stimme auch eine neue Frisur bekommt." Jade grinste wissend. „ich glaube, das lege ich in deine fachmännischen Hände."
Es schien, als würde Pascal zu wenig Luft bekommen, denn ihr ganzer Kopf lief rot an. „Wow!", hauchte sie. „Das ist so eine Ehre!"
Adam wandte sich nun an Pascal und sah sie ernst an. „Sag mal, wie lange willst du dieses Spiel eigentlich noch aufrechterhalten? Du bist echt ganz schön übertrieben." Pascal atmete laut aus und drehte ihren Kopf zu Jade und Noah, die sie beiden mit großen Augen ansahen. „Sind wir jetzt Freunde?", fragte sie dann leise und die beiden Graeham-Zwillinge blickten sich kurz irritiert an, ehe sie dann schwach nickten. Ihre Freunde beobachten die Szene mit bedächtigen Mienen.
Pascal drehte ihren Kopf zu Adam, lächelte schwach und sagte dann: „Jetzt."
Mit einer fließenden Bewegung erhob sie sich. „Wir besprechen die Details dann später, bis später." Sie erhob ihre Hand noch kurz und ging dann den Tisch entlang, ihre violetten Haare schwangen im Takt ihrer Schritte mit, ehe sie sich an den Hufflepufftisch setzte.
„Was zum - ", fing Eileen an, doch Adam unterbrach sie lachend. „Pascal ist echt in Ordnung, aber sie tut sich schwer, neue Leute kennenzulernen. Sie will dann nicht langweilig rüberkommen oder einen falschen, ersten Eindruck hinterlassen."
„Äh klar.", sagte Jade langsam und war nun mehr als verwirrt. „Also, darf ich vorstellen? Das hier ist Adam, mein bester Freund-" Jill plusterte die Wangen auf und brummt etwas von „Aber ich dachte, ich sei deine beste Freundin!", wobei diese Aussage den anwesenden Gelächter entlockte. „- und eigentlich ist er ein verrückter Irrer, aber verratet das bitte keinem." Acht Augenpaare sahen sie zweifelnd an, während Jade breit grinste und dann laut losprustete. Der große Junge nickte allen freundlich zu, dann wandte er sich an Jade. „Wir könne später reden, ja?"
„Oh, sicher." Er wuschelte ihr durch die Haare und grinste dann Noah kurz zu, ehe er zum Gryffindortisch ging und sich neben Casey setzte, der sofort entspannter und auch freundlicher wirkte. Jade sah ihm kurz nach, dann wandte sie sich wieder dem Gespräch ihrer Freunde zu – anscheinend wollte Eileen mal wieder einen neuen Geheimgang entdecken.
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