Kapitel 1

Nachdenklich schritt Raphael in der Bibliothek auf und ab, eine Hand in die Seite gestemmt, die andere am Griff der Waffe, welche er immer bei sich trug.
Schon seit einer langen Zeit, seit Einbruch der Nacht, somit der einkehrenden Stille dachte der blinde Vampir über das nach, was geschehen war.

Und doch bin ich mir sicher, überlegte er. Hinter der roten Binde hatte er seine verschleierten Augen geschlossen, als sein Blick zum Fenster ab schweifte und dann zur Tür, wo ein Vampir in weißer Kleidung eintrat, die dunklen Haare lässig über die Schulter fallend, die rechte Hand ein wenig erhoben.

Thehe.. Sie einer an. Raphael.. Dich habe ich ja gar nicht erwartet. Ich habe geglaubt, unseren grimmigen Kauz anzutreffen ", witzelte er und näherte sich ihm mit langsamen Schritten.

Wenn sein Gegenüber noch dir Kraft besäße, Farben zu erkennen, insgesamt seine Umgebung, so würde er sehen, wie die hellgrünen Augen des anderen sich zu amüsierten Schlitzen verengten.
Nachdenklich, aber doch leicht lachend wurde Raphael von ihm angestoßen.
Augenblicklich trat dieser einen Schritt zur Seite, um seine Balance beizubehalten.
Mochte sein Gegenüber sich aufführen wie er wollte, aus seinen Überlegungen reißen lassen würde er sich nicht. Stattdessen nickte er ihm grüßend zu.

„Guten Abend Beliath. Ich an deiner Stelle hätte mir jedoch denken können, dass du mich hier 'antreffen' würdest, wie du bereits gesagt hast ".

Auf seine Worte ließ Beliath ein heiseres Lachen von sich hören. Scheinbar gefiel es ihm nicht so sehr, fast wörtlich zitiert zu werden. Jedoch verging ihm da sein Dauergrinsen nicht, wie er den leicht mahnenden Blick von seinem eleganten Gesprächspartner wahrnahm.
Nhf.. Da hast du vielleicht recht, aber Vlad ist auch oft hier ", entgegnete er und zog eine Augenbraue hoch. „Und überhaupt.. Ist er denn eigentlich schon wach? Das hoffe ich. Sonst muss einer von uns ihn nämlich wecken und lass dir gesagt sein, ich bin's nicht".
Mit seinen erstmals letzten Worten überrannte eine kurze Stille den Raum, in dem er sich mit Raphael befand, welcher seufzend den Kopf schüttelte.

„Er sollte wach sein. Wir alle wissen, dass er die Angewohnheit hat, zu allererst aufzustehen. Vladimir sollte allerdings nach deinen Worten noch auf seinem Zimmer sein...wo du bestimmt keinen Zutritt erhalten würdest. So sag es doch mir, wenn du etwas von ihm möchtest", bot Raphael ihm an, hielt ihm da schon fast einladend eine Hand hin. Vermutlich erhoffte er sich dadurch die Zustimmung des älteren, wartete somit eine Weile.
Der weiß gekleidete Vampir jedoch erwiderte nur: „Was soll die Nummer den jetzt? Wenn du mit jemandem Händchen halten willst, frag die anderen".

Seine Stimme beinhaltete einen leichten hämischen Unterton, als er seinem Gegenüber antwortete, dann knapp den Kopf schüttelte.
Hör her Raph. Ich rede mit unserem melancholischen Vampir. Da ist nämlich eine Sache, die mir auf dem Herzen liegt, um meine Worte schön zu gestalten ", fuhr Beliath amüsiert fort und rasselte kurz mit dem Goldkettchen an seinem linken Handgelenk.
Vermutlich nahm er seinen Gegenüber nicht wirklich ernst, wenn er sich einen solchen Tonfall in seiner Gegenwart erlaubte.

Dazu hatte Raphael natürlich auch noch etwas zu sagen. Von einem Moment auf den anderen wirkte er plötzlich nicht mehr so gut gestimmt, wie Sekunden zuvor.
Seine eine Hand, welche immer noch am Griff der Fechtwaffe ruhte, versteifte sich, als er dieser Worte über sich ergehen lassen musste.
„Untersteh dich.. Ich verbiete mir diesen Tonfall! Es mag sein, dass du tust was du willst, aber rede anständig mit uns. Du kennst die Konsequenzen, die Vladimir immer aus deinen Tätigkeiten zieht? ".

„Joah... Aber wie du schon sagtest, ich mache eh was ich will".

„Reicht es dir nicht, dich jedes mal aufs neue mit Vladimir anzulegen? Lass mich trotzdem bitte jetzt alleine... Du wolltest mit ihm reden und ich denke über Dinge nach. Geh bitte, oder wolltest du noch etwas bestimmtes von mir? ", endete er, strich sich mit einer Hand über seine dunkelrote Augenbinde und drehte sich dann auch wieder zu den Bücherregalen, wo er zielgerichtet etwas zu suchen schien.
Amüsiert den Kopf schüttelnd, verließ auch der andere den Raum und ließ somit Raphael mit seinen Gedanken alleine.

Er selbst huschte schnell die Treppen hoch, die aus der Eingangshalle zu den Fluren führte und schritt zielstrebig den Gang entlang.
Jedoch auf den Weg zu Vladimirs Zimmer ging genau vor ihm eine Tür auf und ein jung aussehender Vampir mit blonden Haaren und einem Umhang trat heraus. Die Tür allerdings war wie auf Windesflügeln (plötzlich) aufgestoßen worden, somit bekam der ältere diese genau in sein Gesicht.
Taumelnd riss er eine Hand hoch, um sich an der Wand rechts von ihm abzustützen, nur um kurz darauf mit seinen Grünen Augen den anderen tadelnd anzusehen.

Ivan! ", nannte er entnervt den Namen des jüngeren. „Vorsicht...kann man die Tür nicht auch langsam aufmachen!? ".

Ivan sah erschrocken zu ihm, zog sich dann nur seine Kapuze tief ins Gesicht. Er erweckte nicht den Anschein, als wolle er mit Beliath reden wollen, wurde aber auf seinem Weg an ihm vorbei kurz am Arm festgehalten, somit gestoppt. „Wohin, wenn ich fragen darf? ".

„Ich.. Uhh.. Nirgendwohin ", antwortete dieser nuschelnd und kniff beide seiner Augen zusammen, bevor er sie langsam wieder öffnete, dann aber versuchte das Thema zu ändern. „Du siehst aus, als würdest du zu Vladimir wollen...wolltest du ihm wieder bescheid sagen, dass du diese Nacht mit Ethan wieder im Moondance bist? Das wird er nicht gutheißen ", erwiederte Ivan und lenkte seinen Blick an ihm vorbei auf den Gang.

Belustigt ließ der ältere ihn wieder los, stupste ihn nur noch ein paar Schritte vorwärts.
Ethan ja... Ich diesesmal nicht. Die Mädels da werden mich bestimmt vermissen, aber ich muss denen auch mal eine Pause gönnen und mir auch. Meine Ohren klingeln immer noch so komisch, wenn ich an die "Lass es sein"-Leier von Vladimir denken muss, die er mir jeden neuen Morgen vorträgt, bevor ich mich schlafen lege ", antwortete Beliath lachend und schob Ivan ein wenig Richtung Eingangshalle, während er selbst auch an die Tür des eleganten Vampirs anklopfte, den Mund zu einem amüsierten lächeln verzogen.

Von drinnen ließ sich auch bald die Aufforderung vernehmen, er könne das Zimmer betreten.
Vladimir war demnach also tatsächlich noch auf seinem Zimmer gewesen.

Oh? Du bist es? Ich hätte jemand anderen vermutet ", merkte er schließlich an.
Vladimir selbst hatte es sich wohl nochmal bequem gemacht. Immerhin hatte er eine dünnere Decke über die Schultern gezogen, beide Beine leicht über Kreuz und ein Buch aufgeklappt in einer Hand.
Verwundert sah er nun auf, streifte sich seine Haarsträhne beiseite und musterte seinen Gegenüber, welcher mit der Eleganz einer Katze sich ihm langsam näherte.

Natürlich. Wer erwartet schon, dass ich vor der Zimmertür von jemandem stehen würde", lachte er und setzte sich zu ihm an den Rand des Bettes, wo der andere nur das Gesicht verzog.
Dreimal lass mich mal raten, Moondance? Was finden du und Ethan eigentlich daran? Diese komische Art und Abfolge dieser Töne dort kann man doch um nichts in der Welt Musik nennen! ".

„Och Gott wie süß. Du kennst mich schon so gut, huh? Nein.. Diesesmal ausnahmsweise nicht. Ich muss mich von deiner Predigt letzten morgen noch erholen. Ein zweites mal hintereinander so angeschrien zu werden kann mir gestohlen bleiben", erwiedere Beliath, nach wie vor amüsiert und zog Vladimir schmunzelnd die Decke weg. „Na los jetzt.. Aufstehen. Der ganze Rest ist auch schon auf den Beinen, Ethan ist schon weg, solange hast du dich hier mit diesem Buch beschäftigt. Und überhaupt wollte ich mit dir gesprochen haben ".

Als erste Reaktion auf seine Worte zog der blonde Vampir verwundert eine Augenbraue hoch, ehe er sich dann auch dazu entschloss, sich für die Nacht fertig zumachen. Während er sich also seine Handschuhe über streifte, lagen seine Schwarzen Augen auf seinem 'Besuch'.
Nun gut... Ich höre? Immerhin habe ich die Entwarnung, mich nicht darauf einstellen zu müssen, dir wieder die gleichen Worte um die Ohren zu schlagen.".

„Es kann ein Vorteil sein und übrigens, Vlad ich beiße schon nicht. Du kannst ruhig näher zu mir, es sei denn, du möchtest weiter an dieser Riskantrn Position stehen", bemerkte sein heller Gegenüber und stand auf, da Vladimir selbst nicht näher zu ihm gehen wollte. Stattdessen hatte er ihn nur mahnend angeschaut, nachdem er sich seine langen blonden Haare wieder zu einem Zopf zusammengebunden hatte.

Musst du mich so nennen? ", hinterfragte Vladimir knapp, trat dann erneut zurück, da aus seiner Sicht der Verführer der Truppe ihm ziemlich auf die Pelle rückte. „Du wolltest mit mir reden... Ich höre dir zu, also sprich schon.. ".

Da klatschte Beliath grinsend in die Hände und nickte. „Richtig! ", antwortete er. Vermutlich war er der Annahme gewesen, sein junger Gesprächspartner hätte den Grund seines Erscheinens vollkommen vergessen. Umso belustigter sah er ihn hinterher an.
Seine grünen Augen trafen sich jedoch an einem Moment mit den Schwarzen des eleganten Vampirs.
Zwar war dies nur ein kurzer Blickkontakt, aber es reichte, um Vladimir leicht rot werden zu lassen.

Nun denn... ", begann er schließlich, konnte sich sein Grinsen aber immer noch nicht ais dem Gesicht waschen, alleine weil sein Gegenüber durcheinander zu sein schien. „Du warst doch mit Raphael in der Stadt, wa? Ich wundere mich, warum man nach einem Stadtbesuch so in Gedanken sein kann. Ich kam da vorhin in die Bibliothek, da sehe ich Raph dort stehen, ganz in Gedanken verloren ".

Nachdem Beliath endete, trat der Vampir ihm gegenüber ein paar Augenblicke auf der Stelle, nun gleichfalls in Gedanken. Jedoch schweiften die Überlegungen seines Gesprächspartners nicht ab, wie man es eventuell denken könnte, er schüttelte nur den Kopf und erwiderte :„Ich weiß auch nicht, was mit Raphael seit diesem Zeitpunkt los war. Es sollte eine Abwechslung sein, fernab der Stille und Umgebung, die wir vom Gutshaus her genießen. Aber ich hatte das Gefühl, dass er irgendetwas wahrgenommen hatte. Es schien, als läge seine Aufmerksamkeit von jetzt auf gleich woanders. Darüber sollten wir jedoch nicht untereinander, sondern mit ihm und einzeln sprechen. Ich habe nicht im geringsten vor, einen Freund noch tiefer zu verwirren ".
Als er das letzte Wort aussprach, wirkte er ein wenig geistesabwesend, worauf der ältere die Chance nutzte, um die letzten paar Schritte aufzuholen. Vorsichtig legte er eine Hand an seinen Arm und zog ihn näher zu sich.
Leicht verengte er seine hellgrünen Augen wieder Schlitzen, öffnete sie dann wieder vollständig und zog Vladimir eine seiner blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und befestigte sie sanft hinter seinem Ohr.

Dem jüngeren erschien die Situation nun schon ein wenig unwirklich, ließ es den ersten Augenblick noch zu, riss sich aber schnell los und sprang förmlich auf zwei bis drei Schritte zurück. „Darf ich mich danach erkundigen, was das jetzt sollte!? ", wollte er erschrocken wissen und funkelte ihn an.
Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich seinen schwarzen Mantel, zog diesen auch schnell über und öffnete die Tür seines Zimmers. Er schien offensichtlich leicht wütend zu sein, dass sich Beliath so etwas getraut hatte, allerdings schwang auch ein unerkennbares leuchten in seinen dunklen Augen mit.
Bitte... Raus. Ich hatte eh noch vor, heute wohin zu gehen. Ich wurde zu einem Treffen eingeladen, welches uns allen sehr wichtig sein sollte ", schloss er, ließ den weiß gekleideten Vampir jedoch dann alleine in seinem Zimmer stehen, während Vladimir schnell auf den Gang trat und von dort aus zielsicher die Eingangshalle ansteuerte.

Beliath folgte ihm vorerst nocheinmal, spaltete sich dann jedoch ab dem Wald aus von ihm ab und schlug einen Nebenpfad des dunklen Waldes ein.

Die Blätter rundherum raschelten, die Zweige knackten und Laub segelte zu Boden.
Eulen ließen ihren nächtlichen Ruf vernehmen, hier und da lief ein kleineres Tier über das abgefallene Laub.

Ein kalter, klarer Wind zog auf, versetzte die Bäume in Unruhe und wirbelte die Blätter durcheinander. Als dann die sanfte Briese dem älteren Vampir durch die dunklen, violetten Haare strich, schloss dieser für den Moment die Augen und versuchte sich auf die Luft zu konzentrieren, die an manchen Stellen an seinen Armen vorbeizog und den Wald entlang ihr Unwesen trieb.
Es wird immer kälter, dachte er sich und schaute ein paar Ahornblättern hinterher, die an ihm vorbei wirbelten. Der Vorteil am Vampirdasein. Man ist unempfindlich für die klare, aber kalte Luft.

Langsam flaute der Wind wieder ab, verschwand in andere Teile des Waldes und ließ den Hybrid für den Augenblick alleine dort stehen, wo er stand.
Auf einem dünneren Pfad, der an einen unbestimmten Ort ihm Wald führte.
Immer mal wieder segelte ein totes Blatt an ihm vorbei.
Die dazukommende Stille, die eine schon fast hypnotische Atmosphäre mit sich brachte, veranlassten einen dazu, die Augen fest zu schließen und sich einfach mal in Gedanken zu verlieren, wie so jemand wie er es nun seltener tat.
Immer weiter vereebten die nächtlichen Klänge, bis ein amüsierter Ruf Beliath zurück in das jetzt katapultierten.

Da ist sie ja! Die Königin der Nacht...sag mal, träumst du? Bin sehr erstaunt dich zu sehen", erklang schon von weitem die Stimme Ethans, welcher mit der Zeit sich ihm immer weiter näherte.
Kopfschüttelnd schlug der ältere sich eine Hand vor die Stirn und zischte wenige Worte unverständlich vor sich hin.
Ich habe dir gesagt, dass du mich so nicht nennen sollst Ethan ", gab er scharf zurück und hob den Blick.
Seine hellgrünen Augen fixierten seinen Gegenüber, trafen sich sogar mit den eisblauen des anderen, welcher nur lachen konnte, als diese Worte ausgesprochen wurden.
Haha, Darling, was ist denn so schlimm daran? Ist doch-.. ".
„..-lieb gemeint und ganz und gar nicht ätzend", vervollständigte Beliath schnaubend den Satz des blau weiß gekleideten Vampirs und verdrehte gelangweilt die Augen.
Ethan jedoch schien sich fast vor lachen nicht mehr zu fangen, als er in das genervt verzogene Gesicht des älteren schaute, welcher wieder nur irgendetwas vor sich hin nuschelte.
Warum geht selbst Ethan mir manchmal eher auf die Nerven, als Vladimir es je tun könnte?, überlegte er und schob ihn einfach ein paar Schritte in eine gewisse Richtung.
In genau die Richtung, wo nach wenigen Minuten das Gutshaus zu sehen sein sollte.

„Ehe ich mich verziehe..Beliath, die Leute, die ich heute beim Moondance getroffen hab, haben mich alle gefragt, wo ich denn den Eroberer der Herzen gelassen hätte ", witzelte er, blieb dann bewusst auf der Stelle stehen, trat einen schnellen Schritt zur Seite, sodass der ältere nach vorne stolpern musste und der Länge nach auf den Boden fuhl.
Ethan krümmte sich demnach vor lachen und der ältere stützte sich entnevt mit den Händen ab.

Ethan! Was sollte dass denn jetzt? Ich weiß schon ganz genau, wie ich hinterher da stehe und mein Hemd saubermachen darf", fauchte er, richtete sich langsam wieder auf und schlug nach ihm, wobei er schon fast zum zweiten mal riskierte hinzufallen.
„Jetzt hau schon ab...nerv die anderen...", fuhr Beliath fort, warf sogar noch einen Ast hinter dem Vampir mit den weißen Haaren her, nur damit dieser wirklich weg blieb und den Weg zurück zum Gutshaus einschlug.

Schließlich war er wieder alleine. Stand an Ort und Stelle und sah sich um.
Nebenbei nahm er unterbewusst an den klängen des Waldes teil, als ein erneuter, frischer Wind durch die Zweige hetzte und zu unzähligen malen fast abgestorbene Blätter von ihren Positionen löste.
Diesesmal blieb all das vom dort stehenden Vampir unbemerkt, denn dieser schloss seine hellgrünen Augen und legte den Kopf in den Nacken. Es wird allmählich Zeit, dass der Mond von den Wolken freigegeben wird. Die heutige Nacht sollte klar sein.

Vorsichtig und langsam öffnete er seine Augen wieder, den Blick immer noch nach oben und somit Richtung Himmel gerichtet.
Mit der Zeit passierten die feinen Wolken den Himmel und das starke scheinen des Erdbegleiters wurde immer deutlicher.
Anders als die Sonne, deren gelbliches Licht immer alles erfasste, tauchte der Mond den Wald in ein bläuliches Licht und gab ihm eine mysteriöse Atmosphäre.
Lächelnd ließ Beliath seinen Blick über die angestrahlten Bäume wandern, bevor er selbst nickte und langsam zum Gutshaus zurückkehrte.
Manchmal flatterte ein kleiner Vogel schnell an ihm vorbei, um noch eilig den Weg zum eigenen Nest zu finden.
Nicht oft kam es sogar vor, dass in der Ferne zu sehen waren, wie kleine leuchtende Insekten, Glühwürmchen, sich zusehends in den Tiefen Wald zurück zogen.

Je näher man dem älteren Gebäude kam, desto leiser wurden die natürlichen Geräusche des Waldes und desto heller schien das matte Licht aus den Fenstern.
Lächelnd näherte er sich, wurde mit jedem dritten Schritt ein Stück schneller, bis er genau vor dem Gutshaus stand, jedoch noch einmal zum Wald zurück schaute, wo nun wieder die tierischen Lämpchen den Weg ein Stück erhellten.
Langsam kam er der Tür näher, nahm deren Griff fest in eine Hand und drückte sie auf.
Von drinnen wurde der weiß gekleidete Vampir allerdings mit einem lauten, durchdringenden Geräusch begrüßt, als er endlich wieder ins Gutshaus eintrat.

Schnell hielt er sich die Ohren zu, das Gesicht verzogen, als er diesen schiefen Ton zu hören bekam. „Was um alles in der Welt..?! Könnt ihr mir sagen, woher-..? ".
Die ruhige Stimme Raphaels unterbrach ihn, kurz nachdem er sich nach dem Ton hatte erkundigen wollen.
Alles gut Beliath. Nicht wundern. Ein paar von uns, genauer gesagt Aaron und Ethan sind gerade dabei, ein wenig was um zuräumen. Das machen wir auf Vladimirs bitte hin. In den nächsten Tagen werden wir laut ihm höheren Besuch hier emfangen. Das ist das Resultat des Gespräches, welches er noch vor Augenblicken hatte. Er hat das Gutshaus extra dafür verlassen, erinnerst du dich? ", erklärte der blinde Vampir in einigen Worten, nickte ihm dann kurz zu und ging in langsamen, sicheren Schritten zur Treppe, die zu den Zimmern hoch führte. Beiläufig nickte der zweitälteste ihm zu. „Wir werden uns im Laufe der Nacht eventuell noch begegnen. Bis dahin eine wunderschöne Nacht, sonst bis morgen ".

Mit diesen Worten nickte er ihm zu, fuhr sich noch kurz mit einer Hand über seine Augenbinde, bevor er mit schnellen Schritten die Treppen hoch ging. Scheinbar war er auf dem Weg zu seinem Zimmer, oder er hatte vor, sich nach jemandem zu erkundigen.

Beliath blieb somit in der Eingangshalle alleine, sah dem ehemaligen Maler noch ein wenig hinterher und legte den Kopf schief.
Wir erwarten Besuch? Kann es sein, dass Vladimir uns in den nächsten Minuten alle im großen Salon antanzen lassen wird?

Aufmerksam sah er sich um, seufzte dann, als er die Stimme des eleganten Vampirs hörte und steuerte eilig den Großen Salon an.
Thehehe.. Wenn man von Teufel spricht, steht er direkt an der Tür, dachte er sich lachend, kurz nachdem er gleichzeitig mit Ethan den größeren Raum betrat.
Dieser schaute sich nur im großen Salon um, wie als wäre es etwas neues, dass er zu sehen bekam.
Aaron, der auch gerade in den Salon gestürzt kam, als hätte er es eilig, nickte Beliath knapp zu, ehe seine gelben Augen begannen, Vladimir zu verfolgen, welcher ebenfalls zeitgleich eintrat.
Eine Hand umschloss fest seinen Spazierstock, die andere hielt er entspannt hinter den Rücken, während er die bereits angekommenen musterte und zufrieden nickte.
Es ist schön zu sehen, dass ihr schnell hierher gekommen seit, aber kann es sein, dass Ivan noch fehlt? Hat ihn heute Nacht überhaupt schon jemand gesehen?“, stellte er eine Frage an die anderen, wobei die meisten nur den Kopf schüttelten.
Der einzige Vampir der nickte war der, der ganz in weiß gekleidet war.
Da holte er sich augenblicklich die Aufmerksamkeit des jüngeren ein, als seine Worte gefallen waren.
Wann? Es muss früh in der Nacht gewesen sein, da er mir heute noch kein einziges mal über den Weg gelaufen ist“.
Beliath zuckte nur mit den Schultern.
„Das war kurz bevor ich mit dir gesprochen habe“, warf er ein, rollte dann mit den Augen, als ihm genau diese Begegnung wieder in den Kopf kam.
Uhhh...er hat mir seine Zimmertür genau ins Gesicht gezimmert, wobei ich zwar nicht glaube, dass es gewollt war, er allerdings hätte aufpas-... “.
Weiter kam er nicht. In genau diesem Moment waren Schritte zu hören und besagter Vampir rutschte in den großen Salon, sowie Ethan kriegte sich nicht mehr vor lachen, als er sich besagtes durch den Kopf gehen ließ.
Mit einem kurzen, schon fast gebieterischen zischen unterbrach Vladimir die anderen, wandte sich dann seufzend Ivan zu, welcher sich seine Kapuze nur noch weiter ins Gesicht zog.

„Ivan..es ist schön, dich nun auch wieder zu sehen. Du lässt dich recht selten blicken, weißt du das? “.
„Ich... Ja? Ich meine, ich habe nicht viel zu tun“, rechtfertigte dieser sich, holte sich nebenbei ein Kopfschütteln von Aaron ein, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder zu Vladimir lenkte.
Aber darf ich...dürfen wir endlich wissen...um was es geht? Kann sein das ich nicht der einzige bin, der nichts versteht “.

Daraufhin nickte sein älterer Gegenüber. Kurz schaute er sich nocheinmal um. Der junge Vampir schien seine Worte gut überlegt wissen zu wollen, ehe er sich in seinen Sätzen verhaspelte. Nachdenklich schloss er seine Augen, atmete ein paar mal tief durch.
Raphael in der Zeit fuhr gedankenverloren mit den Fingern über ein Buch, welches er in der Eile nicht hatte zurückstellen können.
Langsam strich er am Einband entlang, den Kopf gesenkt, seine Augen hinter der Binde ein wenig geschlossen.
Allerdings sah er auf, als er Vladimirs Stimme hörte.
„Drei von euch wissen schon bescheid. Raphael, Aaron und Ethan. Auf meine bitte hin haben die zuletzt genannten den kleinen Salon angemessen hergerichtet. Wie steht es um eure Aufgabe? “.
Der Hybrid verzog das Gesicht, ein leicht verwirrtes leuchten legte sich in seine Augen.
Wir sind noch nichtmals ansatzweise fertig! Wir sind bestimmt morgen Nacht noch dran, Ethan und ich“.
Als er sprach, nickte Ethan bestätigend und stemmte beide Hände in die Seiten. Kurz zuvor hatte er noch eine leise Melodie vor sich hingesummt.
Wer es kannte, würde deutlich die Musik heraushören, die jedesmal im Moondance spielte, dem eleganten, wenn nicht sogar berühmten Club, den er und Beliath fast jede Nacht aufsuchten.

Vertieft in Gedanken, den Worten des ältesten der sechs Vampire zu antworten, zog Vladimir mit einem Finger unbestimmte Muster über einen seiner Arme und senkte den Blick.

In dieser Zeit sagte niemand auch nur ein Wort und wäre es nicht lebensnotwendig, so hätte jeder der anderen wohl auch aufgehört zu atmen.
Nach schon bedenklicher Zeit durchschnitten Raphaels Worte die Stille, wie ein frisch geschärftes Messer sein Ziel. Als er sprach schien es fast so, als würde die Zeit anhalten, so langsam, aber auch gleichzeitig so ruhig und bestimmt klangen seine Worte.

Du machst dir Sorgen, dass die beiden es nicht rechtzeitig schaffen werden? Sieh her...was die beiden schon erledigt haben, innerhalb dieser Zeit, mag zwar wenig im Vergleich sein, aber es ist wie eine Flamme, die immer heller wird, nachdem man den Docht einer Kerze entzündet hat“, führte er seine Sätze an. Diese klangen so verträumt, aber auch so poetisch wie jedesmal.
Immer suchte er Vergleiche für etwas, was seine Worte wunderbar ausschmücken konnte, so schwach der gewählte Vergleich auch manchmal sein mochte.
Mit einem leichten, kaum erkennbaren lächeln, dass seine Lippen zierte, sprach er weiter.
„Im Laufe der Nacht, die ja nun schon fortgeschritten ist und bald ihr Ende finden wird, ist es nicht unmöglich, dass aus einer kleinen Flamme etwas größeres wird, wie ich ja nun schon gesagt habe. Ethan und Aaron wissen, was zu tun ist und der erwartete Besuch ist erst in fünf Tagen. Hetze dich nicht, wenn noch so viel Zeit ist“.

Erneut wurde der Raum von einer Stille überwältigt, die jeder schon fast hätte vorhersehen können, wenn nicht Vladimir schließlich wieder das Wort ergriff und seinem blinden Gegenüber zu nickte.
Ich mache mir wieder zu große Sorgen um nichts, hm? Nun denn...Aaron und Ethan, seht ihr zwei bitte zu, dass ihr alles innerhalb dieser Tage, beziehungsweise Nächte fertig bekommt. Ich möchte euch nicht hetzen, aber gebt eucher bestes. Die anderen können nun wieder gehen. Wir werden unsere Zeit brauchen“.

„Uhhh..Natürlich Vladimir. Man tut schließlich was man kann“, erwiderte Aaron, die Augen wieder leicht überrascht geweitet, als er Ethan am Handgelenk wieder in den kleinen Salon zurück zog.
Noch genannter Vampir blieb als letzter im Großen Salon stehen, atmete ein paar mal tief durch und schaute nach draußen.
Dort peitschte mittlerweile der Wind gegen die Fenster, sodass die Vermutung im Raum stehen konnte, bald würden die Fenster aus ihren Halterungen gerissen werden, so stark war die anfangs laue Briese geworden.
Wir werden schauen müssen, wie jeder von uns das übersteht. Hauptsache, unserer Ruhe kommt nichts in die Quere. Ich hätte Angst um die, die mich schon seit Jahren begleiten. Vor allem Aaron, den ich schon seit Anfang an kenne, überlegte der elegante Vampir noch, bis auch er, als letzter der sechs, den großen Salon verließ.

Allerdings war nun sein nächstes, sowie für die Nacht letztes Ziel sein eigenes Zimmer.
Die Ruhe könnte er nur gebrauchen.
Er wusste zwar nicht, was die anderen die Nacht über getan hatten, bis auf Ethan, der seine Zeit wie so oft im Moondance verschwendet hatte. Ihm war nach wie vor schleierhaft, warum man sich diese ungewöhnliche Art der Musik antun konnte.
Langsam ging er die Treppen hoch und trat auf den Gang, wo die Tür zu Beliaths Zimmer sich gerade hinter ihm schloss.
Entweder hatte dieser noch etwas zu tun, oder auch er wollte für sich diese Nacht beenden, so wie Vladimir selbst es ebenfalls vorhatte.
Allmählich scheinen alle schlafen zu wollen. Wer nicht, die Sonne wird bald aufgehen....

Vorsichtig und vorallem leise ging er weiterhin den Flur entlang, trat an den einzelnen Zimmern vorbei bis hin zum Ende des Ganges, wo er langsam die Tür zu seinem Zimmer öffnete.
Mit einem entspannten ausatmen huschte der elegante Vampir in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und legte mit als erste Tätigkeit seinen langen schwarzen Mantel ab, kurz nachdem er seinen Spazierstock am Rand angelehnt hatte. Nachdenklich öffnete er das schwarze, samtige Band, welches seine blonden Haare immer zusammen hielt und legte es beiseite.
Es wird seine Zeit in Anspruch nehmen... Aber jeder wird fertig werden mit den Dingen die er vorhat. Aaron und Ethan werden auch bald ihre Aufgabe abschließen und dann müssen wir nur auf diesen Besuch warten. Wir werden sehen...

Mit diesen Gedanken legte sich Vladimir schließlich hin, zog die Decke ein wenig hoch und schloss mit einem zufriedenen lächeln beide Augen.

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