~13. Kapitel

Stille. Dunkelheit umgab Dwyn. Das Wasser nahm ihr die Luft zu atmen. Regungslos sank sie immer weiter ab und starrte dabei zur Wasseroberfläche hinauf, die sich immer weiter von ihr entfernte. Die Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch das kühle Nass und schimmerten auf sie hinunter. Doch sie wurden immer schwächer, je tiefer Dwyn herabsank. Laut hörte sie ihren eignen Herzschlag pochen. Das Wasser wurde immer und immer kälter. Die Welt um sie herum schien auf einer Stelle stehen geblieben zu sein. Unterwasser verging die Zeit deutlich langsamer.
Der Druck auf Dwyn's Ohren und ihren Körper wurde immer größer. Obwohl sie als Kind öfter zum Grund des Sees hinab getaucht war, kam er ihr heute deutlicher tiefer vor. Nach zwei Minuten wurden ihre Atemreserven knapp, sie wusste es würde gerade noch für den Rückweg reichen. Andächtig drehte sie sich in eine aufrechte Position und stand nun förmlich im Wasser. Galant machte sie eine große Vorwärtsrolle und erhob sich dann wieder kerzengerade im Wasser. Ruhig ließ sie ihre Hände durch den See streifen. Nunmehr war der Moment gekommen, an dem sie wieder ihren Rückweg antreten musste, auch wenn es ihr hier unten gefiel. Mit dezenten Armbewegungen und einem zarten Beinpaddeln, stieg sie mit Leichtigkeit im Wasser auf. Dabei hatte Dwyn den Blick zur nahenden Oberfläche gerichtet. Nach wenigen Augenblicken, war sie an dieser angekommen und ihr Kopf brach durch die Grenze zwischen Wasser und Luft. Genussvoll streckte sie ihren Kopf in die Richtung des Himmels und nahm einen tiefen Atemzug. Sofort merkte sie, wie ihr ganzer Körper von neuem Sauerstoff durchströmt wurde. Das taube Gefühl durch das Luftanhalten beim Tauchen verschwand langsam und Dwyn merkte, wie es schon viel besser ging. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie Levi nicht vertrauen konnte, obwohl er es versprochen hatte. Jetzt konnte sie nur noch hoffen.
Sie warf einen kurzen Blick zum Ufer, um sich zu versichern, dass immer noch niemand dort war und sie sehen konnte. Eine weitere außenstehende Person, die von ihrem Geheimnis wusste, konnte sie nicht gebrauchen. Doch nach wie vor war keine Menschenseele zu sehen, Dwyn war vollkommen für sich. Entspannt legte sie sich auf das Wasser und schwamm sie also zurück in Richtung des Strandes. Sie genoss die letzten Momente im kühlen Nass, bis sie angekommen war und weichen Boden unter ihren Füßen spürte. Etwas entspannter als zuvor richtete sie sich auf und schritt mit großen Schritten aus dem See. Feuchte Tropfen fielen zu Boden, als Dwyn ihre Kleidung etwas auswrang. Viel half es nicht, doch sie müsste ihren Weg nach Hause zu Fuß bestreiten. Ihre Mutter konnte sie auf gar keinen Fall anrufen oder von dieser abgeholt werden, denn Dwyn wollte ihr noch nicht erzählen, dass Levi nun alles wusste und ihre verräterische Narbe gesehen hatte. Ein beklemmendes Gefühl hatte sie vor dem, was ihre Mutter sagen würde, da diese eigentlich auch darauf bestand Dwyn's Identität geheim zu halten. Sie meinte immer, es sei besser für Dwyn's Charakter und ihren Erfolg. Zum Glück wohnte sie nicht allzu weit weg und es waren nur mehrere hundert Meter.
Rasch schnappte sie sich ihre Schuhe und lief auf den kleinen Sandpfad zu. Da angekommen, warf sie noch einen letzten Blick über ihre Schulter und sah wehmütig zurück auf den tiefblauen See. Dann setzte sie ihren Weg fort.

Kaum bei sich Zuhause angekommen, verkroch sich Levi wieder in sein Zimmer, welches heute hell erleuchtet war. Er musste nachdenken. Es war nun fast genau eine Stunde her, dass er sich mit Dwyn getroffen hatte und schon hielten sie sich wieder getrennt von einander auf. Dieses Treffen hatte aber so viel verändert, für beide. Wie sollte er nun mit diesem Wissen umgehen? Er konnte es nicht für sich behalten, dass seine Freundin ein Schwimmstar war, so viel stand fest. Was sollte er nun tun? Bestimmt war Dwyn auch traurig über seinen Abgang nach dem Treffen gewesen, doch in diesem Moment am See war ihm eine Idee gekommen. Er konnte diese nicht vor ihr aussprechen, deswegen musste er schnell weg. Sein Entschluss stand nun fest: er würde mit dieser frohen Nachricht an die Presse gehen. Jeder auf der Welt solle wissen, wer dieses mysteriöse Mädchen Mayla Gwind war.
Kurz kam in ihm aber ein gewaltiges schlechtes Gewissen auf, denn er hatte Dwyn ja eigentlich versprochen nichts und niemandem davon zu erzählen. Sie vertraute ihm. Doch letztendlich entschied Levi sich dieses Vertrauen bewusst zu brechen, weil er überzeugt war, es würde ihr helfen. Sicherlich würde sie so mehr Aufmerksamkeit in der Schule und in der Öffentlichkeit bekommen. So würde Dwyn berühmter und bekannter werden. Er könnte ihr dann beweisen, dass sie keine Angst mehr haben muss ihren Erfolg zu riskieren, wenn sie jemandem davon erzählte. Endlich wäre sie überzeugt davon, dass ihre Narbe sie besonders macht und dass sie in jeglicher Hinsicht ein talentiertes Mädchen war. Er sah dies als Pflicht, wenn er ein guter Freund seien wollte.
Doch er wusste nur die halbe Geschichte hinter Dwyn's Erfolg, denn den Grund für ihren Ehrgeiz hatte sie nie erwähnt. Dieses Sache würde alles verändern. Aus ihrer Sicht, hatte Dwyn sich in Levi getäuscht und er hatte sie komplett missverstanden. Ihre Vertrauensprobleme wurden wieder einmal bestätigt.
Ohne das also vorher mit Dwyn abzusprechen, verfasste er eine dringende E-Mail an ein öffentlichen Fernsehsender. In dieser berichtete er von seiner Entdeckung. Levi war überzeugt es würde Dwyn helfen. Dass er aber gerade Dwyn's bisheriges Doppelleben zerstörte und ihre schlimmsten Ängste wahr werden ließ, war ihm nicht bewusst.

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