Kapitel 23..."Seine Entscheidung - Nicht meine!"

Shannon schluckte heftig ihren Kloss im Hals herunter und wand sich von ihrem Stiefbruder ab, um sich ihre Tochter noch einmal vorzunehmen. Erneut stellte sie Nicole ihre Frage, bevor Leon sie in Beschlag genommen hatte. "Sag, was wirst du mit zwei Geschäften anfangen, Nicole?", fragte sie sie grimmig und auch verletzt in ihrem Stolz. 

Viele Jahre hatte sie nach ihrer Tochter gesucht, ohne Erfolg und da hing dieses riesengroße Plakat in der Stadt an diesem großen Gebäudekomplex für die Eröffnung der Geschenkeboutique in dem Einkaufszentrum. Ihres, Nicoles Gesicht, war darauf abgebildet...sein Abbild von Gesicht, das Ebenbild ihres leiblichen Vaters...das Gesicht ihres ersten Dates und das Ende ihrer Zukunft. Shannon ging Tag für Tag zum Einkaufszentrum, nur um ihre Tochter durch die großen Ladenfenster von der anderen Straßenseite zu sehen. Sie wusste, all die verlorenen Jahre konnte sie nicht aufholen, die sie verschenkt und abgelehnt hatte. Die Chance wird ihr nicht gegönnt sein. Es ist zu spät!

Nicole überlegte kurz, ehe sie darauf antwortete. Sie löste sich aus Leons Umarmung und sprach: "Man kann in zwei Geschäften gleichzeitig arbeiten. In dem einen ist das Büro, von wo aus alle Fäden gezogen werden. Das wird hier in unserem neuen Geschäft sein. Ich werde Serena bei mir lassen, in unserem neuen Geschäft. Für das andere Geschäft, das Satisfaction - , werde ich noch jemanden einstellen oder zwei. Das wird die dazu gehörige Filiale werden. Die beiden Läden werden von einer fünfundzwanzig minütigen Fahrstrecke getrennt. Es wird doch wohl ein Klacks sein zusammen zu arbeiten. Schließlich ersparen die Telefone und die Fahrt von A nach B, nicht wahr, Shannon?

Wenn du mit meiner Entscheidung nicht einverstanden bist, wirst du wohl gehen müssen!", wurde Nicole ihre Stimme zittrig. Sie war enttäuscht von Shannon. Sie kümmerte sich nicht um ihr eigenes Kind, gab sie weg und nun kam sie zu ihr und wollte ihre Autorität anzweifeln.

"Was willst du mit zwei Geschäften, Nicole? Reicht dir denn das eine nicht?", fauchte Shannon sie an.

"Worauf willst du hinaus, Shannon?", keifte Nicole zurück.

"Musst du ihn denn so ausnutzen und ihm das Geld aus der Tasche ziehen?", entgegnete Shannon scharf.

"Ich soll was bitte schön tun?...Ich glaub das jetzt einfach nicht! Du wirfst mir das jetzt nicht gerade vor Shannon oder doch? Sag mal, schämst du dich nicht?", fragte Nicole sie total enttäuscht und entrüstet. Dann sah Nicole zu Leon und fragte ihn wütend: "Hab ich dich etwa bisher ausgenutzt?", klang ihre Frage ziemlich heftig schroff.

"Nein!", antwortete er ihr lässig.

"Dann sag ihr das auch, Leon!", fauchte sie ihn an, obwohl er nichts für ihre umgestimmte Laune konnte. Dann widmete sie sich Shannon zu und stellte ihr die Frage. "Wovon sprichst du eigentlich?", hakte Nicole ebenfalls in denselben Ton, wie Shannon sie anfuhr, nach.

Shannon zeigte auf Leon. "Ich meinte IHN!...Wie konntest du ihn so ausnutzen?"

"So!...Hab ich das?", keifte Nicole zurück.

"Erst kauft er dir das eine Geschäft...das ehemalige Weingebäude seines Vater. Er starb dort... ", begann Shannon Nicole etwas klar zu machen.

"...Das ich überhaupt nicht wollte....", unterbrach Nicole sie wütend und ließ Shannon nicht ganz ausreden..

Doch Shannon ließ sich nicht daran stören, sondern redete weiter auf sie ein. "... in dem sein Vater erschossen wurde...!", erhob sie ihre Stimme und wurde erneut laut. "...durch einen Schuss, der aus der Waffe von dem Kerl stammte...
der mich vergewaltigt hat...", und Shannon sah Leons entsetzten Gesichtsausdruck. Sie war verängstigt und es tobte in ihr. "Ja Leon! Du brauchst jetzt nicht so verwirrt drein schauen. Ihr Vater konnte es nicht sehen, dass ich auch mit jemand anderen glücklich werden konnte. Er lauerte deinem Vater auf und schoss auf ihn und...", und ihre Stimme klang erschöpft und angewidert zugleich, als sie an das Geschehene denken musste, das sich in diesem Geschäft abgespielt hatte.

"Was willst du mir damit sagen, Shannon? Dass ich Nicole dafür mit zur Verantwortung ziehen soll? Sie hat damit nichts zu tun!...Rein gar nichts!"

Und wieder war es Nicole, die sich in das Gespräch der Stiefgeschwister mit eingeklingt hatte und Shannon zuvor kam, um zu sprechen. Denn was Shannon konnte, konnte sie auch. "...Ich war bei dem Notar des Verkäufers und habe ihm die Akte zurück geben wollen. Doch das tat er nicht! Soviel zu deiner Information, Shannon!..."

"... Und dann kauft er dir noch das - Satisfaction - , weil dir das eine Gebäude nicht reicht!", platzte Shannon vor Wut der Kragen.

Nicole rang nach Luft. Was sollte das hier werden? "...Ich habe ihn nicht darum gebeten, weder das eine noch das andere Geschäft zu kaufen. Es war seine Entscheidung...nicht meine! Und du! Wo warst du all die Jahre? Hä?...Tauchst in meinem Laden auf und bewirbst dich um die freie Stelle und dann erzählst du aus heiterem Himmel, ich sei deine Tochter? Du sagtest mir, sie sei tot und plötzlich lebe ich!...Willst du die Wahrheit hören, was ich darüber denke?...Ich brauche dich nicht, Shannon! Und ich will auch nicht, dass du in meinem Leben eine Rolle spielst. Denn der Zug ist abgefahren! 

All die Jahre waren meine Adoptiveltern für mich da und haben mir eine wundervolle Kindheit beschert, die du mir nicht wieder geben kannst!...Nimm dir das - Satisfaction - und werde damit glücklich! Ich brauche dich nicht! Für die Filialleitung werde ich jemanden einstellen, aber dir werde ich es nicht in die Obhut geben.

Ich muss wohl dann damit rechnen, dass du es dann auch zur Adoption frei gibst. Ich will überhaupt nicht mehr wissen, wieso du es getan hast! Ich lebe und habe etwas aus meinem Leben gemacht. Mir geht es gut und ich bin gesund. Wer weiß, wie es mir ergangen wäre, wenn ich und du und mein leiblicher Vater eine Familie gewesen wären!", klärte Mahoni Shannon auf und sie ließ ordentlich Dampf ab, der sich gerade in ihr aufgestaut hatte, seit sie wusste, wer Shannon wirklich war..

"Ach Blödsinn!...Hör doch auf, Mahoni! Spiel hier nicht die Unschuldige in Person!", pöbelte Shannon herum. 

"Für DICH bin ICH gestorben, Shannon! Hast du mir selbst gesagt! Du erinnerst dich? Das kleine Mädchen auf dem Regal, in diesem Bilderrahmen?...Du sagtest, ich wäre tot!...Und rede mir ja nicht ein, dass ich dir all die Jahre etwas bedeutet und ich dir gefehlt hätte! Denn DAS...kaufe ich dir nicht ab, Shannon!", redete sich Nicole in Rage und ließ ihre ganze Wut dabei raus.

Leon ging zwischen die beiden Frauen und schob sie auseinander, denn er hatte genug gehört. "Reiß dich zusammen, Shannon! Was soll das hier werden?..."

"Ist sie es auch wert, Leon?", fauchte sie ihn an.

"JA! Das ist sie! Bist du etwa eifersüchtig auf deine eigene Tochter?"

"Was kann man denn schon von einem Kind erwarten, das durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde? Der  Kerl, der mich vergewaltigt hat, hat deinen Vater erschossen, Leon!...Ja da gaffst du nun blöde drein, was Leon?", und Shannon schnappte nach Luft, zu tief saß die verletzbare Vergangenheit. "Du brauchst jetzt nicht so verwirrt drein schauen, Stiefbruder!...", brüllte sie nun fast herum, als wäre sie eine verrückte Entflohene aus der Psychiatrie.

Leon musste sich zusammen reißen, dass er nicht ausfallend wurde. Genau das wollte er Mahoni eigentlich nicht antun. Jetzt erfuhr sie die Wahrheit über ihre Herkunft. Und das war für sie gerade der schrecklichste Moment.

Nicoles Augen wanderten ahnungslos und entsetzt zwischen den Stiefgeschwistern hin und her. Hatte sie gerade richtig gehört? Sie entstand durch eine Vergewaltigung? Mit zittriger Stimme fragte sie die Beiden:
"Eine Vergewaltigung?...Was soll das heißen, Shannon?...Leon?", hob Nicole verwirrt an zu sprechen.

"Der Kerl, der Leons Vater erschossen und mich vergewaltigt hat, ist dein leiblicher Vater, Mahoni!", kam es schon fast sarkastisch über Shannons Lippen. Lächelte sie etwa befriedigt dabei?

Nicole wurde blass im Gesicht. Jetzt verstand sie überhaupt nichts mehr. Was musste sie sich denn noch alles anhören? Wieviel konnte sie an Wahrheit oder Lügen noch vertragen?Sie nahm all ihre Kraft zusammen und legte das Wort "Vergewaltigung" erst einmal beiseite. Ging es wirklich nur darum? "Soll ich jetzt Mitleid für dich aufbringen? Hast...Hast du mich...deswegen weggegeben? Weil du vergewaltigt wurdest und ich deine Zukunft versaut habe?", fragte Nicole wütend.

Shannon nickte nur bejahend.
"...Er war mein erstes Date.", schluchzte Shannon. Sie wollte ihre Tochter nicht so scharf und wütend angehen, aber sie war doch etwas eifersüchtig auf ihren bisherigen Weg und Erfolg.

"Und du hattest nichts Besseres zu tun, als mich aufzugeben und hast mir keine Chance gelassen, dich kennenzulernen? Deine einzige Sorge galt nur dir selbst und nicht mir...oder uns?...Was bist du nur für eine Mutter?" Nicole wollte gerade auf Shannon los gehen. Doch Leon hielt sie zurück.

Sie sah ihn an und fuhr ihn garstig an. "Lass mich los!", schrie sie ihn verbittert an. Sie wischte sich ein paar Tränen aus ihrem Gesicht und fragte ihn schließlich: "Hast du es gewusst?"

Er sah sie nur an und war enttäuscht von seiner Halbschwester. Sie sollte sich ihrer Tochter annähern und sich nicht von ihr entfernen und alles zerstören. Jetzt bekam er Mahonis Zorn wohl auch zu spüren. Und er konnte es ihr nicht mal verübeln. Er hatte die  ganze Zeit ihr die Wahrheit verschwiegen.

"Antworte mir Leon!...Hast du es gewusst?", schrie Nicole verzweifelt und enttäuscht ihn an.

"...Ja!...Ja!...Ich habe es gewusst!...", gab er es zu.

"Und du dachtest nicht einmal daran, es mir zu sagen?" Sie entriss sich ihm und ging ein paar Schritte zurück. "Du...Du bist auch nicht besser als sie!", und sie zeigte auf seine Schwester. "Bleibt ja weg von mir!", ließ sie auf Beide nieder prasseln.

Er ging einen Schritt auf sie zu. "Es war die Aufgabe deiner Mutter, es dir zu erzählen...nicht meine, Nicole! Sehr schonend kam es ja wohl nicht bei dir an! Dafür entschuldige ich mich bei dir...für sie", merkte er an.

"Entschuldige dich nicht für sie und bleib weg von mir!...Du wusstest davon und hast es für dich behalten! Du hättest es ja versuchen können es mir zu erklären!", und Nicole liefen die Tränen erneut über ihre Wangen. "Du hättest es wenigstens versuchen können!", murmelte sie nur noch leise.

"Wo hätte ich ansetzen können, Nicole?", entgegnete er.

 Sie ging weiter rückwärts in die Richtung ihres Schlafzimmers. "Du hast mich in dem Glauben lassen, dass ...dass...!", stolperte sie über ihren nächsten Satz. Dann kamen ihre letzten Worte für die Beiden. "Geh!...Verschwinde aus meinem Leben, Leon Custer! Dasselbe gilt auch für dich, Shannon! Geht mir aus den Augen! Ich will euch nie wieder sehen! Ich werde das Apartment heute noch verlassen! Versucht mich nicht aufzuhalten!", und damit warf sie ihre Zimmertür zu und begann das Nötigste zu packen.

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