Kapitel 2...Der Wahrheit ins Gesicht sehen
Nach dem Frühstück mit Cello fuhr Nicole müde und erledigt mit dem Fahrstuhl in ihr Apartment zurück. Es machte sich auch langsam die Müdigkeit in ihr breit und sie entschied sich zu duschen und endlich ins Bett zu gehen.
Ihr Schlafzimmer war sehr groß und ein weißes Boxspring - Himmelbett stand darin, bezogen mit weicher, schwarzer Bettwäsche. Mindestens vier Decken und zehn kleine Kissen, in der Größe vierzig mal vierzig, lagen darauf.
Nicole ging nach dem Duschen auf das Bett zu und schleuderte davor ihre Hausschuhe von den Füßen, ging um das Bett herum auf die andere Seite und krabbelte hinein. Sie lag so einen Augenblick darin und kroch letztendlich doch auf die andere Seite des Bettes, zog sich die Zudecke bis zur Brust, rollte sich zusammen und schlief darauf gleich tief und fest ein.
•••
Gegen Mittag oder konnte auch etwas später sein, hörte Nicole in ihrem Schlaf eine ihr bekannte Frauenstimme, die immer näher an ihr Ohr durchzudringen schien. Sie dachte, sie träume, doch Shannon belehrte sie eines Besseren.
"Komm Schlafmütze!...
Aufstehen!...Koffer auspacken!"
Nicole öffnete total müde ihre Augen und blinzelte. "Wo bin ich?" Doch dann fiel es ihr wieder ein. Das hier war nicht mehr ihre WG.
Shannon öffnete die großen, schweren, schwarzen Vorhänge mit einer Fernbedienung, die auf dem Nachttisch neben der Lampe lag.
"Hey! Mach die Dinger wieder zu, Shannon!", wetterte Nicole und warf sich in die vielen Mengen von Kissen zurück.
"Aufstehen Mahoni!...Cello hat uns Kaffee hinauf gebracht!", scheuchte Shannon Nicole aus den Federn.
"Kaffee!...", stöhnte Nicole. "Wie spät ist es?", fragte sie gähnend.
Shannon warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Es ist Fünfzehn Uhr. Willst du den Rest vom Nachmittag verschlafen?"
"Echt jetzt?...Erst Drei Uhr Nachmittag?...Ich hab gerade mal drei Stunden geschlafen, Custer!...Wie kannst du nur?", und Nicole zog sich die Decke wieder über ihren Kopf und verkroch sich darunter.
Shannon setzte sich zu ihr und nahm ihr die Decke aus dem Gesicht.
Nicole richtete sich auf und setzte sich aufrecht im Bett ihr gegenüber.
"Wie lief es heute in der Boutique?", und sie zog die Decke wieder zu sich aus Shannons Händen heraus.
"Sie fragen alle nach dir!
...ER...
fragt nach dir!", antwortete Shannon.
"Was habt ihr zu ihnen gesagt?"
"Dass du im Urlaub bist und auch mal eine Pause brauchst...Und dass du dich nach einer neuen Boutique - Bleibe umsiehst."
"Ich würde liebend gern dort drin bleiben...Uns werden jedoch bald die Schlüssel für den Laden abgenommen. Wenn ich den erwische, der uns Allen das antut. Der kann aber was erleben!...Das Zentrum existiert schon solange ich denken kann, Shannon...."
Shannon schwieg für einen Moment. "Wir werden für uns schon etwas finden, für den Schuhladen und für das Bistro - Cafe auch...Aber jetzt stehst du erstmal auf. Serena kommt mit ihrem Mann auch nach ihrer Schicht hierher. Sie bringen uns etwas von unserem Lieblingschinesen mit."
Nicole schlug die Decke zurück ans Fußbettende und hüpfte aus dem Bett und ging zu ihren Koffern, die vor ihrem Bettgiebel standen, um sich andere Sachen heraus zu holen. Sie hob ihre Koffer an und legte sie auf dem Bettende ab, öffnete sie und durchstöberte sie nach etwas zum Anziehen.
"Du fragst gar nicht, was ER im Laden wollte?", versuchte Shannon das Thema auf ihn zu lenken...Die Rede war von Kelly. "Vermisst du ihn denn gar nicht?"
Nicole überlegte kurz und antwortete Shannon, ohne sie dabei anzusehen. "Nein!"
"Er war kurz vor dem Öffnen schon im Laden und wollte von uns wissen, wo du steckst. Wir haben nichts gesagt...
Verrate mir mal eines:
Warum sollen wir schweigen?...Er hat mit der ganzen Sache doch nichts zu tun. Er hat doch selbst nichts von dem Schauspiel geahnt, das Molly mit ihm getrieben hat. Er ist doch Derjenige, dem übel mitgespielt wurde...Wieso hilfst du ihm nicht?"
Nicole ging mit ihren Sachen ins Badezimmer und ließ die Tür offen, damit sie sich mit Shannon weiter unterhalten konnte.
"Es bringt mir nichts, wenn ich den ganzen Tag in dieser WG sitze und er und Molly keifen sich an, wenn sie sich begegnen. Dann wird jeder jedem die Schuld aufhalsen und am Ende wird sie mit Kelly im Bett liegen."
"Woher willst du das wissen, Mahoni?"
Nicole kam aus dem Bad. "Ich kenne Molly schon lange...Das ist Mollys Strategie, um den Streit zwischen ihnen zu beenden und es ist nichts geklärt und das eigentliche Problem liegt immer noch im Raum. Das wird es immer."
"Du sagtest gerade, du kennst Molly schon lange, wieso...?"
"...Ich hab geahnt, dass da jemand ist, da sie Abend für Abend weg ging und betrunken am nächsten Morgen nach Hause kam."
"Warum hast du sie nicht darauf angesprochen, wenn du es geahnt hast?"
"Weil es mich nichts anging!...Woher sollte ich denn wissen, dass ausgerechnet Kellys Vater ihre Affäre ist?
Molly ist eigentlich kein Beziehungsmensch. Sie holt sich lieber einen Kerl ins Bett und dann schickt sie ihn wieder weg. Daher kann ich es mir nicht erklären, dass das mit Jeff als Beziehung durchgeht und überhaupt funktioniert...Kelly ist total verliebt in Molly! Er würde immer wieder nachgeben und ihr verzeihen....
Glaub mir Shannon! Ich habe oft genug versucht, ihm die Augen zu öffnen...Doch er wollte nichts davon hören...Kelly hat immer wieder versucht, sie für sich als seine Freundin zu gewinnen...Doch er fiel immer wieder hinten herunter. Ich habe ihn vor ihr gewarnt...bis zum Schluss!...Sein Vater ist wohl eine bessere Party für sie. Und das wird er nicht einsehen wollen, dass er sie an seinen Vater abtreten soll!"
"Der Kohle wegen?", hakte Shannon nach.
"Ich weiß es nicht...", und Nicole zog sich den schwarzen Wollpullover über den Kopf und verteilte ihn auf ihrem Körper und zog ihre langen Haare aus dem Kragen heraus und begann sie durchzubürsten. Dann sah sie Shannon skeptisch an.
"Also!...Wo ist der Kaffee?", fragte sie nach, nachdem sie die Haarbürste auf den Spiegelschrank gelegt hatte.
"Lenkst du vom Thema ab?", entgegnete Shannon mit einem Grinsen im Gesicht.
Nicole band sich ihre langen Haare zu einem Dutt zusammen und schmunzelte. "Schon möglich!...Tu ich das denn?...Komisch! Ist mir gar nicht aufgefallen..."
"Schon möglich, Mahoni!", und die Beiden verließen das Schlafzimmer und gingen in die Küche.
"Du hast die Vorhänge hier zugezogen?", fragte Shannon, nahm die volle Kanne duftenden Kaffees vom Servierwagen und goss in die zwei Tassen Kaffee ein. Sie gab eine davon Nicole in die Hände.
"Dankeschön!...Das war Cello!...Ich hab Höhenangst! Warum liegst du mit diesem Apartment so weit oben?", und sie zog die volle Tasse über die Küchentheke zu sich und hob sie an.
"Ich kann mich noch erinnern, als Kelly mit deiner Lieblingssuppe zu uns in die Boutique kam und...du hast ihn geküsst..."
"Das...", verteidigte sich Nicole vor Shannon.
"Das Mahoni...DAS tut kein Mensch umsonst. Der Mensch denkt sich was dabei, wenn er einen anderen küsst. Streite es ja nicht ab..."
"Aber...", warf Nicole ein.
"Du hast den ersten Schritt getan. Den hätte er nie gemacht, weil er nur Augen für diese Molly hat...oder HATTE...Obwohl...
Wenn ich so darüber nachdenke, er hat sich nicht mal gewehrt. Er hat es genossen, als du ihn geküsst hast...Obwohl...", und Shannon nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
"Obwohl...was...?", fragte Nicole sie neugierig.
"Er hat dir deine Lieblingssuppe vorbei gebracht, Liebes. Er bringt sie nur, wenn er merkt, dir geht es nicht gut oder er will sich bei dir entschuldigen....Hast du selbst mal zu mir gesagt. Und streite es ja nicht ab, klar?", erinnerte Shannon Nicole an diesen Tag in der Boutique.
Nicole hob ihre Tasse an und lächelte über den Rand zu Shannon hinüber.
"Er hat was für dich übrig, dieser Kelly Kinney!...Er kann erzählen, was er will! Die Geschichte: - Ich steh auf Molly! - nehme ich ihm nicht ab, Nicole.", schmunzelte Shannon zurück.
"Aber nicht, wenn er weiß, dass ich es geahnt habe, dass etwas zwischen Molly und seinem Vater im Gange war und ich nicht mit ihm darüber geredet habe. Somit wird er es so auslegen, dass ich Mitwisserin gewesen bin und nur die Ahnungslose spiele, was Molly und seinen Vater angeht. Ihr wart außerdem alle der Meinung, dass es Spekulationen sind...Mein Bauchgefühl verlässt mich nie."
Shannon stellte ihre Tasse ab und goss etwas Milch hinein. "Und was sagt dir dein Bauchgefühl gerade jetzt, weil wir über ihn reden?", fragte sie Nicole.
"Er kommt ohne mich ganz gut zurecht, Shannon...Er braucht ebenfalls erstmal Zeit für sich, um das alles zu verdauen...."
"Dafür braucht er aber dich, Nicole!", bestätigte Shannon.
"Ich brauche ebenfalls Zeit und Abstand, Shannon! Denn ich hab mit angesehen, wie sich Molly an Kellys Hals heran geworfen und ihn heiß und ihm Hoffnung gemacht hat. Ich hab gesehen, wie er wie eine verbrauchte, heiße Kartoffel von ihr fallen gelassen wurde. Ich habe ihn aufgefangen, als sie ihn so zurück gelassen hat. Sie hat sein Zustand nicht gekümmert...Ich war für ihn da und sie ist zu seinem Vater gegangen...
Da stellt sich doch die Frage: Hat sie sich bei Kelly aufgewärmt, um sich für seinen Vater anzutörnen und dann über Jeff herzufallen?...
Kelly sieht mich nicht mal, Shannon! Er hat nur sie im Kopf!...Und ich bin nur seine kleine beste Freundin...Belassen wir es doch dabei...Er wollte meine Hilfe nicht, weil er immer und immer wieder sich an sie heran getastet hat!...Er hat mir nicht mal zugehört! Er hat mich ignoriert, wenn ich davon angefangen habe...Er soll sich schön selbst helfen!"
Shannon musste kichern. "Wieder solche Spekulationen?"
"Shannon! Es hört sich blöd an, aber weiß Jeff denn, das Molly seinen Sohn zum Anheizen benutzt, bevor sie mit ihm ins Bett steigt?...Ich verstehe es sowieso nicht ganz, seit wann sie auf ältere Männer steht...", und der Fahrstuhl ließ sein "Bing" ertönen und Serena kam mit ihrem Ehemann und brachten das Abendbrot mit.
Nicole freute sich riesig über ihren Besuch und verbrachte mit ihren Kolleginnen und Freundinnen und Serenas Mann einen wunderschönen, entspannten und lustigen Abend.
Und die Geschichte Kelly - Molly war daraufhin schnell vergessen und vom Tisch.
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