Kapitel 19..."Wie soll ich dir vertrauen?"

Molly kam völlig außer Atem und ziemlich aufgelöst in der Kinney - Villa an. "Liebes? Bist du das?", kam es aus der Küche. Es war Jeff, der hinter der Küchentheke stand und sich um das Abendbrot kümmerte. Oskar hatte für den heutigen Abend frei bekommen.

Molly betrat die Küche und Jeff kam zu ihr mit einer Schürze um den Leib gewickelt. "Wie war dein Tag, Liebes?", und er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. Als er etwas Widerstand bemerkte, lockerte er seine Umarmung und sah Molly an. "Was ist los?", fragte er besorgt.

Molly löste sich aus seiner Umarmung heraus und setzte sich an die Küchentheke, die Wohnzimmer und Küche teilte. Ihre Augen schweiften über den gedeckten Tisch. Dann hob sie den Kopf. "Drei Gedecke?...Erwarten wir jemanden?", fragte sie überrascht und sah ihn dabei müde an. Sie schaute abermals auf das Geschirr auf dem Tisch.

"Kelly...Ich habe Kelly heute zum Essen eingeladen. Da er jetzt allein in dieser WG wohnt, dachte ich, dass er einen Tapetenwechsel braucht...", begann Jeff ihr zu erklären und ging an den Herd zurück, um die Soße anzurühren.

Molly war jetzt noch mehr genervt. Entweder wurde es eine lange Nacht mit Vater und Sohn oder Kelly fuhr danach in die WG zurück oder schlimmstenfalls blieb er über Nacht hier in der Villa.

Jeff merkte an der Stille von Molly, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sonst redete sie wie ein Wasserfall, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Doch heute Abend war sie verdächtig still. Er nahm den Soßentopf vom Herd und stellte den Wasserkessel auf die Herdplatte. "Also! Wo brennt es denn?", wiederholte er seine Frage von vorhin.

Molly stöhnte. "Es war ein langer Tag, Jeff. Ich bin müde und habe keinen großen Appetit. Ich möchte eigentlich nur noch ins Bett."

"Oh!...Das klingt ernst!...Möchtest du darüber reden, Liebes?", und Jeff setzte sich zu ihr, nahm die Flasche Wein vom Tisch und öffnete sie. Dann zog er Mollys und sein Glas zu sich heran und füllte diese. Er verschloss die Flasche und stellte sie auf ihren Platz zurück. Nebenbei schob er Molly ihr Glas hinüber, das sie gleich umfasste und festhielt. Er schaute in ihr Gesicht und wartete geduldig.

Molly hämmerte mit ihren Fingern auf das Glas. Dann rauschte es über ihre Lippen. "Ich habe viel Geld in den Sand gesetzt."

"Von welcher Summe reden wir hier?", kam es neugierig von Jeff.

"Fünf Millionen...", flüsterte sie in ihr Glas hinein.

Jeff lehnte sich zurück und stöhnte. "Oh mein Gott!" Dann setzte er sich mit seinem Stuhl wieder an den Tisch heran. "Woher...Woher hast du so viel Geld?", war seine nächste Frage...noch ruhig und verständlich.

"Ich bin nicht so arm, wie du denkst.", antwortete sie ihm schon in einem festeren Tonfall.

"Könntest du mir das etwas näher erklären Molly?", wurde Jeff langsam ungeduldig. Denn die Summe, über die sie hier gerade sprachen, war enorm hoch. Und wie kam Molly an solch eine große Summe heran? Er dachte, sie...

"...Mein Vater hat vor einigen Jahren Fonds für mich angelegt und ein Konto, auf das jeden Monat eine enorme Summe von ihm überwiesen wurde. Ich war seine einzige Tochter. Er starb vor einem halben Jahren. Ich habe ihn noch besucht, bevor ich aus der WG ausgezogen bin. Mit seinem Tod bekam ich den Zutritt an die Fonds und an das Konto. Ich brauchte dein Geld nicht für das, was ich vor gehabt hatte, welches du mir zu unserer Hochzeit geschenkt hast. Das kann ich dir gern wieder zurückgeben in voller Höhe.", und sie leerte ihr Glas im Ganzen.

"Was hast du damit getan, Molly?", erfragte Jeff verwirrt, denn er konnte sich diese schlechte Laune von ihr nicht erklären. Ihr Gesicht trug eine wütende Maske.

"Ich habe damit ein Geschäft gekauft, um nicht von dir abhängig zu sein, Jeff. Ich möchte arbeiten, genau wie du."

"Das ist doch schön, Molly!...Aber wo liegt das Problem?..."

Und an der Tür klingelte es. Molly und Jeff hoben zur gleichen Zeit den Kopf und sahen zur Tür. "Ich gehe aufmachen!", und Jeff erhob sich. Er blieb neben Molly stehen, legte seine rechte Hand auf ihre Schulter und zog sie wieder zurück.

Molly hörte die Stimme von Kelly. "Wo ist sie Dad?" Er war aufgebracht und wütend veranlagt. Er kam in schnellen Schritten um die Ecke, gefolgt von seinem Vater. Vor Molly blieb Kelly aufbrausend stehen und schrie sie an. "Was hast du dir dabei gedacht?...Was hast du getan, verdammt nochmal?"

Jeff seine Augen schwenkten von seinem wütendem Sohn auf Molly, seine Frau. Nun verstand er gar nichts mehr. "Könnte mir bitte einer von euch Beiden erklären, worum es hier gerade geht?", ging er dazwischen.

Kelly sah seinen Vater an. "Sie hat es dir also noch nicht gesagt!", schnaubte Kelly.

"Was gesagt? Kannst du bitte deutlicher werden, Sohn?", bat Jeff ihn.

"Sie hat das - Satisfaction - gekauft und dem Schuhladen, dem Bistro und der Geschenkeboutique den Pachtvertrag gekündigt. Der Rest an Geschäften durfte bleiben. Und wieso hat sie das getan? Weil in jedem dieser Geschäfte ein Freund oder eine Freundin von Nicole Mahoni gearbeitet hat...Wie konntest du ihr das nur antun, Molly? Sie ist deine beste Freundin, verdammt nochmal!", brüllte er sie an.

Molly fuhr zu ihm herum und stand wütend von ihrem Stuhl auf und richtete ihre Worte an Kelly. "Was ich mit meinem Geld mache, geht DICH überhaupt nichts an! Ich habe genug davon! Ich kann es ausgeben für dies und das und...Ja! Ich habe das Kaufhaus gekauft! Na und? Wer tut das nicht heutzutage? Es ist doch keine große Sache ein Kaufhaus zu kaufen. Das passiert hin und wieder mal...oder nicht? Ich bin da nicht die Erste, Kelly!", fluchte sie und blaffte ihn an.

Jeff verstand nun wirklich kein Wort mehr, das hier gerade hin und her geworfen wurde. Doch dann schaltete er. "Du...Du hast...Molly!...Sag mir, dass du das nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hast!"

Molly wand ihren Blick von Kelly ab und starrte auf Jeff seinen entsetzten Gesichtsausdruck. "Was?...Ich habe dir gerade gesagt, dass ich dieses Kaufhaus gekauft habe, Jeff!"

"Nein! Hast du nicht! Du hast mir gerade gesagt, dass du ein Geschäft gekauft hast und kein Kaufhaus, Molly!...Wir reden von DIESEM Kaufhaus!...Das Satisfaction richtig?", stellte Jeff im lauten Ton klar.

"War das schon immer dein Plan, das Leben und die Existenz anderer Menschen zu zerstören? Was hat dir Mahoni getan, dass du so mit ihr herumspringst? Sie hat dich aufgenommen, als du nicht wusstest...wohin. Sie hat dir ein Dach über deinen dämlichen Schädel gegeben. Und so zahlst du ihr es zurück?", wütete Kelly in der Küche der Villa herum.

Jeff stoppte seinen Sohn in seiner Wut und stand neben Molly, mit den Händen in seinen Hosentaschen.

"Molly!..Wie soll ich dir vertrauen, wenn du mir nichts erzählst?"

Molly sah Jeff mit einem scharfen Blick an. "Ich habe es für mich getan! Ich hatte es satt, dass man mir ständig sagte, wann ich wieder zu Hause sein sollte, dass ich mich gefälligst gesittet anziehen sollte, mein Zimmer aufzuräumen habe, nicht so viel Alkohol trinken sollte, meine Hände von älteren Männern wie dich fern zu halten hätte...Das waren Gründe, weswegen ich von zu Hause abgehauen bin. Und in der WG ging es so weiter...!", verteidigte Molly sich.

"Falsch Molly! In der WG gab es Regeln, die jeder von uns einzuhalten hatte...du, ich und Nicole. Es war ihre Wohnung, ihre WG, ihre Regeln. Auch sie hielt sich daran."

"Ich lebe nicht nach Regeln wie sie. Ich hab mir meine eigenen Regeln gemacht. Sie war wohl so etwas wie eine Musterschülerin, eine Vorzeige - Tochter, eine Streberin, was ich nie war. Lass mich bloß in Ruhe mit diesem Mauerblümchen!", fauchte sie Kelly an.

"Sie ist deine beste Freundin Molly! Und zu deiner Information Molly: Mahoni kennt ihre leiblichen Eltern nicht! Von wegen Vorzeigetochter! Pass auf, was du über sie über deine Lippen bringst!", warf Kelly scharf ein.

"WAR sie nie...meine beste Freundin!...Ich hab mich um ihr Vertrauen bemüht und es mir erarbeitet. Doch ich hatte irgendwann genug von ihrem mütterlichen und freundschaftlichen, schwesterlichen Getue und genug von ihren Regeln. Ich musste irgendetwas tun, um sie dafür zu bestrafen...!", zeterte Molly in der Küche herum.

"...Und kaufst das Kaufhaus und schmeißt sie mit ihrem Geschäft hinaus...und die anderen beiden Geschäfte gleich mit hinterher...?!", beendete Jeff stirnrunzelnd ihren Satz.

Molly drehte sich zu dem gedeckten Tisch um.

"Es war mein Kaufhaus!", lenkte sie dann nachdenklich ein.

Kelly und Jeff sahen sich stumm an. "Wie meinst du das? Du sagtest doch eben...", fragte Jeff.

"Was hast du damit gemacht?", fragte Kelly sie bestürzt.

"Jemand anderes hat es gekauft. Er war heute bei mir. Sein Vertrag für das Kaufhaus trug das Datum drei Tage vor meinem Kauf...Also ist meiner ungültig...ein offensichtlicher Fehler des Verkäufers oder Notars oder Anwalts...wie auch immer...Keine Ahnung!"

"Du hast das Kaufhaus jemand anderem überlassen? Bist du noch zu retten?", fluchte Kelly.

"Was sollte ich denn tun? Ihm sagen, dass ich es lieber in die Luft sprengen würde, als es irgendjemand anderen zu überlassen?", schrie sie Kelly an.

"Was willst du denn damit? Es nützt dir doch nichts mehr. Du hast es Nicole genommen und ihr ganzes Leben, das sie da hinein gesteckt hat, schon ruiniert. Was willst du denn noch?", entgegnete Kelly streng und schrie so laut, dass die Gläser auf dem Tisch ein kleines Summen von sich gaben.

"Keine Ahnung Kelly!...Ich will etwas, was ganz allein mir gehört, etwas, was ich nicht teilen muss, was mir Anerkennung und Aufmerksamkeit verschafft...etwas, wofür ich meinen Namen setzen kann. Verstehst du?", polterte sie mit scharfer Stimme. "Ich möchte etwas, womit SIE nicht mithalten kann!", brummte sie mit gesenktem Kopf und gelassener Stimme, als hätte sie gerade in Gedanken mit dem Teufel einen Pakt geschlossen.

"Dann musst du dafür hart arbeiten...wie jeder von uns hier, um an dein Ziel zu kommen! So etwas erledigt man nicht mit Hass oder Geld, Molly!...Du bist krank!...Du gehörst hinter verschlossene Türen!", erklärte Kelly und richtete seine Worte an seinen Vater. "Ich verzichte heute auf die Einladung zum Essen. Vielleicht ein anderes Mal...wenn die Umstände nicht so gravierend sind."

Ein letzter Blick auf Molly und seinen Vater folgte und Kelly verließ stürmisch die Villa.





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