Kapitel 14..."Warum ausgerechnet dieses Gebäude, Leon?"

Nicole verließ in schnellen Schritten den Fahrstuhl und lief weinend in ihr Schlafzimmer und von da aus in ihr Bad. Sie machte die Tür hinter sich zu und ging zum Waschtisch und drehte den Wasserhahn auf und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Ihr Blick in den Spiegel zeigte ihr eine verzweifelte, verängstigte, junge Frau, an der gerade ihr ganzes Leben vorbei zog.

Ihr Lieblingskaufhaus hatte geschlossen. Drei Geschäften wurde der Vertrag gekündigt...ihretwegen. Molly Evans war dafür verantwortlich. Shannon offenbarte ihr die leibliche Mutter zu sein und nun tauchte Kelly auf und wollte ihr klar machen, dass er sie ebenfalls all die Jahre, die sie sich kannten, sie auch geliebt und es sich nie eingestanden hatte. Deshalb glaubte er in Molly eine geeignete Partnerin zu sehen, um die beste Freundschaft zwischen Nicole und ihm nicht zu gefährden.

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Nicole ließ sich Wasser in die Dreiecksbadewanne ein und zog sich aus. Sie ließ ihre Sachen überall im Bad verstreut liegen und stieg in das warme, angenehme Wasser ein. Sie tauchte ihren Körper hinein und ließ nur noch den Kopf heraus schauen. Ihre Augen schlossen sich und sie bekam einen Einblick in kurze Momente, in denen sie mit Kelly glücklich war.

Doch ihr Herz hatte sich vorige Nacht für Leon geöffnet. Er kaufte ihr das große Geschäft, weil er sie liebte. Somit konnten die drei Läden einziehen und ihre Freunde waren nicht mehr ohne Arbeit.

Sie wollte allerdings dieses Gebäude nicht von Leon bekommen, sondern selbst erkaufen. Darüber wäre sie viel mehr glücklicher gewesen. Wenn der Makler alles wieder rückgängig hätte machen können, wäre für Nicole wenigstens die Welt halb in Ordnung.

Sie hatte um sich einen Schutzwall gebildet. Sie wollte sich vor Leon schützen, doch er meint es ernst. Als er mit ihr im Wohnzimmer getanzt hatte, tat es ihr gut und sie fühlte sich in seinen Armen geborgen und für eine Moment konnte sie alles Unerträgliche um sich herum vergessen. Sein Körper sendete dieselben Signale wie ihrer. Sein Herz klopfte sehr stark und sehr schnell unter ihrer Handfläche. Sie konnte sein Blut fast rauschen hören, so floss es in Wallung durch seine Adern. Ihr Körper glühte nach seinen Berührungen und sie verlangte mehr von ihm und ließ sich gehen. Sie vertraute ihm und ließ sich somit auf ihn ein.

Er fühlte sich gut an ihrem nackten Körper an. Jeden Muskel hatte er angespannt unter ihren Berührungen. Sie liebte seine Lippen auf ihren und auf ihrem ganzen Körper verstreut. Nicole lag im Wasser und stöhnte leise auf. Sie vermisste Leon.

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Um neun Uhr des nächsten Tages kamen die Firmen, um mit den Renovierungen und Malerarbeiten zu beginnen. Nicole war seit sieben Uhr vor Ort, bekleidet mit Latzhose und Top. Ihre Haare waren zu einem strengen Dutt verknotet. Sie übernahm die Bauaufsicht, aber das Sagen hatten die Chefs der Firmen. Leon hatte sich mit dem Makler beraten, welche Firmen aus der Stadt dafür geeignet seien. Leon rief die jeweiligen Firmen an und machte alles soweit klar und handelte alles aus.

Nicole stand in dem großen Raum im Erdgeschoss und sah die große steinerne Treppe in die erste Etage hinauf. Sie lächelte und band sich ein Haartuch auf den Kopf und wartete auf Serena und Shannon und meinte mit einem Lächeln im Gesicht: "Packen wir's an!"

Shannon wollte sich Nicole an die Seite ziehen, doch Mahoni wehrte sie ab und ließ sie stehen.

Shannon hatte das Nachsehen. Wie lange würde es dauern, bis Nicole ihr verzeihen würde?

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Unterdessen war Leon auf dem Rückweg, einen Tag eher als geplant würde er wieder im Apartment sein. Seine Maschine war soeben gelandet und Eric wartete bereits auf ihn. Leon kaufte noch einen großen Blumenstrauß auf dem Markt in der Nähe der Kirche und von dort aus würde er sich von Eric abholen lassen, bevor die beiden Männer zu ihrem nächsten Auftrag fuhren.

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Nicole war sehr früh beizeiten aufgestanden, um für das große Frühstück für alle einkaufen zu gehen. Mit Serena bereitete sie dann vor Ort belegte Brötchen vor, Obst - und Gemüseteller, kochte eine große Kanne mit Kaffee und Tee und richteten zum Schluss ein Büfett aus, damit sich jeder zwischendurch bedienen konnte.

Gegen elf Uhr wurde die Frühstückspause eingeläutet und alle trafen sich im Erdgeschoss.

Ein lautes "Guten Morgen!" hallte durch das Gebäude und alle Augen richteten sich auf die Person, die soeben eingetreten war.

Nicole erkannte ihn wieder...Eric...der Mann, der sie vor einigen Wochen in den frühen Morgenstunden bei Gewitter und Regen zum Apartment gefahren hatte. Sie ließ alles stehen und liegen und ging lächelnd auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.

"Es ist schön, Sie wieder zu sehen, Miss...!", sagte er.

Nicole freute sich ebenso und gab ihm ihre rechte Hand. " Ganz meiner Seits!...Ehm...Haben Sie schon gefrühstückt?", fragte sie ihn und nahm ihn an seine linke Hand und führte ihn zum Büfett. "Was machen Sie eigentlich hier in dieser Gegend?", fragte sie ihn, während sie ihm eine Tasse Kaffee bereit stellte.

"Oh! Ich...Ehm...Ich war gerade in der Gegend und dachte mir..." Er brach seinen Satz ab und ließ seine Augen durch das Erdgeschoß gleiten. Dann murmelte er vor sich hin. "Ich kenne dieses Gebäude!" Er runzelte die Stirn, als er sich um seine eigene Achse drehte.

Nicole sah ihn skeptisch an. "Ach wirklich? Es ist ein schönes Gemäuer, nicht wahr?...Sehr hohe Wände aus kaltem Gestein...", entgegnete Nicole ihm und beobachtete seinen Gesichtsausdruck, der sich von der gesunden Farbe "Rosa" in die Farbe "Rot" verwandelte, während sie ihn weiter ansprach. "Woher...?", fragte sie ihn beiläufig.

Dann räusperte er sich und stellte seine Tasse am Büfett ab und zupfte nervös an seinen Sachen herum. "Ich...Ehm...Ich muss dann mal...los!...Der nächste Kunde wartet auf mich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und frohes Schaffen, Miss......Ehm...Ja...!", und er drehte sich nervös zum Ausgang und murmelte den Kopf schüttelnd vor sich hin: "Schlechte Wahl Miss!...Sehr schlechte Wahl!", und er verließ im Sturmschritt das Gebäude, bevor sie ihn noch aufhielt und ihn nach seiner Skepsis fragte. Schnurstracks lief Eric auf sein Taxi zu, stieg ein und fuhr an. Dann wählte er die Nummer seines Chefs über den Bordcomputer.

"Eric?...Wo bleibst du? Ich warte hier seit fünf Minuten auf dich!", war eine erregte Männerstimme zu hören.

"Leon...Ich war gerade bei ihr...Wie konntest du ihr das Wein - Gebäude deines Vaters kaufen? Es sind Menschen darin gestorben...durch die Hand deines Vaters. Schon vergessen?"

"Sie hatte ein Auge auf dieses Gebäude geworfen...Es hat ihr gefallen und sie wollte es. Ihrem und zwei anderen Geschäften wurde der Pachtvertrag im Kaufhaus gekündigt. Und sie hat für diese drei Geschäfte etwas Neues, Passendes gesucht. Sie wollte alle drei unter einem Dach haben...Und das hier fand sie dafür sehr angemessen. Der Makler ist mit ihr da durch gegangen. Er hat sie auf einige Unschönheiten hingewiesen...", versuchte Leon ihm die Sache zu erklären.

"...Auf Unschönheiten?...Aber sicher nicht auf die Menschen, die da drin ihr Leben gelassen haben wegen Schmuggelei und verdorbener Ware...Leon...unter anderem ist auch dein Vater drauf gegangen. Oder hast du das schon vergessen? Das war nicht richtig, man!"

"Es ist mein Familienbesitz...mein Erbe, Eric!...ich kann damit tun und lassen was ich will!", antwortete Leon sehr forsch.

"Ganz ehrlich? Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, Leon!... Wenn sie das heraus findet, dann kannst du dir gewiss sein, dass du sie verlierst! Sie wird dich umbringen, Leon!...Glaub mir!...Ich möchte dann nicht in deiner Haut stecken!....Warum musste ausgerechnet ihre Wahl auf dieses Gebäude fallen? Gab es denn nichts anderes zum Verkauf?", war Eric geladen und hysterisch und fuhr bereits auf die Hochstraße zu, um Leon vom vereinbarten Treffpunkt abzuholen.

"Ich glaube nicht, dass das dich irgendetwas angehen sollte...Könntest du dich jetzt auf's Fahren konzentrieren und deinen Arsch hierher bewegen?", knurrte Leon ins Handy hinein.

"Was glaubst du, tue ich denn gerade, Leon, hä?! Glaub mir, das wird kein gutes Ende nehmen!", warf Eric gestresst in das Gespräch ein.

"Das lass mal meine Sorgen sein, Eric! Wir haben in einer halben Stunde einen wichtigen Termin. Es gibt heute noch einen großen Deal abzuwickeln! Und da können wir es uns nicht leisten zu spät zu kommen!...Also fahr zu verdammt nochmal!", spornte er Eric an und legte verärgert auf.

Eric knurrte laut in seinem Auto herum. "Bin ich etwa ein Gott verdammter Rennstall oder was? Was glaubt er was ich hier mache? Rühreier für's Frühstück braten oder was? Ich tu ihm seinen Gott verdammten Arsch retten! Seit wann legt er sich für eine Frau so ins Zeug? Soll einer mal die Welt verstehen...vor allem IHN! Das geht hier gar nicht mehr normal zu!

Aber was weiß ich denn schon davon? Ich bin ja nur sein Chauffeur!", und Eric trat das Gaspedal ganz durch und legte einen Zahn zu.

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